Tutorial: Pickguard-Wechsel an der Telecaster

Olli G
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Hi Leute,

ich habe mich mal daran gemacht, das Pickguard meiner 1993 Squier Tele zu tauschen.
Das einlagige Schlagbrett, das sich mit dem Alter leicht verzogen hatte und an der oberen Kante etwa 5 mm vom Korpus abstand, störte mich zusehends. Also ein neues her. Den Umbau möchte ich hier gern dokumentieren. War nämlich gar nicht so einfach, wie ich es vermutet hatte. Aber der Reihe nach …

Was man benötigt:
- Telecaster (offensichtlich)
- neues Schlagbrett
- Schraubendreher
- 3mm Rundstab Buche (Bastelholz)
- Schleifpapier 120er und 240er Körnung
- Holz-Sekundenkleber
- Flexible Japansäge
- Neue Pickguard-Schrauben
- Viel Geduld

1. Dies ist das aktuelle Schlagbrett. Mattschwarz, leicht hügelig.

1.png



2. Mein vorhandenes schwarzes Pickguard musste zunächst einmal runter, also die 5 Schrauben lösen und vorsichtig unter den Saiten herausziehen.

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3. Nun das neue Pickguard zur „Anprobe“ auflegen. Mein neues Pickguard war am Halsausschnitt ein wenig eng. Dort musste ich mit grobem und feinem Schleifpapier ein wenig „Fleisch“ wegnehmen. Anscheinend gibt es unendlich viele Tele-Pickguards, die sich in Form, Größe und Lochposition marginal voneinander unterscheiden.

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Daher hieß es nun prüfen, ob die Schraublöcher im neuen Pickguard zu den vorhandenen Bohrungen im Korpus passen.

4.png

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Leider passten hier 2 Bohrungen nicht mehr. Das bedeutete etwas erhöhten Aufwand.


4. Einfach halb die bestehenden Bohrungen erweitern funktioniert nicht, also musste ich die bestehenden Bohrungen „stopfen“, um hinterher die neue Bohrung an der richtigen Stelle ansetzen zu können. Ein gut sortierter Gitarrenbastler hat immer ein paar Buchenstäbe unterschiedlicher Stärken aus dem Bastelbedarf zur Hand. Einen 3mm Rundstab habe ich im Umfang ein wenig abgeschliffen, bis er genau in die Bohrungen passte.

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5. Mein Ziel war es, diesen Stab mit dünnflüssigem Holzleim in der Bohrung festzukleben und bündig abzusägen. Beim Holzleim habe ich bisher mit dünnflüssigem Sekundenkleber von Titebond (wie dieser hier) gute Erfahrungen gemacht. Gebt ein wenig von dem Kleber in die bestehende Bohrung und drückt den Stab fest hinein. Wartet ein paar Sekunden und der Stab ist fest.

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6. Legt nun ein Blatt Papier auf euren Korpus. Macht eine kleine Aussparung am Stab, damit das Papier ein wenig übersteht.

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7. Nehmt nun ein feine Japansäge mit flexiblem Sägeblatt (wie diese hier) und sägt den Stab vorsichtig bündig zum Korpus ab. Achtet darauf, beim Sägen immer das Papier unter der Säge zu haben, sonst haut ihr euch schöne Kratzer in den Lack. Anschließend sollte das etwa so aussehen (ja, is noch dreckig):

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8. Da wir mit Sekundenkleber gearbeitet haben, können wir auch schon nach kurzer Wartezeit die neuen Löcher bohren.
WICHTIG: Wenn es schon bestehende Bohrungen gibt, die zum neuen Pickguard passen, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um es mit Schrauben dort zu befestigen. Habt ihr diese Möglichkeit nicht, müsst ihr euer Schlagbrett anderweitig so befestigen, dass es nicht mehr verrutschen kann (Tape, etc.) 

Ich hatte zum Glück 3 passende Bohrungen. Schnell die 3 Schrauben reingedreht und losgebohrt. Da mein neues Pickguard 8 Schraubenlöcher hat – das alte hatte nur 5 – musste ich auch 3 neue Bohrungen setzen. Anhand der Länge der Schrauben habe ich die Bohrtiefe an meinem 2mm Bohraufsatz mit Tape markiert. Achtet darauf, beim Bohren das Schlagbrett ordentlich auf den Korpus zu drücken, damit ihr keine Lackplatzer bekommt.

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9. Am Ende hatte ich 3 neue Bohrungen gesetzt und 2 vorhandene Bohrungen „leicht versetzt“ (grüner Kreis: neu; weißer Kreis: gefüllt und versetzt).

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Kleiner Tipp am Rande: Ich hatte nach dem Bohren ohne Pickguard getestet, ob sich die Schrauben gut reindrehen lassen. Schlechte Idee. Sofort platzte vom Druck des Schraubengewindes am Bohrloch der Lack ab. Auch hier gilt: Schrauben nur mit fest angedrücktem Pickguard reindrehen, um Lackplatzer zu vermeiden!


10. Nun noch den Korpus ein wenig putzen, neues Schlagbrett aufsetzen und festschrauben, und das eigene Werk bewundern.

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13.png


Noch ein letzter Hinweis: Die Links zu Produkten auf Amazon dienen allein der Veranschaulichung. Das bedeutet nicht, dass ich diese Produkte automatisch empfehle. Auch verdiene ich mit diesen Links kein Geld. Nur noch so als „Disclaimer“ zum Abschluss.
 
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Klasse gemacht! Wenn auch ein wenig penibel.
Es soll Leute geben, die solche Löcher mit Ponal und einfachen Holzspänen stopfen:cool:
Aber bei solch schönen Gitarren lohnt die Mühe... Weiterso...:great:
 
Schön beschrieben und bebildert... Ist das nicht ein wenig zu mühsam? Wenn ich die falschen Löcher verschließe, mach ich das auch mit Rundholz passender Stärke. Nur fertige ich Stücke in passender Länge an, die "oben" plan geschliffen werden. Danach mit Leim in die Löcher klopfen. (mit einem kleinen Hammer und einem Stück von dem Rundholz). So gehe ich kein Risiko ein, doch mit der Säge versehentlich Unheil anzurichten. Lack und Säge.. ist nicht mein Ding.
Was das Bohren ohne Lackabplatzer angeht: Ich" bohre" den ersten mm mit einem etwas größeren Bohrer(3-3,5mm) verkehrt herum vor! Also links herum... Die Schneide eines Bohrers
ist ja so angefertigt und geschliffen, das sie alles nach Oben hebt, so auch den Lack. Danach dann richtig bohren. Mit der Methode ist das vorbei. Um das zügiger machen zu können, verwende ich zwei Akubohrmaschinen mit jeweils den beiden Bohrergrößen.
 
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Sehr schön.. und hält mir wiedermal vor Augen was ich für ein Pfuscher bin.
Ich hätte die Schrauben irgendwie reingebohrt haha
 
Sehr schön.. und hält mir wiedermal vor Augen was ich für ein Pfuscher bin.
Ich hätte die Schrauben irgendwie reingebohrt haha


Das hat nichts mit Pfusch zu tun. Ich habe auch erst einige Splitter erzeugt, bevor ich so vorging...
 
Murles Tip mit dem falschrum bohren ist toll!!!

Kannte ich zwar schon und ich bohre in solchen Fällen eher mit einem speziellen Senker für Metallwerkstoffe vor, aber so etwas hat ja nun mal nicht jeder Gitarrenbastler rumfliegen und deswegen finde ich solche Tips besonders wertvoll in so einem Forum.
 
Nur fertige ich Stücke in passender Länge an, die "oben" plan geschliffen werden. Danach mit Leim in die Löcher klopfen. (mit einem kleinen Hammer und einem Stück von dem Rundholz). So gehe ich kein Risiko ein, doch mit der Säge versehentlich Unheil anzurichten. Lack und Säge.. ist nicht mein Ding.

Schlaue Idee. Ich als Handwerker-Amateur hab genau das auch versucht und bin kläglich gescheitert. :eek: Vermutlich hatte ich nicht das richtige Werkzeug dafür. Die Japansäge hatte ich mir bei einer Handwerkerfreundin ausgeliehen. Hatte den Tipp mit der Säge irgendwann mal von einem Gitarrenbauer aufgeschnappt. Und mit dem Papier als Schutz geht das echt prima. Ich hatte auch Bedenken zuerst, aber es geht. :great:
 

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