Saitenlage bei preiswerten Gitarren eher problematisch?

  • Ersteller papa2jaja
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Es wurde vergessen, die Bünde zu kronen.
Bei meiner 399€-Squier JM CV 60s auch, sieht man am unteren Bildrand ganz gut.

3.jpg
 
@murle1: Wird bei den meisten Neubundierungen wohl nötig sein, dass abgerichtet wird bei Griffbrettern mit Binding. Die Bünde werden vorher mit der Zange + Feile und wahrscheinlich alles per Hand, nicht maschinell, bearbeitet, um die Einlassungen abzulängen. Je nachdem, wie ungeschickt man beim Abzwicken mit der Zange ist, verziehen oder verbiegen sich die Enden der Bünde. Oder wenn Bünde mit einem Hämmerchen eingeschlagen werden, können Dellen im Bund entstehen - na jedenfalls will ich damit sagen, dass Handarbeit nicht so perfekt ist wie eine Maschine, die das erledigt.
Woher nimmst Du die Weisheit? Bei mir z.B. wird kein Bund mit dem Hammer eingesetzt, sondern mit einer Presse und dem passenden Setzer (Stempel) eingedückt. Für einen Hals mit Binding werden die Bünde mit einem Spezialwerkzeug 3-4mm "untercuttet". Da verbiegt sich nichts. Der komplette Hals wird peinlich genau mit dem Frettrocker geprüft, sollten Fehlerstellen gefunden werden, so werden diese mit einem Edding angezeichnet, und anschließend mit einem Holzrundstab und Hämmerchen behoben. Nochmalige Frettrocker -Prüfung, danach werden die Bünde mit 400er Schleifpapier auf einem Aluvierkannt poliert. Ein Hammer oder eine Feile wird bei mir nicht eingesetzt. Die Bundenden vor dem Eindrücken mit einer feinen Schleifscheibe bearbeitet.
Ganz, ganz wenige Fabrikgitarren, egal welcher Firma und Preisklasse, hatten keine Bundierungsmängel.
 
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Bin echt begeistert von den zahlreichen Varianten und Erklärungen. Das ist wirklich super für die eigene, bescheidene Praxis. Danke Miele!
 
@murle1: Oha, seh ich erst jetzt, dass Du das nicht zum 2. oder 3. mal machst.
Ich bin da nicht so gut mit den Werkzeugen ausgestattet, habe bisher nur 2 DIY Gitarren bundiert mit einfachsten Mitteln. Um's Abrichten und Kronen kam ich natürlich nicht drumrum.

Mit dem Hämmerchen würde ich auch nicht direkt auf den Bund klopfen, wenn keine Presse zur Hand ist. Eine Einschlaghilfe aus Holz mit Bundradius versehen hat gute Dienste geleistet.
Mit Gefühl und handwerklichem Geschick kommt man mit dürftiger handwerklicher Ausstattung einigermaßen klar beim Bundieren.

PS.: Und was man noch alles so entdeckt: bei meiner Fame Les Paul (Mayones) wurden die Bundschlitze fast bis zum Boden des Griffbretts geschnitten, muss das so? :)
 
...wurden die Bundschlitze fast bis zum Boden des Griffbretts geschnitten, muss das so?

Nein. Die Bundschlitze sollte ein wenig tiefer eingesägt werden als die Bundzunge (frettang) des verwendeten Drahtes es erfordert.

Und man kann auch durchaus mit dem Hammer Bunddrähte einschlagen ohne diese dabei zu verformen.

*
 
@murle1: Oha, seh ich erst jetzt, dass Du das nicht zum 2. oder 3. mal machst.
Ich bin da nicht so gut mit den Werkzeugen ausgestattet, habe bisher nur 2 DIY Gitarren bundiert mit einfachsten Mitteln. Um's Abrichten und Kronen kam ich natürlich nicht drumrum.

Mit dem Hämmerchen würde ich auch nicht direkt auf den Bund klopfen, wenn keine Presse zur Hand ist. Eine Einschlaghilfe aus Holz mit Bundradius versehen hat gute Dienste geleistet.
Mit Gefühl und handwerklichem Geschick kommt man mit dürftiger handwerklicher Ausstattung einigermaßen klar beim Bundieren.

PS.: Und was man noch alles so entdeckt: bei meiner Fame Les Paul (Mayones) wurden die Bundschlitze fast bis zum Boden des Griffbretts geschnitten, muss das so? :)
Hallo,
das siehst Du richtig. In den letzten 27 Jahren machte ich das ca. 390 mal bei den von mir gebauten Hälsen und ungezählt für fremde Gitarren.
Auch wenn es O.T. ist, habe ich einmal die von mir verwendeten Werkzeuge zusammen gestellt. Das sind: Ein "Bundierbett", mit einem negativen Halsprofil, damit immer unter dem zu bearbeitendem Bund auch ein Widerstand ist. Es darf nicht federn oder nachgeben. Die Bundierpresse mit passendem Stempel, der Aluvierkannt mit Schleifpapier zum Polieren (oder wenn nötig, Abrichten), die Zange um den Bundfuß abzuknipsen, Hämmerchen und Holzrundstab um kleine Fehler zu beheben, und die Spezialfeile für die Bundenden. Wie Bassturmator schrob: Man KANN auch Bünde mit einem Hammer einschlagen, nur gehört dazu Erfahrung und Übung. Ich habe das einmal beobachtet bei einem Gitarrenbauer, der das 40 Jahre gemacht hat. Meine Versuche waren nicht befriedigend (für mich).

DSCF2438.JPGDSCF2439.JPGDSCF2440.JPGDSCF2442.JPGDSCF2443.JPGDSCF2444.JPG
 
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Hallo
und vielen Dank für den kleinen Einblick in Deine Werkstatt. Die Bundpresse schaut ein wenig überdimensioniert aus, als ob man damit vorher Bleche geschnitten oder gepreßt hätte :)
Ich denke, dass man Bünde auch mit einer Schraubzwinge einpressen kann bei geeigneter Stempelvorrichtung und auf jeden Fall mit einem Bundierbett darunter. Methoden gibt's bestimmt noch weitere aber die Presse ist schon was feines.
Teilweise habe ich Werkzeuge etwas abändern müssen oder selbst gebastelt, irgendwie findet sich immer ein Weg ;-)
 
Wenn die Basis (Hals, Hardware) nicht defekt ist, dann ist es bei einer günstigen E-Gitarre (aus meiner Sicht) auch möglich eine super Saitenlage einzustellen - dann ist eben der Aufwand deutlich höher, weil die Bünde ab Werk schlechter vorbearbeitet sind und/oder die Saitenlage/Halskrümmung ab Werk nicht gut eingestellt ist.

Ich verweise gerne auf meinen 50€ Schnäppchenkauf (Epiphone SG Special II). Die hat der Vorbesitzer so gut bearbeitet, dass das eine der Gitarren mit den besten Saitenlagen ist, die ich jemals in der Hand hatte. Und das alles mit Originalhardware. Keine Ahnung wie viel Zeit und Energie der Vorbesitzer in diese Saitenlage gesteckt hat, aber das war auch wahrscheinlich ein Freak (im positiven Sinn).

Der Hals Tonabnehmer matscht wie Hölle und der Steg Tonabnehmer ist noch brauchbar, aber die Saitenlage ist mit kompletter Originalhardware super. Deshalb mein Fazit: Ja, wenn alles funktioniert, dann kann eine günstige Gitarre eine super Saitenlage haben (aber vielleicht halt nicht ab Werk, sondern mit Nacharbeit).

Beitrag im Thema 'Der Schnäppchen-Thread'
 
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Hallo
und vielen Dank für den kleinen Einblick in Deine Werkstatt. Die Bundpresse schaut ein wenig überdimensioniert aus, als ob man damit vorher Bleche geschnitten oder gepreßt hätte :)
Ich denke, dass man Bünde auch mit einer Schraubzwinge einpressen kann bei geeigneter Stempelvorrichtung und auf jeden Fall mit einem Bundierbett darunter. Methoden gibt's bestimmt noch weitere aber die Presse ist schon was feines.
Teilweise habe ich Werkzeuge etwas abändern müssen oder selbst gebastelt, irgendwie findet sich immer ein Weg ;-)
Da liegst Du richtig: Nach den ersten Versuchen mit einem kleinen Bohrständer habe ich die Buttonpresse umbauen lassen, da wackelt nichts!!l
 
Danke auch für die weiteren Antworten. Ich nehme also die Info mit, dass weniger kostspielige Gitarren auch häufig gute Saitenlagen haben.
Ich würde eher sagen dass kostspielige Gitarren häufig auch keine gute Saitenlagen haben.
 
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Vor 4 Monaten ebenfalls von T. meine Tele Player Mexiko für ca. € 740, noch original(!) verpackt, Relief 0,6 mm, Saitenlage miserabel, Schrauben der Tuner lose, Potiknöpfe aufgesessen, Enden der Bundstäbchen scharfkantig.
Hab ich Fender Mexiko z.T. falsch beurteilt?
Im Nachhinein ist mir eingefallen, daß die Tele nach meinem Einstellen des Reliefs bis auf 0,2 eine Saitenlage von ca. 1,5 mm hatte und nach der Einstellung auf "meine" 0,1 mm die Saitenlage für mich sogar etwas zu tief war.
Ist es möglich, daß für den Transport der Gitarre von xxx nach Deutschland der Hals entspannt wird, um Schäden zu vermeiden?
Wäre für mich eine Erklärung; vielleicht kann jemand aus dem Forum was dazu sagen?

Gruß Reiner
 
Ist es möglich, daß für den Transport der Gitarre von xxx nach Deutschland der Hals entspannt wird, um Schäden zu vermeiden?
Was soll denn kaputt gehen wenn der Hals richtig eingestellt oder gar zu straff über den See kommt?
 
Sofern man Gibson und Fender außen vor lässt sehe ich das absolut so.
 

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