Individuelle Basslösungen - auch nachträglich machbar?

  • Ersteller morino47
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Ich kann mich diesbzgl. auch irren, so genau weiß ich es leider nicht. Am Dienstag werde ich mein Instrument zur umfangreichen Reparatur abgeben und eventuell sind die durchgehenden Platten einfach nur schlecht abgedichtet (zumindest im 8' weiß ich es, da dort unterhalb der Platte ein recht großer Luftspalt im Holz zu erkennen ist...ob das auch so in den tiefen Grundbässen des 16' ist, konnte ich bisher noch nicht herausfinden). Diese Bayan-Platten brauchen auf alle Fälle mehr Luft.
 
Mich beschäftigt eben, ob die Aufrüstung eines WInkelbassakkordeons mit normal-großen Bassplatten auf Bayan mit größeren Bassplatten sinnvoll ist, oder ob da möglicherweise ein unguter Mix entstehen würde

Hallo Morino47,

über das Thema komplett andere Stimmplatten (insbesondere größere) in irgendein Akkrodeon einzubauen habe ich mich vor einiger Zeit auch mit meinem neuen HZIMM unterhalten. Seine ganz klare Antwort: Da muss die Kanzelle und vor allem Die Luftöffnung dazu passen, sonst klingt das nicht. Wenn größere Stimmplatten eingebaut werden, dann muss auch die Luftöffnung und die Klappe auf den Luftbedarf abgestimmt werden, sonst kommt die nicht richtig in Fahrt und bekommt nicht ihre benötigte optimale Betriebsumgebung und als Folge dessen ergibt das auch keinen satten Klang.

Den Klang eines Eriso (Konverter) Akkordeons durfte ich letzten Sommer hören (C-Griff kann ich leider nicht) - kann ich bestätigen: die klingen schön kräftig und satt im Bass, nicht aufdringlich und auch die Ansprache beim Konverter in den tiefen Tönen war gut.

Gruß, maxito
 
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N'Abend zusammen!
Also mein Gedanke dazu: wenn du nicht die Möglichkeit hast, das durch Ausprobieren rauszukriegen, wie das Ergebnis wäre, würde ich es lassen. Das gilt umso mehr, da die Öllerer ja bereits wie du selbst sagst gut läuft.

Hätte ich mit dem Umbau nicht gewusst, worauf ich mich da finanziell und klanglich einlasse, hätte ich wohl die Finger davon gelassen.

Und nicht zuletzt wird aus den obigen Ausführungen zum Thema Winkelbass etc. doch eines deutlich: es kommt auf viele Teile an. Stimmmaterial, Schallweg, Kanzellenform und -länge, Material, Resonanz, das Zusammenspiel mit dem ganzen Rest... Ach ja und nicht zu vergessen: die anderen Chöre haben ja auch ein Stimmchen mitzusingen...

Wenn sich hier eine kleine Wahrheit aus dem Thread herauskristallisieren kann, dann nach meiner Meinung die, dass du nicht herausfindest, was du kriegst, ohne es auszuprobieren... Und so ganz unaufwändig hört sich der
Plan eigentlich nicht an.

Ach und weil ich es loswerden muss: Ippensteins Aufnahme vorher/nachher wird dem echten Klang nicht gerecht. Ganz so breiig hört sich das in Wirklichkeit nicht an. Aber es stimmt: es entsteht ein brummeliger Klangcharakter und das gefällt so nicht jedem gleich gut. Für mich mit ein Kriterium ist, dass der Tiefbass jetzt nach dem Umbau schneller am Ohr ist und nicht erst einsetzt, wenn der kurz gespielte Ton eigentlich schon wieder vorbei ist.

Schönen Abend
Schabernakk
 
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Ich glaube einen ähnlichen Klangeffekt wie beim Winkelbasses kann man doch eigentlich auch ganz gut mit "nur" durchgehenden Stimmplatten erreichen, oder?
 
ähnlichen Klangeffekt wie beim Winkelbasses kann man doch eigentlich auch ganz gut mit "nur" durchgehenden Stimmplatten erreichen,

Es sind schon nach wie vor zwei paar Stiefel und man muss schauen, welchen Effekt man grade anschaut.

Die lange Kanzelle unterstützt die tiefen Stimmzungen dergestalt, dass die Resonanzlänge der Kanzelle in tiefere Regionen verlagert wird - die Grundfrequenz kann man nicht erreichen, dafür reicht der Platz nicht. Aber man kann immerhin schon tiefere Obertöne verstärken, die ihrererseits wiederum die Grundfrequenz besser unterstützen beim Schwingverhalten. Das tun die anderen Resonanzen zwar auch, aber je weiter die vom Grundton weg sind, desto schwächer wird der Verstärkungseffekt.

Bei der durchgehenden Bayanplatte werden meist relativ lange Zungen verwendet, die bereits bei geringerer Schwingungsamplitude eine größere Menge an Luft umschaufeln können, was sich in hörbarem Ton bemerkbar macht. Und verstärkt durch die große und damit relativ schwere Platte erhalten die Stimmzungen ein solides Schwingungsfundament mit wenig Verlusten. Drum kann die Bayanplatte einerseits sehr kraftvoll klingen, andereseits auch schon mit wenig Druck einen stabilen Ton erzeugen. Nachteil hierbei ist, dass die großen Zungen auch einen langen Spalt haben, durch den auch entsprechend Nebenluft durchläuft.

Der Unterschied ist, dass durch die lange Kanzelle der Ton merklich anderen Frequenzcharakter erhält - also ähnlich einem Cassotto auch als Frequenzfilter funktioniert und somit anders klingt, als ein Ton aus einem kürzeren Tonschacht. Das ist vielleicht der Punkt, den einige als "schwammig" empfinden.

Also gemeinsam haben beide Systeme, dass die tiefen Töne damit etwas besser ansprechen und dann mehr Kraft entfalten - zumindest, bezüglich des Höreindrucks.
Unterscheiden tun sie sich in der Frequenzzusammensetzung. Beim Standardbass fällt das allerdings in der Regel nicht auf. Beim Melodiebass ist der Übergang auf die großen Kanzellen sehr wohl hörbar. Und je nachdem, wie die Akkobauer am Übergang "tricksen" mehr oder weniger deutlich.

Zum nachrüsten wird das eine wie das andere nur in Ausnahmefällen einfach möglich sein, da die baulichen Räume hierfür immer erst geschaffen werden müssen.

Gruß, maxito
 
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Danke für diese ausführliche Erklärung! :)
Für mich stellt sich nur immer noch die Frage, wo man sowas alles machen lassen könnte. Die Stimmstöcke sind ja mit ihren Maßen und ihrem Material meist perfekt auf das jeweilige Instrument abgestimmt. Falls man nun also eine Aufrüstung bzw. den Tausch eines Stimmstockes vornehmen möchte, muss man das doch vermutlich alles über den Hersteller machen lassen, oder? Nur kann man doch sicher nicht voraussetzen, dass Firmen wie Pigini, Bugari etc. solche Umlenkstimmstöcke auch anfertigen...
 
Ich kenne mindestens einen, der sowas gewerblich macht: Eric Sokollik in Fürstenfeldbruck. Er hat nach eigenem Bekunden neben anderen schon mal eine Gola durch Umbau optimiert.

Wer es auf jeden Fall auch kann, ist unser Forumsmitglied balg.

Viele Grüße

morino47
 
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Hallo zusammen,

eine weitere Erkundungstour in Sachen Verbesserung des Bassklangs hat mich zu unserem Forumsmitglied "balg" geführt, der für seine Grundlagenuntersuchungen und -entwicklungen am Akkordeon vielen bekannt ist. Seine entschiedene Auskunft lautet:

Keine konstruktiven Umbauten am Akkordeonbass vornehmen. Auch keine Bayan-Platten einbauen lassen, diese machen übrigens unabhängig davon, ob original oder nachträglich eingebaut, immer Probleme beim Abdichten im Stimmstock. Das Optimieren der originalen Bassseite hinsichtlich Stimmung und Ansprache sowie Abgleich mit dem Diskant verschafft dem Bass soviel Volumen und Klang, dass man, wie balg an einer Gola demonstriert hat, sein eigenes Instrument kaum wiedererkennt. Grund hierfür ist, dass minimal unterschiedliche Stimmung gleich klingender Zungen zu einem gegenseitigen Behindern oder gar Auslöschen der Schwingungen oder Oberschwingungen führen kann.

Mit diesen Erkenntnissen und den erheblichen sonstigen Risiken, die ein Instrumentenumbau in sich birgt, werde ich wohl den Umbau meines Instruments nicht weiter verfolgen.

Viele Grüße

morino47
 
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