[Review] Universal Audio LA-610 MKII

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Liebe Recording Gemeinde,

Ich wollte schon seit einer ganzen Weile mal ein paar Reviews schreiben und werde das jetzt auch in die Tat umsetzen.
Als erstes werde ich mir meinen Universal Audio LA-610 MKII vornehmen.

Kapitel 1: Das Arbeitstier

Ich arbeite nun schon eine ganze Weile mit dem LA-610 von UAD und muss sagen, ich möchte ihn nicht mehr missen. Ich benutze ihn vorrangig als Preamp für die Aufnahme von Gesang, A-Gitarre und teilweise bei Amp-Abnahmen. Meistens arbeite ich hierbei in der Verbindung LA-610 + TLM49/102 oder SM57/MD421. Eingebaut ist der Preamp in mein 19" Outboard Rack. Aber nun genug der Einleitung, steigen wir tiefer in die Materie ein.

Kapitel 2: Aufbau des LA-610 MKII

Der LA-610 besteht im Großen und Ganzen aus 3 verschiedenen Sektionen. Zum einen aus dem Preamp, gefolgt von einem 2-Band EQ und zu guter letzt einer Kompressorsektion. Jede einzelne dieser Sektionen trägt auf ihre Weise zum Klangbild des LA-610 bei und führt in ihrer Gesamtheit zur schönen Färbung des verstärkten Signals. Wer nun denkt der LA-610 ist also nur etwas für Liebhaber des "warmen Röhrensounds" der sollte weiterlesen, denn dies ist nur bedingt der Fall wie wir in der Folge noch sehen werden. Aber konzentrieren wir uns vorerst auf das Frontpanel:


1. Die Preampsektion:

Als erstes zu erwähnen wäre der Schalter "Input Select", dieser nutzt lediglich zur Umschaltung zwischen den verschiedenen Inputs und muss hier denke ich nicht weiter erläutert werden.
Der nächste Schalter, direkt über dem "Input Select", liegt der "Gainschalter" mit welchem zu Beginn die Gegenkopplung des Preamps in ±10db bestimmt wird. Diese gegenphasige Rückführung des Signals auf den Eingang des Preamps bedeutet, dass bei -10db die Gegenkopplung am höchsten ist und somit die Färbung des LA-610 am geringsten zu sein scheint. Vereinfacht gilt demnach folgende Faustregel:


  • bei -10db bis 0db klingt der Preamp relativ offen und klar
  • bei 0db bis +10db färbt der Preamp das Eingangssignal stärker

Rechts neben den beiden ersten Schalter schließt sich eine kleine Reihe von nützlichen Schaltern an.
Solltet ihr mit einem extrem empfindlichen Mikrofon eine Audioquelle aufnehmen die sehr laut ist, oder über viel Distortion verfügt, bietet euch der LA-610 einen "-15db PAD". Dieser kleine unscheinbare Schalter bewirkt ganz einfach eine Reduzierung des Eingangssignals um -15db. Anzumerken ist hierbei jedoch, das sich dieser Schalter nur auf den Mikrofoneingang und somit nicht auf den High-Z oder den Line-In schalten lässt. Dennoch ist dieser Schalter in manchen Aufnahmesituationen eine Hilfe.
Direkt unter dem "-15db PAD" schließt sich ein Schalter für die "Phasendrehung" an. Dieser Schalter hat zwei folgende Optionen mit entsprechender Wirkung:


  • ØIn: Pin 2 ist positiv (normale Position)
  • ØOut: Pin 3 ist positiv (möglicherweise nützlich wenn man mehrere Mikrofone als Quelle hat)

Als letzter Schalter in dieser 3er-Reihe schließt die +48V Phantomspeisung, auf welche ich hier nicht weiter eingehen will, das Ganze ab.

Der letzte Regler der Preampsektion ist der große "Level-Regler", welcher im Prinzip als Feineinstellung des "Gainschalters" fungiert. Ein paar Einstellungen in welchen diese beiden Regler in Verbindung treten möchte ich in einem nachfolgenden Kapitel erläutern.

2. Die EQsektion:

Der EQ des LA-610 ist als 2-Band EQ aufgebaut und erlaubt in den Frequenzen 70/100/200 sowie 4,5k/7,5k/10k eine Veränderung von ±9db in 11 Stufen. Wirklich von Nutzen ist dieser EQ in der leichten Absenkung von höhen und dem leichten Präsenzaufbau der tiefen Frequenzen.

3. Die Kompressorsektion:

Die Kompressorsektion des LA-610 besteht aus einem T4 Optokompressor nach dem Vorbild des LA-2A. Dieser Kompressor hat nach seinem Aufbau einen festen Threshhold und wird im Prinzip nur über zwei Potis eingestellt. Auf der einen Seite wird mit der "Peakreduction" die Kompression eingestellt und auf der anderen Seite der Ausgangspegel mit dem "Gainregler" festgelegt. Ohne tief in die Materie des Kompressors einsteigen zu müssen, fängt dieser die lauten Frequenzen je nach eingestellter "Peakreduction" mehr oder weniger ab. Ich empfehle hierbei vorerst das Signal per Bypass am Kompressor vorbei zu schleusen um später dann mit dem Kompressor eingreifen zu können um den "Gainregler" nicht groß aufreißen zu müssen.

Kapitel 3: Einstellungsbeispiele Gesang

1. Klare, offene Vorverstärkung ohne starke Färbung:

Um dieses Ziel zu erreichen, sind im Besonderen 3 Einstellungen nötig:


  • "Gainschalter" auf -10db
  • Kompressor auf Byp
  • "Level-Regler" langsam einpendeln, bis die gewünnschte Verstärkung vorhanden ist

Meine Favouriteneinstellung für klaren Sound mit TLM 102:


  • "Gainschalter" auf -10db
  • Kompressor auf Byp
  • "Level-Regler" auf 6-7

2. Färbung des Eingangsignals:

Um eine schöne Färbung zu erhalten sind im Besonderen diese Einstellungen hilfreich:


  • "Gainschalter" auf 0db bis +10db
  • "Level-Regler" langsam einpendeln, bis die gewünnschte Verstärkung vorhanden ist
  • EQ nach Belieben einstellen
  • Kompressor auf Comp
  • "Peakreduction" nach Belieben einstellen, bis die gewünnschte Kompression vorhanden ist
  • "Gainregler" vorerst auf 2-3 einpendeln

Meine Favouriteneinstellung für färbenden Sound mit TLM 102:


  • "Gainschalter" auf +5db
  • "Level-Regler" auf 4,5-5
  • EQ 4,5khz + 1,5db
  • EQ 200hz +1,5db
  • Kompressor auf Comp
  • "Peakreduction" -5
  • "Gainregler" 2,5
Kapitel 4: Einstellungsbeispiele A-Gitarre

1. Einstellung für A-Gitarre

Um dieses Ziel zu erreichen, sind im Besonderen 3 Einstellungen nötig:


  • "Gainschalter" auf -10db
  • "Level-Regler" langsam einpendeln, bis die gewünnschte Verstärkung vorhanden ist
  • EQ nach Belieben einstellen
  • Kompressor auf Byp
  • "Peakreduction" nach Belieben einstellen, bis die gewünnschte Kompression vorhanden ist
  • "Gainregler" vorerst auf 2-3 einpendeln

Meine Favouriteneinstellung für A-Gitarre mit TLM 102:


  • "Gainschalter" auf -5db
  • "Level-Regler" 4,5-5
  • EQ 200hz -1,5db
  • Kompressor auf Byp
  • "Peakreduction" -3 bis -6
  • "Gainregler" 5
  • möglich is auch ein Highcut bei 7,5khz

Kapitel 5: Das Fazit


Der Universal Audio LA-610 MKII ist aus meinem Studio nicht mehr wegzudenken. Er ist für Gesangsaufnahmen sehr gut geeignet und kann hier gegen alle Meinung auch recht klar und offen klingen. Dennoch, die stärken dieses Vollröhren-Preamp liegt in der dezenten bis kackigen Färbung einer Aufnahme durch integrierten Kompressor. Der LA-610 schafft einen Spagat zwischen "Vintage" und modernem Klang und besticht meiner Meinung nach außerdem mit einer absolut hochwertigen und professionellen Verarbeitung. Ich hoffe ich konnte einen kleinen Eindruck in die Welt des LA-610 geben.

Euer Viktor.
 
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Klingt gut, danke für das Review.
Natürlich interessiert mich da mal ein Klangbeispiel an der Akustik-Gitarre. Hast du da was schönes? :)
 
Ja, kann ich demnächst hochladen.
 
Sehr tolles Review!
Frei nach dem Motto: "..... schlaflos in Mannheim!";)

Bei Vocals benutze ich sehr ähnliche Einstellungen.

Topo :cool:
 
Schön! :)

Mir klingt es ein wenig zu bedeckt, aber du schreibst ja, dass es unbearbeitet ist.
Hat aber definitiv ein wenig Röhrenschmalz :D

Hast du die Stimme absichtlich etwas nach rechts gepannt?
 
Ja, Stimme und Gitarre kamen sich in der Mitte irgendwie in die Quere. Ich finde man hört die Röhre schon, der Optokompressor is auch nur leicht angefahren worden wenn ich mich richtig erinnere.
Ich nutze den LA-610 ehrlich gesagt immer noch gerne an Gitarren. Für die meisten Stimmen finde ich den BAE 1073 einfach passender. Wenn es an richtige Aufnahmen geht nehme ich eine Gitarre aber sowieso mit minimal 3 Signalen auf.
Da kommen dann zum Hauptmikrofon am LA-610 noch 2 Kleinmembraner an einem ISA TWO hinzu. Muss mal schauen ob ich da noch was aufm Rechner habe,...ich hab in der letzten Zeit wegen meinem Studium nicht so viel arbeiten können wie ich das gerne möchte. ;)
 

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