[Review] Ibanez - PF10ENT-SN

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Ibanez PF10ENT-SN

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Irgendwann in der Mitte der 1990er Jahren brauchte ich eine Gitarre fürs Grobe. Es sollte eine Westerngitarre sein, die mich zu Festivals und ähnlichen Veranstaltungen begleiten kann. Eine Gitte die och ohne bedenken auch aus der eigenen Hand in fremde unvorsichtige Hände geben kann, und um die ich mir auch dann keine Sorgen machen muss, wenn ich selbst schon mal mehr getrunken habe als ich vertrage. Gleichzeitig sollte sie einen Tonabnehmer haben, der bei dem einen oder anderen Minifestival spontan auf einer kleinen Bühne eine Verstärkung ermöglicht.

Bei meinem damaligen Dealer fand ich dann die Ibanez PF10ENT-SN, die ich in diesem Review vorstellen möchte.

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Preis

Ich erinnere mich nicht mehr genau, was ich damals für meine Ibanez PF10ENT-SN bezahlt habe. Ich meine es müssten so um die 300 DM gewesen sein.

Hersteller

Ibanez ist eine Marke des japanischen Unternehmens Hoshino Gakki für Gitarren, Bassgitarren und Effektgeräte. Hersteller der Gitarren ist jedoch überwiegend die Firma Fujigen in Matsumoto, die auch für Fender in Japan produziert. 1908 eröffnete Matsujiro Hoshino in Nagoya eine Buchhandlung, deren Sortiment bereits ein Jahr später um Musikinstrumente erweitert wurde. 1929 wurden Gitarren aus der Werkstatt des spanischen Gitarrenbauers Salvador Ibáñez é Hijos nach Japan importiert. 1935 begann Hoshino Gakki selbst Saiteninstrumente unter dem Namen Ibanez Salvador in Nagoya zu fertigen. Später wurde der Markenname auf Ibanez gekürzt.

(vgl. Ibanez, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Ibanez, Stand: 20.5.2018; Über Ibanez Ibanez – eine Buchhandlung schreibt Musikgeschichte, in: http://www.ibanez.de/ibanez/ueber-ibanez.html, Stand: 20.5.2018)

Performance-Serie von Ibanez

Bei der Performance-Serie handelte es sich damals wie auch heute noch um Einsteigerinstrumente. Die hier vorgestellte Gitarre wurde in Korea gebaut. Ob und wenn ja inwiefern heutige Performance-Modelle noch mit jenen der 1990er Jahre vergleichbar sind vermag ich nicht zu sagen.

Aufbau

Bei der Ibanez PF10ENT-SN handelt es sich um eine sechssaitige Westerngitarre mit aktivem Tonabnehmer und Cutaway. Sie hat eine Mensur von 648 mm. Die Decke ist aus gesperrter Fichte. Bei dem Boden und den Farben bin ich mir unsicher. Optisch sieht das für mich nach gesperrtem Mahagoni aus. Der Hals scheint mir aus dem gleichen Holz zu bestehen. Das Griffbrett und der Steg sehen für mich sehr nach Palisander aus.

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Die Mechaniken sind offensichtlich entweder Ibanez-eigene oder ungelabelt hinzugekaufte. Sie arbeiten sanft und präzise. Wirklich sehr gut! Die für die hohe E-Saite zuständige Mechanik war mir irgendwann mal kaputtgegangen. Ich erinnere mich schon gar nicht mehr genau, ich weiß nur noch, dass man plötzlich drehen konnte, ohne dass irgendwas passierte. Mein damaliger Dealer tauschte sie dann gegen eine Schaller-Mechanik aus. Seitdem ist an den Mechaniken nie wieder irgendein Problem aufgetreten.

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Bei dem Tonabnehmer handelt es sich um einen Piezotonabnehmer unter der Stegeinlage. Der Preamp ist ein Ibanez AEQ-20. Er verfügt über einen Volume-Poti sowie über je einen Schieberegler für Bässe, Mitten, Höhen und Presence. Zusätzlich gibt es einen kleinen Taster für die Kontrolle der eingelegten 9 V Blockbaterie. Unmittelbar neben dem Bedienfeld welches sich in der oberen Zarge befindet, wird die Batterie eingesteckt. Der Anschluss an einen Verstärker erfolgt über eine 6,3 mm Klinkenbuchse an der unteren Zarge. Wenn das Instrumentenkabel gezogen ist, dann deaktiviert sich der Preamp selbstständig. Tonabnehmer und Preamp funktionieren seit über 20 Jahren tadellos. Hier hatte ich nie einen Ausfall.

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Verarbeitung

Die Ibanez PF10ENT-SN gibt keinerlei Anlass zur Beanstandung bei der Verarbeitung. Alle Leimungen sind gut gemacht. Der Lack ist ordentlich aufgetragen ohne jegliche Saubeinschlüsse oder ähnliches. Bei über 20 Jahren der Nutzung kann ich inzwischen auch sagen, dass die Qualität den Langzeittest bestanden hat. Abgesehen von der einen oben bereits erwähnten Stimmmechanik sind alle Schäden an ihr definitiv nicht der Verarbeitung zuzuschreiben.

Bespielbarkeit

Mein damaliger Dealer war ein richtig kleiner Laden. Vielleicht 40 Quadratmeter Ladenfläche. Die Auswahl war nicht groß aber der Service war großartig. Es verließ keine Gitarre seinen Laden, die nicht zuvor vom Chef optimal eingestellt wurde. Folglich kann ich wenig dazu sagen, wie die Bespielbarkeit der Ibanez PF10ENT-SN ab Werk war, denn ich erhielt sie ja aus den Händen eines Voodoo-Magic-Gitarrensetupmeisters. In diesem Zustand war sie perfekt. Eine tolle Saitenlage. Bünde richtig toll abgerichtet ohne irgendwelche scharfen Kanten oder ähnliches.

Halsbruch

Es war auf einem Flug nach Irland: In der Kabine nahm mir eine Stewardess meinen Gigbag mit der Ibanez PF10ENT-SN ab. Sie wollte sie irgendwo im hinteren Teil des Flugzeugs verstauen. Ich dachte mir nichts dabei und hatte einen ruhigen Flug. In Dublin angekommen gab mir die Flugbegleiterin meine Gitarre wieder und ich merkte sofort, dass der obere Teil des Halses irregulär flexibel war. Ich öffnete den Gigbag und sah, wie der obere Teil des Halses lose an den Saiten hing. Natürlich reklamierte ich den Schaden sofort bei der Fluggesellschaft. Man sagte mir, ich solle einen Kostenvoranschlag für einen entsprechenden Ersatz bringen, dann würde man mir den Schaden ersetzen.

Zu diesem Zeitpunkt ging ich fest davon aus, dass dies der Tod meiner Ibanez PF10ENT-SN war. Ich brachte sie also zu meinem damaligen Dealer und ging davon aus, dass dieser mir einen Kostenvoranschlag für die Wiederbeschaffung eines gleichen oder vergleichbaren Modells geben würde. Zu meiner Verwunderung meinte der jedoch, dass es gar kein Problem sei, den Schaden zu reparieren. Ich weiß nicht mehr wie lange ich darauf gewartet hatte, aber ich bekam meine Gitarre dann tatsächlich mit einem reparierten Hals zurück. Anfangs war ich noch etwas misstrauisch, o dies wirklich halten würde, aber heute, rund 20 Jahre später bin ich sicher, dass diese Klebestelle niemals wieder nachgeben wird.

Und ich staunte, wie günstig die Reparatur war. Dies ist auch der Grund, warum ich diese Geschichte in dem Review erwähne: Selbst bei einer recht günstigen Gitarre wie der Ibanez PF10ENT-SN ist ein Halsbruch kein Beinbruch und durchaus reparabel und dabei noch wirtschaftlich.

Klang

Die Gitarre intoniert sauber und ist bundrein. Der Klang ist sauber und angenehm. Ich würde ihn als drahtig und direkt beschreiben. Das klingt gut, ist aber Welten von meiner Ibanez AW 900 (vgl. https://www.musiker-board.de/threads/review-ibanez-aw-900-1996.679133/#post-8579034) entfernt – was allerdings auch nicht anders zu erwarten wäre. Ebenso ist sie Welten von der kürzlich von mir vorgestellten Stagg SW206CE-CS (vgl. https://www.musiker-board.de/threads/review-stagg-sw206ce-cs.704526/#post-8935453) entfernt, hier natürlich im positiven Sinne. Konzeptionell und unter Betrachtung der Zielgruppe wäre sie wohl eher mit der Stagg SW206CE-CS zu vergleichen, aber das wäre eine Beleidigung der Ibanez PF10ENT-SN in jeglicher Hinsicht! Im übertragenen Sinne bewegen wir uns hier nicht in einem Gourmet-Restaurant, sondern bekommen solide Hausmannskost, die zu Munden versteht ohne den Anspruch an das Besondere zu haben.

Auch verstärkt vermag es die Ibanez PF10ENT-SN nicht zu begeistern, wohl aber zu überzeugen. Der Tonabnehmer und der Preamp bringen den Charakter des Instruments gut rüber. Das Spiel bleibt dynamisch und transparent. Also auch hier solide Hausmannskost.

Saitenempfehlung

Diese Gitarre kommt mit einer Vielzahl von Saiten gut zurecht. Seit einigen Jahren bin ich bei den Thomastik AC110 Plectrum hängen geblieben.

Fazit

Diese Gitarre hat sich für mich tatsächlich gelohnt. Sehr häufig hat sie mich begleitet und dabei auch etliche Spuren abbekommen. Sie klingt weder schlecht noch toll aber sie hat ihren Zweck immer erfüllt. Wer eine günstige Gitarre sucht die trotzdem nicht schlecht klingt, und eine solche Ibanez PF10ENT-SN gebraucht angeboten bekommt, der kann wirklich bedenkenlos zuschlagen. Sie vermag nicht zu begeistern aber sie taugt!
 
Eigenschaft
 

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