Eyes in the Void - oder auch: der erste Release einer Metalband

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Anlässlich der Veröffentlichung von Eyes in the Voids Debut-EP, möchte ich euch hier kurz die Band vorstellen und anschließend einen Bericht zum Recording selbst anhängen.
Kurzgeschichte:


Im Sommer 2012 wurde die Band Eyes in the Void in klassischer 5-Mann Besetzung gegründet. Musikalisch handelt es sich um Melodic-Death Metal, gespickt mit einigen Thrash Komponenten.
Wir haben mittlerweile gut 20 Auftritte gespielt, waren im Finale eines Metal-Bandcontests, und haben auch schon einige größere Support-Shows gespielt wie z.B. für Beheaded, Milking the Goatmachine bzw. The Agonist. Ende 2013 stand fest: ein Tonträger muss her.
Gesagt, getan:
Release am 19. Oktober 2014.


Gesamte EP zum anhören, in digitaler Form und als CD erhältlich!
Info zur Entstehung der EP:

oder auch: „Was dauert denn da so lang?“

Wir haben uns Ende 2013 in einer Situation befunden, die wahrscheinlich vielen von euch geläufig ist. Eine Band, die erstmals eigene Musik aufnehmen möchte, das Ganze möglichst in präsentabler/professioneller Qualität, mit viel zu geringem Budget.

Die Kompromisslösung: Recording/Editing in klassischer Do-it-Yourself Manier, Mixing/Mastering machen lassen (wurde von Daniel Fellner übernommen, Toningenieur aus Wien der seines Zeichens sehr aktiv in der Metal-Szene ist).

Die anfängliche „geht doch alles im Handumdrehen / kann ja nicht so schwierig sein schnell mal eine ordentliche Demo zu produzieren“ - Euphorie ist jedoch recht rasch verflogen. Man hat zwar schon zig Tutorials gesehen, wie man denn jetzt eine Gitarre/Bass/... „richtig“ aufnimmt, aber von Know-How waren und sind wir meilenweit entfernt. 1. Schritt war also einmal herauszufinden, was wir überhaupt an Equipment zur Verfügung haben:
Bestandliste:

Älterer, Mittelklasse Laptop mit Reaper,
EMU-0404,
AKG K-271 MKII,
Beyerdynamics DT-770M,
Shure SM-57,
Beyerdynamics TGX-61​
Saiteninstrumente & Amps:

ESP Horizon NT mit SD SH10B & SH2N,
Ibanez RG 2020x mit SD TB6 & SH2N,
Engl Fireball 100,
Peavey 6505,
Engl E412VS Pro “,
Marshall 1960a JCM900 Lead“,
Pedalboard mit ISP Decimator, TC-Electronics Flashback Delay, Marshall Echohead Delay, BBE Classic Wah, MXR GT-OD, Korg pitchblack tuner.

Musicman Stingray
Microtubes B7K (fürs Recording geliehen)
Hartke LH-500,
Hughes&Kettner QS-410

Drums:

Akustisches Drumkit (DW PDP)
Roland TD-11KV mit Tama Speedcobra Doppelfußmaschine

(In Grau: wurde für die EP nicht verwendet!)

Und hier wurde bereits der erste Beschluss gefasst: ein akustisches Drumkit abzunehmen, übersteigt unsere Möglichkeiten sowohl was den Recording-Raum (Proberaum ist akustisch eher suboptimal), bzw. das Equipment betrifft (Mikros, Interface mit mehr Kanälen). Drums zu programmieren, ist aber auch nicht in Frage gekommen (würde ja auch keinen MIDI Bass auf der EP haben wollen ;)), unser Drummer hat eingewilligt am E-Drumkit per MIDI aufzunehmen, wiedermal komplettes Neuland, hierzu später mehr.

Gut, haben wir ja alles beisammen. Frische Saiten und los geht's. Oder so. Zuerst mal: Songs fertig ausnotieren (haben dazu Guitar Pro verwendet).
Praktischerweise haben wir diese auch als Leadtracks zum Recording verwenden können. Ein weiterer Punkt auf der "Dinge die ewig viel Zeit in Anspruch genommen haben, weil uns die Erfahrung fehlt": DAW-Setup. Eigentlich kein Problem, aber wenn man wirklich am Anfang steht und es noch nicht getan hat (Interface installiert, konfiguriert, Kanäle zugewiesen, sich überlegen wie man denn die Spuren genau nennt, damit man sie GANZ SICHER wiederfindet, ..) eben mühsam.
Aufnahme:

Gitarren:

Beim Gitarrenrecording hat's nun geheißen zu lernen, wie man denn ein Mikro eigentlich richtig positioniert. Nachmittage lang haben wir uns Youtube Tutorials (sehr hilfreich waren u.a. Ola Englunds Tutorials!) passend zum Thema angeschaut, Tipps in Foren gelesen (Ja, vieles an Know-How kommt ausm Musikerboard, kleines Dankeschön an dieser Stelle!), Soundsamples aufgenommen mit klingenden Namen wie: „ESP_6505_Engl412_botleft_cone_centered“, „ESP_Fire_Engl412_botright_offaxis“, und natürlich alles miteinander verglichen.

Im Endeffekt hat sich dann die Kombination aus: jeder spielt seine eigene Gitarre über den Peavey Amp, Engl Cab, und dem SM-57 sehr nahe am Cab (wenig Raumeinfluss) auf den Kalottenrand gerichtet (nicht off-Axis) mit ca. 2 Fingern Abstand vom Gitter, als für uns am besten klingend herausgestellt.

Beim Recording selbst war es so, dass der aufnehmende Gitarrist, mit dem Amp/Box/Mikro im selben Raum gesessen ist, den Laptop vor sich stehen hatte mit komplett verkabelten Interface (Track auf den Kopfhörern, Monitoring durch den lauten Amp + vom Interface).
Record button gedrückt, Metronom zählt ein (mit beliebiger Lautstärke des Backing Tracks) und los. Rhythm Spuren wurden jeweils 2x getrackt (double tracking), Soli einfach. Einzelne Parts wurden vom selben Gitarristen aufgenommen, da sonst aufgrund unterschiedlicher Spielweisen die Rhythmusparts beim double-tracking nicht ganz gepasst haben. (Was uns im Proberaum so noch nicht bewusst war.)
Solo Sound wurde auch bereits bis auf kleinere EQ-Korrekturen ziemlich fertig aufgenommen (mit Delay).

Zum Bass-Tracking:
Oft gelesen: „Was willst da groß am Sound machen, DI und ab damit!“.
Also gut, erster Versuch: direkt ins Interface - mumpfiger Sound. Woran gar nicht das Interface Schuld war, sondern die Tatsache, dass 2-3 Woche alte Saiten nicht zum gewünschten Klangergebnis beigetragen haben.
Weiterer Punkt, warum der ganze Bass Track in den Höhen sehr zahm war: Ein Musicman Stingray mit 2-Band EQ ist eigentlich ja einfach zu bedienen, sofern man weiß, wie der Onboard-EQ funktioniert: Bass-Regler boostet lediglich, Höhenregler Boostet und cuttet (und das ohne Mittelstellung). Die neutrale EQ-Stellung ist also nicht Vol-max, Höhen/Bass-min, sondern Vol-max, Bass-min, Höhen ~50%.

Was ich daraus mitgenommen habe? Man sollte sein eigenes Instrument kennen, bevor man versucht etwas damit aufzunehmen.

Da ich an sehr vielen Orten den Tipp gelesen habe 2 Tracks aufzunehmen (1 mal clean, 1 mal verzerrt), dachte ich mir ich probiers mal aus und hab mir dazu einen Microtubes B7K geliehen.
Gemeinsam mit komplett neuen Saiten (10 Minuten vorm Recording Saiten gewechselt!) und neutralem EQ-Setting, hat das Ganze klanglich dann schon eher meinen Vorstellungen entsprochen.

Drum-Recording:
1. Problem: ein E-Drum Set spielt sich nicht wie ein A-Drumkit.
2. Problem: Das E-Drumkit hat z.B. kein Pad fürs China-Becken, dank Midi zwar lösbar , es trägt aber definitiv nicht zum Spielkomfort bei. (Konkret:Chinabelegung am Rim der floortom; Drummerzitat: „fürchterlich, mach ich nie wieder so einen Blödsinn“)
3. Problem: Mistrigger des Bassdrumpads.
4. Problem: Aus dem Midi-file wieder einen Drumsound basteln der zur Band passt, aber nicht komplett losgelöst ist, von dem wie wir z.B. live klingen. (hierzu waren einige Stunden gemeinsam mit Toningenier im Studio, zum Sample-Vergleich notwendig)
5. Problem: Bei einer Midi Snare-Spur die Differenz zwischen Blast-Beats und Ghostnotes zu finden.

Monitoring wurde per Software gemacht. Die aufgenommenen Spuren wurden anschließend bereinigt, was bei ordentlichen Midi-Drumsspuren relativ einfach geht. Leicht quantisiert und die falschen Schläge (sog. Mistriggers) wurden gelöscht. Beim Mixing wurden Steven Slate Drums samples verwendet, die auch auf dem Endprodukt zu hören sind.

Vocals:

Der Sänger hat sich sehr gefreut als er erfahren hat, dass er nicht zu Midi-Files grölen muss, hat zum Monitoring die restlichen Instrumental Spuren und vorläufige Drum Samples bekommen (hat dem Endprodukt mMn. definitiv gut getan!). Auch bei den Vocals haben wir verschiedene Möglichkeiten und mehrere Mikros (darunter auch ein Kondensator) ausprobiert. Im Endeffekt wurde alles mit einem Mikro (Beyerdynamics TGX-61) einspurig aufgenommen. In einem Song gibt es gedoppelte Growls/Screams.

Generell lief das Tracking von Vocals ziemlich problemlos und wir waren nach ein paar Tagen fertig.

Mixing:

Im Laufe des Mixingprozesses hat sich herausgestellt, dass das gleichzeitige Aufnehmen einer Gitarren-DI-Spur sehr praktisch gewesen wäre, denn so hätte man mehrere Möglichkeiten und Sounds beim Mixdown (Re-Ampen etc. wär dann möglich gewesen) zur Verfügung gehabt. Hatten wir jedoch nicht. ;).

Für den Gitarrensound war die altbewährte Combo aus Peavey 6505 mit einem MXR Booster davor geschaltet in die ENGL 4x12 mit V30s zuständig. Für die Rhythms wurde hauptsächlich der rote Lead-Kanal mit relativ wenig Gain (etwa 3 von 10) verwendet. Für einige Soli wurde der grüne Rhythm-Channel verwendet, weil er etwas dynamischer klingt.

Der Bass klingt leicht verzerrt mit einem soliden Clean-Anteil. Bei den Drums mussten wir im Studio einige Samples durchgehen und vor allem die Anschlagsstärke (Velocity) anpassen, damit das Ganze natürlich klingt. Nach ein paar Feedbackrunden zum Mix einigten wir uns endlich auf den finalen Mix. Die Mastertracks wurden gerendert und ans Presswerk geschickt. Nach etwa 10 Tagen waren die frisch gepressten CDs da.
Fazit:


Es ist definitiv kein einfaches Unterfangen, und es waren z.T. sehr viele Takes notwendig, vor allem bei den Instrumental-Spuren. Recording ist einfach ein komplett anderes Terrain als Live zu spielen. Wir können unsere Songs, aber wir sind eben keine Profi-Studio Musiker mit „One-Take“-Qualität. Es ist eben ein Unterschied obs okay klingt, oder obs nach 10 Mal isoliert gehört noch gut klingt (war oft nicht der Fall). Diesbezüglich hat uns die Aufnahme auch wieder ein bisschen auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Wenns irgendwo Problemstellen gibt, dann ist es auf jeden Fall wichtig diese als solche zu erkennen, und nicht erst beim Recording anzufangen zu üben. Ist eigentlich klar, vergisst man aber manchmal zu gerne. Hat es zum Glück bei uns nicht so wirklich gegeben, aber einige Teile sind doch nicht ganz einfach von der Hand gegangen. Mit ensprechendem Ehrgeiz, hat aber eigentlich dann immer alles geklappt.

Upside: Wir haben uns durch unsere Methode ganz sicher einiges an Studio-Zeit erspart (die bekanntlich nicht gerade billig ist). Weiterhin haben wir beschlossen, bei all unsren zukünftigen Aufnahmen in den Pre-Production Prozess (abgesehen vom Lieder ausnotieren!) auch einen Schritt einzuführen, in dem sich jeder immer wieder selbst aufnimmt, um zu sehen wie bereit man wirklich ist. Den Studio-Stress Faktor haben wir ja mehr oder weniger ausklammern können, wenn dieser auch noch dazu kommt, kann ich mir gut vorstellen, dass das Unterfangen wirklich unangenehm bzw. teuer werden könnte.

Nun zum Minuspunkt an der ganzen Story: die Zeit die dafür draufgegangen ist.

Wie für Hobby-Musiker üblich, hat man auch außerhalb der Band Verpflichtungen, egal ob Job, Studium, Schule o.Ä.. Gigs haben wir auch im Monatstakt gespielt, dementsprechend haben wir ca. ein dreiviertel Jahr an den 4 Tracks gearbeitet. Wenn man diese Zeit betrachtet, wärs vermutlich klüger gewesen, doch ins Tonstudio zu gehen. Dafür haben wir eben auch einiges zum Thema Recording und co. Gelernt.

Unser nächstes Ziel ist es einen Longplayer aufzunehmen. Einige Songs & viele weitere Ideen existieren bereits. Nun ist die Aufgabe das entsprechende Budget für das Vorhaben zusammenzubekommen.

Wir haben beschlossen, den ganzen Entstehungsprozess der EP zu teilen, einerseits um andere Board Mitglieder an unseren Erfahrungen teilhaben zu lassen, um uns Feedback abzuholen, bzw. um andere Meinungen einzuholen: Wie wärt ihr an das Vorhaben rangegangen? Selber recorden, und das Beste aus dem rausholen was man hat, oder doch lieber ins Studio gehen?

Ziel war von Anfang an ein Produkt in der Hand zu haben, mit dem man sich nicht verstecken muss, und unserem Empfinden nach ist uns das gelungen.

Beste Grüße,
Eyes in the Void

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Hell - Yeah :rock:

Die Jungs rocken wie Sau!! :D

Bin sooft dabei bei Ihren Gigs, wie es meine Zeit erlaubt, auch bei der Release-Party war ich wieder unter den Gästen. Ein volles Haus war das übrigens! :great:
 
Nice, danke für den Einblick :)
 
Klingt echt sehr cool.

Gerade als Drummer finde ich die Herangehensweise an die Drums nett. Am Anfang, als ich den Artikel gelesen habe dachte ich als erstes:

Bestandliste:
Älterer, Mittelklasse Laptop mit Reaper,
EMU-0404,
AKG K-271 MKII,
Beyerdynamics DT-770M,
Shure SM-57,
Beyerdynamics TGX-61

Damit haben sie nicht diese Drums aufgenommen. :D

Später hat sich das Mysterium ja geklärt. Klingt aber wirklich alles schon echt nett und ein guter Edit ist es auch. Wir haben auch gerade unser Debutalbum herausgebracht (ist auch in den VÖs hier weiter unten) und haben uns für akustische Drums entschieden. Weitaus schwieriger mit den Edits in der Mucke und demnach nicht so klinisch wie eure Drums.

Gefällt mir aber schon sehr. Macht weiter so! :)

Liebe Grüße,
Bacchus
 
Au weia, 9 Monate für 4 Songs? Respekt, dass ihr da drangeblieben seit und das durchgezogen habt!
Der Sound ist ja mal n Brett, das klingt alles andere als nach dem ersten Homerecording Versuch.
:great:
 
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Hey Jungs!

Yan hier von Eyes in the void. Danke für die netten Worte!
Ich spiele E-Gitarre in der Band und war für den Gitarrensound sowie das Tracking an sich verantwortlich. Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Mfg Yan

P.s. Die Ibanez RG2020X hat sich übrigens als ein sehr zuverlässiges Recording-Instrument erwiesen. Viele Rhythmusparts wurden mit der Gitarre aufgenommen.

90_-2020679372.jpg
 
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Wir haben einen weiteren Song veröffentlicht. Und zwar erstmals mit Video :evil:
Um alles beisammen zu halten kommts hier rein!

Viel Vergnügen :D
 
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Sehr gelungen - Thx für's Einstellen! :great: :rock:
 
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Das Video ist echt der Hammer! (armes Dosenbier ;) )

Die Musik ist nicht 100% meins aber auf jeden Fall top umgesetzt! Im Gegensatz zu eurem alten Release (erster Beitrag) gefällt mir auch der Gitarren Sound besser. Sehr cool, Daumen hoch :)
 
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Das Video ist echt der Hammer! (armes Dosenbier ;) )
Die Musik ist nicht 100% meins aber auf jeden Fall top umgesetzt! Im Gegensatz zu eurem alten Release (erster Beitrag) gefällt mir auch der Gitarren Sound besser. Sehr cool, Daumen hoch :)

Danke! Diesmal haben wir eigentlich was Gitarren angeht nur DI's aufgenommen, und diese dann reampen lassen.
Gemacht hat das für uns Origin Audio!
Sehr gelungen - Thx für's Einstellen! :great: :rock:
Danke für die Blumen. Und die Kekse :D
 
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