Vergleich der Stimmsysteme von Hohner Tremolo-Wender-Harp und Concertina

Lisa2
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@Jed
Kürzlich erwähntest Du einen Vergleich der Stimmsysteme der Hohner Tremoloharps und der 2-reihigen Concertina, ein Instrument, das ich leider überhaupt nicht kenne. Daher kann ich auch Deine Bemerkungen zum Stimmsystem nicht einordnen.
Da ich gerne mehr darüber erfahren möchte, erstelle ich jetzt dieses Thema und würde mich sehr freuen, wenn Du die Analogie der Stimmsysteme von Concertina und Mundharmonika erklären würdest.

Was heißt hier "verwirrend"? Für einen Anglo-Concertinist ist die Tonfolge völlig normal! :D
Man sagt nicht ohne Grund, eine 2-reihige Concertina sei lediglich zwei in der Mitte auseinandergesägte MuHas mit einem Balg dazwischen.:cool: Und die sind auch meistens in C/G, wie meine Echo Harp auch.


... die MuHa (meines Vaters) gehörte zu meiner musikalischen Früherziehung. Dies erleichterte mir den Einstieg in die Anglo-Concertina, die ich heute noch spiele.
Das Instrument von damals (50er Jahre!) habe ich noch. Es ist allerdings hier und da verstimmt und etwas rostig. Es handelt sich um eine Hohner Echo Harp 96, und das Modell ist noch auf dem Markt. Aus nostalgie, und weil sie so voll klingt und gleich 2 Tonarten bedient (gut für Liedbegleitung!), überlege ich, mir eine neue Echo Harp zuzulegen.
Was haltet ihr von der doppelseitigen, tremologestimmten MuHa allgemein? Mit ist klar, das sie keine Blues Harp ist, aber Blues ist sowieso nicht mein Genre.

Ich spiele sowohl die Oktav-Wender Hohner Comet C/G,
richter-mundharmonika-hohner-comet-wender-c-g-oktavstimmung.jpg

als auch die Dir vertraute Tremolo-Wender "Echo" von Hohner. Letztere benutze ich kaum noch, weil ich das Gefühl habe, dass die Zungen des gebraucht gekauften Schätzchens sehr weich und empfindlich sind. Statt dessen nutze ich lieber diese 6-fach-Wender.

richter-mundharmonika-hohner-6-fach-wender-tremolo-stimmung.jpg

Ich schreibe also nicht nur rein theoretisch über den Umgang mit diesem Stimmsystem, sondern setze mich damit auch praktisch auseinander.

Viele Grüße
Lisa
 
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Hallo, Lisa,
Deine Idee finde ich gut! Schließlich gehören Concertinas und MuHas zu der selben Familie der Instrumente mit durchschlagenden Zungen.

Die Ähnlichkeit entdeckte ich als Jugendlicher, als ich meine erste, langersehnte Concertina bekam: eine 20-knöpfige Deutsche, die fast genau so aussah wie im ersten Bild.
First-anglo.jpeg
Nach den frühen Erfahrungen mit der Echo Harp war ich fast sofort in der Lage, Melodien in C oder G zu spielen und rudimentär zu harmonisieren.
Das lag an der Anordnung der Töne, bei dem der Herr Richter offensichtlichein ein Wörchen zu reden hatte.;) - siehe 2. und 3. Bilder unten. (Die mit "V" markierten Töne erklingen beim Ziehen des Balges, die unmarlierten beim Drücken.)
side01-cut.jpg side02-cut.jpg
Den gesamten Tonumfang sieht man im 4. Bild. Er entspricht weitgehend dem der Echo Harp.
side03-cut.jpg
Der große Vorteil der einfachen Concertina gegenüber der Wender-MuHa: man kann Töne zusammen klingen lassen, die weit auseinander liegen, und man kann gleichzeitig Töne aus den beiden Reihen spielen. Außerdem geht das Modulieren von C nach G ohne Jonglage-Einlage!:great:

Generell gibt es 2 Arten von Concertina: die wechseltönigen mit Richter-Stimmung und die gleichtönigen, voll chromatischen, die mit der MuHa - außer der Tonerzeugung - nichts gemeinsam haben.
Die Wechseltönige Gruppe umfasst auch Modelle mit weitaus mehr als 20 Knöpfen. Die in UK und Irland beliebte "Anglo-German" (oder "Anglo-Chromatic" - kurz: Anglo) hat eine 3. Knopfreihe, die die sonst nicht vorhandenen Kreuze und Bes enthält, und das Bandoneon mit seinen 52 oder mehr Knöpfe bietet noch mehr - z.B. ganze Tonleiter nur auf Zug oder nur auf Druck.
Alle größere Concertinas bzw. Konzertinas (z.B. Chemnitzer, Carlsfelder) haben jedoch als Kernbereich 2 Reihen von je 10 Knöpfen, die jeweils eine Tonleiter nach Richter ergeben, und zwar stets im Quintenabstand (Anglo-German: meist C/G; Bandoneon A/E).

Einen schönen Überblick bekommt man hier: http://www.konzertinanetz.de/

Cheers,
Jed
 
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Hallo Jed
Vielen Dank für die Erläuterung.
Ich habe hier mal den Tonraum der C-Harp aus der Echo C/G-Wender aufgeschrieben:

Echo_Harp_C-G_Wender-Tonraum C-Harp.png


In der oberen Notenreihe kann man ablesen, welche Töne erklingen, wenn man die Kanzellen der Reihe nach spielt. Da die Blas- und Ziehzungen in getrennten Kanälen untergebracht sind, ergeben sich ab Kanal 11 Verdrehungen.
Möchte man eine gleichmäßig aufsteigende Tonleiter spielen, muss man ab Kanal 11 auf den Kanzellen hin und her springen. Das habe ich in der zweiten Tonleiter dargestellt.
Die hochgestellten Zahlen werden blasend gespielt, die tief gestellten Zahlen ziehend.

Gruß
Lisa
 
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Holla, das Thema ist aber alt! Aber weil ich sowohl zweireihige Konzertina als auch Mundharmonikawender sehr gern spiele bin ich darauf gestoßen.
Das lag an der Anordnung der Töne, bei dem der Herr Richter offensichtlichein ein Wörchen zu reden hatte.
Außer Konzertina und Mundharmonika habe ich mich die letzten Wochen intensiv mit dem Melodiespiel auf der Maultrommel beschäftigt. Und dabei ist mir etwas aufgefallen. Deshalb hänge ich das hier an.

Bei der süddeutschen Spieltechnik von Maultrommeln verwendet man (mindestens) zwei Maultrommeln alternierend, weil eine Maultrommel nur einen Teil der Töne der Tonleiter hat. (Ist in Wirklichkeit komplizierter, aber gehört nicht hierher.)

In der Regel ist die zweite Maultrommel auf die Dominante der ersten Maultrommel gestimmt. Wenn man eine Maultrommel auf C und eine auf G verwendet, dann kann man mit der C-Maultrommel die Töne C, E, G spielen und mit der G-Maultrommel die fehlenden Töne D, F, A, H.

maultrommel.png


Das heißt, die Tonanordnung der Mundharmonika vereint jeweils zwei Maultrommeln: Die Blastöne sind die Töne der ersten und die Zugtöne die der zweiten Maultrommel. Interessant ist noch, dass der vierte Tonleiterton, hier das F, etwas tiefer klingt als auf dem Klavier, und genau so ist das F auf traditionellen Mundharmonikas ja bis heute gestimmt.
 
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