Digitalpiano FAQ - Alle Fragen zum Digitalpiano

Claus
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FAQ: Häufige Fragen zum Digital Piano

Allgemein
. Was sind Stage Pianos, Digital Compact Pianos und Digital Home Pianos?
. Klavierspielen ohne Klavier - geht das?

Technik

. Wie funktioniert eine Hammermechanik?
. Gibt es Digital Pianos auch mit Holztasten?
. Kann man den Anschlag der Tasten einstellen?
. Was ist mit Klängen und Polyphonie?

Stage Pianos
. Wie verstärkt man ein Stage Piano (Proberaum/Bühne)?
. Kann man ein Stage Piano an die HiFi-Anlage/den PC anschließen?
. Welche Pedale kann man anschließen?

Kauf
. Wie testet man ein Digital Piano?
. Wieviel muss/soll/kann man investieren?
. Welche Alternativen gibt es (z.B. Masterkeyboards & Expander)?

Was sind Stage-Pianos, Compact-Pianos und Digitale Heim-Pianos?
Der Begriff Digital Piano umfasst alle Instrumente, die ihren Klang rein elektronisch erzeugen und nicht akustisch durch das Anschlagen einer Tastatur auf Saiten.
Die wesentliche Aufgabe von Digitalpianos liegt in der Nachbildung von Klang und Spielgefühl akustischer Klaviere bzw. Flügel.
Je nach Verwendungszweck, Design und Möglichkeiten der Klangbeeinflussung unterscheidet man Stage Pianos, Digital Compact Pianos und Digital Home Pianos.

Auf all diesen Instrumenten kann man Klavierspielen, dabei sind Stage Pianos für den Bühneneinsatz optimiert und nicht zu verwechseln mit den manchmal genauso bezeichneten Digital Compact Pianos.

Stage Pianos und Digital Compact Pianos gemeinsam ist die kompakte Bauweise ohne fest verbundenes Gestell. Beide haben ein transportables Gewicht zwischen ca. 10 bis 25, vereinzelt auch um die 30 Kilogramm.

Nun zu den Unterschieden, wobei es inzwischen Hybride gibt, wie Stage Pianos mit eingebauten Lautsprechern:
Stage Pianos haben keine eingebauten Lautsprecher sowie verschiedene Bedienelemente für den direkten Zugriff auf alle wichtigen Einstellungen zu Klängen und Effekten, außerdem die synthesizertypischen Controller Pitch Bend und Modulation Wheel.

Die Tastaturen von manchen Stage Piano Modellen sind im Vergleich zu hochwertigen Digital Home Pianos anders abgestimmt, um das Orgel- und Synthesizerspielen zu erleichtern.

Digital Compact Pianos haben eine ähnliche Form und das transportable Gewicht wie Stage Pianos, besitzen jedoch eingebaute Lautsprecher und weniger Bedienelemente. Die Tastatur von Digital Compact Pianos ist für das Klavierspielen optimiert.

Optische Anzeigen und Bedienelemente sind bei preisgünstigeren Digital Compact Pianos nur soweit vorhanden, wie das unbedingt notwendig ist.

Meist werden zu diesen Instrumenten furnierte oder lackierte Instrumentenständer als Zubehör angeboten, damit sie gut in eine Wohnumgebung passen. Auf eine integrierte Tastaturabdeckung muss man bei Digital Compact Pianos verzichten.

Digital Home Pianos sehen akustischen Klavieren oder Flügeln am ähnlichsten und sind aufgrund ihrer Größe und des Gewichts von ungefähr 40 kg bis über 100 kg nicht für den häufigen Transport geeignet.

Die Ausstattung an Klängen und Eingriffsmöglichkeiten ist sehr unterschiedlich und wird vermehrt zur Kontrolle über Smartphone Apps angeboten. Die führenden Markenhersteller verwenden in ihren Modellen unterschiedlich aufwendig konstruierte Tastaturen.
Gemeinsam ist allen Digital Home Pianos, dass sie ab dem einfachsten Modell eine zum Klavierspielen geeignete Tastatur mit Hammermechanik mitbringen.

Klavierspielen ohne Klavier - geht das?
Eine ergebnisoffene Diskussion dreht sich um die Frage, wie weit man ein akustisches Klavier mit einem Digitalpiano nachbilden kann. Diese Diskussion betrifft sowohl den Klang als auch die Tastaturmechanik.
Der Klang wird aus den Aufnahmen akustischer Pianos (Samples) und vermehrt in Mischung mit Computerberechnung (Modeling) erzeugt.
Wie bei akustischen Instrumenten auch unterscheiden sich die Instrumente im Klang und die Tastaturen im Spielgefühl.

Seit Jahren wird auch auf Digitalpianos unterrichtet. Daher kann man sagen, dass ein Einstieg und die Ausbildung für das Spielen zur Unterhaltung darauf gut möglich sind.
Die Ausbildung zu einem künstlerisch anspruchsvollen Klavierspiel setzt dagegen ein akustisches Instrument guter Qualität voraus.
Inzwischen gibt es viele Angebote zu einer gemischten Bauweise (Silent Pianos).
Solche Silent Pianos sind vollwertige akustische Klaviere oder Flügel mit der Möglichkeit einer "Stummschaltung" der Saiten bei Wiedergabe von der eingebauten Klangerzeugung eines Digitalpianos.

Wie funktioniert eine Hammermechanik?
Beim Flügel betätigt man durch das Drücken einer Taste einen Hammer, der auf Saiten schlägt und diese bis zum Loslassen der Taste schwingen lässt. Die Tasten im Bassbereich sind etwas schwerer spielbar als die hohen Tasten.
Bei Digitalpianos spricht man daher von gewichteter Hammermechanik.

Das Prinzip wird durch unterschiedliche Konstruktionen verwirklich. Die Taste überträgt die Kraft beim Anschlagen ebenfalls über eine mehrteilige Hammermechanik, die aber auf Sensoren anstatt auf Saiten trifft.
Die Gewichtung der vergleichsweise leichten Kunststofftasten wird durch eingeklebte Metallstückchen erreicht.

Gibt es Digitalpianos auch mit Holztasten?
Die meisten Digitalpianos sind mit Kunststofftastaturen ausgestattet, deren Oberfläche das Griffgefühl der früher üblichen Elfenbeinbeläge nachbilden soll. Im hochpreisigeren Bereich gibt es auch Holzapplikationen bis hin zur Vollholztastatur, teilweise recht ähnlich der von akustischen Instrumenten.

Kann man die Anschlaghärte/Gewichtung der Tasten einstellen?

Wie bei akustischen Pianos unterscheidet sich das Anschlagverhalten von Digitalpianos verschiedener Hersteller und Modelle.

Alle aktuellen Digitalpianos bieten eine Möglichkeit zur Einstellung der Reaktion auf den Anschlag, oft in mehreren Stufen von "soft" bis "hard". Dadurch wird aber nicht das mechanische Verhalten bei Tastenanschlag verändert, sondern die Klangwiedergabe und Klangbeschaffenheit aufgrund der Beschleunigung der Taste beim Anschlag (Velocity).
Die Velocity-Einstellung bestimmt, wie sich die Lautstärke und die Obertonbeschaffenheit bei der Beschleunigung einer Taste verhalten: schnelles Drücken = laut und obertonreich (hell, strahlend - bright, brillant), langsames Drücken = leise und obertonärmer (dunkel, warm - mellow).

Was ist mit Klängen und Polyphonie?

Neben den Klängen verschiedener akustischer Flügel und Klaviere enthalten Digitalpianos unterschiedlich viele weitere Klänge und Effekte. Zur Grundausstattung gehören neben den Klängen von akustischen und elektromechanischen Pianos oft noch weitere Klänge wie z.B. Orgeln, Streicher, Bass und Vibraphon.

Stage Pianos enthalten meist wesentlich mehr Klänge als Digital Home Pianos sowie eine "Synth Section", die bei Digital Home Pianos normalerweise fehlt.
Die Art, Anzahl und Qualität der Klänge ist unterschiedlich und bei der Auswahl eines Modells eine Frage persönlicher Vorlieben und des Preises.

Der Begriff Polyphonie (Mehrstimmigkeit) bezeichnet die maximale gleichzeitige Erzeugung von Tönen. Gängige Polyphonie umfasst 64 bis 256 Stimmen, bei Modeling ist sie teilweise unbeschränkt.
Der theoretische Bedarf an Polyphonie ist als Produkt der 10 Finger mal Stereophonie mal kombinierte Klänge mal durch das Pedal ausgehaltene Tastenanschläge vielleicht fünfstellig, praktisch erreicht man aber schon mit 64-facher Polyphonie eine realistische Wiedergabe des Spiels.
Fehlende Polyphonie bewirkt, dass bereits erzeugte Töne möglichst unauffällig wieder ausgeblendet werden.

Wie verstärkt man ein Stage Piano (Proberaum/Bühne)?
Die eingebauten Lautsprecher von Digital Compact Pianos reichen für den Einsatz in einer Band oft nicht mehr aus, Stage Pianos brauchen grundsätzlich eine externe Wiedergabe.
Steht keine PA zur Verfügung benötigt man dazu einen Keyboardverstärker mit Box.

Kann man ein Digital Piano an die HiFi-Anlage/den PC anschließen?
Grundsätzlich ja. Für den Anschluss an Aktivboxen und die Stereoanlage eignen sich die Ausgänge Line Out (L/R) am Digital Piano.
Die geeigneten Eingänge der Stereoanlage sind meist als Aux, CD und bei älteren Anlagen auch als Tape bezeichnet. Für die Verbindung mit dem Instrument sind im Handel geeignete Kabel und Adapterstecker erhältlich.
Den Phono-Eingang für Vinylplattenspieler kann man wegen der zu großen Signalstärke des Instruments und dessen besonderer Signalverarbeitung in der HiFi-Anlage (Entzerrung) nicht verwenden.

Die Lautstärke des Digitalpianos sollte man vor dem Anschließen herunterdrehen, damit aufgrund der Signalstärke kein Schaden entstehen kann. Nach Anschluss kann man die Lautstärke auf dem Instrument in den mittleren Bereich steuern sowie am Verstärker entsprechend der Leistungsfähigkeit (auch der Boxen) "hochfahren".
Ein kräftiger Anschlag von sehr tiefen Tönen bei sehr hoher Wiedergabelautstärke bewirkt eine maximale Auslenkung der Lautsprechermembran, was zu Beschädigungen führen kann.

Welche Pedale können angeschlossen werden?
Digital Home Pianos haben in der Regel drei Pedale, genau wie ein akustisches Klavier.

Bei Digital Compact Pianos und Stage Pianos werden Pedale mit einem Kabel angeschlossen. Mindestausstattung ist ein Anschluss für das Haltepedal (Sustain), das bei fast immer mitgeliefert wird. Im Unterschied zu akustischen Pianos gibt es oft auch einen Anschluss für ein "Expression Pedal", das als Schweller (E-Orgel) verwendet werden kann.
Manchmal liegt kein vollwertiges Pedal bei, sondern nur ein einfacher Kunststofftaster (An/Aus), bessere Modelle haben ein Pedal in Metallausführung, bei dem auch ein nur halb getretenes Pedal erkannt wird.

Wie testet man ein Digital Piano?
In fast jeder Kaufberatung wird dazu geraten, alle Digitalpianos anzuspielen, für die man sich interessiert.

Wenn möglich, sollte man sowohl die Wiedergabe über geeignete Kopfhörer als auch über die eingebauten Lautsprecher ausprobieren.
Bei Stage-Pianos ist das Probespielen über PA/Studiomonitore empfehlenswert, im Idealfall testet man alle Geräte über die gleichen Wiedergabesysteme.

Für die Beurteilung der Klänge sollte man Effekte zunächst ausschalten.
Dann kann man die bevorzugten Klänge ausprobieren (Flügel, Rhodes...). Dabei ist es wichtig, auch "extreme" Klang- und Dynamiksituationen zu testen, also die Außenbereiche der Tastatur zu bespielen sowie sehr hart und sehr weich anzuschlagen. Die Dynamikwiedergabe kann bei verschiedenen Modellen unterschiedlich sein.
Als totaler Anfänger bringt man am besten einen erfahrenen Klaverspieler mit.

Nach den Klängen kann man sich den Effekten zuwenden. Wenn man auf einen bestimmten Sound abzielt, bringt man am besten die passende Aufnahme zum Vergleich mit, keine Angst vor solchen Sonderwünschen.

Wieviel muss/soll/kann man investieren?
Digital Compact Pianos aka Portable Pianos sind als Modelle der führenden Markenhersteller in vernünftiger Qualität von ca. 500 EUR bis ca. 1.800 EUR erhältlich und damit einige hundert Euro günstiger als jeweils entsprechende Digital Home Piano-Modelle.
Es gibt auch einzelne wesentlich teurere Instrumente mit besonderen Ausstattungsmerkmalen.
Stage Pianos werden überwiegend von ungefähr 800 EUR bis ca. 4.000 EUR angeboten.

Die Preise sind zumindest im Onlinehandel ständig in Bewegung und es lohnt sich, auf Sonderangebote sowie vergünstigte Auslaufmodelle zu achten.
Bei Markengeräten ist die Entwicklung von Klang und Tastaturqualität mittlerweile auf einem erfreulich hohen Niveau angekommen. Aktuelle Trends betreffen Displayverbesserungen, Bluetooth Kommunikation und Einsatz von Modeling-Technologie.

Welche Alternativen gibt es (Masterkeyboard mit Expander oder Software)?
Masterkeyboards bieten eine Tastatur, die eine Hammermechanik sein kann, aber nicht sein muss. Zusätzlich sind Bedienelemente eingebaut, die einen direkten Zugriff auf häufig benötigte Funktionen ermöglichen.
Diesen Geräten fehlen aber eine eingebaute Klangerzeugung und Lautsprecher.

Man kann damit Expander (Klangmodule) ansteuern oder das Instrument mit einem Computer und der dort aufrufbaren Klangbibliothek verbinden. Teilweise ist das auch drahtlos über Wlan oder Bluetooth möglich.

Masterkeyboards sind für die Musikproduktion im (Home-)Studio optimiert und verlangen eine Einarbeitung, wenn man ihren Funktionsumfang ausschöpfen will.
 
Eigenschaft
 
Grund: entwicklungsbedingte Anpassungen
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