Wie einigt man sich bei der Songauswahl?

  • Ersteller willypanic
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Ich spiele ja in einer 6-köpfigen Covertruppe und da ist es auch nicht immer leicht alle unter einen Hut zu bringen. Was bei uns letztendlich am besten funktioniert ist, dass jeder einen Vorschlag einbringen kann und wir da erstmal ganz neutral an die Sache rangehen ... Da wir allerdings alle instrumental auf einem sehr guten Niveau unterwegs sind, gibt es bei uns zum Beispiel schon mal nicht das Problem, einen Song kippen zu müssen, weil er nicht umsetzbar ist .... Das merken wir schon immer beim Vorschlag selbst und reinhören in den Song, ob das überhaupt live auf gutem Niveau umsetzbar ist. Ein Veto in dem Sinne haben bei uns eigentlich nur die Hauptgesangsstimmen, wobei das auch ganz selten gebraucht wird. Mit drei Leuten die Leadgesang neben ihrem Instrument übernehmen, sind eigentlich fast alle Songs tonal umsetzbar. Sollte aber wirklich ein Song gesangstechnisch nicht machbar sein, bzw. soviel dran rumtransponiert werden müssen, dass es zwar dann mit der Singerei klappt, aber der Vibe des Songs komplett verloren geht, dann lassen wir es einfach.

Viel wichtiges wurde aber auch schon gesagt:

1) in einer Coverband (wenn man damit auch ein wenig Geld verdienen will) sollte jeder bereit sein auch mal über seinen eigenen Schatten zu springen und dennoch mit Spass an der Sache einen Song spielen, auch wenn der Song nicht zu den persönlichen Favorites gehört
2) die Chemie muss in der Band von vornherein stimmen, denn dann hat man sowieso generell wenig Probleme mit der Songauswahl und kann auch offen über alles diskutieren, ohne dass sich jemand auf den Schlips getreten fühlt. Diva-gehabe wie "ich spiele den Song sicherlich nicht, weil der geht ja mal für mich gar nicht" hat in einer gut funktionierenden band einfach nichts verloren. man arbeitet als Team zusammen und Querschießereien sind da nicht förderlich.
3) welche Zielgruppe möchte ich ansprechen und zu welchen Gelegenheiten will man auftreten ... je nach Gig gibt es eben auch von den Zuhörern gewisse Erwartungen an die Songauswahl (kommt zum Beispiel auf einem Bikertreff sicherlich nicht so gut an, wenn man dann Songs von Justin Biber spielt und als Coverband dann eben Songs wie "born to be wild" noch nie gehört hat <- absichtliche Übertreibung)

Ansonsten würde ich vor allem für den absoluten Anfang folgenden Tipp geben:
Am besten schreibt jedes Bandmitglied mal 20-30 Songs, die man persönlich gut findet und auch gerne umsetzen möchte auf eine Liste. Vergleicht eure Listen hinterher und ihr werdet sicherlich viele Überschneidungen finden. Fangt dann genau mit diesen Songs an (wenn es natürlich die Fähigkeiten an Instrumenten und Gesang zulassen) und ihr habt sicherlich am Ende schon mal einen guten Grundstock von 15 bis 20 Songs. Wenn ihr dann wirklich diese Songs bühnentauglich drauf habt, dann hat sich auch die ganze Band gut aufeinander eingegroovt und dann kann man sich an weiteres ranmachen. Und ihr werdet sehen, dass dann die Diskussionen über "diesen Song - ja oder nein?" ganz von alleine weniger werden bzw. fast vollständig verschwinden, weil dann die Leute richtig Spass daran haben miteinander zu musizieren und gar nicht mehr so darüber nachdenken, ob der eine oder andere Song jetzt zu den persönlichen Favorites gehört oder nicht. ;)
 
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@Martman:
Ich glaube, dass Du es Dir manchmal zu schwer machst. "Get Lucky" funktioniert auch ohne den Vocoderpart hervorragend. Obwohl ich mir nicht selten 2 Abende Zeit nehme, um einen Klassiker mit Allem was möglich ist abzuliefern, habe ich für "Get lucky" gerade mal 10 Minuten investiert. Links das oktavierte Piano, rechts das Epiano. Aus die Maus! Hat vorgestern live perfekt funktioniert. Den Vocoderpart hat unser Sänger imitiert, die Synthmelodie zum Schluss habe ich einfach weggelassen. Das mache ich nicht oft, aber bei einer brandaktuellen Nummer, die ohnehin nur ein paar Monate im Programm bleibt, ist das OK. Wenn der Groove und die Stimmen passen, ist Hintergrundgeplänkel oft entbehrlich. Ihr habt den Luxus mit 2 Keyboardern unterwegs zu sein, was noch weniger essentielle Parts pro Keyboarder ergibt.

Von daher kann ich Deinen Ansatz, dass alle Songs schwer bis unmöglich zu spielen sind, immer noch nicht nachvollziehen. Du schriebst letztens, dass Du Dir oft 6-8 Wochen Zeit nimmst, um einen Song fertig einzustudieren. Das ist für eine Band auf Dauer frustrierender als ein fehlender vierter Keyboard-Part. Zumindest für das Standard-Repertoire. Wenn man nebenbei ein paar Monate an einer Nummer wie Bohemian Rhapsody werkelt, kann ich das nachvollziehen. Aber das Standardrepertoire möchte man doch auch mal über die Ziellinie bringen...
 
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An der Stelle gibt es gewaltige Unterschiede zwischen einerseits mir und andererseits allen anderen Live-Keyboardern hier.

Alle anderen fangen unten an bei den unsynthmäßigsten, harmlosesten Sachen. Nix reicht nicht. Also Piano dazu. Reicht auch noch nicht. Also E-Piano dazu. Reicht. Stop. Wenn nicht unbedingt mehr muß, kommt auch nicht mehr mit.

Ich fange oben an. Ich nehme zunächst mal alles, aber auch wirklich alles, was da ist. Piano interessiert mich weniger, das spielt mein Tastenkollege. Also bleiben E-Piano, zwei Vocoderhände, noch einmal zwei Vocoderhände und Synthparts übrig. Um alles zu spielen, bräuchte ich mindestens sechs oder sieben Hände. Nun reduziere ich langsam, bis es spielbar wird. Aber keinen Deut weiter. An dieser Stelle bedenke man: a) Daft Punk = Elektronik. b) Ich = Synthesizermann. Also wird das gestrichen, was am un-Daft-Punksten ist und am wenigsten zu mir und zu meinem musikalischen Selbstverständnis und meinem Auftritt auf der Bühne paßt. Und das ist das E-Piano. Mit gleichzeitig akustischem Piano gewissermaßen redundant. Außerdem kann ich Synths um ein Vielfaches besser spielen als A- oder E-Piano. Daß dann auch noch der Vocoderpart – an sich kein Thema, das wird nicht unser erster Song mit Live-Vocoder – in der Länge auf die Hälfte reduziert werden muß, um die Parts zu entfernen, die mehr als zwei Hände oder einen Sequencer verlangen, tut mir dann schon wieder weh.

Ich bin auch irre genug, die gehackten Akkorde von Kiss (Original-Prince-Arrangement) mit aufwendiger Trickserei auf Basis eines Rechteck-LFO mit per Fußtaster über MIDI variabler Frequenz nachzubasteln, um diesen essentiellen Sound dabeihaben zu können, oder eine halbe Stunde oder mehr an einer aus einem Initsound von Grund auf neu aufgebauten virtuell-analogen Streicherfläche im 80er-Jahre-Stil für nur eine einzige Ballade herumzubasteln, bis sie mir gut genug ist.

Außerdem: Ich stehe da ja nicht mit ein oder zwei typischen Bandkeyboards (z. B. oben Motif, unten Nord oder umgekehrt), daran nur jeweils Strom, zweimal Audio und vielleicht ein oder zwei Pedale, immer schön die Hände in pianistentypischer Haltung, eine links, eine rechts, immer in praktisch derselben Position hinter den Tasten. Ich bin auf der Bühne (wie sonst auch) der Synthfreak, der verrückte Wissenschaftler, der Nerd, der Technokrat, der Maschinist, der Sound Wizard, der gegen alle Pianisten- und die meisten Keyboarder-Konventionen verstößt (einzig mit der Ausnahme, daß ich nicht wie Joe Zawinul von der anderen Seite spiele). Eins der beiden Keyboards vor mir ist ein kleiner VA-Synth, dafür türmen sich hinter mir 12 HE an Equipment mit Tastern und Knöpfen und bunten Blinkenlights auf (Submixer nicht mitgerechnet, dessen Oberseite sieht man nicht, wenn nicht gerade ein Kameramann draufhält), Front dem Publikum zugewandt, zwischen den Tasten und dem Rack liegt ein Dutzend Kabel, allein im großen unteren Keyboard stecken acht oder zehn.

Das sieht also schon aus wie das Equipment eines komplett Wahnsinnigen.

Und dann meine Spielweise. Mal spiele ich ruhige Sachen einhändig oder mit beiden Händen für dieselbe Figur, dann wieder springe ich mit beiden Händen zwischen etlichen Tastaturzonen herum, spiele nur ganz unten, spiele nur ganz oben, spiele Akustikpiano auf dem MicroKorg, schalte an den Geräten herum (trotz MIDI-Fernbedienung), drehe an den Knöpfen von einem der Racksynths, vocode, schalte und drehe (teilweise mitten im Song) am Submixer herum. Bei einer über 30 Jahre alten EW&F-Nummer, die niemand mit Synthesizern assoziieren würde, feuere ich dem Publikum zwei separate Bläserparts, Streicher, Kesselpauke, trickgeschaltete Glöckchen und eine mehrstimmige Synthesizersequenz entgegen. All das innerhalb von 20 Sekunden. Weil es geht. Weil ich es kann. Und weil es ziemlich genau so im Original vorkommt.

Wenn wir tatsächlich Clouds Across The Moon ins Repertoire aufnehmen sollten, werde ich vornehmlich die Synth- und Vocal-FX-Sachen übernehmen – die aber alle vom Sample&Hold-"Wählton" bis zur Operatorstimme.

Und da soll ich bei einem Song einer Band, die elektronische Musik mehrfach neu definiert hat, wo man also gerade erwarten sollte, daß ich abfreake und zaubere ohne Ende, E-Piano und nur E-Piano spielen?


Martman
 
Es steht Dir frei, alles zu machen was geht...
Nur während wir den Song spielen, analysierst Du den Song und beschwerst Dich...
Mach doch wie Du denkst.....
 
An der Stelle gibt es gewaltige Unterschiede zwischen einerseits mir und andererseits allen anderen Live-Keyboardern hier.

Alle anderen fangen unten an bei den unsynthmäßigsten, ...

Ganz ehrlich ..selbst wenn du der absolute Überfliegerkeyboarder sein solltest, wird es dir NIE gelingen nur einen einzigen Song (auch nicht mit einem zweiten und dritten Synthiemann dazu) 1:1 kopieren zu können ... nehmen wir doch nur mal "get lucky" aus deinem Beispiel weiter oben ... der Song alleine besteht in der Aufnahme aus über 150 Synthiespuren (da sind natürlich auch gedoppelte dabei) ... willste dann Live mit mindestens 60 Keyboardern auftreten um das exakt eins zu eins zu kopieren??? Wohl eher nicht ..also muss man sich immer irgendwo einschränken, oder man spielt mit Samples (wie es ja viele der großen Stars live machen), was für mich aber absolut NICHTS mehr mit "Live-Musik machen" zu tun hat, weil etwas vom "band runterleihern zu lassen" kann sogar ein Grundschüler ohne Probleme ...

Gilt auch für "überambitionierte" Gitarristen ... Ein guter Rocksong besteht bei einer Aufnahme eben nicht nur aus Rhythm- und Lead-Gitarre sondern aus so vielen unzähligen Gitarrenspuren, dass auch das niemals 1:1 umsetzbar ist ... Man nehme da zum Beispiel nur mal den gern gecoverten Klassiker "Nothing else matters" ...der Song besteht auf der Aufnahme im Black-Album aus über 70 Gitarrenspuren (okay da sind einige gedoppelte auch dabei), aufgenommen mit 13 verschiedenen Gitarren und 5 (oder waren es 6?:gruebel:) verschiedenen Amps ... Live also auch unmöglich 1:1 zu reproduzieren ....

Ist ja nett wenn manche Leute so extrem ambitioniert sind wie du ... aber ich empfinde einen (ist nur meine Meinung, sorry) übertriebenen Perfektionismus absolut unangebracht für Coversachen .... sowas wird nicht mal bei professionellen / semi-professionellen coverband-Musikern gefordert und die müssen von der Kohle ihren Lebensunterhalt bestreiten (und da kann ich sogar aus langjähriger Erfahrung reden) ... Als Studiomusiker ist es vlt was anderes, da dort wirklich so lange eingespielt werden muss, bis der Take perfekt ist und je weniger Takes man braucht, desto besser und desto weniger Studiozeit geht drauf und somit wird die Produktion günstiger ....

Du kannst das gerne anders sehen ...deine Sache, aber gut gemeinter rat ..übertriebener Perfektionismus bringt dich beim Covern nicht weiter, da es weder das Publikum dankt (weil die hören das gar nicht) noch irgendein Veranstalter dafür extra Kohle springen lässt ...;) ... man verliert nur sehr viel zeit im Proberaum und eigentlich will man doch lieber Live spielen, oder?
 
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Die Herausforderung bei Martman ist, dass er zuhause nicht das gleiche Equipment hat wie im Proberaum und live. Dadurch wird die ohnehin schwierige Aufgabe der Sounds und das Üben der komplexen Sachen in den den Proberaum verlagert. Hierdurch dauert es unter Anderem 6-8 Wochen, bis ein Song sitzt. Wenn nicht alle Musiker das gleiche Tempo haben, führt das meiner Meinung nach zu 2 Dingen. Entweder Spannungen und Frust, weil es sich zieht, und/oder man hat ausschließlich Musiker mit einem ähnlichen Lerntempo - was dann oft nicht die ambitioniersten Musiker der Region sein müssen.

Wenns für alle in der Band (und dem Publikum!) passt, ist es ja in Ordnung. Ich lese aber viele Einträge der Band im Live-Pannen-Thread und lese auch von Spannungen im Poberaum. (die soll es aber auch mal bei erfolgreicheren Band geben).

Solange es Euch so Spaß macht, ist alles in Ordnung!
 

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