[Bass] - Cort Artisan C4H

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Hallo Liebhaber des Groove und des wohligen Gefühls in der Magengegend!

Nachdem ich jetzt auch zur tieftönenden Zunft gehören, möchte ich euch meine Meinung zu folgendem Bass nicht vorenthalten:
Dem Cort Artisan C4H!

Vorschichte:
Eigentlich bin ich ja nun schon ein paar Jährchen Gitarrist und auch ganz zufrieden damit. Aber irgendwann ging es damit los, dass ich ich mich in Songs immer mehr für die Bassline interessiert habe und der Wunsch in mir reifte, dieses Instrument ebenfalls zu beherrschen.
Nachdem in meiner aktuellen Band das übliche Problem herrschte (2 Gitarristen und kein Bassist) und meine Prüfungen recht zufriedenstellend ausgefallen waren, fiel der Entschluss, das Projekt Bass nun endlich anzugehen.

Antesten:
Na dann wollen wir uns mal ein Bässe zu Gemüte führen, Ort des Geschehens war das Soundland in Fellbach. Dabei hatte ich meinen Kopfhöreramp, gebaut nach dem Plan von AK, als Amp hatte ich mir zuvor übers Forum einen Warwick Blue Cab 20 besorgt.

Erster Kandidat war der Ibanez GSR 200. Kurz angespielt und genauso schnell wieder weggestellt. Das klang irgendwie nach nix, besonders die E-Saite fiel deutlich ab, auch der Boost konnte daran nicht viel ändern.

Also auf zum nächsten Bass, dem Yamaha BB414. Was ich da hörte, gefiel mir schon viel besser. Recht aggressiv und knurrig, mit dem Toneregler auch variabel. Gegen ihn sprach der sehr große Korpus, da ich zwar groß bin, aber eher vom Typ „Strich in der Landschaft“. Außerdem war die Farbe nicht so ganz meins und auf 4 Wochen warten, wie bei meiner Gitarre, hatte ich keine Lust.

Dann kam der Cort und die Sache war gegessen. Weshalb versuche ich jetzt etwas ausführlicher darzulegen.

Das Objektive:
Der Cort Artisan C4H ist ein viersaitiger Bass mit Standard-Longscale-Mensur und 2 Humbucker in Musicman-Optik.
Der Korpus besteht aus Mahagoni, ist seidenmatt in schwarz lackiert und mit einem Perloid-Binding eingefasst. Der Hals ist aus Wenge und mit vier einzelnen Schrauben am Korpus fixiert. Das Griffbrett aus recht dunklem Palisander ist mit 24 sehr sauber verarbeiteten Bünden bestückt, die Dotinlays sind in Richtung obere Griffbrettkante versetzt. Die angeschäftete Kopfplatte trägt das Firmenlogo, auf dem Deckel des Halsspannstabzugangs findet sich der Modellname. Die ebenfalls mattschwarzen Tuner passen sehr gut zum restlichen wertigen Erscheinungsbild.
Die Elektronik bietet noch ein paar Besonderheiten. Die Tonabnehmer arbeiten passiv und werden per Volumen- und Überblendregler verwaltet. Zusätzlich gibt es einen aktiven 2-Band Equalizer, dieser kann per Push-Pull-Poti am Volumenregler deaktiviert werden. Ist er aktiviert, so lässt sich per Kippschalter ein zusätzlicher Mittenboost einschalten, mehr dazu später.
Die Potis laufen bis auf das Volumenpoti recht schwergängig, was ich nicht schlecht finde, da sie sich so nicht so leicht verstellen. Dazu rasten sie gut spürbar in der Mitte ein. Die Gummiringe um die Potis sorgen dafür, dass man sie auch mit schweißnassen Fingern gut verstellen kann.
Die Brücke macht einen sehr soliden Eindruck und bietet alle nötigen Einstellmöglichkeiten.

Kommen wir zum Subjektiven:
Die Handhabung des Basses ist sehr gut. Dadurch, dass die Brücke sehr weit hinten auf dem Korpus sitzt und das obere Horn fast bist zum 12. Bund reicht, hängt der Bass sehr gut ausbalanciert am Körper, ohne Kopflastigkeit lässt er sich in so gut wie jeder beliebigen Position spielen. Das Gewicht empfinde ich trotz Mahagoni als sehr gut ertragbar, selbst mit ungepolstertem Gurt. Auch für mich, der ja die Gitarrenmensur gewohnt war, war das Erreichen der unteren (=tiefen) Bünde kein Problem. Die hohen Bünde sind ebenfalls durch das weite Cutaway perfekt erreichbar. Der Hals fällt sicher nicht in die Kategorie „halber Baseballschläger“, er ist eher schlank und schön verrundet geraten, für eine „korrekte“ Handhaltung mit dem Daumen hinter dem Hals ziemlich perfekt. Das unlackierte Wengeholz fühlt sich wirklich klasse an, ich mag unlackiertet Hälse generell und der hier gefällt mir ganz besonders.
Auf den 2 Humbuckern findet der Daumen wunderbar eine Stütze, sodass man nicht auf einen Position festgelegt ist.

Das problematischste bei solchen Reviews ist ja immer die Beschreibung des Sounds. Daher bitte ich, die folgenden Zeilen mit Vorsicht zu genießen.
Ja wie klingt er denn nun?
Wenn ich den Grundsound in ein paar Worten zusammenfassen sollte, würde ich sagen, er klingt eher etwas gemäßigt, schön tragend mit betonten Tiefmitten, aber immer mit einem leichten, bösen Knurren im Hintergrund, dass man bei Bedarf mit kräftigem Anschlag in den Vordergrund holen kann. Er stellt dabei sicher keine Rekorde auf, was das Ansprechverhalten oder die Höhenwiedergabe angeht. Dafür ist das Sustain absolut beachtlich Damit hatte ich zu Beginn so meine Probleme, bis ich im Dämpfen der nicht gespielten Saiten besser wurde. Ich gehe davon aus, dass die Spulen der Humbucker in Reihe geschaltet sind, was den leicht mittigen Klang erklären würde. Damit klingt er aber wunderbar fett und gibt ein gutes Fundament in der Band. Die absolute Durchsetzungsfähigkeit, gerade mit meinem schwachen Amp, ist aber etwas anderes.
Er klingt auch durch die etwas zurückhaltenden Höhen mit einem Plektrum gespielt sehr gut. Allerdings liegt mir diese Spieltechnik (seltsamerweise) auf dem Bass nicht so. Vielleicht kommt das von meinem jahrelangen Unterricht in klassischer Gitarre, da ist ja die Spieltechnik ähnlich.

Die universellste Überblendstellung ist sicher die Mittelstellung. Hier hat der Bass logischerweise am wenigsten Mitten. Den Sound würde ich als typischen Begleitsound charakterisieren, nicht auffällig, (fast) immer passend, mit schönem Bass und gedämpften Mitten und passenden Höhen.
Je weiter man zum Steghumbucker überblendet, desto enger wird der Klang, er fokussiert sich mehr auf die Mitten, wird etwas knödelig. Die Durchsetzungskraft steigt so natürlich und auch mit diesem Klang kann man sehr viel anfangen, besonders bei stakkato gespielten Sachen, die in Richung Funk gehen, passt das wirklich gut. Wenn man sich gegen sägende Gitarren durchsetzen will, passt das auch sehr gut, da es nicht mulmt.
In die andere Richtung kommen ebenfalls mehr Mitten hinzu, jedoch sind diese im Frequenzspektrum anders angesiedelt, weiter unten. Der Klang geht mehr Richtung „Vintage“, jedenfalls würde ich das so bezeichnen. Nicht so trocken, tiefer knurrend, bei entsprechendem Anschlag auch samtig weich.
Das alles gilt für den nicht aktivierten EQ. In der Regel spiele ich so. Mit dem EQ lassen sich die Bässe noch ordentlich aufpumpen. Höhen kann man zwar auch mehr herauskitzeln, allerdings kommen hier wohl wieder die Tonabnehmer rein, denn wirklich brilliant wird es auch mit dem Höhenboost nicht, nach meinem Hörempfinden werden mehr die Hochmitten im einstelligen kHz-Bereich erhöht. Ich verwende den EQ meist mit dazugeregelten Bässen und Höhen, um einen „moderneren“ Sound zu erzielen oder wenn ich mich (meist noch vergeblich) im Slappen versuche.
Ziemlich nutzlos empfinde ich dagegen den Mittenboost per Schalter. Der Ton beginnt regelrecht zu dröhnen, der Bass hat ohne schon wirklich genug Mitten, mit Boost bekomme ich keinen brauchbaren Sound hin.

Die Soundbeschreibung basiert hauptsächlich auf das Spielen mit dem Blue Cab. Beim Kauf hatte ich den Amp noch kurz an einem Markbass-Stack. Soweit ich mich daran noch erinnern kann, klang der Bass damit noch etwas kultivierter, auch waren mehr Höhen möglich. Der kleine Warwick klingt halt schon etwas boxig. Daher bin ich optimistisch, den Klang des Basses mit einer adäquaten Verstärkung noch verbessern zu können.

Leider gibt es insgesamt noch ein paar andere Dinge zu bemängeln. Bei der Verarbeitung wären das die spürbaren Kanten zwischen Korpus und Binding auf der Zarge. Klar, man spürt es beim Spielen nicht, allerdings ist es trotzdem unschön. Die Schrauben, die den Deckel des Batteriefachs halten, fassen zwar in Metallgewinde, allerdings klemmte der Batteriefachdeckel ziemlich und war nur mit Gewalt zu bewegen. Das Überblendpoti begann schon ziemlich schnell Geräusche beim Drehen zu machen. Das alles beeinträchtigt das Spielen zwar fast gar nicht, ist aber trotzdem nicht so toll.

Ziehe ich nun ein Resume, so überwiegen für mich eindeutig die positiven Eigenschaften des Instruments. Die ausgezeichnete Handhabung, die kraftvollen Sounds und der noch akzeptable Preis sprechen eindeutig für den Bass. Eben diesen Preis muss man bei den aufgezählten Kritikpunkten auch betrachten, ich meine, es muss ja noch Luft nach oben sein. Und mein nächster Bass (ihr braucht mir keine Diagnose stellen, ich bin schon lange infiziert) kommt bestimmt und wird dann aus einer anderen Qualitätsliga stammen.

Ich habe mir auch schon ein paar Modifikationen überlegt:
Die Tonabnehmer sind leider nicht vieradrig, sodass ich sie wohl austauschen müsste, um in den Genuß der Parallelschaltung zu kommen. Von dieser verspreche ich mir eine breitbandigere Wiedergabe mit mehr Höhen und weniger Tiefmitten. Diese würde ich dann mit dem Schalter realisieren und den Mittenboost so deaktivieren. Das kratzende Poti werde ich wohl auch irgendwann austauschen. Außerdem könnte ich mir Potiknöpfe aus Holz sehr gut von der Optik auf dem Bass vorstellen, mal schauen, was aus diesen Ideen wird.

Aber um jetzt das Bassspielen zu erlernen und Spaß in der Band zu haben, hätte ich mir keinen besseren Bass aussuchen können.

Hier habt ihr noch ein paar Bilder, vielleicht komme ich noch dazu, etwas direkt in meinen PC aufzunehmen.

cort4002.jpg

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Ich hoffe, das Review war interessant zu lesen und es hat dem ein oder anderen etwas gebracht.

Gruß
Felix
 
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