[Review] TC-Helicon VoiceSolo FX150

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Wenige Tage, nachdem ich wider Erwarten den TC-Helicon Voicesolo FX150 gewann, kam jener schon bei mir zu Hause an.
In dem schlichten braunen Umkarton versteckte sich die schön bunte Verpackung des Monitors, auf welcher die technischen Spezifikationen, die Aufstellungsmöglichkeiten und die Bedienelemente noch einmal kurz erläutert werden.
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In dem Karton befand sich neben dem Monitor selbst eine bebilderte Kurzanleitung, das Netzteil, welches an ein typisches Laptopnetzteil erinnert und der Stativadapter. Dass das Netzteil, welches insgesamt vier Meter Länge erreicht, extern ausgeführt ist, ist meiner Meinung zwar ein Nachteil, doch nach meinem Blick in das Technikabteil des Monitors absolut nachvollziehbar. Darin ist einfach kein Platz mehr. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, das Netzteil auf der Fahrt zum Gig zu vergessen relativ hoch und im Gegensatz zu einem Kaltgerätekabel ist Ersatz kaum aufzutreiben.
Wer beim Betrachten der Produktbilder bisher davon ausging, einen Lautsprecher mit 35 oder wenigstens 25mm Flansch zu erhalten, der wird enttäuscht werden.
Mitgeliefert wird ein Stativadapter, welcher ein Kunststoffpfropfen ist, der mit einem 5/8“ Innengewinde ausgestattet ist.
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Als weiteres Zubehör erstand ich die TC-Helicon VoiceSolo FX150 Gig Bag für 49€ bei Thomann.
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Der Monitor passt sehr gut in die Tasche, welche mit einem recht großen Zubehörfach ausgestattet ist, in welches neben dem Netzteil und dem Stativadapter auch ein Mikrofon wie das Shure SM58 und ein 2,5m XLR-Kabel passt. Wer längere XLR-Kabel hat, noch ein Klinkenkabel oder ein zweites Mikrofon einpacken möchte, dem wird der Platz nicht reichen. Der Tragegriff der Tasche ist etwas zu breit, da eine Hand ihn nicht ganz umfassen kann. Der Trageriemen ist gut ausgelegt, doch auch dies schmälert nicht den Eindruck, dass man diese Tasche auch für 20€ weniger anbieten könnte.

Die beigelegte Bedienungsanleitung des Monitors ist sehr knapp gehalten und mit vielen Bildern versehen.
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Dennoch ist sie informativ und verschafft schnellen Überblick über alle im Betrieb nötigen Funktionen. Die online erhältliche Bedienungsanleitung ist allerdings deutlich ausführlicher und für jeden Besitzer oder Interessenten einen Blick wert.

Nun möchte ich euch den Monitor selbst vorstellen:

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Bei den Bedienelementen des FX150 fallen sofort die beiden ganz oben angebrachten Regler auf.
Dies ist einmal der Edit-Regler, mit welchem die Einstellung des ausgewählten Parameters bearbeitet werden kann und der Master-Regler.
Der Edit-Regler ist von einem Halbkreis aus Leuchtdioden umgeben. Sie repräsentieren – von links nach rechts – die Mindest- und Maximalwerte für den gerade bearbeiteten Parameter. Diese Leuchtdioden leuchten – je nachdem, was gerade eingestellt wird – einzeln oder in Gruppen auf.
Mit dem Master-Regler wird die Lautstärke des Lautsprechers geregelt, wobei der an der OUT-Buchse ausgegebene Pegel durch Veränderungen am Regler nicht beeinflusst wird.

Um einen der Parameter zu ändern, drückt man die entsprechende Taste. Zum Beispiel „High“ im ersten Kanal. Diese Taste leuchtet nun auf und am Edit-Regler kann nun der Equalizer adjustiert werden. Um die vorgenommene Änderung zu speichern sollte die Taste erneut gedrückt werden. Dies funktioniert in der Praxis sehr gut und durch die beleuchteten Tasten ist auch immer klargestellt, welcher Parameter verändert wird. Bei den „Level“-Reglern ist der Regelweg von Minimum zu Maximum sehr fein, was ein Vorteil sein kann, doch den Pegel zu regulieren dauert, falls man zum Beispiel für Ansprachen eine andere Einstellung als für den Gesang benötigt, zu lange. Dass ein echter Gain-Regler fehlt, fällt fast nicht auf. Die Mikrofonvorverstärker sind auf einen guten Standardwert eingestellt und können bei Bedarf in kurzer Zeit in ihrer Empfindlichkeit in Grenzen angepasst werden.
Ein nettes Gimmick ist, dass die Spalte eines Eingangs erst aufleuchtet, wenn an den Buchsen ein Kabel angeschlossen ist.
Auch besitzen die Funktionen „Voice-Cancel“ oder „Vocal-Tone“ eine andersfarbige Hintergrundbeleuchtung als die Tasten für den Equalizer, was im oft hektischen Bühnenbetrieb für Klarheit sorgt.

Die beiden als Kombibuchsen ausgeführten Eingänge eins und zwei verfügen über eine schaltbare Phantomspeisung und Kanal 1 ist zusätzlich mit einem Hi-Z-Schalter ausgestattet. Diese Eingänge können mit der Vocal-Tone-Funktion bearbeitet werden, welche eine adaptive Klangregelung für die Stimme ist. Diese Funktion umfasst einen adaptiven Equalizer, einen Kompressor (zum Anpassen der Signaldynamik), einen De-Esser (zur Entfernung von Zischlauten) und ein Gate (zur Pegelabsenkung bei Stille am Eingang). In der Praxis funktioniert der Kompressor ganz gut, der De-Esser greift nicht sehr stark ein und das Gate machte sich in meinem Test nicht bemerkbar. Eindeutig war allerdings ein Lowcut oder ein stark ausgedünnter Bass. Doch schafft die Funktion es ganz gut, auch meine Stimme ganz passabel klingen zu lassen ;)

Die Effektsektion des TC-Helicon-Produkts umfasst neun verschiedene Reverbarten, welche über die „Style“-Taste und den „Edit“-Regler ausgewählt werden können. Die verfügbaren Reverb-Style sind:
1.Snappy Room, 2. Warehouse, 3. Broadway Hall, 4. Amsterdam Hall, 5. Wooden Chamber, 6. Bright Plate, 7. Bright Chamber, 8. Indoor Arena und 9. Hockey Arena.
Der Reverb-Stil gilt global für das Signal an den Eingängen 1 und 2. Dies bedeutet, dass man für die beiden Kanäle nicht zwei verschiedene Reverb-Stile verwenden können, doch immerhin kann der Hallanteil für jeden Kanal über den „Level“-Taster im Bereich „Reverb“ separat eingestellt werden. In der Praxis lässt sich hier für fast jeden Musikstil und für jedes Lied ein passender Effekt sehr schnell finden. Da der Effektanteil jedoch immer auch über den Monitor wiedergegeben wird, verliert man, wenn man einen starken Effekt möchte, etwas "gain before feedback".

Neben den Kombibuchsen sind auf der Rückseite noch eine USB- und eine Miniklinkenbuchse zu erkennen. Während der USB-Eingang nur für eventuelle Updates Verwendung findet, ist die mit „Aux“ beschriftete 3,5mm Miniklinkenbuchse der Eingang für Kanal drei. Dieser verfügt auch über einen dreibandigen Equalizer, doch kann kein Effekt hinzugefügt werden und die „Vocal-Tone“-Funktion wird durch die „Voice-Cancel“-Funktion ersetzt, welche, falls sie aktiv ist, versucht, Gesang aus zugespielten Musikaufnahmen zu entfernen. Obwohl im Normalfall ein Smartphone oder ein MP3-Player mit dem Monitor verbunden wird, sieht die Bedienungsanleitung auch die Möglichkeit vor, über diesen Eingang einen Gitarren- oder Vocal-Prozessor an den VoiceSolo FX150 anzuschließen.

Um die Wirksamkeit der „Voice-Cancel“ zu beschreiben, möchte ich zwei von mir erstellte Messungen einstellen, welche allerdings mit unkalibriertem Equipment und meiner bescheidenen Messerfahrung durch eine Mittelung von jeweils vier Sweeps von 40Hz bis 20.000Hz im Freien erstellt wurden:

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und hier dieselbe Messung mit aktivierter „Voice-Cancel“-Funktion

Messung Voice-Cancel.png



Wie ihr sehen könnt, ist die Funktion nichts als ein Equalizer, der von ca. 1,8 kHz aus recht breitbandig wirkt. Das Ergebnis ist ein sehr tiefen- und höhenlastiger Klang, der auch die allermeisten Gitarrensignale verschluckt und Stimmen kaum mehr als alles andere reduziert. Hier hatte ich mir ein wenig mehr erhofft.

Nachdem ich die Einstellmöglichkeiten erläuterte, möchte ich auf die verschiedenen Aufstellmöglichkeiten des Lautsprechers eingehen. Wie schon an der Positionierung der Bedienelemente zu erkennen ist, wurde der TC-Helicon-Monitor nicht als Wedge entworfen, auf dem der Fuß beim Rocken abgestellt werden sollte.
Nein, der FX150 ist an einem Mikrofonstativ besser aufgehoben.
Wie der Monitor am Stativ befestigt wird, ist schon auf den bisher gezeigten Bildern zu sehen.
Der Monitor hält sich durch zwei jeweils gummierte Halterungen am Stativ durch sein Eigengewicht fest, was erstaunlich gut funktioniert. Im Dauertest blieb der VoiceSolo 48 Stunden lang am selben Punkt des Stativs.
Der kleine Lautsprecher verspricht zwar eine aufgeräumte Bühnenoptik ohne störende Monitore auf dem Boden, doch die herunterhängenden Kabel, welche oftmals nicht besonders schön sind, sollten bedacht werden.
So können im Extremfall vier XLR-, ein Strom- und ein Miniklinkenkabel am Stativ herunterbaumeln.
Ich versuchte das Szenario etwas praxisnäher darzustellen, indem ich neben dem Netzteil ein Mikrofon, eine Gitarre und einen mp3-Player anschloss und das Signal an die -in diesem Fall imaginäre- PA weiterleitete.

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Die Verwendung von günstigen oder Rundsockelstativen ist in diesem Anwendungsfall übrigens kein Problem. Der Monitor scheint einen guten Schwerpunkt zu haben und beeinträchtigt die Stabilität des Statives kaum. Bei Rundsockelstativen ist allerdings ein Galgen Pflicht, da man sonst deutlich zu nahe am Monitor steht, falls man das Mikrofon erreichen möchte.

Um den Monitor vertikal auf einem Mikrofonstativ zu befestigen, sollte der Galgen abgeschraubt werden und der Pfropfen mit einem Adapter wie dem https://www.thomann.de/de/km_217_reduziergewinde.htm auf das passende Gewinde reduziert werden.

Das Ganze sieht dann so aus:

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Die Stabilität der Konstruktion ist natürlich von der Qualität des Mikrofonstatives abhängig. Ein zu billiges oder ein Rundsockelstativ sollte, falls man den Lautsprecher über Kopfhöhe bringen möchte, nicht verwendet werden.
In dieser Position sind die Bedienelemente natürlich ungünstig angeordnet, doch wer den Monitor als Mini-PA missbraucht, wird während der Veranstaltung auch kaum den internen Equalizer oder die Effekte verwenden, sondern ein Mischpult einsetzen.

Es bleibt die Positionierung des Monitors am Boden übrig, welche zwei verschiedene Winkel zulässt.

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Meiner Meinung ist die Aufstellung dieses Lautsprechers am Boden nur eine Notlösung, da der Vorteil der Positionierung nahe am Ohr, welche höhere Laustärke bei gleicher Leistung verspricht, entfällt. Zudem können die Bedienelemente des Monitors schlechter erreicht werden.

Der Klangeindruck des Lautsprechers ist übrigens gut und monitortauglich. Die Mitten sind präsent und die Höhen müssen, um gut übertragen zu werden, nur ein wenig abgesenkt werden. Die Werbephrase, dass über den FX150 auch Bass gespielt werden kann, ist allerdings weit von der Realität entfernt. Die 41 Hz eines E-Basses bei voller Lautstärke würden ihn wahrscheinlich in seine Einzelteile zerlegen.
Wie bereits bei den verschiedenen Positionierungsvarianten angemerkt, profitiert der TC-Helcion Voicesolo stark vom geringen Abstand zum Hörer, da so deutlich weniger Leistung für dieselbe Lautstärke verwendet werden muss. Beim Betrieb am Mikrofonstativ hat man das Gefühl, als komme das Signal vom Fußboden, wie das oft bei normalen Floormonitoren ist, nicht, sondern hört seine Stimme/sein Instrument, als würde der Schall direkt von vorne auf einen zukommen, was mir gut gefällt.
Wenn bassschwache Signale über den Lautsprecher wiedergegeben werden, ist die erreichbare Lautstärke übrigens deutlich höher, als die Optik verspricht. Bei Sprache sollten auch 150 oder 200 ruhige Hörer kein Problem darstellen, wenn der Lautsprecher über Kopfhöhe positioniert wird.

Während des Abbaus der diesjährigen Abiturverabschiedung durfte der TC-Helicon-Monitor ein wenig Musik abspielen und schaffte es, die komplette Sporthalle mit Zimmerlautstärke und mehr auszufüllen.
Was aus dem Lausprecher rauskommt ist, gerade in Anbetracht der Größe, sehr stark. Auf dem folgenden Bild hätte ihn, ohne roten Kreis, wohl kaum jemand überhaupt entdeckt:
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Fazit:
+kompakt
+laut
+gutes Effektgerät
+vielseitige Anschlussmöglichkeiten
+vielseitige Positionierungsmöglichkeiten
+recht günstig
-im Bass begrenzt
-externes Netzteil
-kein echter Hochständerflansch
-nicht sonderlich feedbackresistent

Während des Tests fielen mir ein paar wenige Dinge ein, welche TC-Helicon hätte verbessern können. So wäre ein etwas größeres Modell, welches mehr Pegel und Bass kann, bestimmt sehr beliebt und auch ein echter Hochständerflansch, ein Fußschalter für das Effektgerät und Mute-Taster für die Mikrofoneingänge würden wenige Kunden stören.
Praxistests und Ergänzungen folgen ;)

Nachtrag (mh)

Der TC-Helicon VoiceSolo ist ein hervorragender Begleiter für Solokünstler oder Sänger in einer Band, die einen kleinen Monitor mit individuellen Regelmöglichkeiten benötig.
Auch in einer Rockband ist der Lautsprecher für Gesang zu gebrauchen, da, falls wenig Bass benötigt wird, hohe Pegel möglich sind.
Der Solokünstler bekommt mit dem FX150 sogar ein Mischpult an die Hand, denn ein Mikrofon, eine Gitarre (oder zwei Mikrofone) sowie ein MP3-Player für Hintergrundmusik lassen sich anschließen. Das fertig gemischte Signal kann dann direkt an eine kleine PA weitergegeben werden.

Falls jedoch ein singender Gitarrist sein Mikrofon und seine Gitarre am VoiceSolo anschließen möchte und zusätzlich den Mix der restlichen Band hören will, wird es kompliziert.

Ein wenig aufpassen sollte man aber mit Feedbacks, da -bedingt durch die Position am Mikrofonstativ, welche ich empfehle- die Richtung, mit der der Monitor auf das Mikrofon strahlt, je nach Charakteristik eher ungünstig ist.

Anzumerken sei noch, dass das Grundrauschen recht gering ausfällt und die Vocal-Tone-Tasten bei den Mikrofon- und Instrumentenkanälen gleichzeitig als Clip-Anzeige dienen und im Falle einer Übersteuerung rot statt grün leuchten.

Gruß
Jan

P.s.
Beachtet auch die Bilder, welche nicht im Review selbst auftauchen :)
 
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Bei der Suche nach Testberichten auf Amazona.de fand ich diesen https://www.amazona.de/test-tc-helicon-voicesolo-fx-150-stage-monitor/6/
Artikel von "Onkel Sigi" über den TC-Helicon VoiceSolo FX150, welcher sich erstaunlich gut mit meinem Review deckt. Auch gibt es dort schon Hörbeispiele zu den Effekten, was ich bisher noch nicht schaffte.

Viel Spaß beim Lesen und viele Grüße
Jan
 

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