442 Hz Stimmung? (Akkordeon)

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senseo
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Hallo,

mir wurde von einem Akkordeonhändler, den ich gebeten hatte, für mich mal die Augen bezüglich eines guten "Gebrauchten" offen zu halten, ein super Instrument angeboten. Klanglich ein Traum, guter ital. Hersteller, 2000,- € unter Neupreis und nur drei Monate alt. Allerdings hat das Instrument eine 442 Hz Stimmung und wurde deshalb nach so kurzer Zeit von seinem Käufer zurückgegeben, weil sein Orchester ihn damit nicht gebrauchen konnte. Ich selbst habe jetzt nicht vor, im Orchester zu spielen, ich fürchte allerdings, dass ich mir mit der 442 Hz Stimmung jede Möglichkeit nehme, mit anderen Instrumenten zusammen zu spielen (gibt ja auch noch andere Besetzungsmöglichkeiten als nur das Orchester).

Wie seht Ihr das? Zuschlagen, weil es ein Schnäppchen ist? Oder wird es mir dann so ergehen wie dem Vorbesitzer, schließlich will ich nicht unbedingt (ausschließlich) als Solist spielen?

Gruss, Senseo
 
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da heißt es Prioritäten setzen!!

Probleme hast Du nur mit Instrumenten, die "normalerweise" eine feste Stimmung haben - neben dem Akkordeon sind das hauptsächlich Flügel, Klavier, Cembalo, etc. vielleicht auch eine große Konzertharfe, Zither, Hackbretter,...

Die meisten anderen Instrumente können sich anpassen, selbst bei Trompeten, Posaunen und sonstigen Blechblasinstrumenten ist das kein Problem.
... vielleicht wirds mal bei einer Klarinette etwas eng, aber die stimmen sowieso selten:D:cool: Saxer können stimmen, Streicher, Gitarren, Bäße, Keyboards sowieso.
 
Ich habe mir erst ein Paolo Soprani gekauft. Das dürfte eine Stimmung mit 441 Herz haben. Bei unserem letzten Musikstammtisch ist das schon etwas aufgefallen und es gab geringfügige Unstimmigkeiten mit den anderen Instrumenten. Die ließen sich aber wie jorginho schon beschrieben hat beheben. Aber auch wenn es wie bei mir nur 1 Hz neben der Norm ist - es fällt auf.
 
Man muß bedenken, daß 442Hz in Italien die gängige Frequnz für den Kammerton A ist.
440Hz für den Kammerton A ist beiweitem nicht so fix, wie man glauben möchte.
 
Man muß bedenken, daß 442Hz in Italien die gängige Frequnz für den Kammerton A ist.
440Hz für den Kammerton A ist beiweitem nicht so fix, wie man glauben möchte.

Man sollte also wissen, mit wem man zusammen spielen will... ich habe in meinem musikalischen Umkreis mit a = 440 Hz noch keine Kompatibilitätsprobleme gehabt, hätte sie aber wohl mit einer anderen Stimmung. (Leichte Unterschiede lassen sich mit beherztem Einsatz des Tremolos aushalten :cool:)

Generell finde ich es ärgerlich, dass bei der Stimmung der vereinbarte Standard nicht eingehalten wird... man kann sich auch unnötige Probleme im Zusammenspiel schaffen :screwy:

Gruß, druckluft
 
Generell finde ich es ärgerlich, dass bei der Stimmung der vereinbarte Standard nicht eingehalten wird... man kann sich auch unnötige Probleme im Zusammenspiel schaffen :screwy:

Gruß, druckluft


das ist ein ganz uncooles thema:
die meisten Orchester (auch Amateur-Orchester an Universitäten usw.) stimmen grundsätzlich höher als 440 Hz, meistens 442-443 Hz.
Die Berliner hatten, glaub ich, schon immer einen Extremwert, jetzt also 444 Hz. Diese Superstimmhöhe fällt auch weniger sensiblen Zuhörern auf.

Bei den Holzbläsern weiß ich, daß die Instrumente als Orchesterinstrumente
gebaut werden, d.h. die höhere Stimmung ist schon eingearbeitet. Beim Blech ist es relativ wurscht, da es genügend bewegliche Röhrchen im Instrument gibt, um es an höhere Stimmungen anzupassen. Bei Posaune ist es eh ganz egal.

Der höhere Stimmton hat aber den großen Nachteil, daß die Bläser in der Stimmung runtergehen müssen, wenn sie Kammermusik mit Klavier machen - und das ist bei Klarinette und erst recht bei Oboe ein echtes Problem. Die Bläser klingen gegenüber dem Klavier immer zu hoch oder klingen schon so, als ob der nächste Ton gleich zu hoch sein wird - das fällt sogar mir tauben Pianisten auf.
Und wenn man irgendwo probt, hat das Klavier meistens nur 440 Hz oder - wenn's dumm, also fast immer - kommt, sogar tiefer. Und der Besitzer will meistens nicht höher stimmen lassen, weil das den Rahmen belastet oder die Sänger überfordert...

Zeitliche Abfolge der Entwicklung des Kammertons a1 im Orchester und Musikinstrumentenbau:

1511 Heidelberger a1, 377 Hz
1619 Norddeutsches a1, 567 Hz
1822 Große Oper Paris a1, 431 Hz
1822 Berliner Theater a1, 437 Hz
1822 Theatre Italia a1, 424 Hz
1834 Krefelder a1 440 Hz ,Empfehlung von Johann Heinrich Scheibler auf der Physikertagung in Stuttgart
1846 Der Philharmonic Pitch in England a1, 452 Hz
1859 Frankreichs Kaiserliches Dekret a1, 435 Hz
1863 Lehre der Tonempfindung von Hermann von Helmholtz a1, 440 Hz
1878 Wiener Kammerton a1, 447 Hz bei 15 Grad Celsius
1878 USA Kammerton a1, 462 Hz
1880 Mailänder Empfehlung a1, 432 Hz
1880 Moskauer a1, 445 Hz
1880 Bostoner a1, 445 Hz
18.11.1885 Internationale Stimmkonferenz in Wien beschließt a1, 435 Hz
1885 Verdis physikalische Stimmung a1, 430 Hz entspricht 2C = 16 Hz
1892 Piano Manufacturers' Association in Moskau beschließt a1, 435 Hz
1896 London Philharmonic Society a1, 439 Hz
1917 American Federation of Musicians a1, 440 Hz
1932 Englischer Standard a1, 439 Hz entspricht c2 = 522 Hz
1934 Luxemburger Orgelbautagung a1, 440 Hz für Orchesterorgel
1936 Italienisches Staatsdekret a1, 435 Hz
1939 Englischer Kammerton a1, 439 Hz
1939 Deutscher Kammerton a1, 442 Hz
1939 Normierung durch die ISA in London a1, 440 Hz
1950 Französische Academie des Sciences setzt a1, 432 Hz
1953 Accademia Nazionale di S. Cecilia ermittelte wünschenswerte Tonhöhe unter Musikern a1, 440 Hz
1955 Standard Tuning Frequency Beschluss in Stockholm a1, 440 Hz
1959 Deutscher Normierungsausschuss normiert a1, 440 + 0.5 Hz bei 20 Grad Celsius
1962 European Broadcasting Union empfiehlt nach Prüfung a1, 440 Hz
1967 Italienische Orchesterstimmung a1, 445 Hz
1970 Toledo: Beschluss des Europarats a1, 440 Hz
2000 Der Kammerton a1 ist noch immer 440 Hz, und es hält sich noch immer fast niemand dran.


mfg Balgseele
 
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Hz
2000 Der Kammerton a1 ist noch immer 440 Hz, und es hält sich noch immer fast niemand dran.


Wie meinte ein Freund von mir bei einem Auftritt, als die Gitarren nicht mehr zu den Akkordeons stimmten: "Gib mal den Lötkolben rüber, mein Akkordeon stimmt nicht..." :cool:
 
Das heißt jetzt also eigentlich alles und nichts. Also a1 ist eigentlich 440 Hz, aber so genau hält sich niemand dran und solange man das irgendwie kompensieren kann, ist das alles auch kein Problem. Wenn ich jetzt aber beispielsweise mal Lust hätte, mit einem anderen Akkordeonisten zusammen zu spielen (der höchstwahrscheinlich keine 442 Hz Stimmung hätte), dann hätte ich ein Problem, oder?

Gruss, Senseo
 
Probleme hast Du nur mit Instrumenten, die "normalerweise" eine feste Stimmung haben - neben dem Akkordeon sind das hauptsächlich Flügel, Klavier, Cembalo, etc. vielleicht auch eine große Konzertharfe, Zither, Hackbretter,...
Also, die vielleichts kannste aus der Liste locker rausnehmen. Harfe hatte ich leider nie, aber soweit ich das mitgekriegt hab, haben die vor jedem Auftritt gestimmt. Bei Hackbrett und Zither bin ich mir sehr sicher, dass man die (spaetestens) vor jedem Auftritt stimmt (zumindest, wenn man selber nicht taub ist und das Publikum nicht vergraulen will :rolleyes:), und ob Du die dann auf 440, 438 oder 442 stimmst, ist dann auch schon egal.

Bei der Floete haett ich da eher ein Problem, tiefer geht ja, aber hoeher ist ned sooo leicht. Die sind aber teils oder meist? eh schon auf 442
 
"Große" Konzertharfen verstimmen sich nicht so ohne weiteres schon weil die nicht ohne weiters transportabel sind ;) Die haben teilweise eine Saitenspannung fast wie ein Klavier.
Bei den kleinen "Volksharfen" hast Du allerdings Recht, die muss man eventuell sogar im Konzert nachstimmen.
Bei Hackbrettern und Zithern hast Du Recht, die muss man öfter mal nachstimmen. Cembali z. B. auch.

Bei Flöten... na ja - ich schaffe es, durch reine Anblastechnik (Mundstellung etc.) meine Blockflöten - ohne dass ich die Luftsäule verlängere - knapp einen Halbton zu variieren ohne dass der Luftstrom abreißt oder die Flöte überbläst.
Da Flöten (Auch Querflöten) Holzblasinstrumente sind, sind sie - wie oben beschrieben - oft auf den Orchesterkammerton gestimmt.
Bei gute Flöten wird Dir das aber gesagt wenn Du sie kaufst.
 
Bei Hackbrettern und Zithern hast Du Recht, die muss man öfter mal nachstimmen.
Ja leider. Ich hab schon oft genug ne Zither gestimmt und mich oft genug gelangweilt, waehrend das Hackbrett gestimmt wurde, um das ganz genau zu wissen ;)
Bei Flöten... na ja - ich schaffe es, durch reine Anblastechnik (Mundstellung etc.) meine Blockflöten - ohne dass ich die Luftsäule verlängere - knapp einen Halbton zu variieren ohne dass der Luftstrom abreißt oder die Flöte überbläst.
Da muss ich nochmal probieren, das waer manchmal nuetzlich.
Da Flöten (Auch Querflöten) Holzblasinstrumente sind, sind sie - wie oben beschrieben - oft auf den Orchesterkammerton gestimmt.
Bei Querfloete krieg ich leichter an Halbton hin, oft auch ungewollt :redface::D
Bei gute Flöten wird Dir das aber gesagt wenn Du sie kaufst.
Wenn man aufpassen wuerd, schon :redface: Bei meiner Blockfloete stehts sogar dabei...
Ich war dermassen auf die 440 Hz eingeschossen, dass ich gar nicht auf den Gedanken gekommen bin, dass die Orchester anders stimmen. Dass alte Instrumente mal drunter sind, ok, das war mir klar.
 
wer von euch hat ein 442-Hz gestimmtes Akkordeon? Wie unterscheidet sich das klanglich vom 440-er und für welchen Stil wird es eingesetzt? Habt ihr Klangbeispiele wie das soundtechnisch klingt bei 442 Hz oder drüber?

gruss an alle,

maj7
 
Die 442 Hz hörst Du nur im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten. Das Klangbild bleibt aber an sich das gleiche - also nur, weil das Akkordeon geringfügig höher ist, klingt es deswegen nicht gleich anders.
 
@senseo: zur ursprünglichen Frage:

Ich finde die 442 statt 440 kein grosses Problem.
Und wenn es stört -> umstimmen lassen, kostet auch nur knapp 300 EUR.
 
Die 442 Hz hörst Du nur im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten. Das Klangbild bleibt aber an sich das gleiche - also nur, weil das Akkordeon geringfügig höher ist, klingt es deswegen nicht gleich anders.

Hallo Ippenstein,
es klingt also höher und ein bisschen "spitzer" ... danke.

gruss, maj7
 
Maj7,

das habe ich nicht gesagt. Die Klangfarbe dürfte bei so einer minimalen Erhöhung gleich bleiben. Es klingt einfach nur minimal höher (von der Tonhöhe, nicht von der Farbe), was man aber ohne dem Zusammenspiel von anderen Instrumenten nicht hören kann.
 
Meins ist 443 Hz gestimmt. Beim Spiel allein merkt man das überhaupt nicht.
 
Mein "SOLTON - Melodija Callas III" hat ebenfalls 442 Hz. Dieses Instrument aus Slowenien dürfte wahrscheinlich für den italienischen Markt produziert worden sein, wo 442 Hz-Instrumente gespielt werden.

Bei einem versuchsweisen Zusammenspiel in einem Akkordeon-Ensemble entstand eine leichte Schwebung dadurch, dass dieses Instrument doch um 2 Hz höher ist.

Johannes
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Meine Supita hat 441 Hz und ich frage mich momentan, wieso das so ist...

Wie wird eigentlich die Obertoncharakteristik an sich beeinflußt, wenn ich das nun um 1 Hz tiefer stimmen würde?
 
Hallo,

bei einer so geringen Verstimmung ändert sich an der Zusammensetzung der Formanten so gut wie gar nichts. Aber warum willst Du das machen, wenn Du eh nicht im Orchester spielst?

Gruß Claus
 

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