[Workshop] Recording Rechner zusammenstellen

Laguna
Laguna
Helpful & Friendly User
HFU
Zuletzt hier
26.12.23
Registriert
31.03.05
Beiträge
2.106
Kekse
21.145
Ort
Fürth
Hallo Freunde der rechnergestützten Aufnahmetechnik!

Dieser Bericht wird in mehrere Teile gegliedert, die ich nach und nach hier veröffentlichen werde.

Da meinem alten Laptop langsam aber sicher die Puste bei verschiedenen Recroding-Sessions ausgegangen ist, wurde es Zeit für einen neuen Rechner.
Dessen Konzeption und Zusammenbau möchte ich euch hier vorstellen.

Ziel ist ein Rechner, der den heutigen und den in den nächsten Jahren kommenden Anforderungen gewachsen ist.

Mein Dank geht hier nochmal an den User musikuss, der mich bei der Auswahl der Komponenten tatkräftig unterstützt hat!


Anforderungen:
- Mehrspruarufnahmen mit niedrigster Latenz.
Interface und Komponenten sollen den Prozess schnellstmöglich abarbeiten.

- Leise
Da der Rechner im gleichen Zimmer steht, wie die Musiker und das Mic, ist es ein Hauptkriterium, dass der Rechner absolut leise ist.

- Erweiterbarkeit
Sowohl Rechner als auch Interface sollen für die da harrenden Aufgaben bereit oder zumindest erweiterbar sein.

- Preis
Als Student der lange auf diese Anschaffung gespart hat, sollte es natürlich nicht teuerer als nötig sein.

Vorhanden ist ein annehmbarer Aufnahmeraum sowie ein 8-Kanal-Preamp (Focusrite Isa 828 mit Digitalkarte) und der Großteil der Rechner-Peripherie. Mindestens soll der Preamp mit den 8 Kanälen unterstützt werden, gerade für Drums oder Live wären mehr Kanäle doch besser.
Auch wenn aktuell noch nicht vorgesehen, wird der Rechner später auch für Nachbearbeitung und Mixing benutzt werden. Die Komponenten (CPU, RAM, sowie Festplatten und Interface) müssen dem gewachsen sein oder zumindest erweitert werden können.
Als Interface habe ich mir eine RME HDSPe Raydat geschossen, die Karte arbeitet per ADAT direkt mit dem Preamp und per spdif gehts in ein ebenfalls gebraucht ersteigertes RME ADI2 zum Monitoring für die Musiker und mich.


Auswahl
Die konkrete Auswahl der Hardware-Komponenten wird natürlich in 2 Monaten schon lange überholt sein. Dennoch denke ich, dass meine Planung auch anderen hilft, da die grundlegenden Gedanken durchaus übertragbar sind.

- Mainboard:
Das muss zunächst stabil laufen und einen passiv gekühlten Chipsatz haben. Wichtig ist ausserdem der richtige Sockel für den Prozessor und die notwendige Anzahl USB und PCIe-Slots. Ethernet und Graphik sind ebenfalls wichtige Punkte, aber meist selbstverständlich.

- Prozessor:
Da der Rechner lediglich zum Tracking benutzt wird, muss der Prozessor kein Monster sein. Wichtig ist ausserdem eine nicht exorbitante Leistungsaufnahme (Wärme und damit Drehzahl = Lautstärke des Lüfters).
Ich habe mich für einen Core i5 (Ivy Bridge) entschieden, da das multithreading durchaus Vorteile hat, die CPU stromsparend ist und der Sockel ausserdem bei Bedarf auch zu einem i7 oder besser kompatibel ist.

- RAM:
Auch hier keine hohen Ansprüche, da der Rechner zunächst nur zum Tracking genutzt werden soll. 8GB reichen auf jeden Fall aus und das ganze ist leicht erweiterbar. Achten sollte man hier auf Marken-RAM. Ich habe mich für zwei passiv gekühlte 4GB Corsair Riegel entschieden.

- Festplatten:
Bei den Festplatten darf kein Flaschenhals entstehen. Deshalb habe ich mich für eine SSD als Systemplatte entschieden. Da diese für große Datenmengen allerdings noch zu teuer sind (HDD ca 10mal mehr Speicher für den gleichen Preis) muss neben der SSD auch eine Datenplatte her.
Entschieden habe ich mich für eine Crucial M4 128GB für Windows und die Programme. Bei der Datenplatte komme eine Seagate 1TB Platte (7200rpm) zum Einsatz. Es lohnt sich hier, die Rezensionen auf den einschlägigen Seiten im Internet zu lesen um bösen Überraschungen vorzubeugen.

- Graphik:
Auf diese wird bewusst verzichtet. Auch wenn passiv gekühlte Karten keinen Lärm machen und meist nicht mehr als 20€ kosten, geht damit doch ein PCIe-Slot weg.

- Gehäuse:
Das Gehäuse muss groß sein um einen guten Luftstrom zu ermöglichen. Vorteilhaft ist noch ein Front-USB, wenn die Musiker Referenz- oder Vorproduktionen auf einem Stick mitbringen wollen.
Ausserdem bieten die meisten neuen Gehäuse Kompfortfunktionen wie schräge Festplattenkäfige zum leichteren Einbau. Wichtig ist noch, sich zu überlegen, ob und welche Gehäuselüfter man einbaut.


Die gesamte Zusammenstellung sieht bei mir wie folgt aus:
Rechner2.png


Zusammengestellt bei www.hardwareversand.de. Es ist denke ich ein gute Möglichkeit, sich zunächst bei einem shop (gute Suchfunktion und Übersicht) den kompletten Rechner zusammenzustellen. Dann kann man, beispielsweise bei www.geizhals.at/de oder www.froogle.de, sich die Anbieter raussuchen, bei dem die Komponenten günstiger zu haben sind.
Hinzugekommen ist bei der Liste noch ein CPU-Lügter, da nach einem ersten Test der Boxed-Lüfter doch noch zu laut war. Getauscht wurde er gegen einen Alpenföhn. Ebenfalls noch nicht vorhanden ist eine Schiene für die SSD, da diese mit ihren 2,5" nicht in einen normalen Festplatten-Schacht (3,5") passt (günstig beim lokalen Händler zu erstehen).

Im nächsten Bericht geht es dann weiter mit dem Zusammenbau des Rechners.

Ich freue mich auf Fragen, Anregungen und Kritik!

So Far...
Laguna
 
Eigenschaft
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 12 Benutzer
Hiho,

In diesem Beitrag wird es um den Zusammenbau des Rechners gehen.

Die ganzen Komponenten werden dann also bestellt und sind auch nach und nach mit der Post eingetrudelt. (Hier grüße ich meinen tapferen Postboten, der fast alles in den dritten Stock tragen musste :))
2012-12-05 18.10.42.jpg

Also Ärmel hoch gekrempelt und frisch ans Werk. Zunächst einmal gilt es, nach der elstat. Entladung (-> Heizung anfassen), die Komponenten auf das Mainboard zu bekommen,
Der Einbau, gerade von sperrigen Gerätchen (z.b. CPU-Lüfter) wird im Gehäuse nicht unbedingt einfacher, weswegen es sich lohnt dies als ersten Schritt zu machen. Die CPU wird vorsichtig aus der Verpackung genommen. Glücklicherweise kann man die aufgrund von Aussparungen, wie bei Puzzel-Steinen, garnicht falsch auf den Sockel aufsetzen. Dennoch sollte man gerade bei dieser Komponente Vorsicht walten lassen.
Der Boxed Lüfter hat bereits Wärmeleitpaste aufgetragen und muss somit nur auf die CPU gesetzt werden. Die Fixierung geschieht über vier Stifte, die einfach herunter gedrückt werden. Keine "Rocket-Science" :)

Für die Installation der zwei RAM-Rigel muss im Handbuch des Mainboards nachgesehen werden, welche der 4 Ram-Slots belegt werden sollen. Baut man gleich vier Rigel ein, macht das keinen Unterschied. Belegt man die falschen Slots, macht sich meist das Mainboard mit einem Pieps beim Hochfahren bemerkbar. Das ist aber alles kein Drama und kann leicht behoben werden. Die Rigel werden mit sanftem Druck in die Arretierung gedrückt, bis die Verrigelung an den Seiten einschnappt.

Das ganze sieht dann so aus:
2012-12-05 18.22.33.jpg
(vergesst dann blos nicht, noch das CPU-Fan-Kabel am Mainboard anzustecken!)

Nun werden die PCI(e) Karte(n), in meinem Fall eine RME HDSPe Raydat, oder eine Graphikkarte eingebaut. Weiter geht es mit dem Einbau des Netzteils ins Gehäuse. Das ist meist eindeutig zu platzieren. Bei dem Chieftec-Gehäuse sitzt das Netzteil nicht wie meistens ganz oben (oder wie bei meinem letzten Rechner ganz unten o_O (nein, ich hab den schon richtig herum stehen ;P)), sondern mit nochmal einer Netzteil-Länge Platz nach oben. Nach dem Festziehen der Schrauben, kann dort auch schon gleich der erste 120mm-Gehäuselüfter eingebaut werden. Der andere kommt etwas weiter unten, ebenfalls auf die Rückseite des Gehäuses.
Weiter geht es mit den vier kleinen 90mm-Gehäuselüftern. Diese kommen auf die Seitenteile des Gehäuses. Zwei pusten auf die Festplatten, zwei von oben auf CPU (und wenn vorhanden Graka bzw Mainboard).

Die Lüftersteuerung wird in einen DVD-Slot geschraubt (hier musste ich etwas mit den Schrauben tricksen, damit die auch wirklich fest sitzt), die SSD und die HDD kommen in die 3,5" Steckplätze.

Nun wird das Mainboard ins Gehäuse gebaut. Dabei müssen zunächst die Abstandshalter ins Gehäuse geschraubt werden. Ebenfalls vor dem Festschrauben des Mainboards muss die "Rackblende" für die rückseitigen Anschlüsse eingeklippt werden. Das Mainboard wird dann eingebaut und festgeschraubt.

Nun kommt noch ein wenig Kabelarbeit. Das Netztweil wird mit dem Mainboard verbunden (2x4pin für die CPU und einmal der große für die gesamte Stromversorgung). Ebenfalls werden die Stromanschlüsse zur Lüftersteuerung und zu den Festplatten gelegt. Dann folgen die SATA-Anschlüsse und der Anschluss der Gehäuse LEDs und Buttons.
MSI ist hierbei so nett und legt nochmal zwischenstecker bei, auf die man die Kabel vom Gehäuse stecken kann und die dann als ganzes aufs Mainboard kommen. Das erspart das gefiesel schon enorm.
Zu guter Letzt werden noch die Gehäuselüfter mit der Lüftersteuerung verbunden und, damit auch alles ordentlich aussieht die mitgelieferten Kabelbinder an strategischen Stellen angebracht um den Kabelsalat zu kanalisieren und den Luftstrom nicht unnötig zu stören.

Jetzt kann der Netzstecker eingesteckt werden. Wenn alles geklappt hat, startet der PC nun und sucht nach einem (noch nicht vorhandenen) Boot-Medium.
2012-12-06 00.21.43.jpg

Der nächste Post beschreibt die Installation und die Verkabelung der Audio-Komponenten. Eventuell gibt es noch einen ersten Erfahrungs-/Erlebnisbericht, da ich die Hardware dieses Wochenende das erste mal im harten Studioalltag benutzen werde.

So Far...
Laguna
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Und nochmal ein Hallo an die Freunde der digitalen Tontechnik! :great:

In diesem wahrscheinlich letzten (und etwas verspäteten) Post zum Workshop geht es um die Installation der Audiokomponenten.

Der erste Schritt ist die Installation von Windows 7 64 Bit. die 64 Bit Variante wird gewählt, um mehr RAM nutzen zu können. Ich verwende zwecks Kompatibilität zu den meisten VST-Plugins immer noch Cubase 32 Bit, das Betriebssystem insgesamt profitiert aber trotzdem von dem vergrößerten Angebot an RAM.
Durch die SSD ist die Installation extrem schnell abgeschlossen. License-Key eingegeben und fertig.

Zunächst einmal werden die gängigen Optimierungen des Rechner im Bios und im Windows vorgenommen. Dazu gibt es hier schon einige gute Anleitungen, beispielsweise:
Treiber Installieren unter Win 7
oder
Windows für Audio Optimieren

Dann werden die RME Treiber für die Hammerfall Karte installiert. Das klappt ebenfalls problemlos und schnell.

Für die Inputs wird ein Focusrite ISA 828 mit AD Karte per ADAT an einen Eingang der RayDat Karte angeschlossen. Für die Wiedergabe der Outputs kommt ein RME ADI-2 zum Einsatz. Dies wird per ADAT oder SPDIF an die Raydat Karte angeschlossen.
Für die Wordclock muss darauf geachtet werden, dass der ISA lediglich über WC-BNC gesynct werden kann. Da das aktuell noch nicht vorhanden ist, wird der ISA als Clock-Master verwendet. Er gibt seine Clock per ADAT an die RME-Karte weiter, die das Signal dann wiederrum an den ADI-2 weiterleitet.

Nach einem Neustart und dem Einstecken der Kabel kann in der RME-eigenen Software bereits Sound wiedergegeben werden.
Anfangs etwas ungewohnt ist die enorm hohe Spurenanzahl, bei der man meist erstmal rechnen muss, auf welchem Kanal die Kopfhörer eingesteckt sind. Dass das ganze aber stabil läuft, spricht ja durchaus für die Treiber

Sehr zu empfehlen ist auch die Software RME-DigiCheck, mit der Analyser, Stereotool, etc... kommen. Die gibts kostenlos auf der RME-Seite.

Nach einigen Recordings läuft der Rechner immer noch stabil und flüssig. Sehr beeindruckt hat mich das Laden beispielsweise von Drumsamples in Addictive Drums. Läd mein Desktoprechner hier 2-3 Sekunden, ist auf der SSD absolut keine Verzögerung bemerkbar. Der Rechner ist nach wie vor sehr leise und ich würde ihn so auf jeden Fall wieder kaufen!


Ich hoffe, ich konnte euch beim Lesen einen kleinen Einblick in die Welt der Recording-Rechner geben!

So Far...
Laguna
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Hi Laguna,

vielen Dank für diesen interessanten Workshop!

Ich bin auch gerade dabei, das erste mal einen PC selbst zusammenzustellen :)


Jetzt würde mich interessieren, wie du nun nach rund einem Monat mit dem Ergebnis zufrieden bist?
Alles wie gewünscht, oder würdest jetzt etwas anders machen?

Wie bist du mit dem CPU-Kühler zufrieden, wie laut/leise ist er?
Und wie mit dem Netzteil? Sind 400W wirklich ausreichend?
 
Hi,

Teile der Aufnahmen, die mit dem neuen Rechner entstanden sind, sind im "Recording Stammtisch" und im "Butter und Brot EQ-Battle" zu hören.
Insgesamt bin ich mit dem System (nach nun doch 2 Monaten, weil ich die Beiträge nicht gleich verfasst hab) wirklich äusserst zufrieden.

Das Netzteil reicht dicke. Aufpassen musst du aber, dass du ein halbwegs aktuelles Modell erstehst, weil viele alte Netzteile diese 12V 2x4er Pins für die extra Stromversorgung neuer Prozessoren nicht haben. Der Prozessor ist ja nicht so stromhungrig und da ich keine extra Graphikkarte habe, tut das alles anstandslos.

Den boxed CPU-Kühler habe ich gegen ein anderes Modell eingetauscht, weil er mit das lauteste war. Im geschlossenen Gehäuse war dann zwar nichtmehr viel zu hören, aber wenn schon, dann richtig :D

In Retrospektive würde ich sagen, dass die doch immerhin 120€ fürs Gehäuse etwas überdimensioniert waren. Das Teil ist klasse, keine Frage, aber da es mir ja quasi keine "Mehrleistung" bringt, hätte es ein Gehäuse für 80€ oder 60€ sicherlich auch getan. Da ist der Einbau dann meistens nicht so ultra-kompfortabel, aber öfter als nötig (einmal im Jahr zum Staub aussaugen oder fü einen Umbau) schraub ich das eh nicht auf.

Konnte ich deine Fragen damit beantworten? :)

So Far...
Laguna
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Danke :)

Konnte ich deine Fragen damit beantworten?

Bis auf die eine, wie zufrieden du mit dem neuen CPU-Kühler bist... welches Modell ist es genau?

So wie es aussieht, werde ich mir ein Mainboard mit 1155 Sockel besorgen, und eine i5 Sandy Bridge dazu, also nicht die allerneuesten Modelle.

Danke für den Tipp mit dem Netzteil. Vielleicht werde ich dann den auf jeden Fall neu besorgen...
Ich habe nun von "modularen" Netzteilen gehört... bei denen kann man nur die Kabel anschließen, die man auch wirklich braucht, und hat nicht zig andere dauernd im Weg.
Sowas wäre nicht schlecht, die sind aber doch etwas teurer, denke ich...

Ansonsten wird es bei mir ein Mix aus neuen und gebrauchten Komponenten.
Ich habe bis jetzt nur ein Gehäuse mit Lüftern (super Deal gemacht) und eine neue SSD (war die Woche im Angebot), der Rest muss noch gekauft werden :)
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben