Steinberger & Headless User-Thread

Schön in Szene gesetzt und fotografiert, ja. Und auch recht enthusiastisch beschrieben, nach dem Motto "it's not a bug, it's a feature", von wegen nur für "real players" und so. Aber da ist beispielsweise diese Beschreibung…

…and a nice chip at the end of the neck where the low E string saddles (though this doesn't seem to effect the string.)

… durchaus nicht ohne. Auf der Gitarre sind keine kalibrierten Saiten, also weiß ohnehin keiner, ob das TT funktioniert. Aber WENN dem so wäre, dann könnte ein veränderter Einrastpunkt des oberen Ball Ends sehr wohl Einfluss auf die Funktion (oder das Versagen derselben) haben. Das sind zwei ganz normale, kräftig benutzte GMs, sitzen schon eine ganze Zeit lang auf ebay herum, und sind für den Zustand definitiv zu teuer. VIEL zu teuer. Aber zugegeben: schön in Szene gesetzt :)

Bernd

- - - Aktualisiert - - -

Wow, das ist wirklich ein Superposter! :great:
Als gelernter (Musik-)Historiker weiß, ich was es für eine Arbeit ist, das zusammenzutragen. Vor allem, weil die Quellenlage im Fall von Steinberger äußerst suboptimal ist.
vielen Dank,

Danke, Tom. Ich glaube, ich verstehe langsam, warum du nicht in deiner ursprünglichen Qualifikation arbeitest. Da kannst du völlig euphorisch und sherlockmäßig brilliant Dinge herausfinden, freust dich über das immer besser passende Puzzle, und wenn das Bild fertig ist… guckt kein Schwein. Deshalb ist Wissenschaft brotlose Kunst, und in der Wirtschaft werden erstmal Bedarfsanalysen gemacht. Hätte ich vielleicht machen sollen. Aber ehrlich gesagt hätte ich's wohl auch bei nachgewiesenem Nicht-Bedarf durchgezogen :D

Immerhin: Ned fand's auch hübsch :hat:

Grüße,
Bernd
 
Hi Bernd,

spannende Geschichte (habe sie gerade auf SW nachgelesen) und schöne Übersicht! Interessant, dass die ersten Prototypen schon '82 entstanden sind (du erwähnst auch recht früh im '82er Jahr) und es dann aber doch sehr lange zu den ersten Pre-Prod Modellen gedauert hat. Sie haben ja damals mit den Bässen schon alle Hände voll zu tun gehabt, aber es ist doch viel Zeit die hier verstrichen ist... wieso? Weißt du eigentlich, wann die ersten Japan Clones rausgekommen sind wegen denen Steinberger dann angeblich recht schnell in die Gitarrenproduktion gegangen ist?
Sehr cooler Chart, ich träume von sowas in interaktiv mit GLs, Ls etc. und Detailinfos wenn man draufklickt und Videos und Soundbeispielen... eigentlich wäre ein Steinbergerbuch über ibooks author der Hammer... und ich wüsste da schon einen Autor! :D Würde natürlich auch mithelfen, so ist's nicht...

(Endlich) sonnige Grüße, Mario
 
Hi Bernd,

spannende Geschichte (habe sie gerade auf SW nachgelesen) und schöne Übersicht! Interessant, dass die ersten Prototypen schon '82 entstanden sind (du erwähnst auch recht früh im '82er Jahr) …

Hallo Mario,

aus irgendeinem Grunde kickt mir dieses Forum alle paar Wochen die automatischen E-Mail-Benachrichtigungen, daher die späte Antwort. Zu obigem Satz: das "early" bezieht sich auf "Prototype", nicht auf "(in) 1982". Ich weiß tatsächlich nicht genau, wann die ersten Prototypen aufgetaucht sind, aber Ned hat meinen als "early 1982 proto" bezeichnet. Also ein "early proto" aus (möglicherweise auch Ende) 1982.

Weißt du eigentlich, wann die ersten Japan Clones rausgekommen sind wegen denen Steinberger dann angeblich recht schnell in die Gitarrenproduktion gegangen ist?

Auch das nicht genau. Ich kriege ja keine Antworten. Aber ich würde auch das auf Ende '82/Anfang '83 legen, was ja dann die hektische Aktion mit der Gitarrenentwicklung und dem Pre-Production-Run erst erzeugt hat.

Sehr cooler Chart, ich träume von sowas in interaktiv mit GLs, Ls etc. und Detailinfos wenn man draufklickt und Videos und Soundbeispielen...

Diese Art von Interaktivität wäre dann wieder eine Website. Eingeschränkt geht sowas auch in PDF, aber wenn du dann Filme einbettest (was nicht als "Pop-Up" geht), dann würde das ein riesiges Download-Monster ergeben. Und das ist unpraktikabel. Eine Website wiederum ist meist nicht hübsch druckbar, insofern: ich muss Prioritäten setzen, und die lauten bei mir derzeit: hübsch, übersichtlich, simpel :)



eigentlich wäre ein Steinbergerbuch über ibooks author der Hammer... und ich wüsste da schon einen Autor!

Der Gedanke war naheliegenderweise schon da. Einfach mal alles zusammenfassen, was ich so ausgegraben habe, das ergäbe dann schon mal ein kleines Buch. Aber ich finde es subjektiv immer noch ein bisschen vermessen. Ich weiß vielleicht viel, aber habe nicht die Quellenlage eines Andy Yakubik oder Jeff Babicz. Auch wenn die beide vermutlich nicht auf die Idee kämen, sowas zu machen. Außerdem lief da letztes Jahr irgendeine Aktion, bei der Fotos für ein Steinberger-Buch gesammelt wurden (ich habe meine Proto-Bilder hingeschickt), aber ich habe bis jetzt nichts neues darüber gehört. Vielleicht schon wieder eine Totgeburt, wäre nicht die erste. Mal gucken, vielleicht, wenn ich in Ruhestand gehe ;)

Grüße,
Bernd
 
And now for something completely different...

...es wurde bis spät in die Nacht geschuftet...
crCvalNW2xZH

...wild gefräst...
tornNaCSdhks

...abgerichtet und verrundet...
eSKsYr2Q16Tn

...griffbrett mit schweineschmalz versiegelt...
BO4WsIEKKZUp

...und der Korpus fröhlich mit Bacon eingerieben zur Oberflächenveredelung...
m0MMNqnqmeWx

...to be continued.

Gruß
Bacon Beardman
 
And now for something completely different...

...es wurde bis spät in die Nacht geschuftet...

...wild gefräst...

...abgerichtet und verrundet...

...griffbrett mit schweineschmalz versiegelt...

...und der Korpus fröhlich mit Bacon eingerieben zur Oberflächenveredelung...

...to be continued.

Wow, das sieht ja schon richtig klasse aus. Sehr schön auch das wirklich spartanische Elektronikfach. Da kommt auch sicher niemand auf die Idee, auf aktiven Pickup umzurüsten. :D
Nur das erste Bild finde ich irritierend. Wenn ich nachts so einen vermummten Typen im Garten stehen hätte, wäre ich wohl beunruhigt ;)

Grüße,
Bernd
 
Hi Bernd,

spannende Geschichte (habe sie gerade auf SW nachgelesen) und schöne Übersicht! Interessant, dass die ersten Prototypen schon '82 entstanden sind (du erwähnst auch recht früh im '82er Jahr) und es dann aber doch sehr lange zu den ersten Pre-Prod Modellen gedauert hat. Sie haben ja damals mit den Bässen schon alle Hände voll zu tun gehabt, aber es ist doch viel Zeit die hier verstrichen ist... wieso? Weißt du eigentlich, wann die ersten Japan Clones rausgekommen sind wegen denen Steinberger dann angeblich recht schnell in die Gitarrenproduktion gegangen ist?


Der Prototyp ist - wie Bernd schon geschrieben hat - eher spät im Jahr 1983 entstanden.
Im Dezember 1984 erzählt Ned in einem Interview zum Thema Plagiat: "A year and a half ago I had our 6-string on the drawing board, and went to the international music trade show in Frankfurt, Germany, and saw one very much like it - they'd already built it."

Das wäre dann die Musikmesse Frankfurt 1983, die höchstwahrscheinlich im Februar (es gibt einen Depeche Mode - Konzertmitschnitt, der dieses Datum ausweist und sich öfter im Netz findet) stattgefunden hat. Das hieße dann weiters, er hat das Plagiat im Februar 1983 gesehen und danach die Pläne fertiggestellt und sich an die Umsetzung gemacht.
Wie Du richtig schreibst: Mit der Überlastung des jungen Unternehmens, das die Nachfrage an Bässen schon nicht befriedigen konnte, war der Prototyp sicher nicht so schnell fertig. Ich habe an anderer Stelle auch gelesen, dass ja noch mehrere Musiker wie zB Arlen Roth oder Steve Morse ihren Senf dazu gegeben haben. Darüber hinaus braucht man noch neue Molds, Hardware etc.

Tom
 
Der Prototyp ist - wie Bernd schon geschrieben hat - eher spät im Jahr 1983 entstanden.

Der ZWEITE Prototyp, ja. Den ersten hat Ned selbst auf '82 datiert, aber da bin ich mir mittlerweilen auch nicht mehr sicher. Tatsache ist, dass er definitiv früher als mein "japanischer" Prototyp dran war, aber angesichts der letzten Ergebnisse könnte das auch Anfang oder gar Mitte '83 gewesen sein. Es ist ein bisschen schwer einzugrenzen, da auch Rob Turner keine präzisen Unterlagen mehr über den EMG-Prototypen im ersten GL-Proto hat, sonst ging's leichter. Es ist auch die Frage, wie präzise die Elektronik-Datierungs-Methode ist. Die kann ja nur das früheste Datum des Komplett-Zusammenbaus beschreiben, es ist allerdings möglich (bzw. das halte ich sogar inzwischen für wahrscheinlich), dass da in den heiligen Hallen ein ganzer Haufen Proto-Bodies unvollständig herumlag, in denen primär Materialmix und Verarbeitbarkeit getestet wurde. Möglicherweise wurden all diese Gitarren erstmal nicht komplett verdrahtet, sondern lagen nur herum. Und die guten Exemplare davon wurden dann ab Oktober '83 noch alle vervollständigt und ergaben dann die ersten paar P-Numbers. Das würde erklären, warum die Pre-Production-Reihe z.B. kein einheitliches Logo hat. Und dass Stückzahlen ein Problem waren, ist eh klar.

Grüße,
Bernd
 
Auch das nicht genau. Ich kriege ja keine Antworten. Aber ich würde auch das auf Ende '82/Anfang '83 legen, was ja dann die hektische Aktion mit der Gitarrenentwicklung und dem Pre-Production-Run erst erzeugt hat.

Hi Bernd,
mich würde ja ganz grundsätzlich interessieren wer die ersten Steinberger-Clone Gitarren gebaut hat; oder vielmehr, wer sich hier bedient hat, denn die Konkurrenz war Steinberger bei den 6-Saitern ja tatsächlich zumindest praktisch voraus. Ich kenne nur die Bantam Serie von Washburn bzw. die Duke von Kramer und die sollten ziemlich zeitgleich mit den ersten GLs auf den Markt gekommen sein - obwohl hier schon früher der eine oder andere Protoyp verkauft worden sein dürfte - siehe hier oder hier. Gab's da noch andere?

Der Gedanke war naheliegenderweise schon da. Einfach mal alles zusammenfassen, was ich so ausgegraben habe, das ergäbe dann schon mal ein kleines Buch. Aber ich finde es subjektiv immer noch ein bisschen vermessen. Ich weiß vielleicht viel, aber habe nicht die Quellenlage eines Andy Yakubik oder Jeff Babicz. Auch wenn die beide vermutlich nicht auf die Idee kämen, sowas zu machen. Außerdem lief da letztes Jahr irgendeine Aktion, bei der Fotos für ein Steinberger-Buch gesammelt wurden (ich habe meine Proto-Bilder hingeschickt), aber ich habe bis jetzt nichts neues darüber gehört. Vielleicht schon wieder eine Totgeburt, wäre nicht die erste. Mal gucken, vielleicht, wenn ich in Ruhestand gehe ;)

Danke für die Info, vielleicht kommt ja hier etwas. Klar, viel Wissen liegt noch woanders, speziell was z.B. die Materialmixes betrifft - hier hat mich immer interessiert, welche Änderungen der Rezeptur zum L-Bass vorgenommen wurden und wie der Mix sich entwickelt hat. Dennoch - mir fehlt bei solchen Unternehmungen immer auch die multimediale Variante, es sind ja Instrumente, die klingen. Denn auch wenn man behauptet alle 'bergers spielten sich und klängen gleich, so stimmt es doch nicht. Und das hat sehr viel mit dem Mix zu tun bzw. mit den Kompromissen einer rasch gesteigerten Produktion. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, das geb ich schon zu. Jedenfalls bin ich aber immer wieder erfreut, was Tom, Gunther und du so alles an Steinberger-history hier publizieren! :)

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And now for something completely different...

...es wurde bis spät in die Nacht geschuftet...
...wild gefräst...
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...und der Korpus fröhlich mit Bacon eingerieben zur Oberflächenveredelung...

Spannend! Danke für's posten! Da bekomme ich richtig Lust, eine vegane Gitarre zu bauen ;)

Grüße Mario
 
Zuletzt bearbeitet:
Der ZWEITE Prototyp, ja. Den ersten hat Ned selbst auf '82 datiert, aber da bin ich mir mittlerweilen auch nicht mehr sicher. Tatsache ist, dass er definitiv früher als mein "japanischer" Prototyp dran war, aber angesichts der letzten Ergebnisse könnte das auch Anfang oder gar Mitte '83 gewesen sein. Es ist ein bisschen schwer einzugrenzen, da auch Rob Turner keine präzisen Unterlagen mehr über den EMG-Prototypen im ersten GL-Proto hat, sonst ging's leichter. Es ist auch die Frage, wie präzise die Elektronik-Datierungs-Methode ist. Die kann ja nur das früheste Datum des Komplett-Zusammenbaus beschreiben, es ist allerdings möglich (bzw. das halte ich sogar inzwischen für wahrscheinlich), dass da in den heiligen Hallen ein ganzer Haufen Proto-Bodies unvollständig herumlag, in denen primär Materialmix und Verarbeitbarkeit getestet wurde. Möglicherweise wurden all diese Gitarren erstmal nicht komplett verdrahtet, sondern lagen nur herum. Und die guten Exemplare davon wurden dann ab Oktober '83 noch alle vervollständigt und ergaben dann die ersten paar P-Numbers. Das würde erklären, warum die Pre-Production-Reihe z.B. kein einheitliches Logo hat. Und dass Stückzahlen ein Problem waren, ist eh klar.

Grüße,
Bernd

Das war üblich im Unternehmen: meine GL wurde 1990 gegossen, Pickups sind von 1991 und fertiggestellt wurde sie laut dem, was im Body steht, 1992.

Das macht es ja so schwer: wenig Dokumentation, viele Inkonsistenzen und nicht wirklich ein Zugriff auf Primärquellen wie zb Production Logs.

Tom
 
eigentlich wäre ein Steinbergerbuch über ibooks author der Hammer... und ich wüsste da schon einen Autor! :D Würde natürlich auch mithelfen, so ist's nicht...


Hallo Mario,

nur ein kleiner Nachtrag zu meinem Gefühl, eine Autorenschaft meinerseits wäre Vermessenheit: sowas hier hat z.B. Andy gerade im SW-Forum geschrieben. Verstehst du meine Zurückhaltung? Insofern und bis auf weiteres begnüge ich mich also mit der Rolle desjenigen, der den ganzen Kram herausfindet, welcher Andy und Don und sonstwen nicht interessiert. Andy ist primär Bassist, bei Gitarrendetails kann ich da doch immer wieder mal ein bisschen glänzen ;)

Schöne Grüße,
Bernd
 
So, ist mal wieder Zeit für's Wochenend-Feuilleton im Steinie-Thread. Ein kleiner Blick hinter die Kulissen, der vermutlich nur eine kleine Leserschaft anspricht, aber ich schreib's trotzdem, weil ich Freude daran habe. Worum geht's? Um vernachlässigte Stiefkinder der Literatur, um Dinge, die fast keiner wahrnimmt, um verrückte Leidenschaften, und unbekannte Berufe. So unbekannt wie mein Beruf, den hier wohl auch die wenigsten kennen. Was bin ich? Die offizielle Berufsbezeichnung heißt "Technischer Redakteur", aber das erfasst die Wahrheit nicht ganz. Eigentlich bin ich seit über 20 Jahren eher "selbständige eierlegende Wollmilchsau", mache technische Redaktion, technische Illustration, 3D-Computergrafik, Fremdsprachen-DTP inklusive schwierig zu bearbeitender Sprachen wie Arabisch, Thai, sogar vereinzelt völlig unbekannte afrikanische Dialekte mit eigener Schrift. Und warum mache ich das alles? Tja, ich schreibe Bedienungsanleitungen für alle möglichen Produkte, solange sie irgendwie technischer Natur sind. Und diese Bedienungsanleitungen brauchen Text, Bilder, und Übersetzungen in alle Sprachen dieser Welt. All das mache ich, und damit verdiene ich das Geld, mit dem ich meine Familie ernähre, und auch das Geld, das ich in mein Hobby "Steinberger" stecke.

Eeeeeeecht? Damit kann man Geld verdienen? Wo Bedienungsanleitungen doch das Dingsbums sind, das eh keiner liest und üblicherweise gleich mit der Verpackung weggeschmissen wird? Und außerdem sind die eh alle unverständlich und lieblos zusammengeklatscht! Ich sag nur: Videorecorder! Ja, das sind so die Dinge, mit denen ich leben muss. Das Vorurteil (---> Videorecorder, heute: Computer, Handy, MP3-Player, etc.), dass alle Anleitungen schlecht sind, die Nutzlosigkeit der Anleitung schlechthin, die vermeintliche Bedeutungslosigkeit meiner Arbeit (braucht man eh nur für's CE-Zeichen, den TÜV und die FDA!), und die Tatsache, in keinem meiner Werke jemals als Autor, Illustrator oder sonstwas genannt zu werden. Ich bin immer nur der "Ghostwriter" für das jeweilige Unternehmen. Und das wird auch so bleiben. Ist Teil des Berufsbildes. Auch die Vorstellung, wie so ein Prozess abläuft, ist generell ziemlich falsch. Die meisten meinen, man kriegt im Endeffekt alles vom Hersteller vorgekaut, und dann bringt man das nur hübsch ins druckbare Bild. Mitnichten. In 99% der Fälle sitzen wir hier mit kryptischer Entwickler-Dokumentation, kaum funktionierenden Prototypen (wenn überhaupt, manchmal nur Konstruktionszeichnungen), und einer Powerpoint-Präsentation, was den das Dingens überhaupt können soll und warum's toll ist. Aus den firmeninternen Präsentationen des Projekts. Tatsache ist: praktisch jedes Manual hier ist das Ergebnis vollständig eigener Forschung, Strukturierung, Einfühlens in die Zielgruppe, Entwickler-mit-Fragen-nerven, Bugs ausgraben, etc.

Aber, was sich die wenigsten vorstellen können: doch, in viele dieser Werke fließt echtes Herzblut. Mein Herzblut. Ich habe diesen Beruf gewählt, weil ich Freude daran habe, wenn ich Technik so erkläre, dass der unbedarfte Laie Nutzen daraus ziehen kann. Ich verstehe sie, und ich kann mit Worten und Bildern umgehen. Der größte Teil meines Schaffens betrifft Medizingeräte. Aber manchmal auch andere Produkte, so habe ich z.B. auch schon Bauanleitungen für den Märklin-Metall-Baukasten illustriert oder (ganz, ganz lange her) Playmobil-Bauanleitungen. Oder Handbücher für Echtdampf-Lokomotiven. Da können dann schon mehr Leute nachempfinden, dass eine gewisse Freude daran existieren könnte. Und nun schließt sich der Kreis langsam, und meine laaaaaaaange Einleitung mündet in den eigentlichen Anlass meines Schreibens:

Ned Steinberger hat gerade zur anstehenden NAMM-Show den CR4-Radius-Bass angekündigt, und gleichzeitig mit dieser Ankündigung ist auch das Manual für den CR4/5-Radius-Bass online gestellt worden, das künftig auch in gedruckter Form mit den Bässen ausgeliefert werden soll. Und jetzt ratet mal, wer dieses Manual erstellt hat :D

Wie kam's dazu? Längere Geschichte. Ich hatte ja hier darüber berichtet, dass ich Anfang 2013 versucht habe, einen Bass für die Review in der Bassquarterly zu organisieren. Hat ja auch geklappt, und auch über das Erscheinen der Review habe ich berichtet. Aber als der Bass hier ankam, war überhaupt keine Begleit-Literatur dabei. Nix. Und ich dachte mir, das ist doof, wenn dann ein Reviewer erstmal nachforschen muss, was da überhaupt wie funktioniert und warum. Also habe ich mich erstmal hingesetzt und selber geforscht, bis ich wusste, was and dem Bass wie funktioniert. Und das habe ich dann auf zwei DIN-A4-Seiten aufgezeichnet und dem Reviewer in ausgedruckter Form mitgegeben. Gleichzeitig habe ich mal bei Ned nachgefragt, ob denn ein Manual für den Bass noch kommt, und gleichzeitig meine Zeichnungen mitgeschickt. Ned war sehr angetan von den Bildchen, und hat mir ein Word-Dokument (eine Seite) zurückgeschickt, das er mit seinen Leuten hierfür vorbereitet hatte. Äh… ja. Keine Bilder, nur eine Auflistung der Knöpfe, das war's auch. So 'ne Videorecorder-Anleitung halt ;)

Ich habe Ned dann angeboten, dass ich ein Manual erstellen könnte. Ging noch ein bisschen hin und her, bis ich dann tatsächlich loslegen konnte… nachdem ich gesagt hatte, dass ich's sowieso machen werde, egal wie. Aus Spaß an der Freude halt. Und dann ging's los. Praktisch jeden Sonntag des vergangenen Sommers/Herbstes saß ich dran. Zuerst mal habe ich den kompletten Bass in 3D nachgebaut, da ich das in praktisch 95% all meiner Illustrationen als Grundlage verwende. Ist immer sinnvoll, wenn man ein und dasselbe Ding aus verschiedenen Perspektiven betrachten möchte, denn andernfalls fängt man immer wieder bei Null an, und wehe irgendein Detail auf dem Produkt ändert sich noch kurzfristig. Hat zwar auch recht lange gedauert, aber: mir macht sowas ja Spaß :D

cr5_3d.jpg



Aus diesem 3D-Modell konnte ich dann alle benötigten Einzelansichten rendern, die dann noch in Illustrator ein wenig "putzen" und ggf. mit Pfeilen etc. versehen, und die fertigen Bilder wurden dann in Indesign mit den begleitenden Texten zusammengebastelt. Das guckt dann in etwa so aus:

cr5_id.jpg



Ebenfalls möglich: da ich das Manual aus eigenem Antrieb und ohne jegliche Vorgaben erstellt habe, durfte ich hemmungslos der Kreativität freien Lauf lassen und mir jedes Detail selber ausdenken, so auch z.B. die "gespiegelte" Titel- und Rückseitengestaltung. Die übrigens Ned besonders gut gefallen hat :)

cr5_title.jpg



Erst, nachdem das alles fertig war, habe ich es erstmals an Ned und Gary geschickt, als ersten "Draft" zur Korrektur, Ergänzung, etc. Zurück kam ein auch für mich überraschendes Ergebnis (ich hatte das Manual ja logischerweise in Englisch erstellt): ein Rechtschreibfehler, eine zu ändernde Bezeichnung für ein Dingsbums an der Brücke, und global "allen key" durch "hex wrench" ersetzen. Das war's an Korrekturen, ansonsten nur Begeisterung. Noch ein paar Infos zu den technischen Daten des CR4, plus die "Accessories"-Liste, und fertig war das Manual. Eigentlich schon vor Weihnachten, weswegen ich mich ein bisschen gewundert habe, warum es erst jetzt offiziell erschien. Aber im Zusammenhang mit der Ankündigung des CR4 war das irgendwie logisch, da das Manual ja beide Bässe beschreibt.

Tja, das war's, der Tagebuch-Eintrag über die kleinen Freuden im Leben eines Technischen Redakteurs. Das (Bass-)Universum wird davon keine Notiz nehmen, Instrumente kommen, Instrumente gehen, und Anleitungen werden weggeschmissen, verloren oder vom Hund gefressen. Aber für mich war's ein Vierteljahr der freudvollen Sonntags-Beschäftigung, mit einem Ergebnis, auf das ich auch ein bisschen stolz bin. Ganz alleine selbergemacht :D

Danke für's Lesen, und ein schönes Wochenende allerseits!
Bernd
 
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Meine herzlichste Gratulation! Nicht nur zum fertigen, hübschen Produkt, sondern besonders dazu,
  • im eigegen Beruf viel Positives zu sehen
  • sich zu engagieren, auch wenn noch nicht klar ist, ob was draus wird
  • auch nach langer Zeit nicht abzustumpfen, sondern weiterhin neugierig zu sein und Herzblut zu investieren!

Tom
 
Also ich schmeiße meine Anleitungen weder weg, noch behandele ich die respektlos. Respekt ist, was ich bei Gebrauchtkäufen oft vermisse, da sind Eselsohren schon ziemlich normal, oft wurde auch noch wild mit Textmarker rum gemalt oder mit Bleistift oder Kugelschreiber irgendwelche Anmerkungen dran geschrieben.

Ich hoffe da kommen noch ein paar andere Farben, die bisherigen fand ich eher langweilig. Wenigstens gibt es aber nicht nur schwarz.
 
"Hex wrench" finde ich viel verständlicher als "allen key", selbst wenn ich weiß, was der Allen key ist, und besonders, wenn man den deutschen Sprachgebrauch "Inbus" kennt.

Aber auch der Deutsche kann - ganz unprofessionell - Sechskant-Schlüssel dazu sagen. ^^

Edit: ansonsten, wie immer, super Arbeit.
:great:
 
wirklich beeindruckende arbeit, mehr kann man dazu nicht sagen.
 
Geniale Arbeit Bernd und toll dass du als "der" Steinifan direkt mitmischen konntest :)
 
"Hex wrench" finde ich viel verständlicher als "allen key", selbst wenn ich weiß, was der Allen key ist, und besonders, wenn man den deutschen Sprachgebrauch "Inbus" kennt.
:great:

Inbus und allen wrench/key sind Markenbezeichnungen. Hex wrench ist neutral. Aber umgangssprachlich sag ich im Deutschen ja auch immer Inbus statt Innensechskant.
 
Inbus und allen wrench/key sind Markenbezeichnungen. Hex wrench ist neutral. Aber umgangssprachlich sag ich im Deutschen ja auch immer Inbus statt Innensechskant.

Das sind halt letztlich Feinheiten in den Fremdsprachen, die sich dem Nicht-Muttersprachler nur mit Hilfe bzw. eben Korrekturanmerkung erschließen. Wir haben hier schon viele Service-Manuals für hochkomplexes Zeug erstellt, die dann in die professionelle Übersetzung gingen und von englischen (hier aber meist britischen) Muttersprachlern und Servicetechnikern korrekturgelesen wurden. Da war die Wortwahl immer der "Allen Key". Was also der Alltagsmensch über'm großen Teich tatsächlich bevorzugt, das weiß nur der muttersprachliche Alltagsmensch. Ich selbst schreibe Manuals erst seit ein paar Jahren direkt auf Englisch, insofern lerne ich da immer noch viel hinzu :)

Bernd
 
Naja, der Engländer (der Mensch, nicht das Werkzeug) spricht anderes Englisch als der Amerikaner. Tatsächlich ist das britische Englisch zumindest von den Wörtern dem Deutschen/Europäischen oft näher. Da ich aus Neugierde dem einen oder anderen britischen Gitarrenbauer hinterherlese, finde ich oft interessante Parallelen zur Muttersprache (z.B. "overtones" statt "harmonics") und damit einhergehend oft starke Diskrepanz zu dem, was ich mal in Schule und Fachforen lernte. :)

Allens Inbus:
Aber umgangssprachlich sag ich im Deutschen ja auch immer Inbus statt Innensechskant.
Ja... als gelernter Metallfacharbeiter (*hüstel*) kenne ich natürlich die Ausdrücke, die typische Ikea-Einkäuferin wird sich damit eher schwer tun, obwohl das Teil ein Standardwerkzeug zum Zusammenbauen der Möbel ist. ;) :D

Ist von Neds neuem Bass eigentlich ein 6-Saiter geplant?
 
Naja, der Engländer (der Mensch, nicht das Werkzeug) spricht anderes Englisch als der Amerikaner.

Wem sagst du das. Die meisten meiner Manuals gibt's in zwei englischen Versionen… einmal GB, einmal USA. Die Unterschiede sind allerdings nicht nur sprachlicher Natur.



Ist von Neds neuem Bass eigentlich ein 6-Saiter geplant?

Stand ursprünglich auf der gleichen Liste wie der CR4, ist aber derzeit auf Eis bzw. verschoben. Wenn mich mein Gefühl nicht trügt, wäre jetzt erstmal die "kleine" 6-Saiter-Version an der Reihe. Die für mich :D

Bernd
 

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