Wie geht's weiter nach 3 Jahren GU?

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wanda
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Hallo! Ich musste leider wegen Geldmangels (960 €/Jahr sind eine Menge Geld für einen Studenten!) meinen GU beenden. :( Damit ich aber nicht auf der Stelle stehen bleibe, gucke ich mir, wenn ich dazu Zeit finde, freie Tipps bei Youtube an, mache beinahe jeden Tage Übungen (Tonleitern, Arpeggios, chromatisches auf Lip-Roll, Zungenroller, Mmh, Gi, bzw. allen Vokalen) und singe Songs. Aber gerade meine Intonation finde ich scheußlich. Was würdet ihr mir raten, für spezielle Übungen zu machen? Ein Gesangsbeispiel werde ich nachliefern!

Vielen Dank für die Antworten! Liebe Grüße!
 
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Aber gerade meine Intonation finde ich scheußlich. Was würdet ihr mir raten, für spezielle Übungen zu machen? Ein Gesangsbeispiel werde ich nachliefern!

Nach drei Jahren GU und fast täglichen Übungen würde ich vorschlagen, den "Übe-Pfad" zu verlassen und dich mal 100%ig der Praxis zu widmen. Du planst ja eh, in eine Band einzusteigen. Da kannst dann ja auch gleich deinen Gesang praktizieren.

Irgendwer hier im Forum sagte mal treffend: wer zuviel übt, wird ein guter Über, aber kein guter Sänger. Besonders die Intonation lernt man am einfachsten in der ständigen Praxis.
 
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Irgendwer hier im Forum sagte mal treffend: wer zuviel übt, wird ein guter Über, aber kein guter Sänger. .

Hihi, das könnte glatt von mir gewesen sein ;)
Aber Spaß beiseite - ich verstehe sowieso nicht, wozu Leute jahrelang Gesangsunterricht nehmen und nie Musik machen. Irgendein Ziel sollte das ganze doch haben - sei es, daß ich mich zu Hause am Klavier oder an der Gitarre selbst begleiten kann, oder daß ich einen anderen Hobbymusiker zum gemeinsamen Musizieren suche/der mich begleiten kann, oder in einen Chor gehe/selbst ein Vokalensemble gründe, oder daß es mich auf die Bühne zieht und ich deshalb in eine Band einsteige, von mir aus auch samstags in der Karaokebar singe - es gibt viele Möglichkeiten.
Tonleitern, Arpeggios etc. sind ja schön und gut, aber erst die Praxis macht dich zum Sänger.

Von daher pflichte ich antipasti bei: genug geübt - such dir Leute und mach Musik.
 
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Aber Spaß beiseite - ich verstehe sowieso nicht, wozu Leute jahrelang Gesangsunterricht nehmen und nie Musik machen. Irgendein Ziel sollte das ganze doch haben - sei es, daß ich mich zu Hause am Klavier oder an der Gitarre selbst begleiten kann.

Ich war bei diesem Thread daher umso überraschter, dass er/sie im Gitarren / Metalbereich schon länger Band-Erfahrung hat. Diese Anfrage kllingt so gar nicht danach.

Ich vermute, dieses Thema hat eher hiemit zu tun:

https://www.musiker-board.de/board-events-bt/505317-lieber-weihnachtsmann-2012-a-97.html#post6191784

... und das kriegt man leider erst nach 20 Beiträgen ;)
 
Hihi, das könnte glatt von mir gewesen sein ;)
War aber von mir - ätsch :p. Also eigentlich hab ich's von Billy Ward geklaut :D.
Joa, ich schließe mich den Tipps an, einfach machen. Und dann noch: nimm dich selbst auf! Ohne vernünftiges Feedback singst du womöglich dein Leben lang daneben...
 
So, ich habe das versprochene Gesangsbeispiel zusammengestellt: http://soundcloud.com/d_a_v-1/vocal-sample

Naja, Gitarre spiele ich schon ein paar Jahre. Auch in mehreren Bands, aber ohne Gesangsunterstützung meinerseits. Nun bahnt sich eben an, dass ich den Gesang- und Gitarren-Part in einer Band übernehmen kann.
 
... verzeih, aber hat Dir schonmal Jemand gesagt, dass Du nicht so schreien sollst? Das klingt tierisch gepresst und angestrengt. Und die Intonation ist dann wirklich flöten. Ich finde am besten klingst Du in diesen Mikro-Passagen, wo Du gerade den Dampf abgelassen hast. Da stimmt dann auch die Intonation. Da klappts dann mit dem Vibrato und die Stimme kippt schön.
Ich würd Gesangs-technisch einen Reboot machen. Etwas mehr Echo/Hall stände Dir auch nicht schlecht zu Gesicht.
Ansonsten ist doch schon Alles da.
 
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Also Wanda, ich finde deine Stimme sehr geil.

Allerdings kannst du die rockige Zerre auch erzeugen ohne die Bauchdecke so hart zu machen. Versuch mal mehr mit deiner Mundstellung (Stichwort: Fauchstellung, mit dem Gesicht singen) zu experimentieren, da kriegt man auch rockigen klang her ohne gleich von der Atmung her so unökonomisch zu werden. :)
 
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Ich würde dir empfehlen, dich etwas mehr mit deiner Atmung zu beschäftigen bzw. mit deinem Zwerchfell und wie du es einsetzt. Es gibt ganz gute Bücher zu dem Thema. Ich persönlich finde zB. die Erklärungen vom CVT (Complete Vocal Technique) diesbezüglich ganz gut.
Intonationsprobleme kommen meiner Erfahrung nach zu 90% von falschem Support.
 
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Achso, was ich noch dazu sagen wollte, dass man jahrelang GU nimmt und dann keine Musik macht. Das stimmt in meinem Fall zumindest nicht ganz, da ich auf offenen Bühnen, unter Freunden und auch anderswo Gesangs-Sachen mit der akustischen Gitarre gemacht habe, aber wie gesagt, noch nicht in einer lauten Band und dann auch noch als Lead-Sänger.

So, ich habe mir die Kommentare zu Herzen, ein bisschen Druck aus dem Gesang heraus genommen und nochmals auf Rec gedrückt. Ihr habt Recht, jetzt ist die Intonation etwas sicherer. Ich glaube, das Aufnehmen werde ich jetzt fest in meinen "Trainigsplan" mit einbauen, da kriegt man sofort akustisches Feedback(nicht das Fiepen :) ), was man besser machen kann. Was denkt ihr?
https://soundcloud.com/d_a_v-1/vocal-example-2

Kennt ihr das eigentlich, wenn man was aufnimmt und denkt sich, "oh, das klingt ja eigentlich ganz gut", hört sich das Aufgenommene 2 Stunden später noch mal an und bekommt erhebliche Zweifel an sein Gehör? So ging es mir gestern, 2 Stunden nachdem ich die 1. Probe ins Netz gestellt hatte.

Ach ja, ich wollte mich auch für die zahlreichen Kommentare und Hilfestellungen bedanken. Außerdem vielen Dank Kenshi für das Kompliment!
 
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Ich glaube, das Aufnehmen werde ich jetzt fest in meinen "Trainigsplan" mit einbauen, da kriegt man sofort akustisches Feedback(nicht das Fiepen :) ), was man besser machen kann. Was denkt ihr?

Dass das eine gute Idee ist :great:

Kennt ihr das eigentlich, wenn man was aufnimmt und denkt sich, "oh, das klingt ja eigentlich ganz gut", hört sich das Aufgenommene 2 Stunden später noch mal an und bekommt erhebliche Zweifel an sein Gehör?

Ja. Am nächsten Tag ist es noch schlimmer :D
 
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Mir gefiel die erste Hörprobe besser. Obacht Ferndiagnose (!): Du machst etwas, das sehr viele Leute im Rockbereich tun, die mit Druck singen. Du hältst jeden Ton fest umklammert, quetscht ihm sozusagen das Leben raus. Das mußt du auch tun, weil du sonst die Kontrolle verlierst und der Ton wegflutscht oder kippt. Aber das ist der falsche Weg, wer mit Kraft und Druck singt, wird am Ende immer verlieren. Du klingst nicht so, als könntest du das über einen 2 Stunden Gig durchhalten - und somit ist es meiner Ansicht nach auch nicht viel wert. Ich bin sicher, du kennst das vom Gitarrespielen - nur wer locker bleibt, spielt auch schnell und präzise. Sobald man sich verkrampft, geht nix mehr. So ist es beim Singen auch, auch hier geht's um Muskeln. Die Kunst ist, den Tönen ein wenig Freiraum zu lassen, damit sie sich entfalten können. Dann gibst du quasi nur die Grenzen vor innerhalb derer sich der Ton bewegen kann (merkt man z.B. an sich von alleine einstellendem Vibrato). Wenn das klappt, kann man an die Zerre denken. So wie du jetzt singst, klingt das zwar nicht unbedingt schlecht, aber es geht ziemlich auf's Material. Da du dich durch das krampfhafte Festhalten der Töne auch der Variationsmöglichkeiten beraubst, dürfte dein Gesang nach spätestens 2 Songs recht langweilig werden.

Du solltest auf jeden Fall erstmal lernen, freier zu singen (Atempower ist der Anfang von allem) - dann dürfte sich vieles von selbst einstellen (u.a. auch die präzisere Intonation). Den Dreck fügst du anschließend hinzu.
 
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Ich kann mich sing-it nur anschließen. Jetzt klingt es noch gequetschter als beim ersten recording. Wenn du in dieser Tonhöhe singen willst, solltest du dir professionelle Hilfe nehmen oder zumindest mit einem Home-study course arbeiten, was aber nur sinn macht, wenn du genug selbst reflektieren kannst. Ich habe das meiste auf diesem Weg gelernt und ich kann dir nur sagen, dass es ein steiniger Weg ist, aber wenn echter Gesangsunterricht zu aufwändig für dich ist, ist es besser als nichts.

Du singst jetzt mit sehr viel Druck und das ist auf Dauer gefährlich. Sing lieber mal in deiner sicheren range. Du willst sicher keine Stimmbandknötchen kriegen.

Mich würde ja mal interessieren wie es klingt, wenn du etwas singst, das sich in deiner wohlfühl-Range bewegt.
Wenn du Zeit und Lust hast, könntest du ja mal eine Vocal-Demo dieser Art aufnehmen, würd mich freuen.
 
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Die Frage ist auch, woran du mit deiner GL in den letzten 3 Jahren gearbeitet habt. Was hat sich bei dir als Schwachstelle herausgestellt. Wobei neigst du am ehesten immer wieder das gleiche falsch zu machen? Grundsätzlich solltest du nach 3 Jahren ne ordenltiche Übungsgrundlage haben. Wichtig ist weiter regelmäßig zu üben und ab und zu muss man halt wieder zur Kontrolle. Vielleicht findest du einen GL, zu dem du 1x im Monat oder 1x alle 2 Monate gehen kannst. Dies dürfte die Kosten ja schon reduzieren. Allerdings wissen wir halt nicht wie gut Du deine Schwachstellen kennst und auch selbst korrigieren kannst. Aber nichts ist wichtiger als das regelmäßige (tägliche) üben. Und wenn es nur 15 min. sind. Und damit meine ich gewissenhaftes reflektierendes Üben.
 
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Ich kann mich sing-it nur anschließen. Jetzt klingt es noch gequetschter als beim ersten recording. Wenn du in dieser Tonhöhe singen willst, solltest du dir professionelle Hilfe nehmen oder zumindest mit einem Home-study course arbeiten, was aber nur sinn macht, wenn du genug selbst reflektieren kannst. Ich habe das meiste auf diesem Weg gelernt und ich kann dir nur sagen, dass es ein steiniger Weg ist, aber wenn echter Gesangsunterricht zu aufwändig für dich ist, ist es besser als nichts.

Du singst jetzt mit sehr viel Druck und das ist auf Dauer gefährlich. Sing lieber mal in deiner sicheren range. Du willst sicher keine Stimmbandknötchen kriegen.

Mich würde ja mal interessieren wie es klingt, wenn du etwas singst, das sich in deiner wohlfühl-Range bewegt.
Wenn du Zeit und Lust hast, könntest du ja mal eine Vocal-Demo dieser Art aufnehmen, würd mich freuen.

Nee, meine Stimme will ich auf Dauer nicht kaputt machen. Außerdem soll es ja auch gut klingen und wenn's gepresst klingt, dann ist das scheiße. Allerdings war ich seit Jahren auch nach langem Singen nicht mehr heiser, was aber auch nichts heißen soll. Home study ist da wohl in absehbarer Zeit erst mal die Lösung mit viel Selbst-Aufnahme.

Ich werde versuchen, einfach mal ein Lied mit der Akustik-Gitarre aufzunehmen und das zu posten. Allerdings kenne ich scheinbar meine Wohlfühl-Range nicht.

Mir gefiel die erste Hörprobe besser. Obacht Ferndiagnose (!): Du machst etwas, das sehr viele Leute im Rockbereich tun, die mit Druck singen. Du hältst jeden Ton fest umklammert, quetscht ihm sozusagen das Leben raus. Das mußt du auch tun, weil du sonst die Kontrolle verlierst und der Ton wegflutscht oder kippt. Aber das ist der falsche Weg, wer mit Kraft und Druck singt, wird am Ende immer verlieren. Du klingst nicht so, als könntest du das über einen 2 Stunden Gig durchhalten - und somit ist es meiner Ansicht nach auch nicht viel wert. Ich bin sicher, du kennst das vom Gitarrespielen - nur wer locker bleibt, spielt auch schnell und präzise. Sobald man sich verkrampft, geht nix mehr. So ist es beim Singen auch, auch hier geht's um Muskeln. Die Kunst ist, den Tönen ein wenig Freiraum zu lassen, damit sie sich entfalten können. Dann gibst du quasi nur die Grenzen vor innerhalb derer sich der Ton bewegen kann (merkt man z.B. an sich von alleine einstellendem Vibrato). Wenn das klappt, kann man an die Zerre denken. So wie du jetzt singst, klingt das zwar nicht unbedingt schlecht, aber es geht ziemlich auf's Material. Da du dich durch das krampfhafte Festhalten der Töne auch der Variationsmöglichkeiten beraubst, dürfte dein Gesang nach spätestens 2 Songs recht langweilig werden.

Du solltest auf jeden Fall erstmal lernen, freier zu singen (Atempower ist der Anfang von allem) - dann dürfte sich vieles von selbst einstellen (u.a. auch die präzisere Intonation). Den Dreck fügst du anschließend hinzu.

Ja, mir gefallen auch beide Aufnahmen nicht wirklich. Dann werde ich mal wieder beim Anfang, der Atmung, starten. Hast du da eine gute Übung parat?

Die Frage ist auch, woran du mit deiner GL in den letzten 3 Jahren gearbeitet habt. Was hat sich bei dir als Schwachstelle herausgestellt. Wobei neigst du am ehesten immer wieder das gleiche falsch zu machen? Grundsätzlich solltest du nach 3 Jahren ne ordenltiche Übungsgrundlage haben. Wichtig ist weiter regelmäßig zu üben und ab und zu muss man halt wieder zur Kontrolle. Vielleicht findest du einen GL, zu dem du 1x im Monat oder 1x alle 2 Monate gehen kannst. Dies dürfte die Kosten ja schon reduzieren. Allerdings wissen wir halt nicht wie gut Du deine Schwachstellen kennst und auch selbst korrigieren kannst. Aber nichts ist wichtiger als das regelmäßige (tägliche) üben. Und wenn es nur 15 min. sind. Und damit meine ich gewissenhaftes reflektierendes Üben.

Naja, sie hat mir des öfteren gesagt, dass ich zu viel presse und jetzt, ca. 3 Monate nach Beendigung des GUs, habe ich scheinbar durch falsches Singen mir selber was falsches beigebracht. Die Übungen, die ich fast täglich absolviere, mache ich allerdings ohne Druck.

Also, werde ich versuchen alles, was ich "gelernt" habe, zu vergessen und wieder ganz von vorne anfangen. Oder zumindest ganz den Druck im Bauch weglassen. Vielleicht schaffe ich das heute noch, was mit der Akustik aufzunehmen...

Vielen Dank für die vielen Antworten.
 
Mit Wohlfühl-Range habe ich den Bereich gemeint, in dem du singen kannst, ohne großartig "nachhelfen" zu "müssen". Wo die bei dir genau liegt kann ich aus der Ferne nicht beurteilen. aber du kannst ja mal auf der Gitarre bei der tiefen E-saiten anfangen und zB auf "La" die Töne Schritt für Schritt ansingen. (also E, F, F#, G, G#...) und so mal testen, ab welchem ton du versuchst etwas zu verändern. (Kann natürlich auch sein, dass du die ersten paar töne auf der gitarre nicht singen kannst, weil zu tief. ab dem G sollte es schätzungsweise aber gehen)
 
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Ich kann mich da den anderen nur anschließen. Ich gehe selber den "steinigen" weg des Selbststudiums und man kommt hin und wieder an einen Punkt, in dem sich die Gesangstechnik auf die ein oder andere Art "festfährt". Dann ist es sehr sinnvoll mal einen Reset zu machen.

Kenshi hat es mal so formuliert: Wenn die Gesangstechnik ein Turm ist, dann ist es manchmal nötig den Turm teilweise oder sogar komplett wieder einzureißen. Danach kann man aber aus den Trümmern relativ schnell einen neuen und besseren Turm bauen.

Es hängt auch ein bisschen vom Lerntyp ab: Ich selbst lerne einzelne Konzepte (Twang, Abschlanken, Belting etc.) meist sehr intensiv und isoliert. Was dann leicht passiert ist, dass man zu sehr "verkopft" beim Singen oder einen zu starken Fokus auf die zuletzt geübte Technik legt.

Die Art, wie ich einen gesanglichen Reset mache, ist der sogenannte "Baby-Cry-Modus". Dieser Modus ist eine atemorientierte Gesangstechnik, d.h. der Gesangsvorgang wird durch Aktivität der Atem- und Stützmuskulatur gesteuert. Der Modus ist zu einem großen Teil intuitiv, Babys benutzen ihn zum Schreien. Besonders wichtige Eigenschaft dabei ist, dass der Kehlkopf komplett locker und entspannt wird, und genau dadurch wird so etwas wie ein "idealer Mix" erzeugt, bei dem Kopf- und Bruststimme immer in gleichem Maße aktiv sind. Dadurch entfällt der Unterschied zwischen Brust- und Kopfregister größtenteils. Das große ABER dieses Modus ist, dass der Atemdruck (und auch die Lautstärke) linear mit der Tonhöhe steigt, d.h. hohe Töne sind körperlich sehr anstrengend, deshalb sollte man es mit der Tonhöhe nicht übertreiben.

In den Baby-Cry modus kommst du z.B. so

Schritt 1: Enstpannen des Kehlkopfes
- Dazu ist es erstmal wichtig, dass dein Gesicht komplett entspannt ist, versuch dein Gesicht und deinen Unterkiefer einfach mal "hängen" zu lassen, völlig zu entspannen. Dabei wird sich der Mund leicht öffnen, der Gesichtsausdruck wird "leer" und geistesabwesend. Dieser Zustand wird manchmal auch "Dorftrottelblick" genannt.
- Die Zunge ist ebenfalls wichtig. Sie geht in der entspannten Position etwas nach vorne. Die Zungenspitze liegt dabei auf den unteren Schneidezähnen auf. Stell dir einfach vor, wie deine Zunge liegen würde, wenn du keine Zähne hättest.
- Es ist ganz wichtig, dass du diesen Modus über die gesamte Zeit beibehältst, also absolut keine Anspannung oberhalb des Brustkorbs. Stell dir vor dein Kopf wäre gar nicht da und du würdest nur "aus dem Bauch heraus" singen.

Schritt 2: Einatmen
- Mach dir übers einatmen nicht zu viel Gedanken, wichtig ist nur, dass du nicht hochatmest, was du daran erkennst, dass deine Schultern sich nicht heben. Ein guter Weg eine einfache Tiefenatmung zu machen ist ein kurzer und schneller Atemzug, indem man sich vorstellt, man würde sich erschrecken.

Schritt 3: Phonieren
- Aus dieser Grundstellung erzeugt du jetzt Töne auf dem Vokal "ahhh", beginne zunächst sanft und soft und erhöhe dann Schrittweise den Atemdruck. Dies geschieht in diesem Fall tatsächlich durch "pushen" von Atemdruck. Dieses "pushen" erzeugst du, indem du dir vorstellst du würdest den unteren Rücken nach hinten/unten drücken ("mit dem Rücken singen"). Mit steigendem Atemdruck wird sich die Lautstärke und Tonhöhe erhöhen.
- Um nochmal zu betonen: Wichtig ist, stell dir vor dein Kopf würde gar nicht existieren, alles oberhalb des Brustkorbs muss in dieser entspannten Stellung (Schritt 1) bleiben.

Ein sinnvoller Tonbereich ist leicht über den Bereich hinaus zu gehen, der typischerweise als Bruststimme bezeichnet wird, als Mann ist es meist sinnvoll zunächst etwa bis f' hochzugehen.

Der Sinn dieser Übung ist, das Gefühl des "entspannten Kehlkopfes" zu erzeugen. Das ist wirklich nur ein Gefühl, denn in Wirklichkeit steht der Kehlkopf (wie bei jeder Phonation) unter einer gewissen Spannung. Diese Spannung ist aber absolut ausgeglichen und gleichmäßig, deshalb nimmst du es als "enstpannt" wahr (man spricht auch von Indifferenzlage). Zudem ist es so etwas wie ein "full-body-workout" für Gesang, denn hier werden alle für den Gesang wichtigen Muskeln in sehr gleichmäßiger Weise aktiviert (Stützmuskulatur, Twang, innere und äußere Kehlkopfmuskulatur).


Wenn du eine Weile damit geübt hast, kannst du langsam wieder in eine kehlkopforientierte Gesangstechnik wechseln (in sofern du eine solche vorher benutzt hast). Versuche dabei vor allem dieses Gefühl des "entspannten Kehlkopfes" mitzunehmen während du deine bekannten Gesangsübungen machst. Denn das Ziel einer jeden Gesangstechnik ist es den "entspannten Kehlkopf" zu erzeugen und zu erhalten, was physiologisch letztendlich bedeutet, dass die Muskelgruppen, die die Brustimme bzw. die Kopfstimme erzeugen zu jedem Zeitpunkt etwa in gleichem Maße aktiv sind.
 
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So, gerade hatte ich ein bisschen Zeit und habe ein Lied mit meiner A-Gitarre aufgenommen. Ist bis auf den letzten Teil etwas tiefer, in einem Stück gesungen und enthält bis auf einem Kompressor keine Effekte. Den Raum, den ihr da hört ist mein WG-Zimmer.
https://soundcloud.com/d_a_v-1/akustik-gitte

@broeschies & night_prowler: Danke, das werde ich mal ausprobieren.
 
Ich hab´s jetzt nur einmal angehört. Eigentlich hast du eine sehr geile Stimme ! Ich würde meinen Vorschreibern beipflichten, daß es dir (noch) an Atempower fehlt (und darunter auch die Intonation manchmal leidet), daß du zu sehr auf dem Material singst und es deswegen etwas gepresst (sprich: ungesund) klingt. Den Tönen fehlt das, was ich das "Dach" nenne, mehr Öffnung, eine flexible Bauchmuskulatur, vermute ich. Ich nehme an, deine Bauchmuskeln sind fest, wenn du singst ?
 
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Ok, jetzt bin ich sicher, daß es genau an dem liegt, was ich weiter oben schrieb. Je weniger Kraft du einsetzt, desto instabiler wird das ganze. War bei mir irgendwann auch mal so. Mach einfach Atemübungen, alle die du findest, immer und überall :). Du solltest auch sehr viel singen, aber in der cleanen Variante und vor allem sehr viel ausprobieren, leise, laut, von laut nach leise und ungekehrt (mit laut meine ich nicht drücken, sondern so offen und frei wie möglich). Du kannst auch die Melodie beim singen mitspielen (oder nimm die Melodie vorher auf und sing dann dazu), damit du direkt hörst, wie präzise du bist. Und mein Mantra: nimmdichimmeraufnimmdichimmeraufnimmdichimmeraufnimmdichimmeraufnimmdichimmeraufnimmdichimmeraufnimmdichimmeraufnimmdichimmeraufnimmdichimmeraufnimmdichimmeraufnimmdichimmeraufnimmdichimmeraufnimmdichimmeraufnimmdichimmeraufnimmdichimmeraufnimmdichimmerauf



p.s. nicht verzagen, die Stimme klingt wirklich gut und interessant. Die Kontrolle bekommst du schon irgendwann hin :)
 
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