Focusrite ISA828

Laguna
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Ein hallo an die Freunde der analogen Signalverstärkung!
Seit längerem bin ich glücklicher Besitzer eines Focusrite ISA828.


Geschichtliches
Die ISA Serie geht ursprünglich auf Ruper Neve zurück, der 1985 die Firma Focusrite gründete. Das erste kommerzielle Produkt war ein Preamp mit eingebauten EQ, der ISA110. Die ISA110 wurden einzeln als Rackversionen verkauft und später auch in den großen Focusrite Mischpulten benutzt.

Bei dem ISA828 handelt es sich um einen 8-kanaligen Preamp im 19” Rackdesign, der 2HE Platz einnimmt. Das Schaltungsdesign ist äquivalent zum erwähnten ISA110, ebenfalls werden die gleichen Lundahl L1538 Transformatoren benutzt.
Jedoch kommt der ISA828, ebenso wie der kleine Bruder mit 4 Kanälen ISA428 oder die einkanalige Version ISA One ohne EQ daher.

Bei jedem Gerät gibt es eine AD-Option. Bei den Modellen ISA428 und ISA828 ist dies über eine Steckkarte realisiert. Diese ermöglicht auch das Einbinden von externen analogen Effekten in den Signalweg.

Zur Vorderseite:

Die Front kommt in den typischen ISA Farben Grau, Blau, Gelb, Grau daher. Das ist nicht jedermanns Sache, jedoch muss ich sagen, dass die Farben in echt nicht so stark krätzig sind, wie auf Bildern.
ISA828_1_Front_DI.jpg ISA828_3_Front_Mitte.jpg ISA828_2_Front_Clock.jpg

Für jeden Kanal gibt es zwei Gain Regler. Der grobe Regler schaltet gerastert in Schritten von 10dB. Der feine Regler ist stufenlos und ermöglicht bis zu 20dB Gain. Zusätzlich gibt es einen Boost (0dB-30dB oder 30dB-60dB). Der Preamp verfügt damit insgesamt über 80dB Gainreserve.

Der Preamp verfügt über einen HPF der bei einer Frequenz von 75Hz ansetzt. Zusätzlich gibt es noch die für jeden Kanal einzeln schaltbare Phantomspeisung sowie einen Phasenschalter.
Über einen Button kann die Signalquelle ausgewählt werden. Zur verfügung stehen Mic, Line oder DI für die ersten 4 Kanäle. Die DI Inputs sind dankbarerweise auf der Vorderseite angebracht.
Ebenfalls kann über den Z-Button die Impedanz des Preamps ausgewählt werden. Möglich sind Werte von 600Ohm, 1400 Ohm, 2400Ohm und 6800Ohm. Dadurch kann der Preamp an verschiedene Mics angepasst werden.

Ist die AD-Karte verbaut, kann über einen Button das Metering vor oder nach die Inserts geschaltet werden. Ebenfalls ermöglicht ein Button das umschalten der Samplerate für die AD Wandlung.

Zur Rückseite:

ISA828_4_Back_Inputs.jpg
Hier sind die obligatorischen Eingänge für Mic und Line. Diese sind einzeln ausgeführt, es werden keine Kombibuchsen verwendet. Das ermöglicht die Verbindung von Mic und Line Signalen und damit das bequeme Umschalten von der Vorderseite.
Die Analogen Ausgänge sind als SubD-Stecker ausgeführt.

ISA828_5_Back_ADC.jpg
Über dem Stromanschluss befindet sich der Slot für die AD Karte. Diese enthält mit AES-EBU, zwei ADAT Anschlüssen (sehr schön, so können auch bei 88.2kHz alle 8 Kanäle übertragen werden) sowie einem WC Ein- und Ausgang.

Verkabelung:
Die Verkabelung des Preamps geht intuitiv von der Hand.
Ich benutze lediglich die Digitalausgänge der Wandlerkarte und gehe damit in eine RME raydat Karte. Das klappt sowohl bei 44.1kHz als auch bei 88.2kHz sofort. Auch die WC verrichtet ihren Dienst anstandslos. Hierzu gab es letztens eine interessante Diskussion im Stammtisch. Die genannte Quelle erklärt, warum es geschickter ist, den ISA (dort die Version 428) als Clock Master zu verwenden.

Haptik:
Die Haptik des Preamps ist gut. Die Regler sind leichtgängig und die Knöpfe haben einen definierten Druckpunkt. Man fühlt deutlich, wenn ein Regler in die nächste Position springt oder ob ein Knopf jetzt gedrückt wurde oder nicht.
Das Gerät wirkt recht eng. Sowohl vorne als auch hinten. Gerade die XLR-Eingänge mit Schnapp sind, gerade wenn alle 8 Kanäle belegt sind, nicht immer ohne Gefummel zu lösen.
Das ist bei 8 Kanälen auf 2HE allerdings auch verständlich, da hier ja einiges an Features untergebracht werden musste.

Verstärkung:
Die Regelung des Gains mit dem Button und den zwei Knobs funktioniert ebenfalls sehr gut. Meine Befürchtung war, dass sich die Bereiche ungünstig überschneiden. Der Hersteller hat aber sehr gut mitgedacht und meistens hat man über die grobe Regelung schnell einen passenden Bereich gefunden. Mit der Feinjustierung kann man dann noch das Signal entsprechend anpassen.

Dazu muss ich sagen, dass der Preamp wirklich massive Gainreserven hat. Selbst ausgangsschwache Mics wie beispielsweise die LRM-1 Bändchen mit 1mV/Pa oder das Shure Sm57 mit 1.88mV/Pa können hier ohne Probleme auch an leisen Quellen verwendet werden.
Desweiteren ist hervorzuheben, dass der Preamp auch bei hohen Verstärkungen sehr rauscharm arbeitet. Während ich mit den Preamps meines alten M-Audio Fasttrack interfaces schon vor Anschlag deutliches Rauschen hören konnte ist der ISA828 bei allen Einstellungen mucksmäuschenstill.
Das Manual gibt ein EIN (equivalent Input Noise) von -126dB an, das bei 60dB Gain gemessen wurde. Erwähnenswert ist, dass diese Messung einer echten Aufnahmesituation nachgestellt ist (Widerstand von 150 Ohm), wobei viele andere Hersteller das Rauschen im Kurzschlussmodus messen (das dann natürlich deutlich niedriger liegt).
Das THD wird mit 0.0008% bei 1kHz und 30dB Gain angegeben.

Zum Sound:

Für mich war der Sound eine echte Offenbarung. Davor kannte ich nur das oben erwähnte Fasttrack.
Auf einmal klingt alles definiert und matscht nicht mehr. Die ersten Aufnahmen waren ein E-Bass, sowohl über DI als auch den Amp. von der Definition im Bass- und Tiefmittenbereich war ich wirklich begeistert.

Der ISA828 ist eher ein cleaner Preamp. Er ist nicht 100% transparent, klingt aber auf jeden Fall sehr natürlich. Es passiert eher selten, dass z.B. Vocals (über ein Brauner Valvet, dezente Betonung der Mitten) mit dem ISA828 zu hart oder zu dünn klingen.
Erwähnen möchte ich noch, dass gerade dynamische Mics, wie das SM57 sehr von dem ISA profitieren. Der Klang wird dadurch aufgeräumter und angenehmer.

Preisliches:
Einziger Nachteil ist der Preis, der mit 2800€ für den Preamp und 650€ für die AD Karte absolut betrachtet recht hoch liegt. Andererseits ist der Preis pro Kanal mit 350€ vertretbar. Wer nicht so viel Geld auf den Tisch legen möchte oder einfach keine 8 Kanäle braucht, kann auch zum günstigeren ISA428 greifen. Den gibt es schon für 1700€ (425€ pro Kanal).






Quellen, falls nicht oben angegeben:
https://d3se566zfvnmhf.cloudfront.n...downloads/6982/isa828-user-guide-english0.pdf
http://www.soundonsound.com/sos/jun00/articles/focusrite.htm
 
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Tolles Review ;) Wäre es möglich Soundbeispiele zu hören? Mich würden vorallem Drumaufnahmen interessieren ;)
 
Soundbeispiele ? wieviele sollen's sein ?
praktisch alle Aufnahmen von akustischen Instrumenten und Mikrofonen beim grossen T wurden mit dem ISA 828 gefertigt ... :D

cheers, Tom
 
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Interessant, dass wusste ich noch garnicht :great:
 
Möchte meinen ISA auch nicht wirklich missen,..wirklich gute Preamps! Schönes Review.
 
Tolles Review ;) Wäre es möglich Soundbeispiele zu hören? Mich würden vorallem Drumaufnahmen interessieren ;)

Neben den schon erwähnten Thomann Aufnahmen, kann ich von meiner Seite aus demnächst nur Vocals und Akustikgitarre anbieten, sowie von älteren Aufnahmen Bass. Derzeit habe ich keine Räumlichkeiten, in denen sich Drums oder andere laute Instrumente aufnehmen lassen.

Danke an alle für die Kekse!

So Far...
Laguna
 
Martin Mitchell nutzt offenbar häufig einen Focusrite Twin Trak, der eher unter dem ISA liegen dürfte
gerade die bis 6,8kOhm reichende Impedanz des ISA ist ein Plus (bei älteren dynamischen Mikros)
mit denen befasst sich Mitchell (ua) sehr intensiv und seine Seite ist eine wahre Fundgrube
(auch an Anekdoten um die Technik herum)
die Audiobeispiele sind von hervorragender Qualität - und der Mann beherrscht sein Handwerk...

bei eigener Vorliebe für 'vintage Ton' habe ich die ISAs immer als 'zu clean' eingestuft
(verleitet durch Kommentare...) :oops:
an Mitchells Aufnahmen ist mir allerdings nichts steriles aufgefallen, im Gegenteil - die klingen sehr 'rund'

cheers, Tom
 

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