Welches Ziel hat Musikunterricht?

  • Ersteller Cecilia
  • Erstellt am
Cecilia
Cecilia
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
17.03.24
Registriert
21.03.11
Beiträge
161
Kekse
221
Ort
Bielefeld
Ich weiß, die Frage klingt sonderbar.

Untefähr sechs Jahre lang hatte ich Querflötenunterricht. Danach habe ich festgestellt, dass ich aufgrund meiner massiven Fehlhaltung nicht in der Lage bin, vernünftig Querflöte zu spielen (es gab Krankengymnastik, Osteopathie und diverse Arztbesuche, ich habe wirklich alles versucht) und habe jetzt das Problem, eine 1.200 Euro-Flöte im Schrank liegen zu haben, die sich nur schwer verkaufen lässt. Nun haben meine Lehrerin und ich uns auf Blockflöte geeinigt. Wieder habe ich regelmäßig Unterricht. Aber ich frage mich: Welchen Sinn hat der Unterricht? Zwar habe ich Vorkenntnisse in Blockflöte, aber ich zweifle, dass ich jemals so gut sein werde, dass ich in einer Gruppe vorspielen kann, da ich leider auch sehr nervös bin. Nun habe ich überlegt, ob es reicht, wenn meine Lehrerin mir zeigt, wie man die hohen Töne spielt. Ich will nicht wieder jahrelang Unterricht nehmen, der dann ins Leere läuft. Woher weiß ich, dass es nun genug ist mit dem Unterricht? Wie ist das bei Euch? Gibt es klar umrissene Ziele?
 
Eigenschaft
 
Hallo Cecilia,

deine Frage klingt gar nicht sonderbar, sondern als Fortsetzung bisheriger Beiträge von dir.
Es ist doch selbstverständlich deine Sache, ob Du nur zum eigenen Vergnügen oder gerne mit Leuten spielen willst. Deshalb ist mir nicht ganz klar, woher der Anspruch kommt, mit dem Du dich unter Druck setzt.

Beim Unterricht für (erwachsene) Amateure sehe ich als Sinn, so am Instrument auszubilden, dass die spieltechnischen und musikalischen Voraussetzungen erlernt werden können, um damit den Spaß zu haben, den man sich erhofft.
Das hat etwas mit der Kommunikation von Lehrer und Schüler zu tun. Bezogen auf das Instrument geht es darum, dass die gesteckten Ziele erreichbar werden und man sich auf gutem Weg dahin fühlen kann.

Bei vielen Hobby-Musikern unterstützt das Spielen im Ensemble die Motivation und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Fortschritte insgesamt deutlich beschleunigt wurden. Aber wenn das für dich anders ist, ist es doch auch ok.

"Genug mit dem Untericht" wäre es für mich aus zwei Gründen: Stress mit dem/der Lehrer/in, weil man sich nicht mehr versteht und/oder anhaltender Ausbildungs-Stillstand, weil es nicht in die Richtung geht bzw. gehen kann, in die man auf dem Instrument und in der Musik möchte.
 
Danke, für die Antwort! Ich hatte schon Bedenken, diese Frage hier zu stellen. Meine Lehrerin schaut sehr aufs Detail. So empfinde ich es jedenfalls. Als ich nach meiner osteopathischen Behandlung die Querflöte wieder in die Hand nahm, um zu schauen, ob das Spielen geht, unterbrach sie mich wie sonst auch ständig, weil ich Bögen vergaß oder gepunktete Viertelnoten nicht lange genug aushielt. Mir ging es darum, ob ich vom Körper her überhaupt in der Lage bin, Querflöte zu spielen oder ob die Verspannungen doch zu stark sind. Ich mag meine Lehrerin menschlich sehr und würde mich alleine schon deswegen nicht gerne von ihr trennen wollen. Sie ist zudem eine exzellente Musikerin. Aber ich frage mich: Was ist mein Ziel? Welche Möglichkeiten gibt es für mich, Flöte zu spielen - vielleicht doch mit anderen? Fühle ich mich mehr zur Klassik oder doch mehr zu irischem Folk hingezogen? Ist sie vielleicht - so meinte eine Bekannte - die falsche Lehrerin für mich? Leider liegt mir das auswendig spielen nicht, sonst würde ich mich auf die Tin Whistle konzentrieren.
 
Hi Cecilia,

zum Thema: was ist Dein Ziel.

Mit Quer-Flöte geht ne ganze Menge an schöner Musik. Vieles, was man auf YT entdecken
und hören kann, ist auch für Laien irgendwann machbar.

Als ich mit Instrumental-Unterricht anfing gab es kein i-net.
Nutze doch dieses Medium (vor allem youtube) und finde heraus, was du gerne machen willst.
Ebenso: Konzerte besuchen.

Für irish musik -> irish pub. Da werden Sie beschallt. :D

Lehrerin: jeder Lehrer braucht input. Wenn dich das anstrengt, daß sie ständig abbricht, dann
muß sie das auch wissen. Es gibt immer alternative Wege und ein guter Lehrer ist vor allem flexibel.

Haltung: bei Geigern/Bratschern ein häufigeres Problem, als ich es von Flötisten kenne. Hier gilt:
Nur solange spielen/üben, solange es nicht anstrengt/schmerzt.
Pausen und Lockerungsübungen sind wichtig!

Auswendig Spielen: du kannst doch irgend ein Volkslied singen, irgend ein Kinderlied..
Warum kannst du das auswendig?
Das ist nur ne Übungssache. Einfach machen, nix denken.
Ich habe Musiker erlebt, die spielen 5 Stunden Programm ohne alles.
Das Menschliche Gedächtnis ist ne fantastische Sache. Du glaubst garnicht, wieviel Mist man
im Kopf behalten kann. Traue dich auswendig zu spielen. Ich glaube, du hast es nur noch nicht
wirklich versucht.


cheers, fiddle
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hallo Celia!

Hast du mit deiner Lehrerin jemals darüber gesprochen, welche Vorstellungen und Ziele du hast, was dir eigentlich wichtig ist? In 95% der Fälle ist es ihre Aufgabe, die musikalischen Fehler eines Schülers zu korrigieren. Wenn deine Schwerpunkte aber derzeit anders aussehen, musst du ihr das sagen und sicher ist sie dann auch bereit, mit dir mehr an z.B. der Haltung zu arbeiten um vielleicht doch noch eine Lösung für dich zu finden.

Der Unterricht sollte meiner Ansicht nach dann beendet werden, wenn ich als Schüler nicht mehr das Gefühl habe, dass er mich im Hinblick auf meine eigenen musikalischen Ziele weiter bringt.
 
Hallo Cecilia,

vielleicht probierst du mal ein andere Flötenschule oder Spielbuch. Ich habe ja vor kurzem auf der recorder summit Blockflötenfieber entdeckt ist zwar mehr für Kinder aber die Melodien sind einfach toll. Hör dir mal die Beispiele dort an. Bald kommt Blockflötenfieber 3. Hab da auf der Ausstellung schon mal reinhören können. Echt super - schon allein wegen der CD lohnt sich das Buch. Ist wohl eher was für dich da du ja schon weiter bist als ich. Mit Play-along mit echten Instrumenten macht es noch mehr Spaß zu üben.

Hab dann auch mal bei einem anderen Verlag geschaut und div. Spielbücher gefunden. Hier ist z.B. eins für Querflöte mit Play-along-CD. Probier es doch zwischendurch einfach erstmal nur für dich, ob es mit der Querflöte wieder klappt. Wenn es dann wieder besser klappt, wieder mit Lehrerin.

Viele liebe Grüße
Musicanne
 
Danke für Eure Hinweise! Am liebsten würde ich ja wieder Querflöte spielen, aber trotz Krankengymnastik klappt es nicht. Ich nehme die Querflöte immer mal wieder zur Hand, aber ich lege sie dann enttäuscht beiseite. Es geht einfach nicht. Manchmal denke ich, dass ich micht nicht auf die Blockflöte konzentrieren kann, solange ich noch eine 1.200 Euro-Querflöte im Schrank liegen habe. Der Kopf ist dadurch noch nicht so richtig frei für Tin Whistle und Blockflöte.
 
Wenn du appetizer für tinwhistel brauchst, sag Bescheid. ;)

cheers, fiddle
 
Hiermit Bescheid sag...:D
 
Ha, dann will ich mal:

http://www.youtube.com/watch?v=G8pzlK3ZCYI&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=KEJa_VgpIAc&feature=related
(was für ein schlechter Geigensound..)
(hier wahrscheinlich eine C-Whistle gespielt in D-moll)
http://www.youtube.com/watch?v=wCKb2Ch2HTc&feature=related
(nochmal mehrere C-Whistles)

hier mal was in der normalen D-Whistle, als Anregung. Eins meiner Lieblings-traditionals.
http://www.youtube.com/watch?v=HEt2XdN_TbQ&feature=related

Das ist die Realität in Irland: arme Menschen, aber so viel Lebensfreude, so viel Musikalität
und das auf einem sehr hohen technischen Level. Die Pennywhistle ist das Instrument
der Iren. Ich durfte sowas auch selber schon live anhören.
http://www.youtube.com/watch?v=T99KBCPsHIQ&feature=related

Hier, Mary Bergin. Eine wahre Meisterin auf dem Instrument:
http://www.youtube.com/watch?v=eVrtPy94srU&feature=related

Hier mal eine Low-whistle in low-E mit irish-bouzouki, bodhran und Akkordeon.
http://www.youtube.com/watch?v=ek1PWKvgDZE&feature=related


guten Appetit, fiddle :D
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Wunderschöne Musik, ganz toll! DANKE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Was für eine Tin Whistle hast du? Wenn ich so tolle Musik höre, habe ich große Lust, zur Tin Whistle zu greifen, was ich heute auch getan habe. :D
 
Ich selber habe mehrere tins.
Der Standard ist immer D, da viele irische Instrumente am besten in D gehen.
Z.B. Uilleanpipe, irish bouzouki, Traversflöten.. Die meisten tunes sind auf einer
D-Stimmung aufgebaut. Damit geht: D-Dur, E-moll, G-Dur, A mixolydisch und H-moll.

Manchmal sind die Stücke auf C aufgebaut und dann ist es nicht schlecht, wenn man
noch eine tin in C hat.
Ich habe seit nem Jahr auch eine Dixon low-D, die ich sehr liebe. Allerdings sind die
Löcher schon sehr weit auseinander. Mit kleinen Händen kann das problematisch sein.
Ist also nicht jedermanns Sache. Irgendwann kommt noch eine low-G her.

Ich habe eine Waltons Mellow D. Ich hatte früher schonmal eine und meine, daß die besser
war, als meine jetzige. Naja, irgendwann kommt mal was anständiges ins Haus.
(ich liebäugel mit Merlin)

Die finde ich nicht gut:
- Generations. Die gab es früher auch in Messing und die klingen besser.
Die vechromten rutschen mir ständig aus den Fingern.
- Die Clarke haben einen wackeligen Holzblock und brauchen viel Luft.
(Korrektur..)
Auf sowas steh ich überhaupt nicht.

Auf der Seite www.tinwhistle.de findest du eine große Auswahl.
Auf YT gibts endlos viele Hörbeispiele und etliche tutorials.

Ne gute tin muß nicht teuer sein. Clare oder Waltons sind ganz gute
Einsteiger-Modelle, würd ich sagen. Aber vielleicht melden sich noch n paar
Experten mit anderen Empfehlungen.


cheers, fiddle


p.s. Technik:
Eines ist bei Blockflöten ja verpöhnt: Das Mundstück zwischen die Zähne nehmen.
Das ist bei tins schwach anders.
Das irische Spiel lebt von den Verzierungen. Hier gibts
ne erste Anleitung, ist zwar für Akkordeon, gilt aber auch für whistles.
Wenn man solche Triller (gracenotes) mit den Fingern klopft, dann wackelt die ganze whistle.
Ich nehme das Mundstück unter die oberen Schneidezähne und halte mit den unteren
Schneidezähnen Kontakt vorne am Mundstück, knapp unter dem Luftkanal.
So ist die Whistle fixiert und wackelt nicht so sehr rum.
Aber das macht jeder irgendwie anders. Nur n tip..
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für das ausführliche Posting! Ich hatte mich im letzten Jahr etwas ausführlicher mit der Tin Whistle befasst, sogar einen Workshop in Norden besucht. Ich habe ein Einsteigerset mit einer Clarke-Whistle, die in den hohen Tönen allerdings für mein Empfinden etwas schrill klingt. Ich hatte mich dann wieder der Querflöte zugewendet (und das immer mal wieder, denn es fällt mir sehr schwer einzusehen, dass die Querflöte mich von der Haltung her überfordert), um zu erkennen, dass es doch nicht geht. Danach kam kurz die Sopranblockflöte, bis meine Lehrerin sagte, Altblockflöte sei besser und Tin Whistle nur ein Spielzeug. Mittlerweile ist mir immer mehr klar, dass ich mit kleinen Flöten am besten klarkomme, also Sopranblockflöte und kurze Tin Whistle. Ich habe die Dixon in G und habe schon da Schwierigkeiten, ich überlege schon, ob ich sie verkaufe.
 
Wenn deine Lehrerin die Tinwhistle als "Spielzeug" abtut, dann hat sie keinen blassen Schimmer
von irischer Musik geschweigedenn von der recht aspruchsvollen Spieltechnik.
(Töne schleifen, gracenotes, Fingervibrato, halbe Löcher abgreifen)

Übrigens funktioniert die europäische Traversflöte nach dem selben 6-Loch-System. Deswegen
haben die Iren diese auch in ihre Musik integriert. Hierzu kann Shiboleth aber mehr erzählen.

Wenn der eigene Tellerrand zu hoch ist, sollte man den Schnabel nicht so weit aufreißen, finde ich..
(an deine Lehrerin gerichtet..)

Also eine Altblockflöte ist ja in F. Daher ist eine Low-G etwas kürzer, als eine Altflöte. Wenn du
mit der Low-G jetzt schon Probleme hast, dann wird das mit einer Altflöte nicht besser.
Das hätte deine Lehrerin aber auch merken dürfen (btw.).

Die Hohen Tins (ab normal D und höher) sind alle etwas schrill, wenn es in die 1. Oktave geht.
Aber ne mittelprächtige Sopranflöte kann da oben auch ziemlich am Gehörnerv rumsägen.
Es gibt sicher recht edle Tins, die auch in der oberen Oktave recht weich und ausgeglichen klingen
können. Du hast sicher die Preise gesehen. Da kann man für ne Tin auch schnell mal 180 Euronen
ausgeben (Chieftain).

Ich würd halt mal sagen, warum nicht die Musik machen, die einem sehr gefällt und auf einem
Instrument, das einem gut liegt? Allerdings müßtest du dich halt dann selber um den Unterricht
kümmern, denn an Musikschulen findet man kaum Lehrer für sowas. (nicht in D)

Ich sehe das außerdem noch so: jeder whistler spielt noch was anderes und singt.
Viele Whistler können auch n bischen Bodhran und singen ihre Lieder.
Das ist nicht so ne Spezialisation wie wir das in Deutschland kennen. Das ist Musik, die man
mit anderen zusammen macht und dazu gehört mal mindestens SIngen. Wenn dich diese
Musik richtig anmacht, dann mach sie einfach. Such dir Leute, die das auch machen wollen
und schon gehts los. N Gitarrist wär mal nicht schlecht.

Geh auf workshops. Dort trifft man Leute. Besuche irish pubs. Irgendwo geht immer was..

Ich kann über die Tin aus eigener Erfahrung sagen: das Instrument ist genauso anspruchsvoll,
wie jedes andere Instrument. Man kann es bis zur Meisterschaft treiben. Wenn ein Instrument
sehr schwer zu spielen ist, dann ist das nicht gerade ein Aushängeschild für das Instrument ansich.

(Ich denke da jetzt z.B. mal an Waldhorn. Und sau teuer ist es noch obendrein..)


huch, schon wieder viel geschrieben :redface:


cheers, fiddle
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
... Also eine Altblockflöte ist ja in F. Daher ist eine Low-G etwas kürzer, als eine Altflöte. Wenn du mit der Low-G jetzt schon Probleme hast, dann wird das mit einer Altflöte nicht besser.
Das hätte deine Lehrerin aber auch merken dürfen (btw.).

Was mir Kopfschmerzen bereitet, ist, dass sie nach meiner Meinung hätte merken müssen, dass ich für die Querflöte nicht geeignet bin. Sie wusste von den Schmerzen. Ein Jahr habe ich deswegen sogar ausgesetzt. Ich habe mich jahrelang auf der Querflöte bemüht. Als meine Freundin ihre Flöte, die sie mir geliehen hatte, zurückhaben wollte, machte meine Lehrerin mir Mut, die teurere von den beiden Flöten zu nehmen, die ich mir zur Ansicht kommen ließ. Als ich dann drei Monate später mit einer Bekannten zusammen spielen wollte, sagte die sofort: "Du hast massiv Nebengeräusche!" Und das nach ca. 6 Jahren Flötenunterricht! Meine Lehrerin sagte daraufhin: "Mal kamen die Töne sauber und mal nicht. Ich habe es immer für möglich gehalten - und glaube immer noch - dass du deinen Weg auf der Querflöte machen kannst?" Aber nach 6 Jahren? Ich mag meine Lehrerin menschlich sehr. Sie kann viel, hat Musik studiert und einen sehr guten Ruf. Und doch ist ein wenig von dem Vertrauen zerstört.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das müßt ihr untereinander ausmachen. Da halt ich mich raus.

Ich kann nur Bezug nehmen auf das, was du hier geschrieben hast.

Nur eines: Musik muß Spaß machen und du mußt Fortschritte erkennen.
Wenn das beides nicht der Fall ist, dann läuft hier etwas massiv falsch.


cheers, fiddle
 
...Sie kann viel, hat Musik studiert und keinen sehr guten Ruf. Und doch ist ein wenig von dem Vertrauen zerstört.
Solche Lehrer sind m.E. nur etwas für instrumentenspezifisch Hochbegabte, die von sich aus sehr viel richtig machen.
Das liegt daran, dass solche Lehrer nicht aus der Schülerperspektive denken können, um ihre Methodik darauf anzupassen.

Die andere Seite der Medaille ist ein Irrtum, dem Du offenbar unterliegst: kein Lehrer auf der Welt kann dir letztlich ein Instrument "beibringen", das musst Du schon selbst tun. Es ist mehr der "Job" des Lehrers, es richtig vorzumachen (Lernen durch Nachahmung), dich in die Instrumentaltechnik (Atmung, Lippen, Finger) einzuweisen und musikalisch auszubilden (Intonation, m.E. Singen, Stilistik).

Ob Du nach 6 Jahren immer wieder (vermeidbare) Nebengeräusche produzierst oder nicht, liegt sehr an deiner Übungsdisziplin.
Wenn Du zu Hause übst, geht es nicht darum, sich durch Stücke zu kämpfen. Es ist deine Chance, dich durch Atemübungen vorzubereiten, dir gute Aufnahmen zur Ausbildung der Klangvorstellung anzuhören (z.B. auch als Play-Alongs) und dann Phrase für Phrase eines Stücks so gut zu erarbeiten, wie es nur geht.

Als ich vor zwei Jahren in einer üblen Sackgasse gelandet war, ging praktisch gar nichts mehr. Vor lauter Frust dachte ich nur noch ans Aufhören.
"Therapeutische Übungen" zu Atmung und Ansatz und ein ganz kleinteiliges und minutiöses Vorgehen in zwei bis viertaktigen Phrasen anhand von guten Play-Alongs wiesen mir den Weg zurück auf die Straße der Entwicklung.
Ich hatte damals mir eine Checkliste geschrieben zur Haltung, Atmung, Ansatz und Klangparametern, alles mit diversen Unterpunkten. Außerdem habe ich viel von bekannten Musikern meines Instruments und zu deren Methoden gelesen.

Meine Liste bin ich zu Beginn alle paar Takte durchgegagen und habe mein Probieren ständig danach bewertet und korrigiert.
Bald war die Liste als "Monitor" in meinem Kopf und ich unterbrach nur noch dann, wenn meine Abweichungen zu deutlich wurden.
So wurden alte Fehler mit der Zeit vermieden und durch besserers Verhalten ersetzt, was einen Fortschritt nach dem anderen ermöglichte. Das vorher regelmäßige "Hoch und Tief" meiner Form ist seit zwei Jahren nicht mehr vorgekommen.

Schon nach ungefähr zwei Wochen wusste ich damals, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Für Außenstehende war da garantiert noch gar nichts davon zu hören.
Mein Lehrer hatte übrigens weder Ideen dazu noch Verständnis, warum ich viele Übungen machte, die gar nicht mit dem Instrument direkt zu tun hatten (Zitat "...da üb' ich lieber richtig, das bringt mehr").
Aber allmählich fielen meine Fortschritte doch auf. Dennoch wich meine an ganz anderen Vorbildern orientierte Methodik mittlerweile so weit vom Unterricht ab, dass eine Fortsetzung keinen Sinn mehr machte.

Da ich inzwischen sehr genau weiß, was ich wie angehen muss und mich selbst korrigieren kann, brauche ich mich bei künftigen Unterrichtungen tatsächlich nur noch auf technisch sehr fortgeschrittene und auf musikalische Fragen konzentrieren. Das macht natürlich allen Beteiligten wesentlich mehr Spaß, als ewig Grundlagen in Ordnung zu bringen.

Wenn Du dir einen Gefallen tun willst, könntest Du dir in Ruhe jemand suchen, der für dich in deiner Hinsicht optimal ist. Dazu gehört m.E. vor allem eine motivierende und pädagogisch umsichtige Unterrrichtsmethodik, weniger die musikalische Virtuosität.

Es kann besonders in deinem Fall auch nicht schaden, wenn sie/er Erfahrung mit Alexander-Technik, Feldenkrais oder Ähnlichem hat. Damit beschäftigen sich mehr Musiker, als man vielleicht denkt.
Natürlich würde es dir bei Interesse auch gut tun, das "auf eigene Faust" kennenzulernen, z.B. über entsprechende Kurse bei öffentlichen Bildungsträgern (VHS, kirchennahe Einrichtungen usw.).

Die Bemerkung deiner (Noch-)Lehrerin über Tin Whistles war hoffentlich ironisch gemeint, ansonsten war es wirklich für den Mülleimer.
 
Zuletzt bearbeitet:
..Mein Lehrer hatte übrigens weder ideen dazu noch Verständnis, warum ich viele Übungen machte, die gar nicht mit dem Instrument direkt zu tun hatten (Zitat "...da üb' ich lieber richtig, das bringt mehr")..

Vielleicht ein Schwank aus meiner Unterrichtszeit:
Mein Geigenlehrer hatte eine Affinität zum feröstlichen Körperbewußtsein.
Wir haben auch viele Übungen ohne Instrument gemacht. Das geht in Richtung Tai Chi.
Da wurden schonmal die Schuhe ausgezogen, oder sich auf den Boden gelegt.

Ok, Speziell Geiger haben oft Haltungsprobleme und es gibt noch ne Menge anderer ekliger
Sachen, die man sich durch falsche Körperhaltung einfangen kann. Wenn man nicht vorbeugend
daran arbeitet, bekommt man chronische Geschichten und das kann richtig übel sein.

Bei allen Instrumenten gibt es solche Spezialitäten.

Deshalb finde ich, daß ein Lehrer sehr hellhörig sein sollte, wenn der Schüler über Schmerzen
klagt. Daran muß unbedingt gearbeitet werden. Die Stichworte sind: Körpergefühl, Schwerpunkt,
Stand, Atmung (ja, auch bei der Geige!), Wirbelsäule, Gymnastik, Entspannung.


cheers, fiddle
 
Jetzt habe ich gerade einen schlimmen Fehler von mir entdeckt. Meine Lehrerin hat natürlich einen sehr guten Ruf! Ich hatte geschrieben: Kein guter Ruf. Sie ist sehr beliebt und eine exzellente Musikerin!

Zu den Nebengeräuschen: Ich habe nach verschiedenen Operationen im Kieferbereich eine asymmetrische Oberlippe. Zweimal hat sich jetzt ein Chirurg daran versucht, aber sie bleibt asymmetrisch. Das Gefühl ist auch nicht völlig da, es gibt taube Stellen und eine leichte mangelnde Beweglichkeit.
 
@zonquer

Hast du dich beim üben aufgenommen und es dir dann noch mal angehört?

Habe selber schon mal was gespielt und aufgenommen. Irgendwie hörte sich das wesentlich langsamer an, als ich es gespielt habe. Beim Spielen hatte ich den Eindruck es wären 120bpm dabei waren es "nur" 80 bpm. Wobei ich da schon Schwierigkeiten hatte es so schnell zu spielen. Danach hab ich es noch nicht wieder versucht.


@Cecilia

Weiss deine Lehrerin von den OPs und deinen Schwierigkeiten danach?

Viele Grüße
Musicanne
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben