Oktava MK 012 Modifikation - Erfahrungsbericht

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Wie versprochen wollte ich mal von meinen erfahrungen mit der Modifikation eines Oktava MK 012 berichten.

Ein Paar von den Oktavas begleitet mich, seitdem ich mich etwas intensiver mit dem Recording auseinandersetze. Ich habe es vor langer langer Zeit bei "The Soundroom" in USA als matched pair gekauft. Sie heissen zwar MC 012, sind aber russische Originale, keine China-Kopien.

Vor nicht allzulanger Zeit hatte ich aus Spieltrieb mal bei oktava-shop.com eine andere Kapsel (MK 101) dafür bestellt. Kurze Zeit später bestellte ich dort aber auch ein weiteres MK 012, damit ich das 012er-Pärchen und die MK 101 Kapsel auch gleichzeitig benutzen kann. Wie sich herausstellte, war das neue MK 012 aber vom Sound her doch anders. Neugierig wie ich bin, hab ich es mal aufgeschraubt und herausgefunden, dass beide Mikrofone auch sehr unterschiedlich gebaut sind. (Das obere ist jeweils das neue MK 012, drunter das Alte)

OldAndNew_Top.JPG


OldAndNew_Back.JPG


Nach etwas Recherche stiess ich zunächst auf Michael Joly, der Oktava Mikrofone modifiziert und verkauft, bzw auch im Kundenauftrag modifiziert und dann später auf Bill Sitler, der einen kleinen Bausatz anbietet. Ich beschloss, das Mikrofon mit dem Kit von Bill Sitler selbst zu modifizieren.

Das Kit kostet 25 USD und kann auf Bill´s Homepage direkt bei ihm bestellt werden. Das ist auch ein sehr freundlicher Typ, der einem nett und ausführlich auf Emails antwortet und mit Rat und Tat zur Seite steht, sollte man über irgendwas im Zweifel sein.

Da es nur zwei oder drei Seiten mit Anleitung sind und die Bauteile auch ziemlich klein sind, geht das schnell und kostengünstig als Brief. Auch mit dem Zoll war alles easy.

In der sehr gut erklärten Schritt-für-Schritt Anleitung wird auch erklärt, wofür der Austausch des jeweiligen Bauteils gut ist und welche Auswirkungen es auf den Sound hat. Bei einigen lässt er es offen, ob es sinnvoll ist, dieses oder jenes Teil auszutauschen. Da die Teile aber sowieso alle dabei sind, habe ich im Zweifel auch ausgetauscht. Generell hatte ich aber den Eindruck, dass was Widerstände und Kondensatoren angeht, mein Mikrofon schon einige Verbesserungen eingebaut hat (z.B. die empfohlenen 1GOhm Widerstände an der Kapsel). Es werden auch beide Transistoren ausgetauscht. Hier muss man achtgeben, denn die Pin-Belegung ist hier anders! In der Anleitung ist aber auch ein Hinweis und die richtige Belegung. Kein Problem.

So sah es dann nach der Lötaktion aus:


AfterMod_Top.JPG


AfterMod_Back.JPG


Löten war ziemlich einfach, da konventionelle und überschaubare Technik auf einseitiger Platine. Das einzige was mich kurz etwas Nerven gekostet hat, wardie Entfernung der beiden genannten 1GOhm Wiederstände, die in so komischen isolierten Lötposten hingen, aber mit dem Draht bis auf die andere Seite durchgingen.

Meine Recordingversuche kurz nach dem Mod fand ich persönlich erstmal etwas ernüchternd, denn mir kam der Unterschied vorher/nachher nicht so riesig vor. Schon irgendwie anders, aber nicht zwangsläufig Faktoren besser. Hier rede ich aber von dem gleichen Mikrofon, nicht von dem Vergleich mit den alten Oktavas.

Das hab ich jetzt nachgeholt, und mal den Vergleich Oktava neu modifiziert gegen alt original gemacht.

Oktava MC 012 Original

Oktava MK 012 modded

Die Aufnahme ist der gleiche Take! Ich habe beide Mikrofone übereinander in so eine Universal-Spinne gefriemelt, sodass sie genau senkrecht übereinanderstanden. Abstand zur Gitarre waren etwa 30cm und senkrecht auf den Hals-Korpus-Übergang gerichtet. Als Kapseln kamen die beiden Nierenkapseln aus dem matched pair set zum Einsatz.

Wenn man diese beiden Samples anhört, finde ich den Unterschied schon sehr deutlich. Das gemoddete ist klarer und zeigt mehr Höhen. Das Originale hat dickere obere Mitten. Hat hier an der Gitarre zuweilen auch seinen Charme.

Ich hab testweise auch mal reingesprochen und dann kommen die Unterschiede noch deutlicher zum Vorschein.

Ich kann soweit den Mod nur empfehlen. Die Frage, die sich bei mir stellt ist aber, ob man ihn bei den neueren Oktavas überhaupt noch braucht. Bill war übrigens der Meinung, meins vom Oktava-Shop wäre in Wirklichkeit ein chinesisches, was ich aber nicht glaube. Er hatte mir noch ein Bild von einem neueren russischen von seinen geschickt und das sieht nochmal anders aus.


Vielleicht finden sich ja hier noch ein paar Oktava-Owner, die mal ein Bild vom Innenleben machen und dazuschreiben, wo und wann es gekauft wurde. Würde mich mal interessieren.
 
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Hallo, 901,

erstmal herzlichen Dank - für mich sehr informativ, da ich selbst mit dem Gedanken spiele, meine MK012 modifizieren zu lassen bzw. es selbst zu tun. Werde mir das Ganze mit dem Kit aus Amiland mal gründlich zu Gemüte führen.
Ich versuche mal, noch Fotos von meinen Oktavas zu machen und hier reinzustellen!

Viele Grüße
Klaus
 
Hallo, 901,

leider bin ich erst jetzt mal zum Fotografieren gekommen. Den Befund, daß offenbar recht verschiedene Komponenten verbaut wurden, kann ich nur bestätigen, meine Exemplare sehen nämlich wieder etwas anders aus. Das obere ist jeweils das alte, das untere ein neues. Meine beiden "alten" MK012 habe ich noch gebraucht von privat gekauft, das müßte jetzt so sechs bis sieben Jahre her sein. Noch ganz rustikal mit kyrillischer Beschriftung und kyrillischer Anleitung. Die beiden neueren habe ich dann über den deutschen Vertrieb bezogen, das ist jetzt aber auch schon wieder viereinhalb Jahre her.

Beide Ausführungen klingen , ich will mal sagen, rustikal (was nicht "schlecht" heißen soll!), wobei die alten eher noch etwas mittenbetonter sind. Direkte Vergleichsaufnahmen habe ich jetzt nicht zur Hand, aber aus Erfahrung bei live-Mitschnitten von Chor- und Orchesterkonzerten finde ich doch die neueren einfacher in den Mix zu bekommen. Mittlerweile kommen die Oktavas bei mir eher als Stützen zum Einsatz, da ich für die Hauptmikrofonierung auf zwei Neumann KM184 umgestiegen bin.

Viele Grüße
Klaus

Edit: Das sind - noch - unmodifizierte Teile. Umbau ist beabsichtigt...
 

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findest du das modden hat gelohnt?
 
Hallo, EDE-WOLF,

meine Oktavas sind noch unmodifiziert, die Bilder stammen lediglich von unterschiedlichen Baureihen...
Umbau ist beabsichtigt, ich werde dann auch noch mal berichten.

Viele Grüße
Klaus
 
Ich habe den Thread von 2009 ausgegraben, weil ich immer mal wieder über 1-2 modifizierte Oktava MK012 (z.B. durch Tonstudio Rauschenberg) nachdenke. Z.B. jetzt aktuell. :D
Ich habe ein Oktava geöffnet und hier die Bilder (Vorder-/Rückseite) angehangen.
Sieht nach altem Material aus, weil bedrahtete Bauteile quer über die Leiterkarte (wenn man es so nennen darf ;)) gezogen sind. Ich habe die so vor einigen Jahren im Musikfachhandel gekauft, also nicht via ebay. Die Oktavas klingen gut aber in Gehäuse darf man, meiner Meinung nach, garnicht rein schauen.:ugly: Ich habe davon u.a. 1 matched Stereopaar.

Sind aktuelle Oktava MK012 aus dem Musikfachgeschäft mit moderneren, besseren Bauteilen bestückt?

Und die entscheidende Frage:
Lohnt sich ein Elektronikupdate oder sollte man für den Aufpreis in die nächste bessere Mikrofonkathegorie aufsteigen?

Bei Update würde ich einen modifizierten Verstärker kaufen, also kein Mikro einsenden.
Oktava MK012_F1.jpg Oktava MK012_F2.jpg
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Hallo, EDE-WOLF,

meine Oktavas sind noch unmodifiziert, die Bilder stammen lediglich von unterschiedlichen Baureihen...
Umbau ist beabsichtigt, ich werde dann auch noch mal berichten.

Viele Grüße
Klaus

Klaus, hast du sowas inzwischen über die Jahre mal getan oder machen lassen?
 
Hallo, Jörg,

...nein, dazu ist es damals nicht gekommen, weil bei mir plötzlich einige andere wichtige Baustellen (im wahrsten Sinne des Wortes...) aufgetaucht waren. Als ich dann wieder "Luft" hatte, war das Thema durch und ich habe meine MK012 so gelassen, wie sie sind. Mittlerweile habe ich ja auch die Line Audio CM3 im Bestand und somit keine Notwendigkeit mehr. Habe die MK012 so gelassen, wie sie sind, und auch mit ihrem serienmäßigen, etwas "erdigen" Klang erfüllen sie noch oft meine Anforderungen.
Mittelbar kann ich von Erfahrungen aus dem weitläufigen Bekanntenkreis berichten, da waren eingesandte MK012 modifiziert worden, und das fiel zur guten Zufriedenheit aus. Bei einem Preis von knapp unter 300 € für ein MK012 mit Nierenkapsel würde ich ggfs. aber auch mal in Betracht ziehen, mal bei Haun anzurufen und da mal Preise einzuholen...

Viele Grüße
Klaus
 
Moin .-)

Ich frage mich bei diesen Mk012-Mod-Geschichten, ob die unterschiedlichen Varianten und Bauteilqualitäten überhaupt relevant zu den klanglichen Unterschieden beitragen und nicht Unterschiede / Toleranzen in den Kapseln selber. Sind die denn immer absolut gleich bzw. hat sich mal jemand von den Moddern auch mit mechanischen Änderungen an der Kapsel selber beschäftigt? Denn letztlich kann die Schaltung nur das be-/verarbeiten, was die Kapsel vorgibt....



Jenzz
 
Moin!

Ich hoffe, dass ich mich da mal einklinken darf.

Bei solchen Mods ist das immer so eine Geschichte. Wenn bis auf die Bauteilqualität nichts geändert wird, dann sollten sich keine Unterschiede bemerkbar machen, es sei denn die Schaltung ist absolut schlecht designed. Gerade in so einem High-End-Bereich sind die Unterschiede in Bruchteilen von Prozent Messbar und gerade für Audio unhörbar. Ich sehe auch nur ein aktives Bauteil und zwar den Transistor mit Alu Haube. Den könnte man mit einem modernen und rauschärmeren Ersatz tauschen. Ansonsten sehe ich für einen Mod ohne Schaltungseingriff wenig Potential. Klar könnte man die China-Elkos gegen welche aus Japan tauschen. Aber wozu?

Hier ist mal eine PDF einer Messung bzgl. der Unterschiede von Folienkondensatoren zusammengefasst. Man sieht die Unterschiede deutlich. Allerdings spielen die sich in einem derart lächerlich kleinen Rahmen ab, dass es weit unterhalb der Wahrnehmungsschwelle eines Menschen befindet.

Wenn es darum geht die Schaltung zu ändern, hätt ich nichts dagegen. Nur finde ich da die Preise bisschen schräg. Ich würde niemals eine dreistellige Summe bezahlen, nur um eine handvoll Bauteile tauschen zu lassen. Aber das ist mein Emfpinden. Ich würde da einfach selbst zum Mikro greifen.

Es ist halt die Frage was man sich erhofft und mit dem Mod zu erreichen versucht. Die Gearslutz scheinen auf diverse Kits aus den USA zu stehen. Leider verrät niemand auf den Seite auf denen diese angeboten werden was genau anders ist. Das sind dann nur solche "malen nach Zahlen" Anleitungen nach dem Motto: "Inhalt aus Beutel 4 Bitte an Stelle C löten." Daher kann ich da schwer einen Rat bezüglich dieser Kits geben.

Mich würde daher interessieren welche Variante da verbaut ist und davon einen Schaltplan sehen. Dann kann ich das mit einem Schaltplan der Mod vergleichen und man vielleicht spaßeshalber eine Simulation des Frequenz- und Phasengangs durchführen. Das wäre doch was?

Schicken Gruß,
Etna
 

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