Gesangskompressor live einstellen?

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Hi,

bei den Gigs meiner Band haben wir nur eine "kleine" Anlage (2 Subs, 2 Tops, Dynacord-Endstufe), die bei recht großer Auslastung etwa auf dem Pegel des Schlagzeugs ist, bei welchem lediglich die Bass-Drum abgenommen wird (Der Rest ist ja, wie beschrieben, laut genug).

Das klappt soweit ganz gut, nur macht die Dynamik des Gesanges einige Probleme. Laute Gesangspassagen kommen sehr gut rüber, alles was jedoch nur mittellaut oder leise ist, setzt sich sehr schlecht im Mix durch. Sicherlich kann man dieses Problem dadurch lösen, dass man die Gesangslautstärke + Entfernung zum Mikro optimal variieren kann, nur sind wir leider noch keine derartigen Profis.

Ingesamt den ganzen Kanal lauter drehen ist natürlich auch kontroproduktiv, da laute Stellen dann zu laut sind und ich dann schon in die Gefahr laufe, zu übersteuern.

Was ich mir deswegen vorstelle, wäre, meinen Behringer MDX 2000 dafür einzusetzen, die Dynamik etwas einzuebnen. Ich möchte dabei, so gut es geht, den Kompressor nicht als Effekt einsetzten, sondern lediglich als "Pegelanpasser", d.h. er soll die lauten Passagen unbearbeitet lassen, die mittleren und leisen Passagen jeweils etwas pushen, so dass diese sich im Mix besser durchsetzen.

Wie stelle ich den Kompressor (der als Insert läuft) ein? Ich würde es so machen:

1. Das Signal am Mischpult per Gain-Regler so einpegeln, dass die lautesten Spitzen die 0dB gerade so überschreiten.
2. Threshold soweit hochdrehen, dass bei leisen Stellen keine oder nur minimale Kompression stattfindet (ca. 20-25dB).
3. Ratio auf 3:1 (da bin ich mir sehr unsicher)
4. Bei Attack und Release möchte ich nichts falsch machen daher -> Auto
5. Output-Gain soweit aufdrehen dass das Out-Signal bei lauten Stellen den gleichen Pegel hat wie das In-Signal vorher
6. Den Limiter???

Was ist dazu zu sagen? Wie stellt man einen Kompressor, wie ich ihn möchte, am besten ein?

Danke! :)
 
Eigenschaft
 
Hier gilt es einfach zu probieren, es gibt keine allgemeingültige Empfehlung zur Einstellung eines Kompressors,
dazu spielen zu viele Faktoren eine wesentliche Rolle, z.B. Raumakustik, PA, Mikro und nicht zuletzt die Stimme.

....d.h. er soll die lauten Passagen unbearbeitet lassen, die mittleren und leisen Passagen jeweils etwas pushen, so dass diese sich im Mix besser durchsetzen.
Falschrum gedacht, ein Kompressor bearbeitet immer die lauten Passagen, d.h. senkt diese ab so das der
Unterschied zwischen laut und leise minimiert wird. Den Pegelverlust gleichst du dann mit dem Output-Gain aus.

Bei einem Threshold von +25 dB wird der Komp. jedenfalls nicht viel zu tun haben ;)
Probiere es am Anfang mal mit um die -5 bis 0 dB und einer Ratio von 2:1.

Aber wie schon gesagt, nimm dir die Zeit das ganze in Ruhe auszuprobieren.
 
Ups, ich meinte natürlich nicht +25dB sondern -25dB, mein Regler geht ja überhaupt nur bis 0dB. Sorry!

Wie finde ich aber nun den "optimalen" Threshold-Wert? Kann man das so machen, wie ich oben beschrieben, nämlich dass ich ihn soweit hochdrehe, bis bei leisen Signalen gerade keine Gain-Reduction mehr stattfindet? Mein Gehör ist noch nicht so geschult, als dass ich es danach einstellen könnte, ich verlasse mich da lieber etwas auf die LED-Ketten am Gerät (Inputlevel, Outputlevel und GR).
 
Hallöchen, Medium,

es wäre besser, sich an den lautesten Signalen zu orientieren.
Orientierst du dich, wie bei dir beschrieben, an den leisen Signalen, hörst du da nur schwer die Wirkung und wirst gleichzeitig wahrscheinlich die lauten Signale schon zu stark bearbeiten.
Also orientiere dich an den lauten Signalen, so dass eine dir vertretbare Gain-Reduction stattfindet, 6-8dB in den Spitzen wäre vielleicht mal ein brauchbarer Anfangswert. Hier wirst du auch sehr gut hören, was der Kompressor macht - oder zumindest mit einigen kurzen Versuchen ein gutes Gefühl dafür bekommen.
Hast du in den Spitzen eine Einstellung gefunden, die dir gefällt, wo das Signal also noch nicht zu komprimiert, gleichgemacht und verdickt ist, kannst du mal gucken, was der Kompressor mit den leisen Signalen macht. Komprimiert er hier gar nicht mehr, kannst du dich schon mal entspannt zurücklehnen, komprimiert er immer noch in den leisen Stellen, kannst du die Gesamtkompression wieder soweit zurücknehmen, bis die leisen Stellen nicht mehr beeinflusst werden - damit entlastest du natürlich die lauten Stellen - schau einfach was dir besser gefällt.
Wenn du dir jetzt das Ganze anhörst und immer noch zu hohe Differenzen zwischen laut und leise hast, mußt du eben für dich entscheiden, ob du doch lieber die lauten Stellen noch stärker beeinflusst oder mit den Pegeldifferenzen lebst oder doch jeweils per Fader ausgleichst, wo möglich.

Ciao, Deschek
 
Dein Vorschlag, die lauten Signale und eine GR von etwa 6-8dB als Referenz zum Einstellen zu verwenden, leuchtet mir ein. Aber:

Wenn du dir jetzt das Ganze anhörst und immer noch zu hohe Differenzen zwischen laut und leise hast, mußt du eben für dich entscheiden, ob du doch lieber die lauten Stellen noch stärker beeinflusst oder mit den Pegeldifferenzen lebst oder doch jeweils per Fader ausgleichst, wo möglich.

Ich könnte auch die Ratio erhöhen und den Output entsprechend nachregeln, oder? Sollte man dem Gesang überhaupt mit ner Ratio größer als 3:1 zu Leibe rücken?
 
Hi,

sicher kannst du auch die Ratio erhöhen, das Prinzip bleibt aber trotzdem dasselbe. Du komprimierst die lauten Signale um die leisen heranzubringen, je mehr du obenrum komprimierst, wirst du das auch hören. Erhöhst du die Ratio, werden die lautesten Stellen und Spitzen stark bearbeitet, ohne die leisen Stellen zu beeinflussen. Du gewinnst also einen gewissen Spielraum oben zu drücken ohne unten schon mitzukomprimieren - aber nur solange du nicht obenrum sowieso schon so stark komprimierst, dass es nicht mehr klingt.
Natürlicher und lebendiger klingt in den meisten Fällen eher niedrige Ratio, vor allem der Übergang wird nicht so deutlich (egal ob soft-knee oder hard-knee), trotzdem kann auch auf Gesang mal Ratio bis 10:1 oder mehrstufiger Kompressor mit unterschiedlichen Thresholden und Ratios sinnvoll, möglich oder sogar nötig sein.

Wenn du dir mal die Pegelunterschiede zwischen deinen Spitzen, deinen lauten und deinen leisen Signalen klar machst, dann kannst du dir im Endeffekt sogar einfach nur ausrechnen, wie komprimiert werden müßte - ob sich das dann auch anhört, ist wieder ne andere Frage.

Beispiel: Deine Spitzen liegen 20dB über den leisen Stellen und 6dB über den lauten Stellen, du wünscht eine Differenz von nur 6dB. Also müßte die Gain-Reduction für die Spitzen schon bei 14dB liegen. Liegt dein Eingangssignal in den Spitzen bei 0dB, darf dein Threshold also auf nicht tiefer als -20dB liegen, um die leisen Stellen unbeeinflusst zu lassen. Mit Ratio 3:1 erreichst du dabei dann eine Gain-Reduction von ca. 13,3 dB auf den Spitzen, also fast den Wunschwert. Deine lauten Stellen werden um ca. 9dB komprimiert.
Würdest du in diesem Fall mit Ratio 6:1 komprimieren, müßte dein Theshold auf ca. -17dB liegen, wieder hättest du 14dB auf den Spitzen, aber fast 12dB Gain-Reduction auf den lauten Stellen.
10:1 hiesse Theshold auf ca. 15,5dB, wieder 14dB in den Spitzen, aber über 12,5dB in den lauten Stellen.
Die letzte Variante klingt sicher am unnatürlichsten und bearbeitesten.

Wie komprimiert werden sollte, hängt natürlich auch von der Art und den Pegelverhältnissen deiner lauten Stellen und Spitzen ab. Wenn die Pegelunterschiede beim eigentlichen Gesang ohnehin im akzeptablen Rahmen liegen und die viel zu lauten Spitzen irgendwelche Shouts oder vergleichbares sin, kann es durchaus Sinn machen, eben gezielt mit hoher Ratio nur die platt zu machen ohne den eigentlichen Gesang überhaupt zu beeinflussen.
Sind aber die Spitzen noch innerhalb des eigentlichen Gesangs zu finden, gilt oben gesagtes...

Ciao, Deschek
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke, an dieser Stelle sollte man mal die Frage nach der Musikart stellen - bei Rock- und Pop-Musik kann man den Gesang ruhig kräftig komprimieren, an den Höreindruck haben wir uns gewöhnt. Die Stimmen von Rocksängern wie Chad Kroeger oder David Coverdale sind beinahe "compressed to fuck", also extrem stark komprimiert. Geht es dagegen um akustische Musik, würde ich behutsamer vorgehen, mit einer Ration von 2:1 oder 2,5:1 und einer maximalen Pegelreduktion von 3 bis 6 dB für den Gesang.

Und da Deschek die mehrstufige Kompression angesprochen hat: So arbeite ich live sehr gerne. Einmal Kompression der dynamischsten Einzelsignale wie Stimmen, Bassgitarre, evtl. Bassdrum, Snare und vielleicht (je nach Klangideal) Akustikgitarren. Und dann noch eine dezente Kompression in der PA-Summe, Für letzteres benutze ich einen Multiband-Kompressor, der nahezu unhörbar mitläuft und in den lauten Passagen ein wenig die Spitzen abfängt. Nach dem Gig freuen sich die Musiker dann immer über den "dynamischen" Sound, dabei lief eine ganze Batterie Kompressoren mit :D

Viele Grüße
Jo
 
Danke für eure Ausführungen, besonders die Zahlenbeispiele von deschek sind interessant, die werd ich mal durchdenken. :)

Noch eine Frage: Macht es überhaupt Sinn, die leisen Signale mit zu komprimieren (also ein Threshold von zB. -35dB)? Ich würde den verlorenen Pegel ja gleichzeitig wieder am Schluss ausgleichen, von daher hätte ich ja, rein von der Kompression her betrachtet, das gleiche Ergebnis? Falls ich mich umständlich ausdrücke: Wenn das leiseste Signal sagen wir bei -20dB, das lauteste bei -6dB liegt, dann könnte ich doch einerseits den Threashold auf eben diese -20dB einstellen oder eben auf zB. -35dB und den Output wieder +15dB hochregeln?
 
Hallöchen,

bitte bedenke, dass starke Kompression mit nachfolgender Pegelanhebung am Output auch sämtliche einstreuenden Quellen und das Eigenrauschen des Systems (miks, Preamps, Dynamics) mitverstärkt.
Das hilft dir ja nicht wirklich weiter und wäre nur in Einzelfällen mal zu empfehlen.

Ciao, deschek
 

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