Ampeg SCR-DI

disssa
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Einer meiner ersten Preamps war ein Ampeg SVP Pro. Schnell folgten die weiteren Ampeg Preamps SVP CL, SVP BSP und der SVT-IIP. Besonders der zuletzt genannte Preamp wurde schnell mein "Lieblings-Preamp". Simpel aufgebaut, überschaubarer EQ und mit einem stimmigen Grundsound bietet dieser Preamp den "typischen" Ampeg-Sound.
Interessant fand ich die Vorstellung eines Ampeg-Preamps im Bodentreter-Format, welcher laut Werbebotschaft "eine große Auswahl an authentischen Ampeg-Klängen vom glatten Portaflex bis hin zum obertonreichen SVT" bieten soll. (Quelle: thomann.de)


Übersicht

Anschlüsse: AUX in (Klinke, Miniklinke), Input, Thru, DI-Out (XLR), Line Out (Klinke), Kopfhörer
Stromversorgung: 9-12 Volt DC (100 mA)
Abmaße: 190 x 60 x 110 mm (LxHxT)
Gewicht: 1200 g
Regelung: 3-Band EQ (Bass, Mid, Hi), Volume, AUX-Level

scrdi_front_a.jpg


scrdi_top.jpg



Konzept

Das Gerät ist mit knappen 1,2 kg deutlich schwerer, als die meisten Bodentreter, die man üblicherweise auf einem Effektboard findet. "Built like a tank" trifft es ganz gut, denn das Gehäuse ist aus dickem Metall gefertigt und mattschwarz lackiert. Die mit angenehmen Widerstand zu bedienenden Potis sind nicht durch einen Bügel oder ähnliche Schutzvorrichtungen gegen unvorsichtige Fußtritte geschützt, der Abstand zwischen den Fußschaltern und den Bedienelementen ist jedoch ausreichend weit gewählt.

Zur Stromversorgung können ein optionales Netzteil (9-12 Volt DC) oder ein 9 Volt Block verwendet werden. Die DI-Box verfügt über keinen von außen separat erreichbaren Batterie-Schacht, zum Einlegen des 9 Volt Blockes muss das Gehäuse geöffnet werden. Dies kann auf einfache Weise vollzogen werden: Die gummierten Füße auf der Unterseite des Gehäuses dienen gleichzeitig als Schrauben.

scrdi_screw.jpg


So ist die Box schnell geöffnet und bietet folgenden Anblick:

scrdi_open.jpg


Die Eingangsempfindlichkeit kann nur mit einem auf der Platine platzierten Pad-Switch gewählt werden. Bei der Verwendung von Output-starken Bässen kann diese um 15 dB abgesenkt werden. Einfacher wäre es gewesen, einen von außen zugänglichen Schalter anzuordnen. Ich habe das Pedal mit einem passiven Fender Roscoe Beck V (sehr schwacher Output) und einem Music Man Sterling 5HH (sehr hoher Output) getestet. Die Eingangsempfindlichkeit musste ich zu keiner Zeit anpassen, das Gerät kam mit beiden sehr unterschiedlichen anliegenden Inputs sehr gut zurecht.


Bedienelemente

scrdi_right.jpg


Der Bass wird auf der rechten Seite des Pedals angeschlossen. Am mit Thru betitelten Ausgang liegt ein von der Klanggestaltung unbeeinflusstes Signal an (z.B. für den Tuner etc.). Externe Quellen, z.B. mp3-Player, können wahlweise per Klinke oder Mini-Klinke angeschlossen werden. Das AUX-Signal wird jedoch nur über den linksseitigen Phone-Out wiedergegeben. Die Lautstärke des AUX-In kann mit dem AUX Level Regler eingestellt werden.

scrdi_left.jpg


Auf der linken Seite befinden sich ein symmetrierter DI-Out inkl. Groundlift (z.B. zum Anschluss an eine PA), ein Line Out (z.B. zum Anschluss an eine Endstufe) und der o.g. Kopfhörerausgang.

"Kernstück" des SCR-DI Pedals ist der schaltbare Equalizer und der schaltbare Scrambler "Overdrive". Beides wird ebenfalls in den Ampeg Combos aus der BA-Reihe verwendet.

scrdi_eq.jpg


Volume bestimmt die Gesamtlautstärke des Pedals und wirkt sich auf den XLR-, Line Out und Kopfhörerausgang aus. Der schaltbare 3-Band EQ (Center-Stellung=flat) bietet mit Bass (±14 dB @ 40 Hz), Mid (+5 / -11 dB @ 500 Hz) und Treble (+16 / -15 dB @ 4 kHz) weite Regelungsmöglichkeiten und Soundvariationen, die durch ein schaltbares Ultra Lo (+1 dB @ 40 Hz / -10 dB @ 500 Hz) und Ultra Hi (+5 dB @ 8 kHz) Preset maßgeblich verändert werden können.

Mit dem Scrambler bietet die SCR-DI die Möglichkeit, dem cleanen Bass-Sound Overdrive-Sounds hinzuzufügen.

scrdi_scrambler.jpg


Der Zerrgrad wird mit Drive geregelt, während mit Blend der Zerrsound dem Cleansound stufenlos zugemischt werden kann. Die aktivierte Scrambler-Schaltung wird mit einer grünen LED quittiert.


Sound

Der Ampeg im Pedal-Format klingt gar nicht mal so übel - war mein erster Gedanke. Der Equalizer ist geschmackvoll abgestimmt und erlaubt schnelle Anpassungen an den Wunschsound. Lediglich das Höhenband erschien mir manchmal ein wenig zu hoch angesetzt, wirkungsvolle Änderungen konnte ich damit nicht sooo wirklich erreichen. So richtig in die Ampeg-Ecke geht es nach der Aktivierung der beiden Presets. Besonders das Ultra Lo Preset verleiht dem Sound einen deutlichen rockigen Charakter. Kein Wunder, die typische "Badewanne" wird hiermit aktiviert. In manchen Situationen erscheint mir jedoch die Absenkung der Mitten ein wenig zu radikal. Der Sound droht (abhängig von der Raumakustik) schnell dröhnig und somit undefiniert zu werden. Abhilfe schafft hier die gleichzeitige Betonung der Höhen durch den EQ.

Mit der Scrambler Schaltung möchte Ampeg amtlichen SVT-Sound bieten, jene leicht zittrigen Sounds, die halt typisch für die dicken Vollröhrenschiffe sind. Ich bevorzuge eher Cleansounds und setze nur selten einen Overdrive ein. Die Scrambler-Sounds finde ich (Achtung: Individuelle Geschmackssache!) ganz gut gelungen. "Brutalo"-Zerrgrade sind jetzt nicht die Stärke des Scramblers, die Sounds bewegen sich eher im "warm-weichen" Bereich. Schwer zu beschreiben, der Overdrive besitzt nicht diese kratzig-spitzen Hochmitten-/Höhenanteile, wie sie viele andere Overdrive-Pedals bieten. Zwar gehen die "weichen" Overdrive-Sound zu Lasten der Durchsetzungsfähigkeit und man droht im Bandkontext "unterzugehen", mit der Blend-Funktion kann man diesem Effekt in gewissen Grenzen entgegenwirken.

Sehr gut ist die Wiedergabe des Kopfhörerausgangs. Während viele andere Geräte, die dieses Feature bieten, an diesem Punkt nur einen recht dünnen Basssound bieten, erscheint der Sound im Kopfhörer deutlich und definiert. Es macht Spaß, den Ampeg SCR-DI als zu-Hause-üben-Werkzeug zu nutzen.

Ob das Eingangs erwähnte Versprechen, dass mit der SCR-DI "sämtliche" Ampeg-Sounds möglich sind, vermag ich nicht zu sagen. Ich habe zwar schon ein paar Ampeg-Amps besessen und einige andere Ampegs angespielt, die Raumsituationen sowie die "Testbedingungen" waren zu unterschiedlich. Aber: Wie schon erwähnt, erlaubt der EQ des Pedals weite Regelwege und somit viele verschiedene Sounds.


Fazit

Preamps im Bodentreter-Format sind keine Neuheit. Dieser Idee sind z.B. Hersteller wie Eden (WTDI), EBS (Micro Bass II) oder Hartke (Bass Attack) schon vor längerer Zeit nachgekommen.
Ampeg ist es m.E. gelungen, mit dem SCR-DI ein Pendant zu den bereits o.g. auf dem Markt etablierten Pedalen anzubieten. Mit den gebotenen Features kann "lästige" Rackschlepperei bald ein Ende haben. ;)


Links

Produktseite des Herstellers
Manual
 
Eigenschaft
 
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Externe Quellen, z.B. mp3-Player, können wahlweise per Klinke oder Mini-Klinke angeschlossen werden. Das AUX-Signal wird jedoch nur über den linksseitigen Phone-Out wiedergegeben.

..heißt, das Basssignal wird zum Aux-Kopfhörersound hinzu gemischt und nicht umgekehrt. Damit ist ein "lautes" Üben zu Playalongs nur über Hilfskonstrukte an der Kopfhörerbuchse möglich, weil am Balanced DI-Out wie auch am Line -Out (am Through sowieso) nur das Basssignal anliegt. Ich frage mich gerade nach der Zielgruppe für diesen Lösungsansatz. :gruebel:
 
Ich frage mich gerade nach der Zielgruppe für diesen Lösungsansatz. :gruebel:
Wahrscheinlich Menschen, die zuhause lautlos (per Kopfhörer) üben? Macht dann meiner Meinung nach auch Sinn, das Signal nicht über die anderen Ausgänge zu schicken, damit die Schaltung "aufs nötigste" beschränkt bleibt und weniger Fehlerquellen vorhanden sind...
 
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..heißt, das Basssignal wird zum Aux-Kopfhörersound hinzu gemischt und nicht umgekehrt. Damit ist ein "lautes" Üben zu Playalongs nur über Hilfskonstrukte an der Kopfhörerbuchse möglich, weil am Balanced DI-Out wie auch am Line -Out (am Through sowieso) nur das Basssignal anliegt. Ich frage mich gerade nach der Zielgruppe für diesen Lösungsansatz. :gruebel:
Vielleicht gehöre ich ja zur Zielgruppe. Wenn man die DI-Box live verwendet und den Kopfhörerausgang als InEar Monitor verwendet, dann ist es ein sehr nützliches Feature, wenn das per AUX zugespielte Signal (z.B. ein Monotorsignal vom FoH) nur auf dem Kopfhörer bzw. InEar hörbar ist. Schade, dass das Feature nur bei wenigen DI Boxen verfügbar ist.
 
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Danke an Disssa für dieses sehr hilfreiche Review :great:. Da ich das Produkt (in meinem Fall für Recordingsessions) sehr interessant fand und ich den Preis (aktuell 249,00 EUR) nicht direkt erlesen konnte, füge ich für gleichgesinnte mal ganz unauffällig noch den Thomann-Link hier ein.
.
 
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Vielleicht gehöre ich ja zur Zielgruppe. Wenn man die DI-Box live verwendet und den Kopfhörerausgang als InEar Monitor verwendet
Vielen Dank für diesen Hinweis. Diese Möglichkeit hatte ich nicht in Betracht gezogen.
 
Danke Disssa, sehr schönes Review. Ich besitze diesen Preamp/DI. Ich möchte nur noch kurz anmerken, dass ich eine kurze Zeit diesen direkt in eine Endstufe über den DI - Out eingespielt habe. Hierbei musste ich aber feststellen, daß der Output des Signals im Gegensatz zu anderen Preamps (Tech21 VT Bass RM zum Beispiel) doch sehr gering ist. Gleiches trifft auch für den Line Out zu. Über den Effekt Return am LH 500 ist das Signal auch recht leise. Aber als Pedal direkt vorm LH 500, also in den Instrumenteneingang des Hartke, einfach spitze. Gruß aus der Oberlausitz...
 
Hierbei musste ich aber feststellen, daß der Output des Signals im Gegensatz zu anderen Preamps (Tech21 VT Bass RM zum Beispiel) doch sehr gering ist. Gleiches trifft auch für den Line Out zu.
Wie sieht's denn aus wenn man das Signal in das Band-Mischpult einspeist ?
 
Wie sieht's denn aus wenn man das Signal in das Band-Mischpult einspeist ?
Das wiederum funktioniert bei unserem Allen & Heath ganz gut, da man ja noch da den Gain-Regler am Kanal hat. Hierdurch kann man ja die Eingangsempfindlichkeit regulieren...
 
Das wiederum funktioniert bei unserem Allen & Heath ganz gut, da man ja noch da den Gain-Regler am Kanal hat. Hierdurch kann man ja die Eingangsempfindlichkeit regulieren...
Ich hab mir grad mal das Manual angesehen, der Lineout / DirectOut Pegel
hängt direkt vom Volume-Regler ab. (Und natürlich von den EQ-Einstellungen ..)

Vielleicht mußt Du den Volume-Regler deutlich höher drehen.
Und mit dem LineOut (Klinke) nicht in den Preamp-In Deines Bassamps ?!?
Sondern die Vorstufe des Bassamps umgehen und direkt in die Bassamp-Endstufe.
Dann müßtest Du auch deutlich mehr Saft auf dem DI-Out haben ?!?
 
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auf jeden Fall liegt so ein Tier grade bei mir in der Packstation .. werde es ohne es groß auszupacken gleich mit zur Probe nehmen. Bin echt gespannt
 
Ich hatte es gestern mit dem Preamp im Proberaum, da geht die Sonne auf! Klingt sehr gut, Clean oder mit Scrambler.
 
Ich habe eine Frage zur Stromversorgung des Geräts: Bei älteren Versionen wie der hier vorgestellten ist von 9-12 V und 100 mA die Rede. Nun habe den Ampeg bei Thomann genauer inspiziert, wo jedoch bei der Netzteilbuchse von 500 mA die Rede ist (auch wenn Thomann in der Beschreibung weiter von 100 mA spricht). https://www.thomann.de/at/ampeg_scr_di.htm?ref=search_rslt_ampeg+scr_357619_1

Nun würde ich das Gerät gerne über mein Harley Benton Netzteil betreiben, das 9 V-Ausgänge á 120 mA zu bieten hat. https://www.thomann.de/at/harley_benton_powerplant_junior.htm?ref=search_rslt_powerplant_264101_1

Meine Frage an die Besitzer oder Leute, die sich mit Elektronik besser auskennen: Könnte ich den Ampeg mit dem HB-Netzteil ausreichend versorgen, oder bräuchte ich ein eigenes Netzteil?
 
Bei Thomann steht öfter mal Unsinn in den Beschreibungen, ich würde Ampeg glauben. Und die sprechen von 100mA: Manual.

Wo steht eigentlich was von 500mA, meinst Du den Gitarre&Bass-Test?
 
Auf dem Produktbild in der Thomann-Beschreibung und auch auf vielen Fotos im Netz steht 500 mA.

tumblr_nmg57zmsIM1t0qyxko4_1280.jpg


Dies ist falsch. Mir ist das bei Erstellung des Reviews auch aufgefallen. Daraufhin habe ich den Ampeg-Support angeschrieben, der mir mitgeteilt hat, dass 100 mA völlig ausreichend sind.
 
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Ich habe den mit dem Power Plant jr betrieben. Funktioniert hervorragend...
 
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Ausgezeichnet, vielen Dank!!
 
Steht bei mir ganz oben auf der Liste, und ich bin kein richtiger "Basser" :)
 
Das Gerät nenn ich ebenfalls seit ein paar Tagen mein Eigen und habe einen ähnlichen Weg hinter mir was Preamps angeht. Hatte lange Zeit einen SVP CL.

Bisher konnte ich das Teil nur per Kopfhörer testen, fühle mich da zum Üben aber direkt heimisch und muss mich nicht mit schnödem Übungsampgebrumme begnügen sondern habe einen richtig schönen, "großen" ampegartigen Ton im Ohr. Der Line-In ist für mich gerade das Killer-Feature, da ich für eine neue Band etliche Songs lernen muss. Das dann im Kombi mit dem schönen Bass-Ton, batteriebetrieben mit kurzen Kabeln da wo ich will - großartig.

Wie er sich in der Band schlägt, erfahre ich nächste Woche. Dann fliegt der Output in den FX Return meines Sweet 15 (leider der einzige Amp den ich nach 7 Jahren Bass Abstinenz noch habe).
 
Mir fällt da auf:

- Stromaufnahme ">= 100mA" heißt mindestens 100mA.
Meinen die damit, dass das Ding >= 100mA nuckelt oder dass das Netzteil mindestens 100mA Strom liefern können sollte?

Typische 9V Blöcke in Alkaline- Qualität haben 500mAh, d.h. man müsste bei 100mA alle 5h die Batterie tauschen?!?

Außerdem ist bemerkenswert, dass sich anscheinend auch Ampeg inzwischen auf dem Namen ausruht und in China fertigt...
 

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