"Fasszination" Doku/Semesterarbeit

Sehr schönes und stimmiges Video.
Dem kann ich nur beipflichten ...

Hallo @CChris :)

Ich möchte Dir auch mal noch Feedback geben zu Deiner Doku. Also als erstes Mal cool, dass Du sie hier reingestellt hast! Das MB ist ja die ideale Plattform für solche Werke und Glückwunsch, dass Du es damit auch auf die Titelseite geschafft hast! Verdient würd' ich sagen! ;) Dadurch werden hoffentlich noch einige "fachfremde" Bestauner dazu kommen!

Bei Stilmitteln der hohen Filmkunst kenne ich mich leider nicht aus, kann Dir aber mein Gefühl vermitteln, welches ich beim Betrachten hatte. Ich fand das alles sehr stimmig! Ich mochte die langen Einstellungen, die wenigen Schnitte und teils auch, dass die Schnitte langsam ausklangen, um dann mit einer anderen Einstellung wieder zu beginnen. Auch unkonventionelle Einstellungen, wie z.B. den "Schwenk" mit der Kamera weg von der Snare hin zum Bauer, wo er die verschiedenen Varianten der Böckchen betrachtet, finde ich gelungen und bringen Abwechslung. Generell mochte ich die Machart, zu der Du Dich für die Doku entschieden hast. Kein Offsprecher, keine Betitelungen sondern Bilder und Dialoge, die für sich selbst sprechen. Was die Männer untereinander austauschen versteht man problemlos und Du gibst dem Betrachter sehr viel Zeit, das Gesehene zu verarbeiten. Auch die zwischengeschaltenen Interview-Sequenzen find' ich schön. Von der Kameraeinstelling bis hin zur Inszenierung mit Kamin und Weinglas. Da mochte ich vor allem das "Flair" zur späten Abendstunde und im dunklen Raum bei einem Glas Wein. Da bekommen die gesprochenen Worte so richtig Gewicht. Abgesehen davon finde ich Bruzzis Aussagen ziemlich treffend und überlegt. Stichwort Konsum(-trend) und Nachhaltigkeit. Man merkt, dass hier zwar gebaut, aber auch mit dem Zeitgeist gedacht wird. Dennoch steckt "eine alte Garde" hinter dieser Handarbeit. Eine "alte Garde", die sich ganz von alleine vom üblichen Stangenwaren-Mist abhebt, ohne sich künstlich "vintage" schimpfen zu müssen. Besonders schön fand' ich das Gleichnis zwischen Trommelbauer und Käufer. Wie der Bauer Freude hat und Zeit investiert, so wird auch der Käufer Freude haben. Und auch das für lange Zeit. Und last but not least fand' ich die Schauplätze ganz wunderbar! Schon die Anfangsszene mit dem Laster. Dann die Werkstatt, den Einblick in die Wohnung mit Kaffeemaschine ... Alles ganz authentisch und unspektakulär, und doch einzigartig. Ein Stückchen Friede auf Erden, könnte man meinen. :)

Zur Snare an sich muss ich glaube ich nicht viel sagen, da sind wir uns alle einig ... Die sieht nicht nur Sahne aus, sondern da stecken auch viele Überlegungen mit drin (angefangen beim Holz bis hin zur Tiefe). Was mich umhaut ist die Tatsache, dass Böckchen und Spannreifen selbst geschmiedet sind und der Oberhammer ist ja die Abhebung in "Fassbauweise" :) Der Knaller ...

Ich hatte meine wahre Freude mit der Doku und wünsche weiterhin viel Gelingen und Freude bei der Arbeit! Egal ob beim Trommelbau oder der Filmemacherei! :great: Und schön, dass man hier auch mal die Gesichter hinter den Avas kennenlernt! Ich hatte ja keine Ahnung ... :eek:

Alles Liebe,

Lim
 
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Das Video ist super:great:

Leider lässt sich ja der tatsächliche Klang der Snare nur erahnen, aber scheint echt ein hammerteil zu sein ... Gibt es vlt auch schon eine Projektplanung um die Snare herum ein komplettes "Wagner-Whine-Drum-Kit" zu bauen, sprich noch zwei bis drei Toms und die Basedrum aus dem gleichen Material dazu zu bauen? *g* :D

Edit: natürlich gerne dann auch wieder mit so einer tollen Video-Doku!
 
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Hi,
vielen Dank, das hört man doch wirklich gern:)!

Ich muss sagen, ich bin schwer verwundert (im positiven Sinne), wie der Film in seiner Art zu wirken scheint.
Die vergangenen Projekte an der Uni haben mich einige Nerven gekostet. Da ging es um Finanzen, Teamarbeit mit Nicht-Teamplayern und anstrengende Inszenierungen. Genau aus dem Grunde hatte ich mich hier nochmal für ein Soloprojekt entschieden und habe den Dreh so trocken und real halten wollen, wie ich die Geschichte als Beobachter eben selbst wahrnehmen konnte.
Nicht nur deshalb ist der Film so "gemächlich" und un-aufgeregt. Ich gebe zu, ich selbst kann mit den modernen Tricksereien, schnellen Schnitten und Musikwecksel a la Pro 7 Galileo und Youtube überhaupt nichts anfangen und gerade bei diesem Dreh hatte ich andauernd Werner Herzog mit erhobenem Zeigefinger im Hinterkopf, von dessen Dokumentationen ich schwer begeistert bin.

...Ich bin verwundert, dass sich viele Zuschauer über Resultat dieser Machart freuen und die Gemächlichkeit und "Effektlosigkeit" genießen. Toll ist das!
 
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Ja, ich muss mich dann doch auch mal anschließen. Ich habe ja deinen ersten Beitrag auch schon gemocht aber dieser hier ist um einiges besser! Kann natürlich auch daran liegen, dass die Snare in ihrer Gesamtheit schon ziemlich der Wahnsinn ist (selbst geschmiedete Böckchen, etc :eek:), aber die Doku bringt das alles wunderbar rüber! Kompliment!
 
Nicht nur deshalb ist der Film so "gemächlich" und un-aufgeregt. Ich gebe zu, ich selbst kann mit den modernen Tricksereien, schnellen Schnitten und Musikwecksel a la Pro 7 Galileo und Youtube überhaupt nichts anfangen und gerade bei diesem Dreh hatte ich andauernd Werner Herzog mit erhobenem Zeigefinger im Hinterkopf, von dessen Dokumentationen ich schwer begeistert bin.

...Ich bin verwundert, dass sich viele Zuschauer über Resultat dieser Machart freuen und die Gemächlichkeit und "Effektlosigkeit" genießen. Toll ist das!

Ich denke, dass du damit einfach dem Thema und vielleicht auch der Arbeitsweise von Bruzzi gerecht wirst.
Natürlich ist es nicht so effektheischend gedreht, wie die von dir angesprochenen Beispiele, soll aber denke ich auch eine andere Zielgruppe ansprechen und dieses entschleunigte Arbeiten vorstellen.
Es gibt denke ich für die verschiedenen Geschwindigkeiten und Dynamiken unterschiedliche Themenschwerpunkte. Wenn man jetzt ne Doku über einen Rave oder ein Festival wie das Summer-Breeze (mit viel Metal härterer Gangart) drehen möchte, wirkt so ein ruhiger Stil vielleicht auch schnell etwas aufgesetzt oder gezwungen. Hier passt es auf jeden Fall sehr gut.
Habe mir das Video auch gestern Abend noch mal zu Hause in Ruhe mit Kopfhörern (und nicht auf der Arbeit mit OnBoard Sound) angehört, und finde auch die Musikwechsel / Geräuschkulissen sehr passend.
Wobei bei all dem Lob, ich auch noch sagen möchte, dass mir persönlich etwas mehr Ambiente (Geräusche rund herum) noch eher zusagen. Aber ist natürlich sehr subjektiv.

Wie gesagt, noch mal ein Dank an euch beide für einen sehr netten, sympathischen Einblick!
Und viel Erfolg in der Uni mit der Doku (wird das eigentlich noch von nem Profi bewertet? :redface:)
 
Danke ;-)

Ja, als Semesterarbeit ist das vergleichbar mit einer Klausur, wird also gleichermaßen benotet. "Klausuren" existieren bei uns als solche garnicht.
...und die Benotung ist schon lange raus:engel:
 
Dann hoffe ich mal, dass die Benotung auch so gut war, wie das Feedback hier im Forum!
 
...Ich bin verwundert, dass sich viele Zuschauer über Resultat dieser Machart freuen und die Gemächlichkeit und "Effektlosigkeit" genießen. Toll ist das!
Geht jetzt ein wenig am Thema vorbei, aber ich glaube, dass uns da unser "Menschsein" einholt. :) Vieles mag heutzutage so schnell vonstatten gehen, dass wir kaum mehr folgen können ... An vieles gewöhnen wir uns natürlich, anderes hingegen wird ewig bleiben. Beispiele könnten sein die analoge Fotografie, die ja wieder extremen Aufwind hat. Junge Leute lesen auch wieder mehr Bücher oder sagen, dass sie abseits von iPad und Laptop in ihrer Freizeit nicht auch noch in einen Bildschirm glotzen wollen. Kunst auf Leinwänden, CDs, Kultur, Kochen, Handarbeit und ehrliches Handwerk ... Das sind alles Werte, die in vielen Sparten bereits vollmechanisiert sind. Und dennoch geht es immer wieder zurück zum Alten und es gibt Leute, die ehrliches Handwerk schätzen und kaufen wollen. Auch da geht der Trend zur Zeit wieder hin. Und ich glaube eben, dass dies nicht nur ein (Mode-)"Trend" ist, sondern ein Bedürfnis des Menschen. Das hat etwas "Natürliches", "in sich ruhendes" und "Puristisches" in sich. Darin fühlen wir uns "entschleunigt" und "geborgen" und das spricht unsere Sinne an. Sinne, die tausende von Jahren älter sind als die ganze Moderne. Da kann die Technologie machen was sie will. Und genau das hast Du mit Deiner Doku ziemlich gut transportiert wie ich finde. Da braucht es nichts weiter.

Alles Liebe,

Lim
 
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Geht jetzt ein wenig am Thema vorbei, aber ich glaube, dass uns da unser "Menschsein" einholt. :) Vieles mag heutzutage so schnell vonstatten gehen, dass wir kaum mehr folgen können ... An vieles gewöhnen wir uns natürlich, anderes hingegen wird ewig bleiben. Beispiele könnten sein die analoge Fotografie, die ja wieder extremen Aufwind hat. Junge Leute lesen auch wieder mehr Bücher oder sagen, dass sie abseits von iPad und Laptop in ihrer Freizeit nicht auch noch in einen Bildschirm glotzen wollen. Kunst auf Leinwänden, CDs, Kultur, Kochen, Handarbeit und ehrliches Handwerk ... Das sind alles Werte, die in vielen Sparten bereits vollmechanisiert sind. Und dennoch geht es immer wieder zurück zum Alten und es gibt Leute, die ehrliches Handwerk schätzen und kaufen wollen. Auch da geht der Trend zur Zeit wieder hin. Und ich glaube eben, dass dies nicht nur ein (Mode-)"Trend" ist, sondern ein Bedürfnis des Menschen. Das hat etwas "Natürliches", "in sich ruhendes" und "Puristisches" in sich. Darin fühlen wir uns "entschleunigt" und "geborgen" und das spricht unsere Sinne an. Sinne, die tausende von Jahren älter sind als die ganze Moderne. Da kann die Technologie machen was sie will. Und genau das hast Du mit Deiner Doku ziemlich gut transportiert wie ich finde. Da braucht es nichts weiter.

Alles Liebe,

Lim

Da könnte man wirklich weit ausholen und lange drüber reden, aber so ist es wohl. Ausserdem sieht man doch immer wieder, dass vieles von dem schnellkonsumierten Zeug eben nur auf Trends basiert. Trends sind zeitlich beschränkt, auch wenn sie dazu neigen sich zu wiederholen oder gar künstlich wieder heraufbeschworen werden. (Wir werden ja sehen, wie die Leute in 10 Jahren mit dem Finger auf sämtliche Bärte-fotos zeigen!:D )
Was das Thema analoge Fotografie/Film und ähnliche Arbeiten angeht, das hat auch stark mit "loslassen" zu tun und sich über das Unberechenbare freuen können, jetzt wo du durch Technik sogar deine eigene Fitness und deinen Körperzustand berechnen lassen willst/kannst/sollst.
Wie gesagt, ich freue mich sehr über das positive Feedback bei diesem Projekt, ganz klar auch über die Anerkennung die Bruzzis grandiose Arbeit hier erfährt!
 
...Ich bin verwundert, dass sich viele Zuschauer über Resultat dieser Machart freuen und die Gemächlichkeit und "Effektlosigkeit" genießen. Toll ist das!

Ich mag das auch sehr und es harmoniert mit dem was Bruzzi sagt über Wertigkeit und Nachhaltigkeit.

Beiträge mit schnellen Schnitten etc. empfinde ich insgesamt einfach nur hektisch. Wenn man mal beim Privatfernsehen genauer hinschaut, merkt man: Die Inhalte sind oft total dröge und bekommen ihre Action nur noch durch die Hektik im Schnitt. Es ist vermutlich ein Kampf um die Aufmerksamkeit des Zuschauers, der vorbeizappt. Das ist ein für mich omnipräsentes Thema, auch auf Facebook & Co: Jeder möchte mit dem ersten Schlag durch die Wand beim Rezipienten, weil einfach so viel passiert. Es ist ein regelrechtes Wettrennen.

Dein Film braucht das nicht, er hat nämlich wirklichen Inhalt. Ich vermute mal, dass Dein Film bei vielen Zuschauern gut ankommen wird, die sich a) für das Thema interessieren und b) sich auf dieses "langsame" Format einlassen können. Alle anderen wirst Du nicht erreichen.

Letztendlich, um eine Kurve zu kratzen: Das ist bei Musik nicht anders. Ich spiele in einem Liedermacher-Projekt, das überwiegend poetisch und unaufgeregt daherkommt. Die Leute, die zu den seltenen Konzerten tatsächlich kommen, die lieben es meist sehr. Aber in unserer Zeit mit YouTube, Facebook, Privatfernsehen kommen wir damit kaum noch irgendwo medial durch.

Nicht zuletzt glaube ich, dass immer mehr Menschen einfach die Schnauze voll haben von dieser ganzen Hektik und dem daraus resultierenden Stress. Und dann kommt eben Bruzzi am Feuer, Glas Wein, seine ruhige Art in dem Filmchen und erzählt und man merkt irgendwie, dass es alles ganz anders sein könnte.
 
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Limerick hat alles, was auch ich denke, auf den Punkt gebracht.

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen - im positiven Sinne! :great:
 
Halt: Als Banker möchte ich doch noch ein paar hinweisende Töne von mir geben:

Das Up-Cycling, wie hier im Projekt dargestellt, benötigt doch einige finanzielle Mittel.

1.) Man braucht eine geeignet grosse Werkstatt. Ohne jetzt zu recherchieren würde ich aus dem Bauch heraus schätzen, daß der Werkstattanbau an ein Wohnhaus (Grundstücksgrösse vorausgesetzt - und Boden kostet auch viel Geld!) locker zwischen 50-100 Tausend Euro benötigt. Quardatmeter an Boden ca. 70 - 300 Euro - je nach Lage.

2.) Die Werkstatt will ja auch mit Werkzeugen befüllt werden - hier werden locker auch noch mal 2.000,00 bis 20.000,00 Euro fällig.

3.) Der Betrieb der Maschinen / der Lampen / des Ofens zum Eisenanglühen uvm. frisst auch noch ein paar Euro im Jahr. Ist aber wohl eher "Peanuts"...


@Bruzzi : Ich gönne Dir wirklich alles und bin nicht neidisch auf Deine Ausstattung, sondern habe Respekt vor dem, was Du machst!
P.S.: Deine Siebträger-Kaffeemaschine trägt ja meinen Vornamen.:great:


ABER: Mit einem unterdurchschnittlichen Einkommen ohne Erbschaft eines Hofes/Werkzeug usw. bleibt Otto-Normal-Musiker doch wieder nur die Wahl des Antrittes beim Musikalienfachhändler, um mit wenigen Mitteln zu kaufen (um damit dann auch wieder nur zum bekannten Kreislauf beizutragen...hmpf).:redface:

=> Den von Dir (und uns allen) gewünschten Kreislauf zu Durchbrechen, gelingt momentan in der aktuellen Wirtschaftssituation leider nur durch ein dickes Sparbuch oder ein durchschnittliches bis über-durchschnittliches Einkommen. [Früher hiess das mal "Sparen", ja ich weiß]

Letztes PS:
Ich kaufe mir gerne T-Shirts und Pullis bei Trigema, weil ich weiß, daß ich damit den deutschen Produktionsstandort unterstütze (Betriebseigene KiTa, die Stoffe werden im Betrieb selbst gewebt uvm.)
Effekt: Ein Trigema T-Shirt hat ein auf der Haut angenehmeres Garn (=Tragegefühl), als ein 3-Euro T-Shirt aus Bangladesch. Den Unterschied merke ich aber nur, weil ich mir ein Trigema T-Shirt leisten kann.

Der schönste Spruch aus dem Video: "Hacken - warm" :claphands:
 
Das Up-Cycling, wie hier im Projekt dargestellt, benötigt doch einige finanzielle Mittel. [...]

Das stimmt schon, was Du schreibst. Aber die Frage ist halt: Wo fange ich an? Es muss ja nicht jeder gleich eine Trommel bauen.

Es fängt schon dabei an, kaputte Dinge zu reparieren, anstatt wegzuwerfen. In vielen Städten gibt es nun diese Repair Cafés. Am Anfang fand ich die Idee total schräg. Bis ich gemerkt habe, dass ich wie selbstverständlich so aufgewachsen bin: Was kaputt geht, wird repariert. Natürlich auch Instrumente, Mischpulte, Stühle, Küchengeräte, Whatever. – Dass es die Repair Cafés gibt, zeigt auch: Bereitschaft und Können sind hier schon verloren und müssen zurückerobert werden.

Und Up-Cycling, wo fängt das an? Ich hatte mal eine Mitbewohnerin, die Einweg-Plastikflaschen abgeschnitten hat, um somit Töpfe für Setzlinge zu haben. Benötigtes Werkzeug: Robuste Schere. :)
 
Ich denke auch hier ist es wieder nur ein Anstoß für alle, die diese Doku sehen und beobachten, wie Bruzzi mit dem Thema umgeht, um immer weiter etwas genauer zu schauen, wie wir uns diesem Ideal annähern können. Als Verkäufer bin auch ich auf den Kreislauf der Wertschöpfung durch Kauf und Verkauf angewiesen, sehe aber alltäglich immer mehr Möglichkeiten, mich bewussterem Konsum zu nähern. Keine Frage, wer von Mindestlohn lebt und sehen muss, dass er jeden Monat die Bude warm bekommt, den brauche ich nicht auf Trigema Shirts hinweisen. Wenn ich dann aber im gleichen Zug, bei Schülern und Studenten ständig neue Smartphones sehe, frage ich mich schon, ob es nicht besser wäre, ein Handy vielleicht nicht alle 12 bis 24 Monate zu wechseln und dafür Kleidung an anderer Stelle, als bei H&M zu kaufen.

Neben dem finanziellen Aufwand, der Werkstatteinrichtung, sei hier natürlich auch noch der Faktor Zeit genannt. Nicht jeder hat die Möglichkeiten (geschweige denn die technischen Fähigkeiten) alles zu reparieren, und wenn ich meinen Kühlschrank zu Hause ansehe, der leider mittlerweile irraparabel defekt ist, bleibt einem manchmal auch nix anderes übrig als ein Neukauf, aber genau dann sollte man auch richtig kaufen! Und das sehe ich doch mittlerweile bei allen Konsumgütern. Es wird möglichst günstig, ohne Rücksicht auf eventuell anfallende Wartungs- / Reparaturkosten und vor Allem ohne Rücksicht auf Reparaturfreundlichkeit gekauft.

Ich finde das Beispiel von SubbrSchwob mit den Flaschen schön. Es sind halt Ideen, die man erst mal haben muss, aber dann kann man selbst im Kleinen schon mit Upcycling beginnen. Wobei natürlich die Sinnhaftigkeit von Einwegflaschen zu hinterfragen bleibt :ugly:

Eine kleine Frage noch @Bruzzi : Nutzt du die Werkstatt nur hobbytechnisch oder verkaufst du auch deine Werke?
Und nebenbei, fällt mir auch noch ein, dass viele solcher alten Werkstätten in Ermangelung an Menschen die sich darum kümmern, leider in ländlichen Gegenden verkümmern. Ich finde es immer wieder interessant, was für Schätze man doch teilweise in Scheunen und alten Bauernhäusern findet. Ich denke da gerne an die alte Werkbank in unserer Garage, die jahrelang in unserem Scheunenanbau vergammelt ist, die aber (mit einigem Aufwand zwar) heute wieder als solide Arbeitsgrundlage für alle möglichen Arbeiten dient.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Der schönste Spruch aus dem Video: "Hacken - warm" :claphands:

Hehe ja und das ist so gut nachvollziehbar. Nebenbei macht das Hacken auch noch Spaß und ist auch noch ein super Trainig ^^
 
Neben dem finanziellen Aufwand, der Werkstatteinrichtung, sei hier natürlich auch noch der Faktor Zeit genannt.

Zeit ist der Schlüssel. Seltsamerweise hat kaum jemand genug davon, obwohl ja mit jeder Sekunde neue Zeit "nachwächst". Die Zeit ist eigentlich nur begrenzt durch den Tod. Wo geht sie also hin? Naja, in die Erwerbsarbeit, überwiegend. Dann hat man also im Idealfall die Kohle, und was dann damit tun? Konsumgüter kaufen. Fernseher, schicke Telefone, und so weiter. Aber, um etwas mehr on Topic zu sein: Auch die Musiker sind gar nicht gefeit.

Früher habe ich viel auf Sessions gespielt, auch viel Blues. Der Blueser in Deutschland ist an sich ja eher bürgerlich. Da kommen Leute mit den edelsten Gitarren an. Sie können Vorträge halten über die Tonabnehmer und Hölzer von 1967 bis 1969, warum die Amps von 1972 nichts taugen, und so weiter… aber dann spielen sie doch nicht so gut. Warum? Meine Hypothese: Es ist einfach, sich ein geiles Instrument zu kaufen, wenn man viel Arbeiten geht. Was dann aber nicht mehr geht: Die Zeit haben, um sich mit seinem Instrument auseinanderzusetzen. In der Musik gibt es also genauso den Konsum als Ersatzhandlung für Tätigkeiten, die vom Standpunkt der Glückseligkeit her profitabler wären.

Weiter geht es mit Kreativität. Wirklich neue Ideen, auch musikalische, entstehen eben nicht unter Druck. Sie entstehen mit Zeit.

Und gleich Weiter geht es mit der Lebensphilosophie und mit Meinungsbildung. Überall platzen die Schnellschüsse raus, die Aufreger, die schnellen Lösungen. Dabei braucht vieles einfach Zeit. Zeit, immer wieder mal in Ruhe darüber nachzudenken. Bei sich zu sein, herauszufinden: Was ist eigentlich meine Haltung dazu? Wie fühlt sich das an? Gehe ich das mit, bin ich dagegen? Manchmal auch ganz praktisch: Brauche ich die Vintage-Gitarre, weil alle sagen, anders kann man keinen Blues spielen? Muss das überhaupt so klingen, wie alle klingen? Was finde ich eigentlich gut?

Unsere Arbeitswelt ist oft abstrakt. Selbst Geld ist nur noch eine Zahl auf dem Bildschirm. Wenn die angezeigte Zahl hoch ist, muss ich glücklich sein, so bin ich geprägt. Aber was ist mit dem direkt Erfahrbaren? Wie Bruzzi sagt: "hacken - warm". Oder auch: Wenn sich das Gitarrensolo, das ich genau jetzt spiele, endlich geil anfühlt: Glücklich. Das direkt Erfahrbare ist weniger geworden.

Nicht vergessen sollte man bei all dem, dass es eine Diskussion ist, die wir uns leisten können. Wenn man so wenig Einkommen hat, dass man trotz Übervollzeit-Arbeit gerade so über die Runden kommt, dann stellen sich andere Fragen. Nur leider selten die nach Lohngerechtigkeit.

In einer Welt, die den Überfluss lebt, haben wir das nötigste nicht: Zeit. Wohl denen, die sie sich nehmen können – und sich das auch trauen.

Ich muss jetzt ans Klavier, die Zeit läuft mir… ach egal. :)
 
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...eine nette Diskussion, die sich aus dem Thema noch entwickelt :)

Ich seh das alles garnicht so verbissen, viel mehr als Denk-anstoß. Wer was wie investieren kann oder soll oder in Eigenregie erstellt und dabei ggf. sogar die investierte Zeit als solche genießt, das bleibt doch jedem in dessen Interesse und den individuellen Möglichkeiten überlassen. Ich kann Niemandem böse sein, wenn er Aldi-Shirts trägt, gleichzeitig ein SQ2 spielt uuund das vielleicht sogar als unbegabtester Drummer der Welt?! Das Recht habe ich einfach nicht. (Davon abgesehen hasse ich das Wort "Begabung", kompletter Nonsense, muss ich einfach mal so sagen.)

Für mich persönlich ist das Ziel bei dieser Geschichte schon erreicht, wenn der gemeine Zuschauer (und gerade wir Musikerkollegen) wirklich begreift, dass es eben nicht immer Marke XY sein muss, um irgendwelchen fiktiven oder realen Ansprüchen gerecht zu werden; ganz im Gegenteil, wir sehen wie sich ein Produkt in Handarbeit entwickelt, dass zunächst mal absolut konkurrenzlos ist. Jedenfalls behaupte ich das einfach mal.
Am Ende des Tages ist es einfach mal eine tolle Leistung, die hoffentlich auf vielen Ebenen inspiriert!
 
Hi,
also erst mal vielen Dank, dass es bei mir in der Werkstat nach viel Budget aussieht...toll, da haben sich die drei Tage an denen ich meinen Saustall aufräumen musste doch schon gelohnt. :engel:

Da sich mein Faible für das Upcyceln ja nicht nur auf Drums bezieht, nenne ich jetzt einfach einmal Beispiel, wie ihr zu einer günstigen Werkstatt kommt.

Die Regale und Lochwände im Film sind gelb...weil... das mal die Farben einer Baumarktkette waren, welche auf alles 25% gaben nur nicht auf Tiernahrung. Die gabts zum Schrottpreis bei der Ladenauflösung, hätte ich mir sonst nicht leisten können.

Die Handhobel, welche bei mir so rumstehen kosten auf dem Flohmarkt zwischen 5-20€ je nach Zustand.
Man sollte sich schon mit den Werkzeugen beschäftigen und auskennen, um sie dann gebrauchsfertig herrichten zu können.

Die Fräse im Film ist ein 100€-Modell ausm Baumarkt, zwei drei gute Fräser reichen für den Anfang.

Ofen ist von den Schwiegereltern.

Für die in der Werkstatt benötigten Schablonen reichen mir meistens einfache Spanplatten, kann man kaufen... aber irgend ein Kumpel schmeißt doch bestimmt grad seinen Kleiderschrank weg, einfach mal fragen.

Die Drehvorrichtung ist eine alte Transmission aus der Jahrhundertwande, wollte ein Bekannter zum Schrott geben :eek:...funzt.

Mein Nachbar hat seine Bandsäge grad verschrottet weil sie keiner wollte und ich hab keinen Platz mehr, schade aber man sieht, dass solche gebrauchten Maschinen oft nix kosten müssen.

Noch ein schönes Beispiel zum Schluss, dass die große Espressomaschine mal einen Neupreis (inkl. Mühle) von fast 10.000 DM hatte und ich das Ding für 200€ in erbärmlichem Zustand und 20 Jahre alt gekauft und restauriert habe, (klar da liefen nochmal ca. 300€ rein) und ich jetzt seit vier Jahren total happy mit dem Teil bin, tja da isses wieder...hacken = warm.

Selbst die Möbel, die Küche usw. sind über die Jahre selbst gebaut und zum Teil schon über 20 Jahre alt, ich mach das ja schon lange mit dem Selberbauen.

Geld:
Auch bei mir ist am Ende Geldes immer noch Monat übrig, da wird dann eben mal gespart. :(

Zeit
Eher ist es so, dass ich mir das Fernsehglotzen abgewöhnt habe, kaum zu glauben, was man dann plötzlich für Zeit hat :rolleyes:

Ihr solltet das jetzt bitte nicht als Richtigstellung oder Rechtfertigung meinerseits verstehen, es nur eben so, dass vieles möglich ist wenn man es einfach mal angeht und sich Ziele steckt und zugegeben, mitten in einer Großstadt wäre es für mich schwer meiner Leidenschaft nachzugehen, da bin ich auf dem Land genau richtig. :great:

Lieben Gruß vom Land
Bruzzi
 
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@Bruzzi würdest du auch nochmal auf meine Frage weiter oben eingehen (ist leider anscheinend in der Diskussion untergegangen ...Hast du irgendwann vlt mal vor um deine Snare herum ein komplettes Drumkit aus Weinfässern zu bauen -> "The Wagner Whine Drumkit"?
 
Hast du irgendwann vlt mal vor um deine Snare herum ein komplettes Drumkit aus Weinfässern zu bauen

Hi,
ich habe schon vor der Snare noch die passenden andern Kessel aus Fassdauben zur Seite zu stellen.

Noch bin ich am planen der Kesselmaße und der Hardware.
Derzeitiger Stand:

Wieder handgeschmiedete Böckchen, die Bassdrumklauen habe ich schon mal als Muster geschmiedet.

Die Spannreifen entweder aus Holz oder wieder Selbstgeschmiedet, auf gekaufte habe ich nicht mehr so richtig Lust, meine eigenen haben einen viel cooleren Crosssticksound.

Holz habe ich schon mal besorgt, ein Bekannter hat mir einige Weinfässer vermacht, jedes Fass mit 5000l Inhalt.
Das sollte dann für mehrere Sets reichen, die dürften auch so um die hundert Jahre alt sein schätze ich.

24503267ip.jpg


Die Tomhalter und Bassdrumfüsse für das Set machen mir noch etwas Sorgen, da fällt mir aber bestimmt noch was Gescheits ein ;-)

Bin auch am überlegen, ob ich das Set in Stave- oder Segmentbauweise herstellen soll.


So und hier noch ein lustiges Bild, das sind keine Lego-Grabsteine, sondern die Schmiedeteile für die Lugs ;-)

24503268xf.jpg


24503269av.jpg


Hier noch Bilder von der Trommel.
Die Abhebung war ne mords Arbeits, funktioniert dafür aber auch perfekt.

24503270gw.jpg


24503271ee.jpg



Gut Ding will Weile haben, da mach ich mich jetzt nicht verückt mit dem Set, der Genuss an der Arbeit kommt sonst zu kurz.

Lieben Gruß
Bruzzi
 
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...klasse, alles!, snare, film, charaktere.
danke für`s posten
 

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