Tonartwechsel oder Tonart ignorieren

Aklord
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Hallo,

im Krieg und in der Liebe ist ja bekanntlich alles erlaubt, was ja auch für die Kreation von Musik gilt. Insofern könnte ich nachfolgend tun, wie mir beliebt.
Da ich allerdings noch Anfänger bin, möchte ich es lieber von vorn herein konventionell betreiben.

Doch nun zu meinem Problem:

Ich finde auf der Gitarre hören sich die Akkorde Bmin und F#maj im Wechsel ganz gut an. Darauf würde ich gern etwas aufbauen.
Verwende ich jetzt aber die Tonart F#, passt das D vom Hmoll-Akkord nicht hinein.
Verwende ich aber nun die Tonart Hmoll, passt das A# vom F#-Akkord nicht.

Das ganze sollte auf jeden Fall (nach meinem Empfinden) in einer Molltonart bleiben.

Sollte ich jetzt...

1. Die Akkorde Bmin und F#min (statt F#maj) im Wechsel verwenden und das ganze auf H-Moll aufbauen? Das hört sich dann aber für mich nicht mehr so gut an, wie eingangs erwähnt.

2. Im zu schreibenden Stück die Tonart passend zu den Akkorden zwischen Hmoll und Ddur wechseln?

3. Die Akkorde Bmin und F#maj einfach verwenden und trotzdem ansonsten in Hmoll bleiben?

4. Noch verwirrender wird es, wenn ich die Tonart F#-dur verwende (Akkorde bleiben Bmin und F#maj) aber diese Tonart einfach D#-moll nenne, was ja erlaubt ist und ich hätte wieder eine Moll-Tonart.

Was ist da so das Gängigste? Wie würdet ihr das machen? (und warum genau so?)
 
Eigenschaft
 
Deine Tonart ist wahrscheinlich B minor (dt. h moll).
Der F# Akkord (F# A# C#) ist dann die dazugehörige Dominante und deshalb hört sich das im Wechsel gut an. Eine Dominante zieht immer zuverlässig zur Tonika.
Bm (aeolisch): B C# D E F# G A B (B=dt. h)
Wie Du siehst, decken sich die Töne mit der Paralleltonart D Dur.

Die Hauptkadenz ist Bm - Em - F#7
Als Akkordskalen: Bm aeolisch, Em dorisch, F#7 HM5
Durch den Dominantseptakkord (F# A# C# E) bekommst Du noch mehr Zug zur Tonika. Der Unterschied von einem Ton "A" in B minor zu einem Ton "A#" im F#7 liegt daran, dass die Dominante aus "h harmonisch moll" entliehen wurde. Eine übliche Bezeichnung für diese Akkordskala ist HM5 = fünfter Modus harmonisch moll (in diesem Fall von "h").
Tonleiter F#7 (HM5): F# G A# B C# D E F#

Wie Du wahrscheinlich merkst, ist Moll einen Tick komplexer als Dur, wenn es um Akkordskalen geht.

Was in deinem Stück passiert, liegt vor allem an deiner kompositorischen Idee und Absicht. Ohne konkretes Beispiel kann man das nur schlecht diskutieren.
Mit einer Akkordfolge oder noch besser einer Melodie plus Background (Noten oder Soundcloud-Aufnahme) sieht das schon ganz anders aus.

Gruß Claus
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde auf der Gitarre hören sich die Akkorde Bmin und F#maj im Wechsel ganz gut an. Darauf würde ich gern etwas aufbauen.
Verwende ich jetzt aber die Tonart F#, passt das D vom Hmoll-Akkord nicht hinein.
Verwende ich aber nun die Tonart Hmoll, passt das A# vom F#-Akkord nicht.
Deine Akkord-/Tonbezeichnungen sind etwas verwirrend. Meinst du mit Bmin das deutsche H-Moll (engl. B minor) oder tatsächlich B-Moll (engl. Bb minor)? Ich ziehe jetzt mal knallhart deutsche Notation durch. ;)

Falls du H-Moll meintest hat zonquer dir schon eine Erklärung gegeben. Falls es um B-Moll geht, macht es mehr Sinn, den Fis-Dur Akkord Ges-Dur zu nennen (Stichwort: enharmonische Verwechslung). Dann könnte man Ges-Dur als "Tonikagegenklang" in B-Moll interpretieren und das Stück in B-Moll ansetzen, zumindest wenn man in der klassischen Harmonielehre bleiben will. Inbesondere die 1. Umkehrung von Ges-Dur (B-Des-Ges) hat eine gute Wechselwirkung mit B-Moll in Grundstellung (B-Des-F), da die Akkorde bis auf die oberste Töne identisch sind und letztere de facto nur einen Halbtonschritt auseinander liegen.

Wahrscheinlich gibt es aber noch mehr Interpretationsmöglichkeiten, da zwei Dreiklänge eine Tonart nicht eindeutig festlegen. Und vielleicht solltest du noch mal klarstellen, welche Akkorde du eigentlich meintest.
 
Erst mal vielen Dank für die Antworten.
Ich schrieb ja, dass ich musiktheoretischer Anfänger bin. Die Antwort von zonquer zeigt mir erst mal, wie stark ich tatsächlich noch am Anfang stehe. Ich denke mal, so 3 % bis 5 % der Antwort habe ich verstanden.
ABER: Das ist auch gut so. Ich werde mir jetzt die nächsten Wochen alles erarbeiten, was ich benötige, um die Ausführungen von zonquer zu vestehen. Dann bin ich schon mal ein großes Stück weiter.

Was den Beitrag von Quentin Zirkel angeht, so hat er recht. Bmin, Hmin, B-Moll und H-Moll ist alles für mich das gleiche, gemeint hatte ich das deutsche H-Moll. Ich finde es sehr ärgerlich, dass es eine internationale und eine deutsche Schreibweise in der Musiknotation gibt. Hätten die mit der deutschen Rechtschreibreform gleich mal mit anpassen sollen :D. Da muss ich mich noch dran gewöhnen, besser zu differenzieren.

Um noch mal auf zonquer zurückzukommen:
Was in deinem Stück passiert, liegt vor allem an deiner kompositorischen Idee und Absicht. Ohne konkretes Beispiel kann man das nur schlecht diskutieren.
Mit einer Akkordfolge oder noch besser einer Melodie plus Background (Noten oder Soundcloud-Aufnahme) sieht das schon ganz anders aus.

Das ganze war eine selbstauferlegte Übung von mir, bei der aber auch ruhig etwas Sinnvolles herauskommen darf.
Ich hörte mir wahllos den Wechsel zwischen Akkorden an und merkte mir, was mir gefällt. Dabei fand ich so 4 bis 5 Akkorde, die sich ganz gut miteinander anhörten. Die ersten beiden (H-Moll und F#-Dur) fand ich besonders harmonisch klingend.
Dann bin ich bei gegangen und hab' mir genau angeschaut, welche Töne an den Akkorden beteiligt sind und in welche Tonart die passen könnten. Der nächste Schritt wäre gewesen, eine Melodie drauf zu setzen und weitere, passende Akkorde zu finden. Da ich jedoch (aufgrund mangelnden Wissens) auf zwei mögliche Tonarten stieß, habe ich den Thread hier erstellt.

Jetzt stellt sich eventuell noch die Frage, wie man Akkorde auf einer Gitarre spielen kann, ohne die beteiligten Töne zu kennen. Nun, ich arbeite da mit dem Amplisound Guitar Plugin. Da kann man sowas mit machen. Es ist fast so, als jammed jemand auf der Gitarre herum, der perfekt Gitarre spielen kann und man lässt sich davon inspirieren.
 
Ich denke mal, so 3 % bis 5 % der Antwort habe ich verstanden.
Sorry, das war nicht vor mir beabsichtigt.
Wenn Du es 100% kapieren willst, können wir (alle in der Harmonielehre) es gemeinsam Schritt für Schritt erörtern.

Jetzt stellt sich eventuell noch die Frage, wie man Akkorde auf einer Gitarre spielen kann, ohne die beteiligten Töne zu kennen.
Wen Du das über "Verstehen" lernen willst, sind das Spielen und Benennen können der Intervalle und dann der Dreiklänge in allen möglichen Lagen auf der Gitarre eine Grundvoraussetzung.
Es ist zunächst eine gewisse Durststrecke, aber relativ bald lichtet sich das Dickicht.
http://www.alle-noten.de//hitengine3.php?any=felix+schell+saitenwege

Nachtrag vom August 2023: Alle Aussagen von mir bezüglich dieser Veröffentlichung betreffen die Auflage von 2010, die nachfolgende von 2017 wurde inhaltlich deutlich bearbeitet und in verschiedene Bücher aufgespalten.

Nun, ich arbeite da mit dem Amplisound Guitar Plugin.
Da frage ich mich allerdings, welches Instrument Dir jetzt tatsächlich zur Verfügung steht.
Harmonielehre ist für Anfänger nicht ohne Tücken und auf der Gitarre gilt das doppelt und dreifach, wenn keine (mehr oder weniger klassische) Vorausbildung in Gitarrenspieltechnik vorhanden ist.


Gruß Claus
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn Du es 100% kapieren willst, können wir (alle in der Harmonielehre) es gemeinsam Schritt für Schritt erörtern.
Das ist sehr nett, aber führt das nicht etwas weit? Ich denke, hier bin ich selbst gefordert mich weiter zu bilden und mir nicht etwas vorkauen zu lassen.
Eine schöne Sache wäre natürlich, wenn man hier Zusammenhänge aufecken könnte, die dann anderen weiterhelfen, die nach Antworten suchen und diesen Thread lesen.
Helfen würde mir, wenn ich dann etwas schauer geworden bin, noch mal auf diesen Thread zurück zu kommen und abzufragen, ob das, was ich dann glaube verstanden zu haben, auch plausibel ist.

Vielen Dank für den Link, aber das geht mir dann zu weit in Richtung Gitarre.
Genaugenommen war ich vor 10 Jahren Bassist, auch mit Live-Erfahrung. Jetzt habe ich die Musik für mich neu entdeckt. Da ich jedoch momentan keine Band habe, muss ich mir ja eine Begleitung "schnitzen", was mit dem Computer auch sehr gut möglich ist. Dazu benötige ich jedoch mehr Hintergrundwissen. Mein Ziel ist es, ein paar brauchbare Songs zu schreiben (was ich durchaus für realistisch halte), mir wieder eine Band zu suchen oder eine zu gründen und den Skill auf dem Bass zu verbessern.
Man könnte auch sagen, ich möchte Essen gehen, weil ich aber kein Restaurant finde, lerne ich kochen.
Das Ganze hat mich jetzt innerhalb ca. eines Jahres zumindest soweit gebracht, dass ich problemlos zu vorhandenen Songs eigene Basslinien erstellen kann und dass ich mir Melodien ausdenken kann, mit denen sich was anfangen lässt, was noch vor ca. einem Jahr ein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre.
 
Vielen Dank für den Link, aber das geht mir dann zu weit in Richtung Gitarre.
Schon klar, der erste Beitrag erweckte halt die Vorstellung, dass Du Gitarrist bist.
Die auf dem eigenen Instrument (möglichst vertraute) Verbindung Fingermotorik-Hören-Sehen formt das Lernen wesentlich und kann es sehr unterstützen.

Soweit es um Harmonielehre geht, würde ich an deiner Stelle vom Keyboard ausgehen. Damit entfallen die Besonderheiten, die auf der Gitarre zu berücksichtigen wären.
Außerdem beziehen sich die üblichen Notenbeispiele auf die Umsetzung mit einer Tastatur und schließlich erkennt man die jeweilige Struktur der Tonschichtung bzw. Tonreihen darauf sehr einfach.

Gruß Claus
 
Soweit es um Harmonielehre geht, würde ich an deiner Stelle vom Keyboard ausgehen.
Ja, das tue ich auch. Ich nutze das Gitarrenplugin nur zur Inspiration. Dort stelle ich irgendwelche Akkorde ein, höre sie mir an, schaue dann auf dem Griffbrett der virtuellen Gitarre, welche Töne es sind und spiele sie dann auf dem Keyboard nach. Zusätzlich schaue ich noch in meiner Akkordtabelle, wie man den Akkord denn richtigerweise auf dem Keyboard spielt.
So erschließt sich mir das Ganze dann (hoffentlich ;)).
 
Ich nutze das Gitarrenplugin nur zur Inspiration. Dort stelle ich irgendwelche Akkorde ein, höre sie mir an, schaue dann auf dem Griffbrett der virtuellen Gitarre, welche Töne es sind und spiele sie dann auf dem Keyboard nach. Zusätzlich schaue ich noch in meiner Akkordtabelle, wie man den Akkord denn richtigerweise auf dem Keyboard spielt.
Nichts für ungut, aber das klingt irgendwie etwas umständlich. Ich werfe mal das böse Wort in die Runde: wie sieht's mit Noten aus? ;) Könnte sich längerfristig lohnen. Ansonsten reicht aber auch aus wenn du weißt wie die Tasten/Töne auf dem Klavier heißen und wie Akkorde aufgebaut sind, d.h. aus welchen Intervallen sie bestehen (Stichworte: Dreiklänge, deren Umkehrungen, dann das selbe für Vierklänge). Das ist übrigens sowieso nötig wenn du dich mit Harmonielehre beschäftigen willst, wo es ja darum geht, verschiedene Akkorde in Beziehung zu stellen. Leider bin ich aber ein Klavier- und Notenfuzzi und kenne keine Quelle, die ohne Noten auskommt.

Nebenbei, dein Ansatz einfach erstmal auszuprobieren, was wie klingt ist schon mal goldrichtig. Ich bin die Sache anfangs viel zu verkopft angegangen und habe dann schnell gemerkt, dass das nichts bringt. Man muss die richtige Balance aus Probieren und Studieren finden.
 
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wie sieht's mit Noten aus?

Ich kenne mich mit Noten aus, ABER: Da ich eher schlechte Augen habe, kann ich sie nicht auf Anhieb lesen, sondern muss gaaaaanz dicht ran und abzählen. Naja c, d, e, f bzw. beim Bass e, f, g h kann ich auf Anhieb erkennen. Ab da muss ich aber abzählen und auswendig lernen, wenn ich z.B. ein Stück einübe.

Man muss die richtige Balance aus Probieren und Studieren finden.

Sehe ich genau so.
 
So, jetzt hatte ich noch mal über's Wochenende Ruhe, die erste Antwort von zonquer durchzugehen - mit folgendem Ergebnis:

Deine Tonart ist wahrscheinlich B minor (dt. h moll).
Das war eine der beiden von mir in Betracht gezogenen Möglichkeiten, entweder h moll oder f# dur.

Der F# Akkord (F# A# C#) ist dann die dazugehörige Dominante und deshalb hört sich das im Wechsel gut an.
Das verstehe ich jetzt nicht ganz. Müssen nicht alle einzelnen Töne eines Akkords auch in der verwandten Tonart vorkommen? Dies wäre ja für das A# im Falle der von dir vorgeschlagenen Tonart, h moll (b c# d e f# g a b) nicht so.

Eine Dominante zieht immer zuverlässig zur Tonika.
Das nehme ich als gegeben hin, hört man ja auch irgendwie raus.
Wie Du siehst, decken sich die Töne mit der Paralleltonart D Dur.
Das entnehme ich dem Quintenzirkel (nicht Quentin Zirkel :D). Warum das so ist und wozu es solche Paralleltonarten gibt, ist glaube ich, momentan nicht wichtig für mich.

Die Hauptkadenz ist Bm - Em - F#7
Verstehe ich das so richtig: Die Akkordfolge h moll, e moll und F#7 dur nennt man in der Tonart h moll "Hauptkadenz"?

Als Akkordskalen: Bm aeolisch, Em dorisch, F#7 HM5
Bahnhof???

Der Unterschied von einem Ton "A" in B minor zu einem Ton "A#" im F#7 liegt daran, dass die Dominante aus "h harmonisch moll" entliehen wurde.
Hier hört's komplett mit meinem Verständnis auf.

Was in deinem Stück passiert, liegt vor allem an deiner kompositorischen Idee und Absicht. Ohne konkretes Beispiel kann man das nur schlecht diskutieren.

Ich glaube, ich habe mir das alles viel zu einfach vorgestellt. Ich ziehe das Fazit, dass ich eine Song-/Melodie-Idee einfach weiter ausarbeiten muss. Solange es sich schlüssig anhört/anfühlt, ist auch noch alles gut. Falls es dann Probleme gibt, kann ich etwas Konkretes vorweisen, um gezielt Fragen zu stellen.
 
Müssen nicht alle einzelnen Töne eines Akkords auch in der verwandten Tonart vorkommen?

Nein, keinesfalls. Es dürfen immer alle Töne vorkommen. Die Frage ist nur, ob sich das gut anhört und, wenn ja, warum. ;)


Verstehe ich das so richtig: Die Akkordfolge h moll, e moll und F#7 dur nennt man in der Tonart h moll "Hauptkadenz"?

Unter "Hauptkadenz" versteht man die Abfolge von Tonika, Subdominante, Dominante und zurück zur Tonika.
Bei erweiterten Kadenzen können noch weitere Akkorde eingeschoben werden.

Was Dich im vorliegendem Beispiel in der Tonart H-Moll wundert/stört, ist die verdurte Dominante (Fis-Dur oder sogar Fis7) - das führt schon zu einer Hauptschwierigkeit bei Moll: es gibt verschiedene "Arten" von Moll. dem "aeolischen" ("natürliches/reines Moll") hat den Tonvorrat, von dem Du ausgehst. Hier hätte man als Stufendreiklang mit ausschließlich leitereigenen Tönen, tatsächlich die von Dir erwartete Fis-Moll-Dominante.

Nun gibt es aber auch das "harmonische Moll" mit einer erhöhten VII. Stufe. Das ist bei H-Moll genau die Verschiebung vom a zum ais - und somit auch vom Fis-Moll zum Fis-Dur. Manchmal welchseln auch die Töne a/ais je nach Bedarf, bei der Dominante wird ein Dur-Akkord oder sogar ein Dur-Sept-Akkord auch im Moll-Umfeld als sehr harmonisch und passend empfunden: schon alleine wegen seiner wunderschönen Auflösung zurück zur Tonika: das ais gleitet einen Halbton hoch zum Tonika-Grundton h. Das nennt man "Leitton-Funktion". Dieser Leitton fehlt bei einer Dominante Fis-Moll.



Die Sache mit aeolisch, dorisch und HM5 klingt schlimmer, als sie ist.
Bm aeolisch: das sind die Töne der natürlichen Moll-Tonleiter, "aeolisch" ist nur ein anderes Wort dafür (ein Modus der Kirchentonleitern).
Wenn Du mit genau diesem Tonvorrat über den Subdominant-Akkord Em improvisierst, benutzt Du ja wie gesagt genau diesen Tonvorrat, nur, daß der Ausgangspunkt (Grundton) e ist. Diesen Modus nennt man "dorisch".
Schau Dir hierzu mal die sogenannten "Kirchentonleitern" an - da geht man von einem Tonvorrat aus und beginnt mit verschiedenen Grund-/Ausgangstönen eine Tonleiter. Die bekommen dann Namen wie ionisch, dorisch, lydisch, ..., aeolisch, usw.

Also eigentlich in der Praxis ist dieser Fall furchtbar einfach: Man spielt genau mit denselben Tönen weiter wie bisher, es ändert sich also nix! :D
Nur dadurch, daß man den dazugespielten Akkord als Grundlage definiert, ändert sich der Modus von aeolisch auf dorisch. Schreib's auf, probier's aus - es ist nur begrifflich verwirrend, aber eigentlich nicht schwer.
Das HM5 schließlich bedeutet "harmonisch moll von der 5. Stufe aus". Das heißt, von der Tonart des Stücks (H-Moll) aus gesehen nimmt man die Töne von harmonisch Moll (der einzige Unterschied zum bisherigen Tonvorrat ist die erhöhte VII. Stufe von H-aeolosch-Moll, aber man beginnt die Leiter beim Fis - der V. Stufe der Ausgangstonart.


Hier hört's komplett mit meinem Verständnis auf.

Auch das bezieht sich auf dem Unterschied zwischen aeolisch und harmonisch Moll.
Suche mal Artikel zum Thema "Moll" (ich möchte jetzt nichts festes vorgeben, Du wirst einiges finden) - da wird der ganze Zauber erklärt. Und spiele es unbedingt auch! Nur durch Lesen oder passives Hören bekommt man viel schwerer einen Zugang, man muß es selber aktiv spielen. :)

Viele Grüße
Torsten
 
Mein Vorschlag zum Sortieren der Infos:
wenn Du das hier Geschriebene auch Durchblicken (statt intuitiv erfahren) willst, dann benötigst Du zunächst ein Verständnis von Dur.
Bleiben wir bei deinem Beispiel, dann wäre die Anwendung D Dur:
D E F# G A B C# D (B=dt. h)
Sehr geeignet zum Kennenlernen finde ich das Schema, das Aebersold in seinem Band 3 (II-V Verbindung) vorschlägt (Supplement, Übungen/Zeilen 1-12).
http://www.alle-noten.de/Aebersold-...Aebersold-Noten/5z576970?any=aebersold+vol.+3
http://www.alle-noten.de/Aebersold-...Aebersold-Noten/92r4ta5i?any=aebersold+vol.+3
Du kannst die Akkordskalenübung aber auch aus dem kostenlosen Jazz-Handbook übernehmen (S. 10, Pattern Procedures...):
http://www.jazzbooks.com/mm5/download/FQBK-handbook.pdf

Dann baust Du auf jeder Stufe der Durtonleiter in D den entsprechenden Dreiklang und den Vierklang.
Stufen-Dreiklänge: D F# A, E G B, F# A C#, G B D, A C# E, B D F#, C# E G (B=dt. h)
Stufen-Vierklänge: D F# A C#, E G B D, F# A C# E, G B D F#, A C# E G, B D F# A, C# E G B
Diese Grundformen sind auf der Gitarre nicht gut zu greifen bzw. nur als Arpeggio spielbar.
Also müsstest Du dir als nächste Aufgabe Voicings für die Stufenakkorde überlegen - der Grundton sollte dabei im Bass bleiben.
Kleiner Tip dazu: nach Drop 3 und Drop 2 Voicings für Gitarre/Guitar googlen
Aber Vorsicht, nicht jede Internetquelle stellt das korrekt dar, ein eigenes Verständnis des Konzepts ist also angebracht.
Damit ist die Tonleiter in Stufenakkorden spielbar, man nennt das "harmonisierte Tonleiter".

Wenn Du das Alles lieber aus einem Buch lernen möchtest, statt es im Internet zusammen zu suchen, ginge das natürlich auch. Ich finde folgendes ganz gut: Phil Capone - Jazz Guitar
Darin werden natürlich auch die Molltonarten und ihre Verwendung erklärt.

Wenn Dur verstanden wurde, ergibt sich die Ableitung des parallelen Moll auf der sechsten Stufe der Durtonleiter wie von selbst, bei D Dur ergibt das B moll (dt. H moll), die Skalenbezeichnungen der Dur-Stufe sind von den sog. Kirchentonarten entnommen und bezeichnen die Modes (Skalenumkehrungen).
Den Stufen von Du nach: 1 ionisch, 2 dorisch, 3 phrygisch, 4 lydisch, 5 mixolydisch, 6 äolisch, 7 lokrisch.
Bm (aeolisch): B C# D E F# G A B (B=dt. h)
Die letzten beiden Töne von natürlich Moll bzw. der äolischen Tonleiter stehen im Ganztonabstand (A - B).
Erhöht man die kleine Septime zur großen Septime A#, dann nennt man diese neue Tonleiter "harmonisch Moll":
Bm (harmonisch): B C# D E F# G A# B (B=dt. h)
Bei dieser Tonleiter fällt auf, dass es statt einem Halb oder Ganztonschritt ein Terz (Intervall) von der sechsten zur siebten Stufe gibt. Das sorgt für einen recht ungewöhnlichen Klang.

Es liegt nun nahe, neben der siebten auch die sechste Stufe zu erhöhen und damit erhält man eine weitere Molltonleiter mit durchgehenden Tonschritten und dem schönen Namen "melodisch Moll":
Bm (melodisch): B C# D E F# G# A# B (B=dt. h)
In der klassischen Musik wird diese Tonleiter aufwärts in der ebendargestellten Form mit erhöhten Stufen 6 & 7 gespielt, abwärts aber mit aufgelösten Stufe, was genau den Tönen von natürlich Moll entspricht.
Im Jazz wurde "melodic minor" zunächst aufwärts wie abwärts mit den erhöhten Tönen gespielt. Möglicherweise aufgrund der Akademisierung istdas heute nicht mehr so strikt, sprich: auch eine Auflösung bei Abwärtsbewegung ist möglich.

Die Aufgaben für natürlich, harmonisch und melodisch Moll wären wie in Dur:
Kennenlernen, Stufenakkorde bilden, Voicings zur hamonisierten Skala lernen.

Damit hast Du das Werkzeug, um Melodien zu harmonisieren. Regeln dafür ergeben sich aus der Kadenz.
Die einfachste kadenzielle Akkordfolge (Dur) wäre in Stufenbezeichnung I - IV - V - I.
Damit bzw. leicht variiert wurden schon unzählige Hits geschrieben, z.B. Louie Louie, Wild Thing, Walking on Sunshine.
Mit der winzigen Erweiterung des Mollakkords der 2 Stufe: What's Up

Gruß Claus
 
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Nur eine kurze Bemerkung von mir, nicht als Musiker sondern als Übersetzer: Es ist ratsam, wenn man deutsch spricht oder schreibt, Begriffe wie Fis, H, B zu verwenden; wenn man englisch spricht oder schreibt, F# (gesprochen: eff-sharp), B and Bb (gesprochen: bieh-flat).

Die englische Schreibweise ist zwar irgendwie konsequenter, weil man einfach das Alphabet bis G für die naturtöne verwendet, also A, B, C statt wie in Deutsch A, H, C, und weil the "schwarzen tasten" immer mit Vorzeichen geschrieben (gesprochen) werden; und auch knapper: F# statt Fis, C# statt Cis, Db statt Des.

Nichtsdestotrotz ist es gut, zu wissen in welcher Sprache man drin ist, wennn irgendwo von "B" die Rede ist! Ich weiß, dass es für Deutsche schwerig sein kann, die amerikanische Musik spielen und dementsprechend englischsprachige Literatur (auch Liederbücher) verwenden - bloß beim "B" aufpassen!

Cheers,
Jed
 
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Ich handhabe es so, dass ich für populäre Musik die englische Schreibweise bevorzuge, denn die findet man ganz überwiegend auch in der aktuellen Literatur.

In meinen Beiträgen beuge ich durch den meist mehrfachen Hinweis (B = dt. h) Missverständnissen bislang ausreichend vor.
Vielen Amateurmusikern sind die Feinheiten deutscher Notenbezeichnungen mangels klassischer Ausbildung gar nicht bekannt, z.B. allgemeine Notennamen in Kleinbuchstaben, fis statt F# usw.

Gruß claus
 
Die einfachste kadenzielle Akkordfolge (Dur) wäre in Stufenbezeichnung I - IV - V - I.

So, jetzt hab' ich einen (wenn auch kleinen) Aha-Effekt, den ich als Positivrückmeldung nicht verschweigen möchte.

Wenn ich das Obige auf D-Dur anwende, also...

I = D Fis A
IV = G H D
V = A Cis E
I = D Fis A

...kommt, wenn ich 3 mal I und IV im Wechsel spiele, dann zur Stufe V weiter gehe und danach wieder zur Stufe IV zurück, der "Hintergrund" von Foundations von Kate Nash heraus.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
...oder auch nicht (ganz). Hab' mal im Internet geschaut. Es wurde im Original auf C-Dur transponiert.
 
Noch eine kurze Anmerkung, die ohne viel musiktheoretisches Wissen anwendbar ist. Du kannst jeden Akkord, egal ob Dur oder Moll, durch seine Dominante ansteuern, auch wenn diese nicht Teil der Tonleiter ist. Mit anderen Worten: du kannst jeden Akkord über einen Durakkord anspielen, der eine Quinte über dem Zielakkord liegt. Das nennt sich je nach Kontext Zwischendominante oder Doppeldominante (falls du die Dominante über die Dominante anspielst).
 

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