Schlagzeuger und Gefühl für Songs, Sound (und sein Instrument)

  • Ersteller Hotspot
  • Erstellt am
Jürgen K;5637253 schrieb:
Ich habe zwar die Musik nicht gehört, von der Beschreibung her, könnte man allerdings auf die Idee kommen, eher einen Perkussionisten als einen (üblichen) Schlagzeuger zu suchen.

Jo, das haben wir natürlich auch im Sinn. Das Problem ist hier nur, dass es da im Hobbybereich dann doch wieder sehr mau aussieht. Die meisten Leute, die ich kennengelernt habe, wollen eher lateinamerikan. / Worldmusic machen. Die passen nicht wirklich zum Americana-, Indie-, Akustikbereich und haben meist auch keine Lust darauf.

Jürgen K;5637253 schrieb:
es ist nun mal in der Popularmusik üblich, das Schlagzeug als batteria continuo anzusehen. Viele Gitarristen oder Bassisten brauchen das ja auch, um nicht aus dem Takt zu kommen. Wenn dann ein anderer Ansatz auftaucht, braucht man eben einen Schlagzeuger, der auch etwas anders kann und will.

Naja, vielleicht ist es in meinem Eingangspost tatsächlich etwas falsch rübergekommen. Ich sehe es ja definitiv nicht so, dass ein Schlagzeuger nur verzieren soll. Er ist der Motor auch unserer Musik (die im Übrigen aber auch gut ganz ohne Schlagzeuger funktioniert, manchmal fehlt er aber doch zum letzten Glück, einfach auch aus Gründen der Abwechslung).
Es ist ja aber schon ein Unterschied, ob der Motor immer und kontinuierlich mindestens auf 3/4 Drehzahl läuft, oder aber sich den Steigungen und Gefällen innerhalb der Songs anpasst. Ich meine, man macht sich ja lange und tiefgründig Gedanken, wie ein Song aufgebaut und arrangiert wird, um eben Höhepunkte und auch hängende Passagen zu haben.

Aber der weiter oben geäußerte Ansatz, den Schlagzeuger mehr in die Songentstehung einzubinden, ist auch ein guter Gedanke.
Schwer tue ich mich nur damit, Leuten ihr Instrument zu erklären und Dinge vorzumachen (davon abgesehen, dass ich das sicherlich nicht so gut beherrsche).
Eigentlich will ich doch nur den Glenn Kotche des östlichen Ruhrgebiets :D
 
Lieber falcone, du suchst aber auch die eierlegende Vollmilchsau.;)
Du willst einen Hobbydrummer, der musikalisch (nicht unbedingt technisch) ziemlich komplexe Sachen spielt, am besten nach Gefühl, und das auch noch in einem ziemlich speziellen Musikgenre. Da ist klar, dass du selbst im Ruhrgebiet wo es ziemlich viele Drummer gibt lange suchen wirst, denn wer im Hobbybereich kann das überhaupt, und wer von denen hat auch noch genau deinen Musikgeschmack?
Du hast ja anscheinend eine relativ genaue Vorstellung davon wie das Schlagzeug in deinen Songs aussehen soll, da sehe ich nur 2 Lösungen. Die erste ist Kompromisse zu machen, du suchst dir den Drummer mit dem du dich am besten verstehst, beziehst ihn in dein Songwriting ein und lässt ihn auch mal gegen deine Meinung entscheiden, ist natürlich ne Sache von gegenseitigem Respekt und Vertrauen. Die andere Lösung wäre eben keine Kompromisse zu machen, dafür aber deine Vorstellungen zu konkretisieren. Ich finde es als Schlagzeuger oft schwierig wenn man nur Beschreibungen von dem hat was man spielen soll, "songdienlich", "die Atmosphäre unterstützend" u.ä. kann ja in der Praxis alles mögliche bedeuten, wie oft habe ich auf Aufforderung/Kritik hin weniger bzw. leiser gespielt oder die Orchestrierung geändert, nur um dann zu hören "ja einschlafen sollste auch nicht, so war das nicht gemeint". Wenn du also genau im Kopf hast wie es gespielt werden soll, notier es einfach, dann gibt es kaum noch Missverständnisse, wenn du Pausen, Crescendi, Instrumentierung etc. erstmal festlegst.

Die generelle Frage in diesem Thread finde ich auch ziemlich spannend, ich finde nur das hier ein wenig zu hart pauschalisiert wird. Ich finde nicht das ein Drummer der sich nur für Chops sowie möglichst schnelle und komplizierte Pattern interessiert "kein Musiker" ist, das finde ich realitätsfern. Ich denke die Einstellung zum Schlagzeugspielen hat sich in den letzten 2-3 Jahrzehnten einfach grundlegend geändert. War früher eine wahnsinnige Technik noch Ergebniss von jahrelanger Routine und musikalischen Experimenten wie der Fusion- oder Jazzrockmusik der 70er, ist sie heute geplant und wird für andere Zwecke genutzt. Heute ist sie das Resultat von sportlich anmutenden Trainingsplänen, wird zur Selbstdarstellung und vor allem auch Vermarktung benutzt. Nicht nur Schlagzeug- und Beckenfirmen, auch die ganze Educationindustrie setzt doch auf das höher-schneller-weiter-Prinzip. Wo lerne ich denn heutzutage einen Song stilsicher zu begleiten, wie falcone es sich vorstellt? Mit DVDs bestimmt nicht, denn dazu brauche ich andere Musiker, und die kann ich erstmal nicht kaufen. Auch muss man heute schnell auffallen, statt eine CD durchzuhören kriegt man Drummer häufig durch 2-minütige Videoschnipsel vorgestellt, die dann Aufschluss über deren Können geben sollen. Wie soll man in so kurzer Zeit beeindrucken, geht doch nur mit Chops. Gleichzeitig geht ein ursprünglicher Zugang zur Musik verloren, alles wird theoretisiert, mit dem Verstand zerlegt und geplant, Marching-Band für die Technik, Blues für ein bischen Feeling, Latin für die Koordination, aber nichts mit Herzblut.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Gleichzeitig geht ein ursprünglicher Zugang zur Musik verloren, alles wird theoretisiert, mit dem Verstand zerlegt und geplant, Marching-Band für die Technik, Blues für ein bischen Feeling, Latin für die Koordination, aber nichts mit Herzblut.
Haha. Sehr gut!

@ falcone: Zu eurem Stil: Könntest du vielleicht mal einen Link zu einer Aufnahme posten? Ich würds gerne mal hören, damit ich eine Orientierung habe, was damit überhaupt gemeint ist.
Würde mich immernoch interessieren. Gibt es irgendwelche Aufnahmen oder vielleicht vergleichbare Bands o.ä.?
 
Ooch Leute, nun macht's doch nicht so kompliziert :)

Nein, ich such eben nicht die eierlegende Wollmilchsau (außerdem sollte es hier um die allgemeine Diskussion und nicht meine/unsere konkrete Musikersuche gehen). Aus dem Grunde wollte ich hier auch gar nicht tiefer ins Detail gehen. Wenn ihr beiden Interesse habt, dann kommt doch einfach vorbei ;)
Es ging mir - und die weitaus meisten haben es ja auch so verstanden - um die grundlegenden Fragen, die mich persönlich schon seit Jahren umtreiben: Wie sehen Schlagzeuger im Allgemeinen ihren Part, ist songdienliches Spiel exotisch und zu viel verlangt, verstehen Schlagzeuger was anderes unter Dynamik als "der Rest der Welt" ;) usw.

Mein persönlicher Gedanke oder besser meine Hoffnung waren, dass man eben nicht alles "auffordern" muss, sondern dass auch der Schlagzeuger erkennen sollte, wo ein Song laut wird/werden sollte oder wo dezente Zurückhaltung gefragt ist. Eben um eine gewisse Dramaturgie zu erzielen, die jeder Song in sich tragen sollte, zumindest ansatzweise. Orchestrale und virtuose Spielereien sind ja nett, aber waren gar nicht mal unbedingt das Thema. Auch ist diese Sache doch Genre-übergreifend.
Aber wahrscheinlich sagen wir dasselbe, sprechen nur eine andere Sprache :)

Eine Sache wird mir auch grad noch klar nach deinem Beitrag @de-loused:
Normalerweise haben bei uns alle Musiker reichlich Freiräume, die sie mit ihrer persönlichen Spielweise ausfüllen können (so sie denn halbwegs zum Rest passt).
So bin ich es eigentlich nicht gewohnt, großartig Regieanweisungen zu geben. Ich finde es auch wichtig, dass sich jeder ausleben kann, wenn er die grundlegende Richtung verfolgt. Entsprechend erwarte(n) ich / wir eigentlich nur, dass jeder sich angemessen einbringt/einbringen kann. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass sich alle auf einem halbwegs ausgeglichenem Erfahrungslevel bewegen.
In deinem Beitrag schreibst du viel von Anweisungen von den anderen.
Das finde ich ungewohnt, was mich zu der Frage führt, ob wir vielleicht an manchen Stellen einfach mehr sagen müssen, was wir konkret erwarten? Wobei auch da die gemeinsame Sprache nicht wirklich vorhanden ist. Ich kenne nicht viele Drummer, denen man Noten vorlegen kann, die damit was anfangen können.

---------- Post hinzugefügt um 22:29:16 ---------- Letzter Beitrag war um 22:23:42 ----------

Gibt es irgendwelche Aufnahmen oder vielleicht vergleichbare Bands o.ä.?

Einen Name habe ich doch schon genannt, Glenn Kotche (Wilco). Wobei das nur ein Beispiel für sehr songorientiertes, teilweise völlig "uneigennütziges" und vor allem extrem dynamisches Schlagzeugspiel ist.
Ich habe keine aktuellen Aufnahmen von meiner Band.
Warum wohl.... weil unser Schlagzeuger pünktlich vor Beginn der Aufnahmen die Band verlassen musste. War aber quasi gesundheitsbedingt, deshalb eine andere Geschichte.

---------- Post hinzugefügt um 22:46:27 ---------- Letzter Beitrag war um 22:29:16 ----------

Wo lerne ich denn heutzutage einen Song stilsicher zu begleiten, wie falcone es sich vorstellt? Mit DVDs bestimmt nicht, denn dazu brauche ich andere Musiker, und die kann ich erstmal nicht kaufen. Auch muss man heute schnell auffallen, statt eine CD durchzuhören kriegt man Drummer häufig durch 2-minütige Videoschnipsel vorgestellt, die dann Aufschluss über deren Können geben sollen. Wie soll man in so kurzer Zeit beeindrucken, geht doch nur mit Chops. Gleichzeitig geht ein ursprünglicher Zugang zur Musik verloren, alles wird theoretisiert, mit dem Verstand zerlegt und geplant, Marching-Band für die Technik, Blues für ein bischen Feeling, Latin für die Koordination, aber nichts mit Herzblut.

Das ist wirklich ein überaus interessanter Absatz, finde ich richtig gut. Das, was du schreibst, geht aber nicht nur Schlagzeugern so, glaub mir.
Auf der anderen Seite, Songs stilsicher zu begleiten lernst du da, wo es hin gehört. Such' dir ne Band, die deinem Level entspricht mit einer Musik, die dir Spass macht und lass dich mit all deinem Herzblut drauf ein, ohne Wenn und Aber. Das ist alles, was man im Hobbybereich erwartet und erwarten kann. Gib mir einen solchen Schlagzeuger, der darüber hinaus sich nicht schon auf den Treppenstufen zum Olymp sieht (den er ohnehin niemals Leben erreichen wird, wie fast alle von uns) und bete dafür, dass das Ganze ein paar Jahre halten möge und schon hast du's :)
Ist doch ganz einfach :)
Und wenn es gut läuft, hat man alle paar Wochen ein gutes Konzert und irgendwann ne Platte oder zwei und man wird weiter sehen.

Eines der Problem, die einem im Hobbybereich immer wieder Knüppel zwischen die Beine werfen, sind doch genau die teilweise oberflächlichen Motive, aus denen Leute meinen, heute mal Musik und morgen mal was ganz anderes machen zu müssen. Zerstreuung lauert überall. Klar, dass man zu nix kommt. Alles brauch seine Zeit und vor allem eben - Herzblut.
 
Als weiteres Problem sehe ich die mangelnde Vielfalt.

Schau dich in den Foren um. Die überwiegende Mehrheit spielt Schrupp-und-Schraddelmetal. Viele kennen kaum mehr Genres bzw. interessieren sich nicht dafür.
"Spiel bitte mal einen Songo." " Einen was?"
Da geht es doch oft schon los. Doppelbassgewitter mit 350 bpm kein Problem, aber einen Song dynamisch zu spielen funktioniert nicht.

Das mit lauter, höher, schneller stimmt. Dabei wird oft vergessen, dass man MITeinander musiziert und nicht GEGENeinander.
 
Normalerweise haben bei uns alle Musiker reichlich Freiräume, die sie mit ihrer persönlichen Spielweise ausfüllen können (so sie denn halbwegs zum Rest passt).
So bin ich es eigentlich nicht gewohnt, großartig Regieanweisungen zu geben. Ich finde es auch wichtig, dass sich jeder ausleben kann, wenn er die grundlegende Richtung verfolgt. Entsprechend erwarte(n) ich / wir eigentlich nur, dass jeder sich angemessen einbringt/einbringen kann. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass sich alle auf einem halbwegs ausgeglichenem Erfahrungslevel bewegen.
In deinem Beitrag schreibst du viel von Anweisungen von den anderen.
Das finde ich ungewohnt, was mich zu der Frage führt, ob wir vielleicht an manchen Stellen einfach mehr sagen müssen, was wir konkret erwarten? Wobei auch da die gemeinsame Sprache nicht wirklich vorhanden ist. Ich kenne nicht viele Drummer, denen man Noten vorlegen kann, die damit was anfangen können.

Ich behaupte mal, was du suchst, wirst du nicht einfach so vom einen auf den anderen Tag finden. Sowas braucht einfach Zeit, man muss sich musikalisch einfach kennenlernen und dabei ist Kommunikation einfach extrem wichtig. Auch wenn du es als "Regieanweisungen" empfindest, denke ich, kann man nicht erwarten, dass der Schlagzeuger gleich beim ersten Ton den ganzen Song und die Idee dahinter begreift.
Als ich das erste Mal mit meiner Band gespielt hab, hat das auch vorne und hinten nicht gepasst. Ich wars vom Üben im Keller einfach gewohnt ein bisschen zurückhaltend zu spielen und nicht z.B. die Backbeats auf der Snare als Rimshots zu spielen.
Imzwischen passiert es oft beim Jammen, dass mein Gitarrist und ich beim rumspielen z.B. gleichzeitig eine Steigerung spielen oder in einen ruhigeren Part übergehen. Einfach weil wir uns gut kennen und so ungefähr wissen, wie der andere so denkt.

Interessant ist natürlich auch, mal die Perspektive zu ändern. Setz dich doch einfach selber mal ans Set ;)
Ich spiel inzwischen auch ab und zu mal Bass oder Gitarre und das trägt auch sehr viel zum gegenseitigen Verständniss bei.

An die Schlagzeuger:
Bis jetzt scheinen wir ja alle eine ähnliche Meinung zu dem Thema zu haben, so schlimm kanns also nicht um uns stehen.
Zumindest hat sich noch keiner hier getraut zu sagen, dass er nur Schlagzeug spielt, weil das gut bei Frauen ankommt. :D
 
Muss mich jetzt auch mal einklinken zu diesem äußerst interessanten Thema:

Ich bin der Meinung, dass es ein Lernprozess ist, sich auf einen oftmals fremden Song einstellen zu können. Ist man selbst am Songwriting beteiligt, setzt sich mit den Lyrics und Umständen, in denen der Song entstanden ist, auseinander, ist es oftmals ein Leichtes, das richtige Gespür zu entwickeln, was jedoch auch selten per Fingerschnipp umgesetzt werden kann.

Beispiel? Ich könnte Nothing Else Matters niiiiiemals nach Noten spielen, weil ich mich nur auf die Musik konzentriere, um mich einfach von der Stimmung treiben zu lassen. Das ist aber auch nur möglich, wenn man man den Song kennt.

Einen Drummer zu finden, der minimalst spielt und sich nur im Hintergrund versteckt, ist m.M.n ein ziemlich aussichtsloses unterfangen.
Außer ihr habt wirklich immenses Glück und findet solch eine Ausnahme. Wir käme da eher Cajón oder andere Percussioninstrumente in den sinn, nicht aber ein Akustikschlagzeug.

Mfg
 
Zum Thema ist mir jetzt noch etwas eingefallen - und zwar war ich einmal bei einem Bandworkshop mit Ricky Lawson, der immerhin für Michael Jackson und Whitney Huston Gespielt hat.
Er sagte zu diesem Thema, dass ein Drummer sich bei einem neuen Song in den Songwriter einfühlen muss, jeden Part des Songs verstehen muss, um ihn perfekt wieder geben zu können. Man muss halt den Songwriter verstehen, was er mit welchem Part bezwecken möchte.
Dass jemand hier das so gut kann wage ich zu bezweifeln - aber da hilft oft ein gespräch mit dem Songwriter - man kann nämlich bestimmt die eine oder andere Stelle so oder so spielen - und beides klingt gut ;-)

Ricky nannte auch ein beispiel - seines bekanntestes Fill-In - und zwar in I Will Allways Love You von Whitney Huston...... Als er das stück bekommen hat wurde ihm gesagt, er könne vor dem großen Finale ein solo Spielen, welches die spannung weiteraufbaut - und nach langem hin und her ist er bei nur einem fetten Tomschlag gebieben - weniger ist manchmal mehr ;-) (hier ab min 3:55)
 
...und was macht man jetzt bei Songwritern, die schon lange tot sind...?:gruebel::D
sorry, aber war eine schöne Steilvorlage.


Ich war vorgestern mal wieder bei einem Workshop im Band-Coach-Team dabei (ich werde da definitiv aussteigen), da kommen tatsächlich Drummer mit ihren eigenen Bands (!!!) und spielen laut, beherzt und mit viel Frickelei in einer ganz anderen Taktart als die restlichen Kollegen.
Auf explizite Nachfrage wurde an dem Song schon ein halbes Jahr gearbeitet...??!! Dazu fällt einem im Moment einfach gar nix ein...

Im Prinzip hat dieser Schlagzeuger irgendeinen Song gespielt, den er im Hinterkopf hatte und der mit dem Song der Band nicht das geringste zu tun hatte - was diesem Drummer aber herzlich egal war. Schließlich wollte er doch Spaß haben, außerdem wollte die Band ihn und nicht unbedingt umgekehrt.


Ja, ich gebe zu, ich habe Riesenprobleme mit solchen Egomanen.
 
Die passen nicht wirklich zum Americana-, Indie-, Akustikbereich und haben meist auch keine Lust darauf.

Puh...das ist aber auch wirklich nicht so leicht.
Ich bin nach 20 Jahren Hardrock an den Drums Anfang 2000 auch in so einen Trupp geschliddert...und habe das Set zu Hause gelassen.
Erst habe ich bei dem Vorschlag, einen Percussionisten zu nehmen, innerlich den Kopf geschüttelt, aber das ist bei eurer Zielsetzung eine wirklich ernstzunehmende Alternative:
Ich hatte eine Conga, eine Tumba, eine Snare (Besen), einen Schellenkranz (ständermontiert), ein Räppelchen und eine kleine Blechauswahl am Start und bin damit bei einem Mix Alternative - Americana - Folk - Country - Hassenichgesehen (alles akustisch) wunderbar klar gekommen.
Nach meinem Ausstieg habe ich die Band später mit einem richtigen Trommler gesehen - mit einem richtig guten sogar - und fand das nicht mehr so prickelnd.

Wäre einen Versuch wert.
 
Zuletzt bearbeitet:
OK,

ich wollte ein Hörbeispiel oder eine Band als Beispiel haben, damit ich weiß, wovon du redest, nicht weil es genau um eure Band gehen soll.

Ich habe mir mal ein paar Wilco-Sachen angeschaut, gefällt mir wirklich gut.

Dazu muss man aber sagen, dass solche Musik von allen Musikern schon ein relativ hohes Niveau abverlangt. Durch die verwendeten Instrumentationen ist es wichtig, dass jeder seinen Part schon ziemlich gut drauf hat, weil hier Fehler und untightes Spiel viel schneller auffallen und den Song kaputt machen. Nicht umsonst spielen viele Bands mit 2 Gitarristen, die häufig gleiche Sachen spielen "weil´s fetter klingt"....
Wichtig bei den Wilco-Sachen ist auch, dass der Groove von allen Musikern getragen wird. Das ist also für alle beteiligten Musiker eine große Herausforderung.
Wenn ich solche Sachen so gut spielen könnte und die Band ein entsprechende Niveau hätte, könnte ich mir auch vorstellen, so etwas zu machen. Aber selbst in höher frequentierteren Gengres ist es schwer genug, 3 oder 4 Musiker zu finden, mit denen man auf einem relativ gleichen Niveau mit den gleichen musikalischen Interessen spielen kann.
 
Hallo! Bin mal gespannt, wo diese Diskussion noch hinführt ... :gruebel:
 
Schlagwerker ist wohl der richtige Begriff.

Da ist jemand gefragt, der auch soundmässig eingefahrene Wege verlässt. Ein reguläres Drumset ist da manchmal schon der Overkill.

Da wird es echt schwieirg, solche Leute zu finden. Viele denken halt sehr eindimensional und haben auch keinen Bock auf Experimente.

Ich könnte mir nie vorstellen nur eine bestimmte Musikrichtung zu machen. Ich höre viel verschiedenes und es reizt mich das auch mal zu spielen oder wenigstens zu probieren. Allerdings müsste ich dann wohl in 10 Bands spielen. :)
Viele jedoch kennen nur ein begrenzten Umfang und sind auch nicht bereit oder zu bequem über den Tellerrand zu schauen.
 
Es ging mir - und die weitaus meisten haben es ja auch so verstanden - um die grundlegenden Fragen, die mich persönlich schon seit Jahren umtreiben: Wie sehen Schlagzeuger im Allgemeinen ihren Part, ist songdienliches Spiel exotisch und zu viel verlangt, verstehen Schlagzeuger was anderes unter Dynamik als "der Rest der Welt" usw.
Das nicht, aber sicherlich ist die Beherrschung der Dynamik beim Schlagzeug eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Schlagzeuge sind dafür gebaut laut zu sein, jeder Einsteiger kann ohne riesige Mühen mit einem 40-Mann Orchester mitspielen ohne unterzugehen, während ein Anfänger beim Saxophon erstmal keinen Ton rauskriegt. Leise zu spielen ist technisch anspruchsvoll, langsam zu spielen erfodert ein gutes Timing, beides erfordert Disziplin und Konzentration, weshalb es auch recht unbeliebt zu sein scheint.
Schau dich in den Foren um. Die überwiegende Mehrheit spielt Schrupp-und-Schraddelmetal. Viele kennen kaum mehr Genres bzw. interessieren sich nicht dafür.
"Spiel bitte mal einen Songo." " Einen was?"
Da geht es doch oft schon los. Doppelbassgewitter mit 350 bpm kein Problem, aber einen Song dynamisch zu spielen funktioniert nicht.

Das mit lauter, höher, schneller stimmt. Dabei wird oft vergessen, dass man MITeinander musiziert und nicht GEGENeinander.
Ohne selbst der größte Metalfreund zu sein, aber dein Argument finde ich ein wenig übertrieben. Ich selbst mag wie du auch viele verschiedene Musikrichtungen und habe im Laufe der Jahre zig Musikrichtungen von Jazz über Reaggae bis Punk und Hardcore gespielt. Trotzdem käme es mir nicht in den Sinn dasselbe von anderen zu fordern, warum auch? Wenn jemand seine musikalische Heimat gefunden hat und kein Interesse an einer musikalisch breitgefächerten Ausbildung hat, warum nicht in einer zünftigen Metalband Spaß haben?
Außerdem heißt das man schnell spielt ja nicht automatisch, das man nicht zusammen spielen kann und alles völlig unmusikalisch ist. Das Gegenteil ist doch der Fall, in hohen Tempi noch präzise zusammen zu spielen ohne das alles zu einem undefinierbaren Brei verkommt ist auch eine große Herausforderung. Viele Reden hier von "Songdienlichkeit", als wäre mit dem Begriff völlig klar was zu tun ist, dabei gibt es zu jedem Song zig Möglichkeiten eine musikalisch gute und passende Begleitung zu spielen, und darin besteht für mich gerade der Reiz. Die Intention der Musik sollte unterstützt werden klar, aber darüber hinaus ist ein weiter Rahmen gesteckt, da Songdienlichkeit für mich nicht an Genres gebunden ist. Bei einer Whitney Houston-Schmonzette geht es ja ausschließlich um den Gesang, die anderen Musiker sollen nur die Akkorde im Hintergrund dudeln und ein wenig die Dynamik mitnehmen, klar das man da mit Minimalismus gut fährt. Steve Gadd z.B. war im Vergleich dazu auch bei Popbegleitungen oft deutlich frickeliger (man erinnere sich an den Klassiker "50 Ways to leave your Lover"), trotzdem wurde er stehts gelobt, weil viele Wege "nach Rom" führen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Ohne selbst der größte Metalfreund zu sein, aber dein Argument finde ich ein wenig übertrieben. Ich selbst mag wie du auch viele verschiedene Musikrichtungen und habe im Laufe der Jahre zig Musikrichtungen von Jazz über Reaggae bis Punk und Hardcore gespielt. Trotzdem käme es mir nicht in den Sinn dasselbe von anderen zu fordern, warum auch? Wenn jemand seine musikalische Heimat gefunden hat und kein Interesse an einer musikalisch breitgefächerten Ausbildung hat, warum nicht in einer zünftigen Metalband Spaß haben?

Klar soll jeder das spielen, was Spass macht. Allerdings muss ich dann auch wissen wo.
Und das sowohl genre- wie auch intensionsmässig.

Wer nur eine Art Musik beherrscht wird in einer Top40-Coverband nicht alt werden. Da sind halt viele Stilistiken gefragt, die man auch beherrschen sollte.
Da kommt es drauf an wie professionell das aufgezogen wird. Je mehr, desto mehr Vielseitigkeit kann man auch verlangen.

Es muss halt passen. Wenn man nur volle Kanne draufhauen kann, sollte man eher nicht in einem Jazztrio spielen. :)
 
Ist mir gerade wieder eingefallen, das dieses Video die ganze Problematik einer songdienlichen Begleitung für Schlagzeuger ganz gut beschreibt.
Schlagzeuge wecken wahrscheinlich bestimmte Urinstinkte, gegen die viele einfach machtlos sind::D
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
mal ein Update in unserer Sache:
Nachdem wir noch mal eine Handvoll "Probanden" teilweise auch über mehrere Proben hinweg getestet haben, sind wir uns einig geworden, dass uns das nicht weiter bringt.
Lautstärketechnisch ging das alles genau in die falsche Richtung, keiner war in der Lage, durch subtiles Spiel zu überzeugen.
Also werden wir die Sache zunächst mal selbst in die Hand nehmen und langfristig schauen, ob man nen guten Perkussionisten findet oder einen Multiinstrumentalisten wie wir, der auch die Rhythmussektion gern im Wechsel mit einem von uns mit abdecken kann. Schade, dass solche einfachen Anforderungen zu exotisch zu sein scheinen und selbst ein Schlagzeugstudent mit dem Begriff "Raum lassen" nicht wirklich was anfangen konnte. Von laid back und Dynamik ganz zu schweigen.

Klingt enttäuscht? Irgendwo ist es wohl so...
 
... keiner war in der Lage, durch subtiles Spiel zu überzeugen ... ... solche einfachen Anforderungen zu exotisch zu sein scheinen ...

Ui, ui, ui! Seltsam, es immer die Gitarristen, die die Messlatte in schwindelerregende Höhen treiben ... :gruebel: :D

Nicht falsch verstehen ... Ich finde es ja auch schade, dass ihr keinen geeigneten Schlagwerker findet. Aber mir erscheinen eure Anforderungen schon sehr "speziell" ... oder "exotisch" ... also irgendwie schon sehr hoch!

Wenn ihr wirklich den "Glenn Kotche des östlichen Ruhrgebiets" sucht, dann wünsche ich schon mal viel Geduld und ... "Möge die Macht mit euch sein!" ;)
 
Also werden wir die Sache zunächst mal selbst in die Hand nehmen und langfristig schauen, ob man nen guten Perkussionisten findet oder einen Multiinstrumentalisten wie wir, der auch die Rhythmussektion gern im Wechsel mit einem von uns mit abdecken kann.

Östlicher Pott?
Wirklich ein Jammer, das ich besetzt bin.
Musik Richtung Todd Snider, Steve Earle, van Zandt und Konsorten als Percussionist mit ggf. Option auf Bass, Rhythmusgitarre und Background wäre exakt mein Ding.
Aber der Tag hat nur 24 Stunden...:(
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben