[Review] Freshman FA300D

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Hey Folks,

ich trau mich einfach mal und hoffe das mir niemand den Kopf abreißt :D

Ich glaube jeder Musiker kennt das Gefühl, Equipmentmäßig immer auf der Suche nach dem "richtigen" Instrument zu sein, einfach eines, dass man gern in die Hand nimmt, mit welchem man am liebsten jeden Tag spielt und sich einfach nur wohlfühlt. Das ganze gleicht dann teilweise einem Weg, den man zu beschreiten hat, jeder Weg hat ein Ziel und ich habe zwar nicht gleich das Gefühl, angekommen zu sein, denn da gibt es noch diesen Weit entfernten Palast mit Namen "Martin D-28", aber ich glaube ich kann aktuell eine Pause einlegen und es mir in dieser Villa, die ich mir geleistet habe, gemütlich machen und selbst sollte ich nie zu dem Palast kommen, könnte ich hiermit auch ohne Reue an mein Lebensende verweilen. (was für ein Metaphorisches Pre-Intro)

1. Übersicht/Vorgeschichte
2. Firma/Fakten/Specs
3. Bespielbarkeit/Klang
4. Fazit
5. Fotos
(6. Klangbeispiele)

1. Übersicht / Vorgeschichte

Ich fange jetzt nicht an wie es bei mir los ging mit A-Gitarre spielen usw., dafür müsste ich zu weit in der Zeit zurückspringen, also springen wir einfach ins Jahr 2011, genauer Dezember 2011, in dieser Zeit reift in mir die Entscheidung, meine Epiphone AJ-100 (Voll-Sperrholz) und meine "MarkGuitar" (massive Fichtendecke, rest Sperrholz) hinter mir zu lassen und mir ein vernünftiges Instrument zu kaufen, mit welchem ich mich entfalten kann und welches mir richtig Spaß macht. Meine Wahl fiel, wie einige hier aus dem Board wissen, auf eine Recording King RD-126. Von Anfang an war die Gitarre immer ein Wechselbad der Gefühle, mir gefiel der Hals nicht so richtig, auch der Sound war nicht so wie ich ihn mir vorgestellt hat, außerdem wog die Gitarre gefühlte 7 Kilo und insgesamt war ich einfach nicht zufrieden. Ich wusste als recht schnell, diese Gitarre werde ich nicht bis in's Grab tragen können. So entschied ich mich nach ca. 3 Monaten Ende März, dass eine neue Gitarre her muss.

Kurzer Stop und eine andere Sache, die meine Entscheidung erklärt: Im Februar lernte ich durch ein zufällig angeklicktes Video in youtube den britischen Singer/Songwriter Ben Howard kennen. Der Song hieß "Old Pine" und ich war sofort fixiert, allen voran nicht wegen der hübschen Cellistin, sondern wegen seiner Martin D-28. Ein Grund für mich, das Lied zu Ende zu hören. Das Ende vom Lied (haha, super Wortwitz) war, dass ich mich einfach nur in seine Musik verliebt habe, das Konzert am 21.04. in Dresden war das Beste was ich mit meinen 20 Lenzen bisher erleben durfte und ich liebte einfach den Sound der Gitarre. Schnell fand ich heraus dass die Gitarre, die er auf seinem Album "Every Kingdom" nutzt, nicht die Martin D-28 war, sondern eine Freshman Guitar. Es folgte eine wochenlange Recherche um diese eine Gitarre zu finden, erschwerend kam hinzu, dass die Gitarre nicht mehr auf der Website verfügbar war. Es stellte sich heraus dass die Gitarre die er nutzt eine Freshman FA300D ist.

Wir kommen zurück zum Ende März. Ich wusste dass ich eine Freshman wollte, genauso schnell bemerkte ich aber, dass es schier unmöglich ist, sich eine nach Deutschland zu bestellen. Entweder die Shops versenden nicht nach Deutschland, oder die Shops nehmen kein PayPal, an Rücksendung war gar nicht zu denken. Ich entschied mich deswegen (im Kopf) für die Sigma DR-28, von ihr hatte ich viel gutes gehört, sie sah meiner Traumgitarre zum verwechseln ähnlich und lag in meinem Budget (unter 370 Euro). Außerdem hatte ich sie schon anspielen können und war durchaus zufrieden. Eine Woche bevor ich bestellen wollte schaute ich noch mal nach der Freshman FA300D, weil mein Kopf Sigma sagte, mein Herz aber immer noch Freshman und ich traute meinen Augen kaum, in einem irischen Verkaufsboard fand ich einen Anbieter für die FA300D, für 300 Euro. Ich haderte kurz mit mir (Risiko, hohe Versandkosten, ob auch alles gut geht, muss der Zoll kontrollieren) und schrieb ihn dann doch an, ich machte ihm das Angebot dass ich 350 Teuro bezahle (er wollte mit der Gitarre auf 250 Euro gehen, hatte ich in einem Kommentar von ihm gelesen), also rund 290 für die Gitarre und 60 Euro Versand. Glücklicherweise war Nathan (so hieß der gute Mann) äußerst nett, entgegenkommend und hat mit seiner ganzen Art meinen guten Eindruck der Iren und Engländer nur noch verstärkt. Er hat mir sogar viele Bilder per Dropbox hochgeladen, mir noch mal einen Scan der Daten geschickt und so weiter. Alles lief nach Plan, die Sigma war aus meinem Kopf geschoben und ich kaufte die Gitarre.

Ich entschuldige mich mal hier für das lange Intro, aber vielleicht interessiert es den ein oder anderen auch, wie Musiker zu ihren Instrumenten kommen :)

2. Firma/Fakten/Specs

Kurze Zusammenfassung zur Marke Freshman, bzw. zu den Besonderheiten: Freshman ist eine schottische Firma. Die Firma bedient nahezu alle Preisklassen zwischen 250 und 1000 Euro. Die Besonderheit liegt bei Freshman an der Art wie Gitarren gebaut werden. Die Hölzer werden, egal bei welcher Gitarre, von Spezialisten ausgesucht, die Gitarrendecken sind soweit ich weiß nicht immer A/AA/AAA (wie auch) aber immer "matched", also es wird immer darauf geachtet dass die beiden Deckenseiten miteinander harmonieren. Das führt bei mir zum Beispiel dazu dass ich einen, wie ich ihn nenne, Ralley-Streifen auf der Gitarre habe (siehe Bilder). Auch die Hölzer der Griffbretter, Zargen, Böden und Hälse werden ausgesucht. Wenn alle Hölzer gewählt sind, geht das Paket nach China, dort werden die Gitarren kostengünstig (hier liegt der bittere Beigeschmack, ich habe immer Angst dass da Leute ausgebeutet werden) zusammengebaut, auch unter ständiger Beobachtung der Freshman-Spezis (jede Gitarre bekommt eine Seriennummer und wird Schrittweise kontrolliert). Die Seriennummer meiner Gitarre ist AAA050201. Der letzte Teil lässt !mich! auf das Datum schließen, die Gitarre wurde also schätzungsweise am 05.02.2001 fertig gebaut, die Gute ist als entgegen meiner Annehme sie sei 7 Jahre alt, schon gute 11 Jahre alt und dürfte damit mit zur ersten Serie der FA300-Modelle gehören. Ich warte aber noch auf ein offizielles Statement seitens Freshman, die meine Mail leider seit 2 Wochen unbeantwortet lassen. Wenn die Gitarre fertig gebaut ist, kommt sie zurück nach Schottland zum letzten Setup und wird dann raus in die Welt transportiert.

Nun zu meiner Gitarre. Die Specs:

-massive AA-Grade Sitka-Fichtendecke
-massiver Mahagoniboden
-massive Mahagonizargen
-Palisandergriffbrett und -brücke
-2-teiliger Mahagonihals
-weißes Korpusbinding
-Grover Rotomatics Mechaniken
-Sattel und Stegeinlage bin ich mir nicht sicher, dürfte aber Hartplastik sein
-X-Bracing

Das erste was mir auffiel war die wunderschöne Maßerung der Decke. Hier heißt AA wirklich AA, die Jahresringe sind sehr eng (schätzungsweise 1mm oder weniger auseinander), gleichmäßig und ziemlich gerade. Außerdem ist die Decke schön dünn, jedenfalls dünner als die meiner RK. Die Verarbeitung ist außen wie innen tadellos, alles ist perfekt geleimt, gesetzt oder geschraubt, selbst im Innenraum gab es kein einzige Leimspur, nur einen seltsamen Filzschnippsel neben dem Gurthalter in der Zarge. Die Grover-Mechaniken machen ihren Job sehr gut. Die Saitenlage war mit 2,5mm bei E6 und 2mm bei E1 zwar "perfekt", mir aber noch zu hoch, also Stegeinlage geschnappt und die Saitenhöhe im 12. Bund auf 2,2mm und 1,8mm geschliffen, kein plirren/klirren/schnarren, alles perfekt, Freude war groß. Falls hier einige aufschreibne, ich spiele eigentlich nur noch Fingerstyle, hartes Strumming schnarrt aber dennoch nicht. Der Hals hat ein schönes schlankes C-Profil das sich wunderbar bespielen lässt, perfekt wäre noch eine matte Lackierung wie bei Martin, aber man kann ja nicht zu viel erwarten. Die Brücke ist schwarz lackiert, finde ich schön, weil es gut zu dem schwarzen Pickguard passt, dass nicht mit der typischen großen Martinform daher kommt, sondern eher mit der "small teardrop"-Form die man von beispielsweise der Martin OM-21 kennt. Insgesamt ein sehr stimmiges Gesamtbild was mir absolut gefällt, ich liebe auch die Kopfplatte die eher in Richtung Gibson/Epiphone als Martin geht.

3. Sound/Bespielbarkeit

Rückblick: Ich nehme die Gitarre aus dem Koffer und entferne erstmal die uralten Saiten, ich hatte mit Nathan ausgemacht dass er die Saiten gleich entspannen soll und dann verschickt, ich brauchte keine neuen Saiten. Dann erstmal ein bisschen sauber gemacht, den Steg abgeschliffen und den Hals mit Lemon Oil eingerieben. Als Saiten nutze ich seit ungefähr 2 Monaten nur noch John Pearse Saiten, erst die 550er (.11er) und jetzt die 600L (.12er). Ich stimme erstmal auf Standardtuning und probiere erstmal eine Sache aus die mir bei Westerngitarren immer Bauchschmerzen bereitet - die Oktavreinheit - und staune erstmal nicht schlecht, die Oktavreinheit ist einfach nur perfekt, nur mal eine Minimum an Abweichung, ich sitze das erstmal sprachlos da und schau mir die Gitarre stutzig an. Dann mache ich einen Kapo ran und staune weiter, selbst im 15. Bund ist die Gitarre Oktavrein, Verdacht bestätigt, die Bünde und die Stegeinlage sind spitzenmäßig angebracht, sehr gute Verarbeitung. Rückblick Ende.

Die Bespielbarkeit ist wie oben beschrieben dank der niedrigen Saitenlage, dem C-Hals und dem gut gekerbten Sattel absolut wunderbar und die Gitarre spielt sich nahezu von allein. Deswegen kommen wir jetzt zum wichtigsten, dem Sound. Ich versuche einfach das ganze so gut es geht zu beschreiben, weil ich noch nie den Sound einer Akustik beschrieben habe ;) Mit dem Plektrum gespielt erwarten einen keine großartigen Überraschungen wenn man davon ausgeht, dass die Gitarre damals um die 600-700 Euro gekostet hat, sie klingt wie eine hochwertige Gitarre und vor allem klingt sie wie eine Dreadnought. Sie klingt, egal ob in den Höhen, Mitten oder Tiefen knackig, vermatscht selbst bei "offenen Akkorden" (wie einem einfachen E-Moll-Akkord) nicht, herrlich ist auch die Anschlagdynamik die meines Erachtens sehr gut ist, wenn man hart reinlangt, gibt die Gitarre genau den Output den man erwartet, nämlich schön knackig, laut und balanciert, wer aber gerade im Strumming eine übermäßige Basslastigkeit sucht, ist hier schlecht aufgehoben, die Gitarre ist Basslastig, aber die Tiefen stechen nicht direkt hervor, sondern legen einfach nur das Fundament. Das Sustain ist ok, aber Wunder kann man hier nicht erwarten, eine Dreadnought bleibt eine Dreadnought.

Untypisch für eine Dreadnought ist jedoch folgendes: Die Gitarre geht im Fingerstyle mehr auf als im Strumming. Tiefer gestimmt, also beispielsweise Open-D-Tungings (DADF#AD) oder Tunings wie CGCGGC zusammen mit Fingerstyle bieten einen absolut tollen Sound. Die tiefe C-Saite ist ein wahrer Killer, absolut basslastig, überhaupt nicht schlabbrig, obwohl ich ehrlich gesagt nicht verstehen kann wie das Funktioniert, weil meine Recording King selbiges nicht erfüllt hat, aber es wird wohl einfach an der gesamten Bauweise und der dünneren Decke (besseren Membran) liegen. Der Sound bleibt selbst in solchen Tunings noch kräftig, klar es macht einfach nur Spaß der Gitarre zuzuhören. Selbst meine Eltern als Laien haben eingesehen dass der Kauf gerechtfertig war *g*

Mehr fällt mir aktuell in Bezug auf den Sound nicht ein, falls Fragen aufkommen kann ich diese ja noch im Nachhinein beantworten.

4. Fazit

Was soll ich noch groß sagen. Ich bin absolut zufrieden mit der Gitarre, sie liefert genau den Sound den ich will und den ich erwartet habe, es macht absolut Spaß auf ihr zu Spielen, weil der Sound, die Bespielbarkeit und das Gesamtbild einfach stimmt, sie sieht spitzenmäßig aus, klingt noch besser und ich bin mir sicher dass sie mir noch viele schöne Stunden die restlichen Jahre beschehren wird. Ich kann jedem nur empfehlen mal einen Blick auf Freshman zu werfen (Hey, vielleicht liest hier jemand von Thomann mit: Liebe Thomänner, bitte nehmt Freshman mit in euer Sortiment, absolute Qualitätsware die sicherlich keinen Kunden enttäuschen wird. :ugly:).

5. Fotos
20120703_204236.jpg
(hier der "Ralleystreifen in der Mitte, bzw. die beiden Streifen)
20120703_204412.jpg
20120703_204502.jpg
Noch eines von Nathans Bildern (hier sieht man die Maserung sehr gut):
DSC_0008.jpg


6. Klangbeispiele
Ich versuche Klangbeispiele nachzureichen, da aber mein Mikrofon nicht das Beste ist, kann es sein es bleibt beim Versuch :ugly: Ich hänge einfach mal ein Video an in dem man die Gitarre gut hört und diese nicht mit Preamp aufgenommen ist sondern mit Mikro:


Der Song ist im CGCGGC-Tuning aufgenommen, Kapo 5. Bund

Cheers
N0t
 
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Schönes review, danke. Habs in unsere review-sammlung aufgenommen. Wär natürlich prächtig, wenn du noch klangbeispiele von deinem eigenen instrument hättest.

Gruss, Ben
 
Wow vielen Dank für das ausführliche Review. Hab dir gleich mal ne PN geschrieben.. ;)
 
Von wo hast du die gitarre? (welcher händler)

Marktpreis?

Finde dazu nix.
 
Ich habe die Gitarre aus einer Art irischem Ebay "adverts.ie" heißt die Seite. Absoluter Glücksgriff.

Marktpreis dürfte damals so zwischen 600-800 Euro gelegen haben, vielleicht auch etwas weniger, habe sie für 300 bekommen.

Freshman hat die Gitarre vor einigen Jahren aus dem Sortiment genommen leider, deswegen ist die Gitarre relativ schwer zu bekommen, vor allem weil Freshman nur einen einzigen deutschen Vertrieb in Deutschland hat. Musikhaus Wall ist der einzige Vertrieb. Hier mal ein Auszug aus der Mail die ich bekommen habe

Hallo,habe auf Lager noch das Modell: FA1DCE12 12 Sait. Gitarre 347€ -10 % Rabat
FA1DN (S) 151€
FA1GAM 219€

Unser Angebot heute, auf alle Musikinstrumente 10% Rabat und verschicken auch Deutschland weit alle Instrumente.
bitte um Entschuldigung für die verspätung mit der Antwort ich war nicht zuhause.

mit freundlichem Gruß

Musikhaus Wall


Cheers
 

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