Ist es normal daß ich dauernd denke, daß es meine Lieder schon gibt?

  • Ersteller lukas2148
  • Erstellt am
Ich belebe den Thread mal wieder, weil er sehr ähnlich ist wie etwas, was ich fragen möchte. Und zwar:
was tut man dagegen?`
Wenn ich versuche Musik zu schreiben, habe ich meistens eine Melodie, ein kurzes Stück im Kopf, was mir plötzlich so eingefallen ist. Nun gut. Das Problem ist, wenn ich dann versuche, mir den Rest des Songs auszudenken, rutscht mein Gehirn sofort in einen ähnlichen Song, den ich kenne, und düdelt den dann vor sich hin bis zum Erbrechen. Das heißt, mir kommen ständig irgendwelche Melodien in den Kopf, die ich schon mal gehört habe, die vielleicht sogar auch zum Song passen würden, aber ich will ja was eigenes verfassen.
Habt ihr Tips, wie man das vermeidet und den Kopf wieder frei bekommt?

Hi,
Erstmal ist es wichtig nichts zu forcieren. Wenn du denkst "Oh geil, ich brauch jetzt ganz schnell ne andere Melodie dazu", dann nimmt sich das Gehirn halt das was grade am verfügbarsten ist und das sind dann die fertigen Melodien aus deiner Musiksammlung. Konzentriere dich nicht so sehr auf das was noch nicht da ist sondern erforsche den Gedanken den du schon hast um ihn möglichst natürlich zu entwickeln! Spiel mit der Melodie auf unterschiedlichste Art und Weise, ganz locker und ungezwungen. Nimm ihn vorher kurz auf, dann kann er nicht mehr verloren gehen. Irgendwann kommt dann von alleine die Vorstellung wie es weitergehen soll. Wenn du willst dass dieser Vorgang schneller und zuverlässiger geht musst du halt an deinem Handwerk arbeiten, also ein paar einfache Songs schreiben, ganz ohne große künstlerische Ambitionen oder emotionale Verbindung. Einfach um herauszufinden was so "funktioniert" und was nicht. Denn wenn du weißt welche Akkorde "passen" und welche nicht musst du dir um diese Trivialitäten keine Gedanken mehr machen wenn du wirklich etwas sagen willst. Die ersten Songs sind eh nicht die geilsten und du wirst erst später "deinen Sound" finden wo du dich wirklich ausdrücken kannst und dir keine Sorgen machen musst wie jemand anderes zu klingen weil du weißt dass es von dir kommt. :)
Gehörbildung und den eigenen Horizont erweitern sind das a und o. Je mehr du kennst, desto weniger wirst du den Zwang haben von einer Quelle zu nehmen.

Und wenn du wirklich immer wieder in eine bestimmte Melodie oder ein Klischee hereinrutscht kannst du einfach versuchen dich zu zwingen genau das Gegenteil von dem zu machen was du vermeiden willst. Geht die Melodie nach unten gehst du noch oben, wird sie schneller wirst du langsamer usw. Du musst das Ergebnis davon nicht nehmen, darum geht's nicht! Das Ziel ist deinem inneren Ohr andere Möglichkeiten die ebenfalls "funktionieren" zu zeigen. Dann kann es vielleicht zwischen dem ersten ("geklauten") und dem zweiten zu anderen Ergebnissen kommen die weder geklaut oder konstruiert, sondern frisch und natürlich klingen.

Hauptsache du kommst nicht auf die dumme Idee an der fremden Melodie ein paar Noten zu ändern bloß um ein Plagiat zu vermeiden. Das bringt dich künstlerisch nicht weiter und klingt trotzdem wie ein billiger Abklatsch. Dann lieber ehrlich "klauen" und etwas Neues aus der fremden Melodie machen...
 
Ich würde sagen, Du kombinierst verschiedene Stücke, die Du in Deinem Leben gehört hast, und lässt neue Stücke daraus entstehen.
Das passiert allerdings im Unterbewusstsein.
Bewusst ist dir nur, dass Dir die Lieder, die Du schreibst, bekannt vorkommen.

nerdige Info am Rande:
Die Geschwindigkeit der Impulse liegt im bewussten Teil des Gehirns bei 120-140 mph (Meilen pro Stunde, ca. 193-225 km/h), im Unterbewusstsein ca. 800x schneller, bei über 100.000 mph (mehr als 160.900 km/h) ;-D
 
Ist es normal daß ich dauernd denke, daß es meine Lieder schon gibt?

Herr Bohlen, Sie auch hier im Musiker-Board? :D
 
Die Geschwindigkeit der Impulse liegt im bewussten Teil des Gehirns bei 120-140 mph (Meilen pro Stunde, ca. 193-225 km/h), im Unterbewusstsein ca. 800x schneller, bei über 100.000 mph (mehr als 160.900 km/h)
Bewusster oder unbewusster Teil des Gehirns sind keine neurologisch funktionalen Einheiten, sondern je nach theoretischer Ausrichtung der Autoren recht unterschiedlich definierte psychologische Kategorien zu ganz anderen Zwecken als der Messung neuronaler Impulse.
Angaben wie oben sind aus gutem Grund nicht näher nachvollziebar (was genau wurde wo genau und wie gemessen?). Sie gehen nahtlos von zitierter Wissenschaft zu purer Fiction über und dienen oft genug eher dubiosen Zwecken.

Dass Einem eigene musikalische Ideen bekannt vorkommen, kann am tatsächlichen Ausmaß der Ähnlichkeit mit veröffentlichten Songs liegen.
Aber auch, wenn es bereits unzählige Hits mit der Louie-Louie Progression oder dem einfachen Blues-Schema gibt so heißt das noch lange nicht, dass man nicht noch einen guten Song mit solchen Akkordfolgen schreiben könnte.
Man kann dem Plagiat-Verdacht natürlich durch bewusste Veränderungen des Materials gegensteuern und hilfreich ist es vielleicht auch, das eigene Repertoire der nachgespielten Stücke und damit der erfahrenen Möglichkeiten weiter auszubauen.

Das Gefühl des Bekannten kann aber auch ohne objektiven Grund als hochinteressantes psychisches Phänomen vorkommen, als sogenanntes déjà vu.
 
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Ich hatte dies übrigens schon in beiden Ausprägungen …

- es fühlt sich an als würde ich kopieren und mein Hirn suggeriert mir es wäre bekannt.

- es fühlt sich "Neu" an und erst eine deutlich spätere Verknüpfung bringt die Basis - den mir durchaus bekannten Song - ans Tageslicht. UUUPPPSSS …

Im Prinzip ist der erste Teil sogar der Bessere, da man da bewusst gegen steuern kann und das Material "personalisieren".

durch bewusste Veränderungen des Materials gegensteuern

Im Beispiel 2 ist der Song meist komplett fertig (und mit etwas Pech auch produziert) bevor einem das Lichtlein aufgeht. Da kann man dann nur noch hoffen, dass die gewählte Darreichungsform so eigenständig ist, dass der Rest der Welt ähnliche Probleme mit dem erkennen hat wie man selbst.

Gruß
Martin
 

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