Danelectro Cool Cat Distortion Review inkl. Samples

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Review: Danelectro Cool Cat Distortion


Ein Zerrpedal fuer knapp mehr als 30 Euro? Das kann doch nichts sein... Genau das dachte ich, bis ich die YouTube Demos gesehen habe (z.B. dieses: http://www.youtube.com/watch?v=Bwfhw-adSvY). Jetzt, wo ich das Geraet zuhause vor dem Screamer habe, kann ich nur sagen: Das Geld ist das Pedal durchaus wert.

Aeusseres: Tja, was soll ich sagen? Das Teil ist _potthaesslich_... aber Metallgehaeuse, und ein sehr solider ein/aus Schalter. Die Klinkenbuchsen sind aus Metall, die Potis leichtgaengig und solide, und an der Netzteilbuchse wackelt nichts. Aussehen 0/10, Verarbeitung 10/10.

Features: Das Teil ist ein typische Distortion-Pedal... Getrennte Bass/Treble Regler, und dazu noch Gain und Level. Dazu noch ein True Bypass, eine Netzteilbuchse, und ne helle blaue LED.

Sound zuhause: Erst mal Korg DT-10=>Cool Cat Distortion=>Screamer Cleankanal verkabelt, und mit allen Reglern auf 12 uhr ein paar Riffs gespielt. Fett, das klingt ja wie ein aufgedrehter 800er - schoen brizzelig britisch (schon fast zu hoehenlastig), unten rum etwas fuzzig, und insgesamt recht voll klingend. Fuer harte Rocker ist das vermutlich nicht straff genug sein - vor ein paar Jahren haette ich das auch nicht gemocht. Der Trebleregler regelt sehr gut den "Britzeligkeitsgrad", wobei ich das Gefuehl habe, dass der Regler eher in den hohen Mitten eingreift. Der Trebleregler veraendert auch stark die Lautstaerke, was ein Nachregeln des Levelpotis erfordert. Der Bassregler, dagegen, greift viel subtiler in's Geschehen ein, und erzeugt auch voll aufgedreht nur ein Wenig mehr Druck - auch an der fehlenden Straffheit kann man hiermit nicht viel aendern.

Fuer klassische Rocksounds schon mal gut - da ich allerdings durchaus ab und zu auch mal etwas fuer Hard Rock/Metal benoetige, habe ich das Geraet direkt mal im Loop meines GT-8s ausprobiert... da kam natuerlich direkt die Erleuchtung: Virtuelles Overdrive als Booster davor (heisst beim GT-8 zufaellig sogar "Booster"), etwas Bottom (Bass) rausgedreht, Gain niedrig und dafuer Level schoen hoch. Tja, was soll ich sagen? Das Cool Cat Distortion verhaelt sich wirklich aehnlich wie zerrender Amp - die Baesse werden sofort straffer, die Hoehen weniger brizzelig aber dafuer bissiger, und die Tiefmitten kommen etwas staerker durch. Ein typischer durchsetzungsfaehiger, cremiger Zerrsound mit ordentlich Gain und Biss, wie man ihn z.B. von Iron Maiden oder Megadeth kennt. Mehr brauch ich wohl nicht, und bin erst mal mehr als zufrieden - mal sehen, wie sich das Ding auf der Bandprobe schlaegt.


Sound Bandprobe: Auf der Bandprobe war ich positiv ueberrascht. Hier spiele ich momentan ueber einen Fender Frontman 65R mit dem GT-8, und er macht sich ueberraschend gut als "Lautmacher". Kommt zwar sehr schnell an seine Leistungsgrenzen, aber klingt dabei immer noch recht angenehm.

Also GT-8 mit dem Cool Cat im Loop davorgeschnallt, Bisschen gedreht und dann losgeprobt. Aufgefallen ist mir, dass das Cool Cat _sehr_ hoehen- und hochmittenlastig ist. Das Teil saegt und kreischt wie ein echter Marshall - aber trotzdem war auch mit Boost die Feedbackgefahr sehr gering... was in dem Proberaum ein ziemliches Wunder ist. Gerade im Bereich der Hochmitten gibt es da meist Probleme mit meiner Gitarre, da diese recht hell klingt. Jedenfalls setzt sich der Sound sagenhaft durch, und zwar genau in dem Bereich, in dem eine Gitarre sitzen sollte... die Tiefmitten bleiben nahezu 100%ig dem Bassisten ueberlassen, was sogar in unserem kleinen ungedaemmten Kellerproberaum fuer einen recht guten Sound sorgt.

Tja, was soll ich noch sagen? Geboostet ein richtiges Rock-Brett, ohne ein Sabbath-aehnlicher, typisch Marshall-fuzziger Zerrsound, und mit zurueckgenommenem Volumeregler and er Gitarre ein ganz schoen saftiger Crunch. Ganz clean geht nicht wirklich, so gut reagiert das Pedal doch wieder nicht auf den Eingangspegel (allerdings sollte man dazu sagen, dass der Gainregler die meiste Zeit auf Anschlag war - viel Gain hat das Pedal nun mal nicht, was auch gut so ist); wobei mir aufgefallen ist, dass das etwas besser wird, wenn das Pedal als erstes Glied (also ohne Effekte mit gepuffertem Bypass davor) in der Effektkette platziert wird...

Samples sagen viel mehr aus, als meine schlecht zusammengereimten Worte, also hier:

http://www.narcotic-symphony.de/simon/CoolCatReview/CoolCatSamples.rar

Die Filenamen muessten selbsterklaerend sein - als Boost wurde der Booster im GT-8 genommen (allerdings nicht wirklich boostend, sondern nur zum Ausduennen - Gain an sich ist sogar ohne Boost mehr vorhanden, aber durch die Straffheit, die der Boost bringt, kann man eben genauer spielen und es klingt nach mehr Gain), und EQ im Filenamen bedeutet hinter der Zerre +4dB bei 400Hz mit Q von 0,5. Alle Samples (bis auf das Sample vom Screamerzerrkanal) wurden im Cleankanal mit ausgeschaltetem Bright-Switch gemacht.

So sahen die Potieinstellungen aus (da hab ich gar nicht dran gedreht, sondern einfach meine ueblichen Einstellungen genommen - Bright war uebrigens draussen):

http://www.narcotic-symphony.de/simon/CoolCatReview/IMAGE_00059.jpg

Und so war mikrofoniert (DAP PL-07):

http://www.narcotic-symphony.de/simon/CoolCatReview/IMAGE_00056.jpg

Tut mir leid wegen den schrecklichen Handybildern, aber ich hab grad nichts Anderes zur Hand.

Und hier noch ein kurzer Sample vom Screamer selbst, als Referenz - gleiche Mikroposition, Ampeinstellungen usw.:



Lustigerweise klingt Dieser (zumindest hier mit dem Amp vor einem... weiss nicht, ob man das bei den Samples so gut hoert) um Einiges weniger straff als das geboostete Cool Cat :)...

Wie immer, Samples am Besten mit ReplayGain-faehigem Player anhoeren :)... und bitte das "interessante" Spiel entschuldigen - es ist noch frueh, und ich hab vergessen Kaffee zu kaufen :(


Fazit: Das Cool Cat Distortion ist ein solides Zerrpedal, aus dem man mit etwas Know-How und entsprechendem anderen Equipment (ein oder zwei EQs, mind. 5 band graphisch, besser semiparametrisch, und dazu am Besten noch ein anstaendiges Overdrivepedal als Booster) recht viele Sounds locken kann - das geht allerdings auch bei den meisten anderen Pedalen.

Ohne Nachzuhelfen klingt das Pedal relativ offen, und erleichtert durch fehlende Straffheit unten rum sehr das Leadspiel (sogar ohne Hall oder Delay macht das richtig Spass, und man hat das Gefuehl, dass der Gitarrenton richtig nass und feucht waere), macht aber Rhythmus mit Palm Mutings (zumindest sobald der Gainregler hoeher als 12 uhr steht) recht ungenau und verschwommen - damit koennte man sehr viele Fehler vertuschen :)

Wer also damit einen typischen, unten rum etwas verschwommen matschigen Marshallzerrsound nachahmen will, ist bei dem Pedal richtig. Wer straffe Hard Rock Zerre mag, so wie man sie z.B. direkt aus nem Fireball oder geboosteten 6505 holen kann, ist hier also falsch - es sei denn man boostet das Pedal und EQ't ein Wenig. Es gibt unter 50 Euro andere Pedale, die von Haus aus solche Sounds hinkriegen...

Bei mir wird das Pedal jedenfalls erst mal bleiben, da es durchaus besser klingt, als die digitalen Zerren aus dem GT-8. Mit EQ davor und danach, und variierbaren Eingangspegeln fuer das Pedal (ist ja alles beim GT-8 pro Patch speicherbar) kann man aus dem kleinen roten Kistlein ganz schoen viel rausholen.

Alles in Allem: Wenn man auf rotzige britische Britzelsounds steht, kaufen. Schwabbeliger Bass gefaellig? Kaufen. Eher Low-Gain Spieler, und andere Pedale (die bei niedrigen Gaineinstellungen zu straff und trocken klingen) sind zu steril? Kaufen.

Dadurch, dass das Geraet sehr angenehm auf Booster reagiert, kann man es auch etwas straffer bekommen und deutlich praeziser klingen lassen... wer das Geraet also in ein Setup mit Booster integrieren will, kann's auch kaufen.

Alle, die out-of-the-box einen eher amerikanisch angehauchten, straffen Rocksound suchen, sollten sich lieber wo anders umsehen.
 
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