Hintergrundwissen - Ocarinabau

Lisa2
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Grundidee dieses Threads

Wer kennt das nicht? - Da nimmt man immer wieder sein Instrument in die Hand und auch in den Mund und eines Tages fragt man sich:
  • Wo kommt das her?
  • Wie wird es gemacht?
  • Aus was wird es gemacht?
  • Wo kommt das Material her?
  • ...
Das alles ist Hintergrundwissen, das mit dem Musizieren selbst erst einmal nicht viel zu tun hat. Aber es ist dennoch sehr interessant, weil es uns unserem Instrument näher bringt, die Unterschiede der verschiedenen Modelle erklärt und dabei möglicherweise auch erklärt, warum ein Instrument so klingt, wie es klingt, diese und jene Form hat usw. Sucht man sich ein neues Instrument aus, ergeben sich aus diesem Wissen möglicherweise auch Auswahlkriterien für den Aufbau einer Ocarina-Sammlung.

Wer also irgendetwas findet, das in irgendeiner Form mit dem Ocarinabau zu tun hat - und sei es auch nur im weitesten Sinne - der ist eingeladen, hier Hinweise zu posten. Es ist nicht notwendig, einen ausführlichen Bericht zu schreiben. Auch Hinweise auf Links können interessant sein. Euer Post sollte aber schon ein klein wenig mehr sein, als eine reine Linkliste. Eine kurze Anmoderation, aus der hervor geht, was auf den verlinkten Seiten zu finden ist, wäre schon gut. Wenn Ihr dabei auf aussagekräftige Schlagwörter achtet, wird der Post auch gut von der Suchfunktion gefunden.


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Inhaltsverzeichnis

Recherche zum Thema "Ton für Töne" #1


Okarinabau
Voicing / Stimmen
- Stimmloch # 5

Verschiedene Okarinaformen / Stimmsysteme

Pendant-Okarinas
- Ocarinas von "Ton-und-Töne" - Mitbringsel vom Keramikmarkt Siegburg am 12.7.2015 #4

Inline-Okarinas
- Vergleich der 7-Loch-Okarinas von Takács und Rotter #14

Travers-Okarinas
- 9Loch-Ocarina von Takács - Mitbringsel vom 40. Töpfermarkt Frechen am 10.5.2015 #2

Bezeichnungen für Tonumfang und Stimmlagen #13
Wie funktioniert ... ?
... eine Zwitscherpfeife


Historisches
Okarinas in Museen
- Archäologische Funde aus Ecuador​
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Recherche zum Thema "Ton für Töne"

Ocarinas können aus ganz verschiedenen Materialien hergestellt werden. Ein traditioneller Rohstoff ist Ton.

Wer bereits eine kleine Okarinasammlung mit Instrumenten von verschiedenen Herstellern besitzt, dem ist möglicherweise die unterschiedliche Färbung des gebrannten Tones aufgefallen. Es gibt Instrumente in verschiedenen Rotfärbungen, manche sind schwarz und ganz viele weiß. Das weist darauf hin, dass die Instrumente aus verschiedenen Tonerden hergestellt werden. Nun habe ich mich gefragt, welche Tonerden das sind und woher sie kommen.

In meiner Nähe, also nicht weit vom Vorgebirge, stößt man auf verschiedene Spuren der Keramiktradition.
In der Stadtbücherei Frechen kann man sich ein Buch zum Thema ausleihen:
Göbels, Karl: Rheinisches Töpferhandwerk : Gezeigt am Beisp. d. Frechener Kannen-, Düppen- u. Pfeifenbäcker / Hrsg. v. d. Stadt Frechen [Textill.: Marianne Müller-Kluge].

Interessant an diesem Titel fand ich das Stichwort Pfeifenbäcker! Ob mich das bei meinen Recherchen irgendwie weiter führen könnte? Lest selbst >klick< ;) und hier > klick < Zumindest im Rheinland werden viele eine Pfeife dieser Art mindestens einmal im Jahr in der Hand halten. Mit einer Ocarina hat sie aber leider nichts zu tun. :nix:

Frechen ist die Töpferstadt im Rheinland. Das Keramion (Museum für Töpferhandwerk und -Kunst) ist in einem recht ausgefallenen Gebäude (erinnert an die Form einer Töpferscheibe) untergebracht. Auf der Webseite des Museums findet man regelmäßig aktualisierte Hinweise auf Ausstellungen und andere Veranstaltungen.
Der Töpfermarkt in Frechen / weitere Info fand 1976 das erste Mal statt und feiert in diesem Mai sein 40. Jubiläum. Ob dort auch Okarinabauer vertreten sein werden? Bislang fand ich keinen Hinweis. Wer sich aber mal selbst im Ocarinabau versuchen möchte, sollte sich in Frechen aber zumindest mit dem erforderlichen Material, dem Ton, eindecken können.

Anfang der 1990ger Jahre nahm ich in Köln mehrere Semester an einem Töpferkurs teil. Die Leiterin besorgte den Ton immer in Frechen bei einer Firma, die verschiedene Tonerden, hauptsächlich wohl aus umliegenden Tongruben, für die Weiterverarbeitung vorbereitete und in handliche Quader geformt für den kreativen Endverbraucher abpackte. Zur Auswahl standen rosa (gebrannt beige), gelber (gebrannt rot), dunkelbrauner (gebrannt schwarz) und grauer (gebrannt weiß) Ton, der zum Teil mit unterschiedlich fein gemahlener Schamotte verknetet war. (Schamotte erhöht die Standfestigkeit beim Aufbau von handgeformten Gefäßen) In diesem Töpferkurs sammelte ich meine eigenen Erfahrungen mit dem Bau irdener Instrumente.

Johann Rotter, ein erfahrener Okarinabauer aus Österreich, bezieht seinen Ton aus einer Westerwälder Tongrube bei Ransbach-Baumbach. Das verriet er im Sommer 2014 in einem Interview (bei 43:25).

Die Westerwälder Arbeitsgemeinschaft-Ton-e.V hat auf ihrer Webseite viele Informationen zum Thema zusammengetragen. Unter anderem findet man dort auch den Flyer "Themenweg Ton". Er beschreibt zwei Rundwanderwege, auf denen es viel zu entdecken gibt. Den GPS-Track der blauen Runde findet man >hier< und den für die rote Runde >hier< . Einen Wegweiser zu verschiedenen Museen zum Thema findet man >hier<.

Südwestlich von Ransbach-Baumbach liegt auf der anderen Rheinseite die Tongrube Kärlich. Die Kärlicher Ton- und Schamotte-Werke, kurz KTS, bieten von Zeit zu Zeit Begehungen der Tongrube an. Das sind geführte Exkursionen.

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Das sind nun alles keine Informationen, die direkt zur Okarina führen. Aber sie zeigen uns, wo der Werkstoff für die aus Ton gefertigten Instrumente her kommt. Und das finde ich sehr spannend. Die Beispiele stammen jetzt nur aus meiner Region. Vielleicht findet der ein oder andere von Euch in seiner "Ecke" andere sehenswerte Anlaufpunkte zum Thema Tongewinnung und Tonverarbeitung oder wie es von da aus weiter geht auf dem Weg zur fertigen Okarina.

Außerdem gibt es ja auch noch Okarinas aus Holz, Metall, Kunststoff, ...


Ein schönes Wochenende!

Lisa
 
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Mitbringsel vom 40. Töpfermarkt Frechen am 10.5.2015




Da ich im letzten Post den Töpfermarkt in Frechen erwähnte, möchte ich Euch nun berichten, wie es dort war.

Gestern und heute fand er auf dem Rathausplatz statt. Bei traumhaft schönem Wetter war es ein Genuss, an den zahlreichen Tischen entlang zu schlendern und die unterschiedlichsten kreativen Arbeiten zu betrachten. Geschirr, dekorative Plastiken sowohl figürlich als auch abstrakt gestaltet. Was da alles aufgebaut worden war, war wirklich sehenswert.

Natürlich hielt ich die ganze Zeit Ausschau nach Toninstrumenten. ....

Endlich hörte ich aus der Ferne ganz leise Flötentöne ... :)

... und fand den kleinen Stand mit Takács-Ocarinas.

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Árpád Takács‘ Ocarinas sind die ungarische Variante der kleinen Gefäßflöten. In Ungarn werden sie nach einem Märchen auch Birnenflöte oder Birnenmusi genannt. Daher die Birne unter dem Schriftzug. Um welches Märchen es da geht, konnte ich bislang leider nicht heraus finden. Kennt jemand das Märchen?

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Die Takács-Ocarinas gibt es in verschiedenen Größen/Tonarten. Man hat die Wahl zwischen unglasierten und glasierten Modellen. Ich hatte den Eindruck, dass die Glasur keinen Einfluss auf den Klang der Instrumente hat. Auf der Webseite eines Mittelaltermarktes fand ich den Hinweis, dass die Takács-Ocarinas bei ca. 1000°C gebrannt werden.

Die runden Muschel-Ocarinas (Shell) haben 6-Fingerlöcher und 2 Daumenlöcher, die ähnlich einer Blockflöte in linearer Folge gespielt werden. Sie haben einen schönen weichen Klang. Ich durfte verschiedene Instrumente anspielen und mir aussuchen, welche mir vom Klang her am meisten zusagte.

Mich interessierten aber vor allem die 9-Loch-Travers-Ocarinas. Das ist eine Griffweise, die ich so noch bei keinem anderen Okarinabauer gesehen habe. Wie bei einer Blockflöte greift die rechte Hand 4 und die linke Hand 3 Fingerlöcher. Dazu kommen dann noch die beiden gleich großen Daumenlöcher. Der Tonumfang reicht von 1 bis #9. Die Grifffolge stimmt im unteren Bereich der Tonleiter mit dem "deutschen" Blockflöten-Griffsystem überein. Lediglich die 8 und die 9 (c'' und d'') weichen von der gewohnten Griffweise ab. Als Blockflötenspieler kann man dieses Instrument daher im Prinzip sofort spielen.

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Beim Testen fiel mir ein Instrument auf, dessen Stimmung aus dem Rahmen fiel. Es war deutlich dunkler als die anderen. Zuhause bestätigte später das Stimmgerät, was ich vermutet hatte. Diese Ocarina war nicht in F, sondern in E gestimmt. Ihr Klang sprach mich sofort an. Die musste mit. :great:

Ob ich Fotos für's Musikerboard machen dürfte, fragte ich die nette Verkäuferin. Sie strahlte. Na, klar!

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Und das ist sie nun ....


... meine neue Okarina.
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Die Fahrt nach Frechen hat sich also gelohnt! :)

Gruß
Lisa


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Grund: Link eingefügt
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Damit Ihr hören könnt, wie sie klingt, hab ich heute Morgen zwei Melodien aufgenommen:

Ein altes Frühlingslied:
https://soundcloud.com/lisa-231/9l-takacs-ocarina-2015-05-11-die-erde-schmueckt-sich-wieder?in=lisa-231/sets/okarinamusik

Ein altes Abendlied:
https://soundcloud.com/lisa-231/9l-takacs-ocarina-2015-05-11-wer-hat-die-schonsten-schafchenwav?in=lisa-231/sets/okarinamusik

Mir gefällt der weiche Klang dieser Okarina sehr gut. Ich finde, er passt besonders schön zu ruhigen Melodien. Aber natürlich kann man auch flotte Weisen damit spielen. :)

Gruß
Lisa
 
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Es fasziniert mich immer wieder, wieviel unterschiedliche Okarinaformen und Okarinastimmsysteme es gibt. Wer sich mit Okarinabau beschäftigt, sieht sich mit zahllosen Möglichkeiten konfrontiert. Am Sonntag war ich auf dem Siegburger Keramikmarkt und lernte dort gleich mehrere mir neue Stimmsysteme kennen, die Martin Lietsch von der Keramikwerkstadt "Ton und Töne" entwickelt hat. Bevor ich dazu komme, erzähle ich erst einmal, wie es auf dem Keramikmarkt war und was Mara Ziegel und Martin Lietsch alles mitgebracht haben.



Mitbringsel vom Siegburger Keramikmarkt am 12.7.2015

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Die extrem heißen Sommertage mit Temperaturen von bis zu 38°C im Schatten liegen nun ein paar Tage hinter uns. Jetzt ist das Wetter durchwachsen und die Luft angenehm frisch. Als ich am späten Vormittag los zog, um den Töpfermarkt in Siegburg zu erkunden, strahlte am
bewölkten Himmel die Sonne. Ideale Bedingungen für einen Marktbummel.

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Töpfermarkt Siegburg

Alle Stände waren mit weißen Zeltdächern überspannt. Darunter fand sich eine bunte Vielfalt hauptsächlich von Geschirr und Gartenkeramik. Ein einziger Standplatz war an eine Instrumentenwerkstatt vergeben.

Auf der Ausstellerliste hatte ich den Namen Mara Ziegel gefunden, die zusammen mit Martin Lietsch Musikinstrumente aus Ton baut. Ihre Werkstatt nennen sie "Ton-und-Töne".

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Standplatz-Nummer

Im Laufe des Mittags zog es zu und schließlich scheuchte ein Regenguss die schirmlosen Marktbesucher unter Vordächer und größere Zelte. Gelegenheit, einen freien Blick auf den Stand der Keramiker zu fotografieren.

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Der Regen hat die Kundschaft verscheucht.
Aber schon bald kommen sie mit Regenschirmen wieder.


Mara Ziegel und Martin Lietsch präsentieren ein vielfältiges Angebot. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Farbenfrohe mit Engobe bemalte Tierokarinas, schlichte, naturfarbene Okarinas mit ganz dezenten Verzierungen und mit Rauchbrand gefärbte Okarinas mit feinen, eingestochenen Mustern.

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Jede Okarina bekommt ein Lederband eingefädelt, wenn sie verkauft ist.


Für die Jüngsten gibt es Dreiklang-Käfer, Kuckucksvögel und Zwitscherpfeifen.​

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Dreiklangkäfer und Kuckucksvögel haben 2 Löcher. Sie sind so gestimmt, dass sich damit ein
Dur-Dreiklang spielen lässt. Darin ist der Kuckucksruf enthalten.

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Mit Wasserflöten kann man lustiges Vogelgezwitscher nachahmen.

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kleine Wasserflöten

Neben verschiedenen Okarinas werden in der Werkstatt "Ton und Töne" auch wie
Gemshörner geformte Gefäßflöten, Udus, Schüsselklangspiele und Cuicas gebaut.

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Die Tonschalen haben einen glockenähnlichen Klang.

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Martin Lietsch demonstriert, wie eine Mini-Cuica angerieben wird.
Auf der linken Tafel ein Gemshornquartett durch Rauchbrand gefärbt.


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Cuicas sind Verwandte vom deutschen Rummelpott oder Brummtopf


Die verschiedenen Okarinamodelle werden mit einem von Martin Lietsch ausgearbeiteten
Stimmsystem gebaut. Sein Standard-Modell ist die Sopran-Okarina mit Grundton C.

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Alle anderen runden Okarinas und Tier-Okarinas basieren auf diesem Modell. So z.B. auch
die Schildkröten-Okarinas in der obersten Reihe.

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Diese Okarinas haben 7 Grifflöcher. Zwei davon sind als Doppelloch angeordnet. Deshalb spielt man sie mit 6 Fingern. Der Tonumfang beträgt eine chromatisch spielbare Oktave. Okarinas mit Stimmloch haben insgesamt 8 Löcher und werden mit 7 Fingern gespielt.

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2 Okarinas mit Rauchbrand gefärbt und mit feinen Stichen verziert;
links ohne und rechts mit Stimmloch​

Das Stimmloch ist mit dem Ringfinger der linken Hand erreichbar. Die Stimmung der 8-Loch Sopran-Okarinas ist stets so eingerichtet, dass der Grundton C mit 6 Fingern gespielt wird. Mit dem zusätzlichen Stimmloch spielt man eine Halbton-Senkung unter den Grundton.

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Die Standardform der Okarina in Alt-Lage, wahlweise mit dem Grundton G oder F.

Die mit Rauchbrand gefärbten Okarinas sind genauso gebaut und gestimmt wie die
naturfarbenen oder mit Engobe bemalten Instrumente.

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Rauchbrand-Okarinas in verschiedenen Stimmlagen

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Die großen Instrumente haben einen weichen dunklen Klang.


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Für alle mit 6 bzw. 7 Fingern zu spielende Okarinas gilt dieselbe Grifftabelle.
Das vom 7. Finger zu spielende Stimmloch kann man ignorieren.

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Auch diese hübschen Vögel sind Okarinas für 6 und 7 Finger.


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Die Grifflöcher sind im Muster des aufgemalten Gefieders kaum zu sehen.

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Liedbeispiele mit Grifftabelle
In den Liedbeispielen zeigen Zahlen die Griffe an. Nach diesem Vorbild kann man sich die Okarinagriffe auch in anderen Notenbüchern eintragen.

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Mit Engobe bemalte Gemshorn-Okarinas und Eulenflöten.
Die Eulenflöten bläst man am Schwanz an. Sie haben nur ein Griffloch. Das befindet sich im Fuß. Mit Sliding-Technik kann man damit geheimnisvolle Windklänge zaubern.

Gemshorn-Okarinas baut Martin Lietsch in verschiedene Größen. Sie werden je nach Griffsystem mit 8, 9 oder 10 Fingern gespielt. Die mit 8 Fingern zu spielenden Instrumente funktionieren mit dem "deutschen" Blockflöten-Griffschema. Dadurch kann man problemlos zwischen diesen Instrumenten wechseln. Man muss nur beachten, dass der Tonumfang der Gemshörner kleiner ist wie der von Blockflöten.


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Gemshorn-Okarina-Quartett, runde Okarinas und Vogelokarinas
Überblasen ist bei Okarinas mit rundem Gefäß in der Regel nicht möglich. Beim Experimentieren mit der Gemshorn-Ocarina fand Martin Lietsch heraus, dass sich manche der lang gestreckten Okarinaformen wie Klarinetten ab dem 12. Ton überblasen lassen und dadurch noch ein wenig über die Undecime hinaus reichen können.

Mir hat die Kollektion von "Ton und Töne" sehr gut gefallen. :great:
Eine neue Okarina stellt meine Auge-Hand-Koordination nun vor die Herausforderung, ein weiteres Griffsystem zu lernen. Für mich geht das am einfachsten mit einer Kombination aus Noten und Griffsymbolen.

Ich habe mal drei Notenbeispiele mit bekannten Kinderliedern angefertigt. Dann seht ihr, was ich meine.



Kinderlieder-OcaTabs-8L-System-Lietsch-Alle-meine-Entchen.png

Kinderlieder-OcaTabs-8L-System-Lietsch-Hänschen-klein.png


Kinderlieder-OcaTabs-8L-System-Lietsch-Fuchs-du-hast-die-Gans-gestohlen.png



Wenn Euch die Instrumente interessieren, könnt Ihr versuchen, einen Werkstatt-Termin zu bekommen. Oder ihr, schaut, ob die Werkstatt "Ton und Töne" in Eurer Nähe auf einem Keramik-/Töpfermarkt zu finden ist. > Markt-Termine 2015

Gruß
Lisa


P.S.
Die Fotos sind kein Gruß aus der Zukunft. ;) Beim Signieren der Fotos übersah ich leider einfach nur den Tippfehler in der Jahreszahl. :engel:


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Zum Thema Okarinabau - Voicing / Stimmen

Bei den Instrumenten von "Ton und Töne" interessierte mich, was es mit dem Stimmloch auf sich hat, das ein Teil der Instrumente aufweist. Damit kommen wir zum Thema "Voicing" / "Stimmen"

Wenn die Form des Instruments fertig und der Ton zäh und standfest ist, werden die verschiedenen Öffnungen in die Okarina geschnitten.

Um den Grundton der Okarina festzulegen, sticht man als erstes den Windkanal durch das Mundstück und schneidet dann das Fenster.

Dazu zwei Skizzen: Ocarina 01 Fenster.png Ocarina 02 Fenster.png


Das Fenster (in der Skizze dunkelgelb) hat zwei Funktionen:
1. Hier trifft der aus dem Windkanal austretende Luftstrom auf die Labiumkante (rot), die ihn teilt und so verwirbelt, dass die Luft im Innenraum (beige) zum Schwingen/Klingen angeregt wird.
2. Mit der Größe des Fensters wird der Grundton der Okarina gestimmt.

Um Punkt 2 besser zu verstehen, macht einmal folgendes Experiment:
Nehmt eine geleerte Flasche und probiert aus, ob ihr sie so anblasen könnt, dass ein klarer Ton entsteht.
Wenn das klappt, haltet die Flasche so mit zwei Händen fest, dass die Zeigefinger und Mittelfinger rechts und links über die Kante der Flaschenhalsöffnung gelegt werden können. Das macht das "Fenster" kleiner und bewirkt, dass der Ton dunkler wird.

Ob das Fenster sauber ausgeschnitten ist und die Okarina funktioniert, kann man schon an der lederharten, also noch nicht ganz fertig getrockneten Okarina feststellen, indem man sie anbläst und spielt. Wenn der Grundton der Okarina gefunden/festgelegt ist, werden die Grifflöcher gebohrt und gestimmt. Wo genau die Grifflöcher sitzen und wie groß sie sein müssen, hängt von der Größe und der Form der Okarina ab. Da findet jeder Okarinabauer mit der Zeit seine eigenen empirisch festgelegten Maße.


Nun zum Stimmloch, das mir bei einem Teil der Instrumente von "Ton und Töne" auffiel.

Martin Lietsch erläuterte die Bedeutung des Stimmlochs in etwa folgendermaßen.
Wenn sich beim Stimmen der Ocarina heraus stellt, dass der Grundton der Ocarina 1/2 Ton unter dem gewünschten Grundton liegt, schneidet er nicht das Fenster weiter auf, sondern bohrt ein Stimmloch in den Bauch der Okarina. Wenn damit dann der gewünschte Grundton eingestimmt ist, können die Grifflöcher anschließend wie gewohnt gestimmt werden. Das Stimmloch kann als Erweiterung der Tonleiter unter den Grundton genutzt werden.

Tonleiter der auf Grundton c gestimmten 6-Loch-Okarina:
c d e f g a h c und dazu die Halbtöne cis/des dis/es fis/ges gis/as ais/b

Mit Stimmloch erweiterte Tonleiter:
h c d e f g a h c und dazu wie oben die Halbtöne

Das Stimmsystem der 6-Loch-Okarinas hat Lietsch selbst entwickelt. Es weicht bei mehreren Tönen vom englischen System (Taylor/Langley) ab. Wer sich für die verschiedenen Griffsysteme interessiert, findet auf meiner Webseite eine Zusammenstellung aller mir bislang bekannten Griffsysteme.

Gruß
Lisa

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Sooooo. Mit Hilfe der Griffsymbole ging die Gewöhnung an das neue Griffsystem einigermaßen zügig. Hier eine Melodie, die vom h bis zum c'' reicht.
In der letzten Zeile ist der Rhythmus einfach notiert. Gespielt habe ich allerdings punktiert, weil das fröhlicher ist.
Wer genau hin hört merkt, dass mich die noch ungewohnte Grifffolge am Ende der 2. Notenreihe etwas ausgebremst hat.

Wenn die Bettelleute tanzen-C-Dur_OcaTab-8L-Lietsch_klein1500x992.jpg


https://soundcloud.com/lisa-231/wenn-die-bettelleute-tanzen-7l-ocarina-m-lietschwav

Es ist die erste Aufnahme mit meiner neuen Okarina aus der Werkstatt "Ton und Töne"
Mir gefällt ihr Klang sehr gut. Ich empfinde ihn als kräftig und durchsetzungsfähig, ein wenig hohl und hauchig.
Die Okarina spricht sehr gut an. Die Intonation ist durchgehend auf mittleren Blasdruck ausgerichtet. Bei den hohen Tönen muss der Blasdruck nur leicht gesteigert werden.

Gruß
Lisa

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Danke Lisa, für den Ton und Töne Bericht!!! Mir war das Ganze dann doch zu weit, aber ich hab ja schon vor einiger Zeit überlegt, da was zu bestellen. Meinst Du, alle Okarinas sind gleich gut, d.h. Okarina X in der selben Stimmung klingt wie Okarina Y in der selben Stimmung? Ich hab ja scheinbar von denen eine Okarina, aber da steht, meine ich, E-Dur drunter, aber das Notenheft ist genau das Selbe (mit Fuchs Du hast die Gans gestohlen). Muss ich da auf irgendwas achten und aus welchen Notenheften kann ich da sonst mit spielen? Buch für 7-Loch-Okarinas...und dann ist es egal, wie die gestimmt ist?
...und die Vogel-Okarinas, können die das gleiche spielen, wie die ovalen in Teracottafarbe? Sind die unterschiedlich gestimmt?
...und die Wasserpfeifen, sind die unterschiedliche gestimmt?
Auf jeden Fall hätte ich jetzt schon Lust, da was zu bestellen. Den Kontakt zu denen hatte ich ja schon mal.
 
Hallo Dora
Ich arbeite an einem Review, das Deine Fragen bezüglich der Stimmung der Instrumente und der Noten klären wird. Hoffe ich jedenfalls. Wenn da was nicht ganz klar ist, kannst Du dann ja noch einmal nachfragen.


Hier schon mal einige Anmerkungen, die ich im Review noch näher ausführen werde:

Zuverlässigkeit der Stimmung
Ich hatte auf dem Markt einen guten Eindruck von den Instrumenten. Martin Lietsch musiziert selber auf den Okarinas und legt sehr viel Wert auf eine exakte Stimmung. Was ich da hörte, war alles gleich gut. Mein Stimmgerät hatte ich natürlich vergessen :rolleyes: Also musste ich mich auf meine Ohren verlassen. Bei der Auswahl meines Instruments ließ ich mich daher von der Optik leiten.

Intonation
Zuhause habe ich die Intonation natürlich sofort mit Stimmgerät geprüft. Das Ergebnis war prima. :great:
Wie bei Okarinas generell üblich, ist der Ton biegsam. Das heißt, dass ich durch Mindern des Blasdrucks den Ton problemlos 1/2 Ton senken und durch Verstärken des Blasdrucks hochdrücken kann.
Da die Stimmung so ausgelegt ist, dass man die korrekte Intonation bei ungefähr mittlerem Blasdruck findet, finde ich sie sehr angenehm zu spielen.
Wenn jemand die Okarina schlecht anbläst, klingt sie natürlich schief. Aber dafür kann dann ja die Okarina nichts

Instrumentenfamilie
Die Instrumente sind verschieden groß und bilden wie Blockflöten eine Instrumentenfamilie (Sopranino, Sopran ... bis zum Tenor oder Bass), in der die Instrumente auf verschiedene Grundtöne (C und F oder G; an eine D-Stimmung kann ich mich jetzt nicht erinnern) gestimmt sind. Alle Instrumente sind miteinander kompatibel, denn sie sind alle auf ein und denselben Kammerton ausgerichtet. Sie funktionieren stets mit demselben Griffschema. Das führe ich im Review genauer aus.

Spielhilfe / Grifftabelle / Griffschema
Wie im Bericht (siehe oben #4) geschrieben, werden die Griffe in den mitgelieferten Notenbeispielen mit Hilfe von Zahlen zugeordnet. In welcher Tonart die Okarina klingt, ist beim Solospiel erst einmal egal. Man spielt sie dann als transponierendes Instrument. Auch darauf kann ich im Review bei Bedarf genauer eingehen. Hier führt mir das zu weit vom Thema weg. Wenn die Okarina in einer bestimmten Tonart klingen soll, muss man halt schaun, dass man beim Kauf darauf achtet, welcher Grundton dran steht. In meiner Okarina ist er auf der Rückseite eingeritzt. (Foto kommt im Review.)

Trotz unterschiedlicher Form wie z.B. Diskus-Form, Säckchen, Vogel oder Schildkröte sind alle diese Instrumente nach demselben Schema gestimmt und werden nach derselben Grifftabelle gespielt. Gegriffen werden alle entweder mit 6 oder 7 Fingern. Die Besonderheit mit dem Stimmloch habe ich ja bereits erklärt. (siehe oben #5) Auf die Bedeutung für den Tonraum gehe ich im Review noch einmal ein.
Dass das Oberflächen-Finish keine Auswirkung auf die Stimmung hat, dürfte klar sein.

Dreiklangflöten / Kuckuck
Im Bericht (siehe oben #4) findest Du Hinweise auf Dreiklang-Flöten in verschiedenen Tierformen und auch die Spielanleitung auf einem Foto. Ob die nun alle auf dieselbe Höhe gestimmt sind, darauf habe ich nicht geachtet. In jedem Fall sind sie in sich sauber gestimmt. Solltest Du für eine Kindergruppe mehrere Instrumente benötigen, die dieselbe Höhe haben, kannst Du das ja in die Bestellung schreiben. Die Leute von "Ton und Töne" sind sehr nett und werden dann sicherlich darauf achten.

Zwitscherpfeifen
Von den Wasserflöten/Zwitscherpfeifen gibt es zwei Größen. Sieht man auch auf den Fotos. Wenn das Wasser drin blubbert, schwankt der Ton ständig. Das gehört dazu. Ich betrachte die als ungestimmte Instrumente. Wäre wohl auch zu viel des Guten, wenn man sich da die Mühe machen würde, sie exakt auf einen bestimmten Ton zu stimmen.


Gruß
Lisa

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Okay, d.h. die Vogelokarinas hören sich alle gleich an (außer natürlich die 2-Klang- und 3-Klangflöten)? ...und warum sind die Mezzo-Sopran-Okarinas unterschiedlich groß?
Wenn Du Lust hast: ich wäre an Tonaufnahmen von den beiden Wasserflötenvarianten interessiert. Weiß eh nicht, wie ich auswählen soll, welche ich bestelle, es sei denn, man kann da auch zur Auswahl bestellen und wieder zurück senden.
 
Hallo Dora

Okay, d.h. die Vogelokarinas hören sich alle gleich an ...
Sofern sie gleich groß sind, ja. Bei der Vielfalt kann ich mich nicht mehr so genau erinnern, ob es bei den Vögeln ebenfalls unterschiedliche Stimmlagen gibt. Sie sind aber in jedem Fall alle gut gestimmt und werden alle mit demselben Griffsystem gespielt.

Da ich keine Wasserflöten gekauft habe, kann ich leider keine Aufnahme von deren Instrumente machen. Ich habe schon genug Zwitscherpfeifen. :rolleyes:
Die klingen alle recht ähnlich. Die einen etwas heller und die anderen etwas dunkler. Der Bub in dem Video führt eine Variante in Kännchenform vor.


Bei Tonflöten eine Auswahlsendung? Ich weiß nicht. "Ton und Töne" verkauft seine Instrumente hauptsächlich auf Märkten oder bei Werkstattbesuchen. Wenn Du Auswahl haben möchtest, mußt Du hin fahren. :nix:

...und warum sind die Mezzo-Sopran-Okarinas unterschiedlich groß?
Auf dem Foto sind Instrumente verschiedener Stimmlagen zu sehen. Welchen Instrumenten der Preis in diesem Fall zuzuordnen ist, habe ich nicht behalten. Auf der Rückseite war jedes Instrument einzeln korrekt ausgezeichnet. Man konnte sie hochheben und ansehen. Da hat dann vielleicht jemand etwas durcheinander gebracht und ich hab's dann prompt fotografiert.:rolleyes:

Gruß
Lisa

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In Ordnung.


Nachtrag: Wenn man in eine Wasserflöte bläst, wird dann drum herum alles nass?
 
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Das hängt davon ab, wieviel Wasser Du einfüllst und wie heftig Du hinein bläst! :)

Ich habe sowohl offene Kännchen, wie der Bub da in dem Video und geschlossene Vogelformen, die im Prinzip den "Wasservögeln" von "Ton und Töne" gleichen. Aus den offenen Kännchen kann das Wasser nach oben heraus spritzen. Da mache ich mir mit den Kindern einen Riesenspaß draus: Wer kann so feste blasen, dass das Wasser ins Gesicht spritzt? :D Das funktioniert wie beim "Strohhalmblubbern". Strohhalm ins Wasserglas und pusten. ;) Nur dass bei der Zwitscherpfeife der "Halm" ein winziges Schnabelmundstück hat und damit einen Ton produziert. Wenn man nicht so feste bläst, klingt es schöner und das Spritzen bleibt bei mäßiger Wasserfüllung aus.

Die Wasserfüllung muss mindestens so hoch sein, dass das untere Ende der kleinen Pfeife vom Wasser geschlossen wird. Wieviel man maximal einfüllen "darf", bis die Pfeife "stopft", muss man ausprobieren. Bevor sie gänzlich stopft, läuft sie in der Regel über und beim Blasen reguliert sich der Wasserstand durch das Überquellen von selbst. Bei den Vögeln kommt das Wasser dann aus der Schnabelöffnung oder aus dem Loch im Kopf (siehe Foto) heraus.


Zum besseren Verständnis hier das Funktionsprinzip
Der Wasserverschluss macht die winzige Pfeife, die trocken gespielt ganz hell und fiepig klingt, zu einer gedackten Pfeife. Und das senkt den Ton der Pfeife! Da dieser wiederum von der Länge der Luftsäule abhängig ist, die in der Pfeife schwingt, hängt die Tonhöhe vom Wasserstand ab. Der Wasserstand wird durch das Blubbern ständig unkontrollierbar verändert, da die Luftblase das Wasser aus der Pfeife in den Vogelbauch drückt und das Wasser wieder hinein schwappt, wenn die Luft aus dem Wasser "blubbt". Die dabei entstehenden Tonwechsel nehmen wir als "Zwitschern" wahr.


Gruß
Lisa

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D
  • Gelöscht von Claus
  • Grund: ot im öffentlichen forum, das hier ist kein chat
Stimmlagen der Okarinas

klingt jede Tenorokarina gleich?

Ich hole die bereits vor längerer Zeit gestellte Frage aus dem Ocarinamodelle-Thread hierher, weil die Beantwortung der Frage hier wesentlich besser hin passt.

Schwer zu sagen. Die Einteilung der Stimmlagen sehr grob und die verschiedenen Stimmlagen überlappen sich.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sämtliche Okarinabauer der Welt die Instrumente nach einer einheitlichen Norm stimmen.
Die Unterschiede fallen ja schon dadurch auf, dass es Okarinas mit ganz verschiedenen Grundtönen gibt.

Aus diesem Grund finde ich es besonders kundenfreundlich, wenn der Tonraum der Okarinas ganz exakt mit Notennamen angegeben wird, wie das z.B. bei ocarinamusic der Fall ist. In den detaillierten Produktbeschreibungen heißt es z.B. bei Alt-Instrumenten

Stimmung C-Dur
Stimmung Italienisch Do
Englische Bezeichnung AC
Stimmlage Alt
Tonumfang (deutsch) h1-f3
Tonumfang (International) B4-F6
[TBODY] [/TBODY]
oder

Stimmung Do
Englische Bezeichnung AC
Stimmlage Alt
Tonumfang (deutsch) a1-f3
Tonumfang (International) A4-F6
[TBODY] [/TBODY]
Diese beiden willkürlich herausgegriffenen Beispiele zeigen bereits, dass der Tonumfang von Alt-Ocarinas unterschiedlich sein kann. Das hängt mit Konstruktionsdetails der Instrumente zusammen.

Andere Beispiele:

Stimmung G-Dur
Stimmung Italienisch Sol
Stimmlage Piccolino
Tonumfang (deutsch) fis3-h4
[TBODY] [/TBODY]
Stimmung G-Dur
Stimmung Italienisch Sol
Englische Bezeichnung AG
Stimmlage Tenor
Tonumfang (deutsch) g1-h2
Tonumfang (International) G4-B5
[TBODY] [/TBODY]
Wer die Einteilung der Stimmlagen bei Blockflöten kennt, wird ins Grübeln kommen. Die Grundtöne der verschiedenen Stimmlagen sind:

Garklein c''' / C 6
Sopranino f'' / F5
Sopran c'' / C5oder d'' / D5
Altf' / F4 g' / G4
Tenor c' / C4
Bassf / F3
[TBODY] [/TBODY]
usw.

Die Tenor-Okarina mit dem Tonumfang g' bis h'' entspricht demnach dem unteren Bereich einer auf Grundton g' gestimmten Alt-Blockflöte. Daher definiert die englische Bezeichnung AG diese Okarina als "Alt in G-Dur" .

Wer auf Webseiten asiatischer Okarinahersteller stöbert, wird auf weitere Varianten der Bezeichnungssysteme treffen, mit denen der Tonumfang von Okarinas angegeben wird. Für Travers-Okarinas fasste David Eric Ramos das mal sehr anschaulich in einem Video seiner Serie Oc Talks zusammen. Auch denjenigen, die im Englischen nicht ganz so fit sind, empfehle ich, das Video bis zum Ende anzusehen, weil das Gesagte nach und nach in einer tabellarischen Übersicht dargestellt wird.



Fazit: Wer wissen möchte, welche Stimmlage eine Okarina hat, muss die exakten Tonbezeichnungen erfragen, oder beim Okarinakauf ein Stimmgerät mitnehmen.


Gruß
Lisa

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Mitbringsel vom 41. Töpfermarkt Frechen am 22.5.2016
Vergleich der 7-Loch-Okarinas von Takács und Rotter


full


Dieses Jahr habe ich mir aus Frechen eine 7-Loch-Okarina von Takács mitgebracht.
Dafür gab es außer ihrem schönen sanften Klang zwei Gründe
1. sie liegt mir gut in der Hand
2. mich interessierte der Vergleich mit den 7-Loch-Okarinas von Johann Rotter.


Im Rahmen dieses Vergleichs beschäftige mich auch wieder das Thema

Okarinabau - Voicing / Stimmen
Okarinabau - Stimmsysteme / Griffabelle


und im Speziellen die Frage:
Warum sind die Instrumente bei dem einen Hersteller immer gleich gestimmt, bei dem anderen dagegen immer wieder ein klein wenig anders?

Um das beantworten zu können, müsste man sich den Herstellungsprozess ansehen und herausfinden, wo und wie dieser sich bei den verschiedenen Okarinabauern unterscheidet. Dazu sehe ich aber für mich derzeit keine Möglichkeit.


Beim Vergleich der verschiedenen 7-Loch-Okarinas, die die Händlerin des ungarischen Herstellers mitgebracht hatte, konnte ich hören, dass die Instrumente trotz äußerlich übereinstimmender Größe in der Stimmung ein wenig variierten. Woran kann das liegen? Und lag es wirklich an den Instrumenten? Oder lag es an mir, weil ich möglicherweise mit unterschiedlichem Blasdruck spielte? Dieses Jahr hatte ich ein Stimmgerät dabei. Genauer gesagt, eine Stimmgerät-App für mein Handy, mit der ich schon Zuhause experimentiert hatte. So konnte ich besser beurteilen, was ich da beim Vergleichen hörte. Die Unterschiede waren klein. Aber sie waren für mich erkennbar.

Die Instrumente von Johann Rotter sind meiner Erfahrung nach ganz einheitlich gestimmt. Ich habe mehrmals Instrumente der Ocarinawerkstatt Rotter in größeren Zeitabständen gekauft. Die Intonation der Rotter-Okarinas passte immer zusammen, so dass es möglich war, alle Instrumente im Klassenverband zu spielen. Irgendetwas macht Rotter besser.

Möglichkeiten gibt es mehrere:
Für die Grundstimmung der Ocarina ist die Größe des Hohlraums, die Größe des Fensters und die Größe des Stimmlochs verantwortlich.

- Die Größe der in Serie gefertigten Instrumente wird mit Hilfe von Formen kontrolliert. Beim Zusammenfügen der Okarina ist so weit ich weiß Handarbeit gefragt. Es hängt somit vom Geschick des Okarinabauers ab, wie gleichmäßig die Größe der Okarinaserie ausfällt.

- Die Herstellung des Fensters mit maschineller Unterstützung habe ich bei Okarinabauern noch nicht gesehen. Die Größe, insbesondere Breite des Fensters kann mit der Breite des Schneidewerkzeugs kontrolliert werden. Wie aber das Fenster am Ende gearbeitet ist, steht und fällt mit dem Geschick, mit dem das Werkzeug genutzt wird. Die Größe des Fensters gibt den tiefsten möglichen Ton der Grundstimmung der Okarina vor.

- Bevor die Grifflöcher intoniert werden, erfolgt bei Bedarf die Feinkorrektur der Grundstimmung mit Hilfe des Stimmlochs. Das ist der Arbeitsschritt, mit dem die Grundlage für die gesamte Intonation gelegt wird.

- Für eine stimmige Tonfolge ist die richtige Größe der Grifflöcher verantwortlich. Die verschiedenen Größen der Grifflöcher lassen sich mit Bohrern der passenden Größe kontrollieren. Trotzdem hängt es vom Geschick des Okarinabauers ab, wie gut das Ergebnis ausfällt. Allerdings ist das nicht der entscheidende Punkt. Denn die Intonation der Grifflöcher baut auf der Grundstimmung der Okarina auf.

- Die Position der Grifflöcher ist beim Stimmen bis zu einem gewissen Grad frei wählbar. (>Design) Man kann die Positionierung daher der Größe der Hände bzw. der natürlichen, entspannten Lage der Finger anpassen. (Es gibt also keinen Grund, sich mit einer unbequem zu greifenden Okarina "abzufinden".) Aber auch das Design hat keinen Einfluss auf die Grundstimmung einer Okarina.

Die Größe des Hohlraums ist also die Grundlage für die Intonation und der Aufschnitt des Fensters bestimmt den tiefsten möglichen Ton. Da der Werkstoff Ton beim Trocknen schrumpft, wird der Hohlraum kleiner und dadurch der Grundton der Okarina heller. Deshalb muss man einschätzen können, ...
- ob und wieviel der Ton beim Trocknen und später beim Brennen schrumpft (das ist von der Tonsorte abhängig),
- wie groß die verschiedenen Öffnungen (Anblasspalt, Fenster, Grifflöcher) in den verschiedenen Zuständen (nasser Ton, lederharter Ton, getrocknet, gebrannt) sind,
- wie man die Ocarina im lederharten Zustand stimmt, damit dann nach dem Brennen heraus kommt, was man erwartet.

Auf diese Erfahrungswerte ist die vom Okarinabauer erstellte Schablone abgestimmt, mit deren Hilfe die Okarina eine wiederholbare Form erhält.

Ein Blick in Chris Heuers Werkstatt gibt Euch eine Vorstellung davon, wie Okarinas mit Schablonen geformt werden. Dies ist eine von mehreren Möglichkeiten:



Ab ca 5:00 sieht man außerdem gut, wieviel sorgfältige Handarbeit notwendig ist, um den Anblasspalt, das Fenster mit dem Labium und die Grifflöcher sauber auszuschneiden und die dabei anfallenden Tonkrümel aus der Okarina heraus zu holen.

Italienische Okarinas werden über eine ganz andere Form gearbeitet. Hier demonstriert Chris Heuer die Vorgehensweise mit einfachen Hilfsmitteln.



Bei 13:30 weist Chris darauf hin, dass die in die Okarina eingearbeitete Schablone heraus geholt werden muss, bevor der Ton infolge der Trocknung zu schrumpfen beginnt.

Im nächsten Video sieht man zwar nicht, wie glasiert wird, aber ab ca 3:20 ist eine Sprühkabine (ein auf einer Seite offener Holzkasten) und ein Sprühgerät zu sehen. Zu Beginn zeigt Chris verschiedene Pressmulden und andere Werkstattbereiche.



Glasieren und Dekorieren sind die letzten Arbeitsschritte vor dem Brennen. Im Töpferkurs habe ich erfahren, wie schwierig es ist, eine Glasur gleichmäßig dick aufzusprühen und in Öffnungen, vergleichbar mit den Grifflöchern einer Okarina, die Glasur gleichmäßig aufzutragen. Das lag sicherlich an meiner Unerfahrenheit. Wer das regelmäßig macht und dafür ein professionelles Sprühgerät nutzt, kommt da sehr viel leichter zu guten Ergebnissen als meinereiner mit hobbymäßiger Handarbeit. Aber wie genau lässt sich die in die Grifflöcher hinein gezogene Glasur dosieren? Und wie genau muss es überhaupt sein?
Wenn ich die verschiedenen Okarinas meiner Sammlung betrachte, komme ich zu dem Schluss, dass das von der Größe der Okarina und der Größe der Grifflöcher abhängt. Die 7-Loch-Okarina von Takács hat so große Grifflöcher, dass die Fingerkuppen von schmalen Kinderfingern hinein "fallen" (letzte Woche getestet und beobachtet). Bei so großen Grifflöchern schätze ich die Auswirkung minimaler(!) Schwankungen der Glasurdicke auf die Intonation so gering ein, dass Differenzen der Tonhöhe leicht über den angepassten Blasdruck kompensiert werden können. Gerät zu viel Glasur in das Griffloch, kann man es leicht wieder aufbohren, solange die Glasur lediglich als Pulver auf dem Instrument klebt. Bei meiner Takács Okarina ist keines der Grifflöcher rundum komplett glasiert. Die Grifflöcher meiner Rotter Ocarinas sind frei von Glasur. Beide Hersteller achten also darauf, dass die Glasur möglichst keinen Einfluss auf die Intonation nimmt.

Flexibilität der Intonation
Die Grundstimmung lässt sich bei den Takács 7-Loch-Okarinas enorm ziehen. Bei meiner bekam ich heute Abend als tiefsten Ton ein E5 und als höchsten Ton ein A5 (Quarte) (Referenz: A4=440Hz). Wenn die Okarina kälter oder wärmer ist, kann das Ergebnis etwas anders sein. Laut Hersteller ist der Grundton F5. Um diese Lage zu treffen, muss ich bei meiner Okarina die tiefsten Töne ganz sachte anspielen. Im hohen Bereich muss ich den Blasdruck steigern, damit die Intonation nicht zu tief hängt. Im Zusammenspiel mit dem Clavinova klingt meineTakács Okarina am besten, wenn ich sie beim Spielen so intoniere, dass Fis5 als Grundton klingt.

Der Grundton meiner beiden Picolo Muscheln von Rotter lässt sich durch Änderung des Blasdrucks von A5 bis D6 ziehen. (Quarte) Das ist eine wesentlich höhere Stimmlage. Rotter baut von diesem Okarinatyp Instrumente in verschiedenen Lagen. (Picolo, Sopran, Alt, Tenor, Bass Kontrabass) Die Instrumente sind in C-Dur und G-Dur gestimmt. Als tiefster Ton wird bei den C-Ocarinas H (=B) angegeben. Man beginnt mit sanftem Blasdruck und muss dann steigern, damit man die erforderliche Höhe trifft. Die Sopran Muschel von Rotter habe ich im Moment leider nicht zur Hand. Die ist in G-Dur gestimmt und wäre somit in der Tonlage etwas besser vergleichbar.

Trotz der unterschiedlichen Tonlagen habe ich den Eindruck, dass sich die Instrumente der beiden Hersteller beim Spielen ähnlich verhalten.

Der Grundton Fis meiner Takács-Okarina ergibt eine ungewöhnliche Stimmlage bzw. Tonleiter, für die sich nur schwer Mitspieler finden lassen.
Wegen der zuverlässigen Grundstimmung der Rotter-Okarinas kann man diese der Gruppe der Konzertokarinas zurechnen, die für Ensemble-Spiel geeignet sind.

Stimmkorrektur vornehmen
Wie heißt es bei mehrteiligen Blockflöten so schön? Ein wenig nach unten geht immer! Nur nicht nach oben. Für Okarinas mit Stimmloch gilt das auch.

Schon beim Kauf der Tartács Okarina war mir aufgefallen, dass der Grundton meiner Okarina beim Abdecken des Stimmlochs etwa einen Halbton sinkt. Wie sich das bei den anderen Okarinas der Händlerin verhielt, habe ich in der unruhigen Marktatmoshpäre nicht versucht herauszufinden. Da dürfte der Effekt aber ähnlich gewesen sein.
Wenn die Abdeckung des Stimmlochs einen so deutlichen Unterschied hervorruft, hat man einigen Spielraum, um die Okarina bei Bedarf nachzustimmen. Im Fall meiner Okarina bedeutet das, dass ich den Grundton von Fis5 auf F5 absenken kann. Die einfachste Methode ist, das Stimmloch mit Klebeband abzudecken.
image.jpg
image.jpg

linkes Bild Rotter Piccolo: kleines Stimmloch über der Kordelöse / Quelle
rechtes Bild Takács Ocarina von oben nach unten: Fenster, Daumenloch, Stimmloch, Loch für Kordel / Quelle

Griffschema
Das Griffschema der beiden Hersteller ist identisch.
Beide Hersteller legen den Instrumenten unabhängig von der Stimmung der Instrumente C-Dur Grifftabellen bei. (siehe oben) Rotter gibt seinen Instrumenten einen kleines Heftchen mit ein paar Melodien dazu.
Die Grifftabelle von Takács musste ich für meine Okarina korrigieren. Wie bei der 7-Loch-Okarina von Rotter muss das tiefe cis mit halb gedecktem c-Loch gespielt werden. Öffne ich wie auf der Grifftabelle von Takács angegeben das E-Loch, erhalte ich kein cis sondern ein d, weil das C-Loch und das E-Loch bei meiner Okarina gleich groß ist.

korrigierte-grifftabelle-f%C3%BCr-die-7-loch-okarina-von-%C3%A1rp%C3%A1d-tak%C3%A1cs.jpg
Quelle

Gruß
Lisa


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Grund: Foto ausgetauscht
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Hallo @Old Boy
Verrätst du uns, welchen Grundton die Okarina im Beispiel hat???
Damit wir in dem anderen Thread nicht völlig vom Thema abkommen, beantworte ich die Frage hier.
Die Herkunft der Okarina aus dem Musikbeispiel ist hier in Post #2 beschrieben. Ein Post weiter kannst Du das Musikbeispiel noch einmal anhören.
Der Hersteller gibt die Stimmung dieses Instruments mit F an. Beim Testen fand ich allerdings heraus, dass die Instrumente nicht alle gleich gestimmt sind. Wenn es sich nicht ausdrücklich um Konzertokarinas handelt, muss man bei Okarinas immer damit rechnen. Die Gründe dafür habe ich in #14 beschrieben.
Solange eine Okarina in sich stimmig klingt und sich gut spielen lässt, mag ich auch diese Stimmabweichungen. Inzwischen besitze ich zwei davon in unterschiedlichen Stimmungen.

Viele Grüße
Lisa
 
Danke @Lisa2 für deine Antwort, werde ich mir gleich in Detail ansehen...
 
Grund: Zweiter Teil des Beitrags in passenden Thread verschoben (s. Link)
Dein Link führt leider nicht zu der Riesen-Bass-Okarina. Aber ich weiß, welche Du meinst.

Gruß
Lisa

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Grund: Antwort verkürzt, voller Beitrag = Antwort auf verschobenen Beitrag von VIT in passenden Thread verschoben
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Okarinafunde in Ecuador


Die "Pontificia Universidad Cátolica de Chile" publizierte im Juni 2016 in der Nr 38 des Magazins "Resonancias: Revista de investigación musical" den von José Pérez de Arce geschriebenen Artikel "Flautas arqueológicas del Ecuador".
Der in Spanisch verfasste Artikel verweist auf ein 42 seitiges PDF und stellt daraus Exponate vor, die aus verschiedenen Kulturen stammen, die in der Zeit vor der spanischen Eroberung auf dem Gebiet des heutigen Ecuador gelebt wurden. (de diferentes culturas prehispánicas de la zona del Ecuador actual.)
Die 2015 durchgeführte Studie befasste sich mit 1000 Blasinstrumenten und erarbeitete eine Typologie der "flautas prehispánicas de la zona del actual Ecuador". Sie beschreibt in Wort und Bild:
- Kenas
- Panflöten
- Querflöten
- Gefäßflöten (Flauta Globular)

- A - Cámara globular simple = einfache Kugelformen
- B - Cámara en forma de caracol = Gefäßflöten in Schneckenform
- C - Cámara doble =- Gefäßflöten mit 2 Kammern (figürlich geformt)
- Ocarinas
- verschiedene Formen, die ich mir noch näher ansehen will (dann ergänze ich diesen Text hier)
- Kombinationen Flauta Globular + Ocarina
Da ich die spanischen Texte nur mit Übersetzungshilfen entschlüsseln kann, ist es mühsam, den im Artikel beschriebenen Unterschied zwischen "Flauta Globular" und "Ocarina" zu verstehen. Ich hoffe, dass ich das noch herausfinde oder jemand, der des Spanischen mächtig ist, Hinweise geben kann.

Mein erster Eindruck ist folgender:
Das gemeinsame Merkmal der unter dem Begriff "Flauta Globular" (= kugelige Flöte) zusammengefassten Instrumente ist der fehlende Windkanal. Um einen Ton zu erzeugen, wird bei allen Instrumenten die jeweilige Anblaskante direkt angespielt, so wie man es von Querflöten, Panflöten oder von Kenas (mit Kerbe) kennt. In China sind derart angespielte Gefäßflöten unter dem Namen Xun zu finden. In meinem Instrumentenlexikon werden sie "Hsuan" genannt.
Die gemeinsamen Merkmale der unter dem Begriff "Ocarina" zusammengefassten Instrumente sind der Windkanal und das Fenster. Diese "Anblashilfe" sorgt dafür, dass der Luftstrom sicher auf die Anblaskante trifft. Beides, also Windkanal und Fenster, zeigen bei den Exponaten unterschiedliche Formen. Die Variationen bei der Formung, Dimensionierung und Positionierung von Windkanal und Fenster bewirken den jeweils typischen Klangcharakter der verschiedenen Okarinas.

Der von Guiseppe Donati (Italien 1836 - 1925) erfundene Begriff "Ocarina" = "kleine Gans, Gänschen" kommt mir als Bezeichnung für Instrumente aus prähispanischen Kulturen etwas eigenartig vor. Er scheint sich aber wohl als Bezeichnung für eine per Windkanal angeblasene Gefäßflöte international derart etabliert zu haben, dass man ihn aus dem ursprünglichen Kontext herausgelöst als Oberbegriff für eine vielgestaltige Instrumentengruppe verwendet.

Links
Der Artikel: http://resonancias.uc.cl/es/Nº-37/flautas-arqueologicas-del-ecuador.html
Der zum Artikel führende Blogeintrag: http://bitacoradeunmusicoblog.blogspot.de/2016/08/quena-de-hueso-ecuatoriana.html

Gruß
Lisa


 
Grund: Ergänzung
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Die Sache mit der Stimmtemperatur und dem Blasdruck
- eine Suche nach Antworten

Als Okarinaspieler ist man eigentlich ständig auf der Suche nach seiner idealen Okarina.
Ein wichtiges Kriterium für oder gegen die Wahl einer Okarina ist der Verlauf der Blasdruckkurve. Die ist grundsätzlich von tief nach hoch ansteigend. Wie sehr sie ansteigt, das unterscheidet sich bei den verschiedenen Okarinamodellen mehr oder weniger. Und je mehr Löcher die Kammer einer Okarina hat, um so größer ist der Unterschied zwischen dem Blasdruck des tiefsten und des höchsten Tons?
Naja, ganz so einfach ist es nicht. Das hängt auch von der Form der Okarina ab (lang gestreckt ... kurz gedrungen) und davon, wie der Okarinabauer die Okarina stimmt.
Interessanterweise ist der aufzubringende Blasdruck aber nicht bei jeder Okarina gleich. Das kann man auch bei Okarinas beobachten, die scheinbar dieselbe Form haben, oder zumindest eine ganz ähnliche. Wenn sich dann die höchsten oder tiefsten Töne auf einer der Okarinas nicht gut spielen lassen, dann ist das aber nicht zwingenderweise auf das Unvermögen des Okarinaspielers zurück zu führen, sondern auf physikalische Gesetze, die dafür sorgen, dass sich die Schallgeschwindigkeit in Abhängigkeit von Temperatur und Luftfeuchtigkeit ändert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schallgeschwindigkeit

Die Bedingungen, unter denen auf Okarinas musiziert wird, ändern sich außerhalb klimatisierter Räume. Wenn nun eine Okarina unter Bedingungen gestimmt wird, die später auch überwiegend beim Musizieren herrschen, nehme ich zunächst mal an, dass die Auswirkungen witterungsbedingter Änderungen auf die Bespielbarkeit der Okarina nicht all zu groß sind und in der Regel durch Anpassung des Blasdrucks kompensiert werden können. Denn man hat zumindest bei bauchigen Okarinas in der Regel einen ziemlich großen Spielraum für die Intonation.

So weit eine zunächst mal ziemlich vage Hypothese, mit der ich mir die Beobachtung erklärte, dass sich meine Instrumente aus Taiwan im Winter sehr viel schlechter intonieren lassen als im Sommer, während das bei meinen Instrumenten aus England nicht in dieser auffälligen Weise der Fall ist.
Ich fragte mich,
- ob das lediglich ein eigenartiger Zufall ist
- ob eine Vorgehensweise dahinter steckt, die sich in irgendeinem Punkt prinzipiell unterscheidet
- oder ob das mit unterschiedlichen klimatischen Voraussetzungen zusammenhängt
Die vage Hypothese, dass klimatische Bedingungen zu meinen Beobachtungen führen, stellte mich nicht zufrieden. Ich wollte wissen, welche Bedingungen genau für die Intonation einer Okarina von entscheidender Bedeutung sind. Temperatur? Luftdruck? Luftfeuchtigkeit?

Vielleicht würde es ja weiterhelfen, herauszufinden, unter welchen Bedingungen Okarinas gestimmt werden und diese Bedingungen mit denen zu vergleichen unter denen sie später genutzt werden. Aber woher all diese Informationen nehmen?

Dass die Temperatur eine wichtige Rolle spielt, ist beim Okarinaspielen leicht zu beobachten. Die Temperatur ist mit einfachen Mitteln feststellbar; Luftdruckänderungen ebenfalls. Beim Messen der Luftfeuchtigkeit innerhalb der Okarina muss ich passen.

Was lässt sich beobachten?
Wie andere Blasinstrumente auch, muss eine Okarina vor jedem Musizieren etwas "eingespielt" werden, bis man das richtige "Intonationslevel" erreicht. Schließlich erwärmt sich im Instrument die Luft durch das Spielen und auch die Luftfeuchtigkeit erhöht sich. Der Effekt: der Ton steigt und man kompensiert den Anstieg durch Reduzierung des Blasdrucks. So weit so gut. Wenn da nicht die Okarinas wären, die ständig zu tief hängen und bei denen die Korrektur der Tonhöhe durch Anpassung des Blasdrucks ohne Zuhilfenahme eines Heizkissens einfach nicht ausreichend funktionieren will. Also bei mir zumindest.
Kann ja sein, dass ich irgendeine spieltechnische Finesse noch nicht entdeckt habe. Aber wenn das Problem zumindest kurzzeitig dadurch gelöst werden kann, dass ich die ständig zu tief hängende Okarina in ein Heizkissen lege oder sie im Sommer in die Sonne stelle, dann muss das Problem doch irgeneine andere Ursache haben.
Aber welche?

Interessanterweise machten bei mir erst einmal nur solche Okarinas Probleme, die in Taiwan hergestellt worden waren. Mit meinen englischen, deutschen, niederländischen und schweizer Okarinas hatte ich dagegen nie Probleme. Auch die Kinderokarinas aus Österreich ließen sich stets gut intonieren.
Nun kenne ich die klimatischen Bedingungen in Taiwan nicht. Aber vielleicht ist es dort ja wärmer wie bei uns. Wenn das stimmt, dann würde ich die Okarina trotz warm spielen ständig in unterkühlten Zustand spielen. Da war es dann ja kein Wunder, wenn die Intonation der höchsten Töne Probleme machte.

Als mir eine amerikanische Okarinabauerin erzählte, wie frustriert sie war, als feststellte, dass sie die im Sommersitz in den Bergen gemachten Okarinas im Flachland alle nachstimmen musste, weil sie da nicht mehr gut klangen, schien sich mein Verdacht, dass das Klima bei der Intonation eine Rolle spielen könnte, zu bestätigen.

Eine weitere Bestätigung meines Verdachts erhielt ich kürzlich in einer Diskussion, in der danach gefragt wurde, welche von zwei bestimmten Okarinas für einen Anfänger leichter zu erlernen sei. Da ich beide Okarinas, nach denen gefragt wurde, besitze, war ich sehr erstaunt über die Antworten, in denen es durch die Bank hieß, dass es eigentlich keinen Unterschied gäbe und beide gleich gut seien.
Da ich weiß, wie schwer es für Anfänger ist, die obersten Töne korrekt zu intonieren, warf ich ein, dass sich die höchsten Töne der Skala bei einer der beiden Okarinas deutlich schwerer korrekt intonieren lassen, als bei der anderen. Ich schilderte, dass ich beide Okarinas 1 Stunde lang nebeneinander offen auf dem Tisch hatte liegen lassen, um für vergleichbare Voraussetzungen zu sorgen. Das Thermometer an der Wand zeigte 24°C. Es hing im Zug der aus dem Garten herein wehenden Luft.
Ich kalibrierte das Stimmgeräd KORG 120 OT auf 440Htz und beobachtete beim Spielen die Nadel.
Der Unterschied zwischen den beiden Okarinas war auf der Anzeige deutlich zusehen, an der "Tonschönheit" deutlich zu hören und beim Spielen deutlich zu spüren. Bei einer Okarina gelang die Intonation deutlich leichter mit deutlich besserem Ergebnis, als bei der anderen. Bei der Problemokarina, eine AC 12-Loch, musste der Blasdruck ab dem hohen D extrem verstärkt werden. Ohne Anwärmen des Instruments war der oberste Ton nicht auf Anhieb erreichbar. Nach dem Einspielen kam ich hin, aber wie! Der oberste Ton dieser Okarina ist für das Musizieren nicht wirklich brauchbar, da er gepresst und schrill klingt, wenn man ihn in der richtigen Höhe spielen will. Wer die Intonation nicht am Stimmgerät kontrolliert, sondern nur so aus dem Gefühl heraus nach Gehör spielt, wird von dieser Okarina verleitet, sich an eine zu tiefe Intonation zu gewöhnen.

Und was sagt der Hersteller in dieser Diskussion dazu?
Die Instrumente werden bei 25°C intoniert. Sie sollten dann auch nicht kälter gespielt werden. Profis wüssten das. Aha? :confused:

Hmmm .... Na ja, gut. Alles klar. :nix:
Dann muss ich also bei dieser Okarina sogar im Sommer das Heizkissen anwerfen? :gruebel:
Das ergibt doch keinen Sinn, wenn ich durch Einspielen allein die Okarina nicht auf eine Temperatur bekomme, die die höchsten Töne gut klingen lässt.
Die Raumtemperatur betrug bei meinem Test zwar nur 24°C. Dementsprechend war auch die Okarina temperiert, als ich sie in die Hand nahm. Doch beim Einspielen steigt die Temperatur der der Okarina durch die deutlich wärmere Atemluft um mehr als ein Grad Celsius.

Belegen kann ich die Aussage des Herstellers nicht, da die komplette Diskussion scheinbar später von irgendjemand gelöscht wurde. (*)

Als ich heute auf der Webseite eines italienischen Okarinabauers stöberte, entdeckte ich dort den Hinweis, dass er seine Okarinas bei 20°C stimmt. Aha! (*2)
Seine Okarinas gehören zu den Instrumenten, die mir keinerlei Intonationsprobleme machen.
Die passen dann wohl einfach besser zu dem Klima, in dem ich lebe. :love:

Meine Suche nach Antworten ist aber noch nicht zuende ...

Viele Grüße
Lisa


(*) Danke Heike für den Hinweis. In den dem verschachtelten Diskussionsverlauf hatte ich den Teil nicht mehr finden können. Also ist die Aussage doch belegbar.

(*2) http://www.clacol.it/clacoltecnica.php
 
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