[Vintage Bass] Framus 12700 S-380 oder: Warum ich Musik mache.

DrScythe
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Abgesehen von ihrer eigenen Geschichte haben Vintage-Instrumente manchmal auch noch andere Erzählungen parat. So auch diese Framus Jazz Bass Kopie von 1974 – ein 12700 S-380 in schwarz. Dieser Bass gehört meinem Vater und ohne diesen Bass, wäre ich hier wohl nicht angemeldet, ohne diesen Bass würde ich keine Musik machen. Die Story habe ich an der einen oder anderen Stelle schon erwähnt, aber im Rahmen einer Aufnahme für den 3. DrScythe-Song brauchte ich einen Drop-D Bass. Und da er nun schon hier ist und ich auch meinen eigenen Weg als Musiker nachvollziehe für einen begleitenden Blog, dachte ich mir: mach doch mal eine Art Vintage Review mit Anekdote...

Die Geschichte
Jung-Sensenarzt äußerte gegen Ende 2004 im zarten Alter von 16 Jahren den Wunsch, auf dem besagten Bass spielen zu dürfen. Gemäß seiner eigenen Erfahrungen wurde mir dann väterlich geraten, zuerst Gitarre zu spielen. Also dackelten wir direkt nach Weihnachten 2004 in den nächstgelegenen Musikalienladen (grauenhaft) und kauften eine Yamaha C-40 (heutzutage will ich wissen: was ist das für ein Griffbrett?). Gut, auf der habe ich dann so viel gespielt, dass es zunächst mit der E-Gitarre weiterging…aber den Bass habe ich nie aus den Augen verloren und zwischenzeitlich immer wieder in der Hand gehabt, dann eigene Bässe, aktuell einen Epiphone T-Bird Pro, der aktuelle Vergleichswerte bietet. Der ist aber mit 5-Saiter-Saiten ausgestattet und auf C gestimmt. Und wie schon gesagt, brauchte ich nun einen Bass mit tiefer D-Saite. Zum Glück darf ich heute darauf zugreifen und im Zusammenhang mit meiner Entscheidung, als DrScythe vorerst als eine Art one-man-band endlich mal meine kreative Seite in Ergebnisse umzumünzen kamen da Erinnerungen hoch - wieso ich überhaupt Musik mache. Nun aber los:

Der Bass
Dank Framus‘ eigener Geschichtsforschung gibt es sogar noch eine website zum Bass:
http://www.framus-vintage.de/module...atID=4621&instrumentID=3972&modellID=54&cl=EN

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Konstruktion
Eine Kopie eines Jazz Bass. Ein JB. So rein optisch: Ahorn-Hals mit Palisandergriffbrett, extrem flache Bünde (sehen aber noch sehr gut verrundet aus – mein Vater meint die waren so), immer noch sahnig laufende Mechaniken mit flachen, leicht scharfkantigen Flügeln. Korpusmaterial – unbekannt, zwei JB-Singlecoils, 2x Volume, 1x Tone. Die (unschönen) Metallabdeckungen hat mein Vater früher zum Glück entfernt – aber sie sind noch sehr gut erhalten:
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Ganz klassisch gibt es auch einen Nullbund (siehe Bild von der Kopfplatte).
Ein weiteres Bauteil ist auch ein Stückchen Geschichte, wie einige meiner Märklin-Loks:
S380_09.jpg


Spielbarkeit (und Zustand)
Die Saitenlage war ganz gut mit den Jahrzehnten alten Flatwounds, mit den aktuellen Rounds ist sie immer noch sehr tadellos einstellbar (wenngleich ich keine Möglichkeit habe, den Hals nachzuziehen – passendes Werkzeug fehlt). Auch sonst liegt alles normal, zumindest von den Gelegenheiten her, bei denen ich einen JB in der Hand hatte. Lediglich der Hals…also „Baseballschläger“ ist schon ein gutes Stichwort. „Halber Baum“ – würde ich durchgehen lassen. Zugegeben, ich habe zwar normalgroße Handflächen aber extrem kurze Finger, also bin ich bei Halsprofilen etwas empfindlicher - eine Schecter 7-Saiter Gitarre musste ich verkaufen, weil ich einfach kaum an die H-Saite kam - bei einem 5-Saiter, den ich mal besaß, war das aber kein Problem. Hier ist der Hals wirklich fett. Es ist noch spielbar, aber schon ungewohnt, verglichen mit dem T-Bird.
Die extrem flachen Bundstäbchen erschweren das Greifen doch mehr, als ich anfangs vermutet hätte. Gerade D und G-Saite spielen sich schon „kurz vor fretless“- was ja nicht gerade die einfachste Art und Weise ist.
Die Potis kratzen und voll aufdrehen darf man sie nicht – dann ist der Ton weg. Da müsste man mal ran…

Klang
Ja, da müsste man mal ran: ich vermute mal, dass die elektrischen Bauteile über die Jahre der Kofferhaft stark gelitten haben. Es klingt alles etwas dumpf, trotz relativ frischer Saiten. Da könnte man vermutlich was dran ändern, da es aber immer noch der Bass meines Vaters ist, will ich da nicht dran herumdoktern – vorerst. Im Laufe des Jahres bekommt er wieder Flatwounds und dann mache ich alles wieder fit, in der Hoffnung, dass er auch wieder anfängt. Bisherige Versuche ihn zu animieren (u.a. Verstärker geschenkt…) scheiterten.
Der Einfachheit halber für euch gibt es dieses tolle Instrument aber direkt auf die Ohren - zwar einfach total sinnloses Rumgedudel, aber beide PUs mal alleine und zusammen:
Ohne alles
https://soundcloud.com/drscythe/framus-s-380-1974-random-playing-clean
Dasselbe mit Kuassa Cerberus (mitgeliefertes Preset "Classic Jbass")
https://soundcloud.com/drscythe/framus-s-380-1974-random-playing-kuassa-cerberus

Wie ich oben niederschrob, wollte ich den Bass unbedingt bei einem Song verewigen und im richtigen Einsatz klingt er so:


Es sind noch zwei Songs zeitnah auf meiner Liste, wo ein (Drop-)D gestimmter Bass nötig ist. Und da ich noch eine Weile keinen zweiten eigenen Bass kaufen kann, wird es wohl noch mehrere Verewigungen dieses Instruments geben. Es ist für mich persönlich schön, die Geburtsstunde meines Muskerdaseins mit dem jetzt eingeschlagenen Weg zu verbinden. Nachdem ich fast 10 Jahre lang trotz reichlicher Versuche und nicht unerheblicher kreativer Aktivität nie Resultate in der Hand hatte, bin ich jetzt umso erfreuter, dass sich hier ein bisschen ein Kreis schließt.

Fazit
Da es sich hierbei nicht um ein typisches Review handelt, gibt es auch kein typisches Fazit. Bei diesem Bass könnte ich bei aller Mühe nicht objektiv über irgendetwas urteilen. Die Spielbarkeit ist eigentlich schon etwas „der Horror“ für mich, der Klang dafür umso besser. Und zudem handelt es sich einfach um Familiengeschichte, die nun quasi weitergeführt und festgehalten ist.

Wenn ich den Bass wieder aufgefrischt habe, werde ich nochmal ein paar Zeilen schreiben und ein paar Töne spielen – und das in diesem Thread veröffentlichen. Sicherlich wird ein Mod dann so nett sein, das HIER zu verlinken ;)
 
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