Soundtoys Radiator

Laguna
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Hallo an die Freunde der digitalen Klangbearbeitung :)

Da ich letzte Woche das Soundtoys Bundle erworben habe, bin ich derzeit am Ausprobieren der verschiedenen Plugins. Bei einigen möchte ich euch gern daran teilhaben lassen. Ein Review zum Microshift ist hier zu finden.

Generelles:
Alle Soundtoys Plugins kommen als AAX Native, AAX AudioSuite, VST und AU, sowohl in 32 als auch in 64 Bit und unterstützen laut Hersteller jede Sampling Rate von 44.1kHz bis 192kHz. Es gibt kostenlose 30-Tage Testversionen. Für die Plugins wird ein ILok Account benötigt. Nicht benötigt wird der Ilok (also die Hardware) selber, da die Lizenzen auch im ILok Account Center gespeichert werden können.
Der Einzelpreis des Radiators liegt bei 149$, reduziert aktuell (Stand 2016-02-21) auf 69$.

Der Kauf und die Installation klappt Problemlos. Da ich Student bin, habe ich mich für die academic Version entschieden, die deutlich billiger daher kommt. Dafür benötigt man eine Immatrikulationsbescheinigung sowie einen Scan eines gültigen Lichtbildausweises oder Führerscheins. Ebenso wird die ILok ID benötigt. Nach einer Stunde bekam ich die Mail, dass die Installer jetzt in meinem Kundenbereich heruntergeladen werden können. Nach der Änderung des Passworts konnte ich dann den Installer herunterladen. In meinem Ilok Account waren die Lizenzen bereits hinterlegt. Von Kauf bis zur ersten Benutzung waren es trotz händischer Überprüfung der Immatrikulation lediglich etwas mehr als eine Stunde. :great:

Neben den einzelnen Plugins kommt in dem Bundle auch ein Effect Rack mit, in dem man beliebige Soundtoys Plugins nacheinander verwenden kann. Wer sich fest konfigurierte Plugin-Ketten speichern möchte, kann das hier tun.
Bei mir (Cubase 5.5, 32 Bit) dauert es beim ersten Laden des Plugins ca eine Sekunde, bis die GUI erscheint. Ist das Plugin erst einmal auf der Spur, gibt es keine merklichen Ladezeiten beim Öffnen und auch keine sonstigen Dropouts. Ich vermute mal, das beim Laden die Lienzen geprüft werden. Das ist aber kein wirkliches Problem.

Der Radiator kommt mit einem digitalen, 11-seitigen Handbuch als pdf. Dieses ist übersichtlich und ausführlich. Neben der Beschreibung der Parameter und den üblichen Supporthinweisen findet sich dort meist noch ein sehr interessant zu lesender Abschnitt über die historische Geschichte und den Werdegang des Plugins. Ein Blick lohnt sich auf jeden Fall!


Radiator
Radiator_GUI2.png


Der Radiator wird von Soundtoays als Mixer Amp bezeichnet. Er basiert auf dem Altec 1567A Röhrenmixer, der unter anderen in den berühmten Motown Studios ab 1960 im Einsatz war. Der Sound wird schon vom Hersteller als "colored and gritty" bezeichnet. Es geht hier also vor allem um die Signalfärbung und sicherlich nicht um klinische Eingriffe ins Audiomaterial. Es werden dabei zwei Röhrenverstärker und ein EQ nachgebildet.


Benutzung und Benutzeroberfläche:
Der Radiator kommt im edlen retro-Design daher. Auffallend sind neben dem VU-Meter "heat" der Holzrahmen, die grüße GUI, sowie die retro-Knobs. Die Beschriftung ist gut zu lesen. Mit einem Rechtsklick auf den jeweiligen Button kann die Beschriftung zur Anzeige des eingestellten Wertes umgestellt werden. Das ist hier bei "Input", "Output", "Treble" und "Mix" der Fall.
Radiator_GUI.png

Ich persönlich finde es etwas schade, dass dem User die Anzeige zunächst vorenthalten wird, zumal die GUI sehr großzügig aufgebaut ist und da durchaus noch Platz gewesen wäre. :redface:

Nun zu den Einstellungsmöglichkeiten:

Der Mix Regler funktioniert wie erwartet und eignet sich wunderbar, um parallel zu arbeiten. So ist es gut möglich, das Signal zunächst etwas zu "hart" zu fahren und dann wieder mit dem originalen Signal zu mischen. Es sei noch erwähnt, dass ein (analytischer) Test gezeigt hat, dass auch bei vollem Linksanschlag des Reglers der Sound noch minimal beeinflusst wird. Es handelt sich hier also nicht um einen echten Bypass.

Der eingebaute EQ kommt mit lediglich zwei Reglern, Bass und Treble. Diese haben jeweils einen Bereich von -10dB bis +10dB. Der Bass ist ein Low Shelf, der bei 500 Hz ansetzt. Treble ist ein High shelf, der bei ca 1500 Hz angreift. Beide Shelfs haben sehr breite Übergänge und eignen sich somit eher für grobe Pinselstriche denn für klinische Eingriffe.

Input und Output steuern die Verstärkung der Röhren und damit auch gleichzeitig die Sättigung des Plugins. Zusätzlich ändert sich der Frequenzverlauf. Dazu aber unten mehr.
Anbei gibt es noch einen Schalter für noisy/clean und einen für mic/line. Ersterer addiert Rauschen auf den Kanal (Einstellung line um die -95dB, Einstellung mic ca -85dB). Das ist zwar erstmal weit unterhalb der Wahrnehmugsschwelle, gerade wenn aber danach noch gainstaging oder Dynamik Plugins geschaltet sind, kann das Rauschen schnell in hörbare Bereiche wandern.
Der mic/line switch modelliert den von der Impedanz des Eingangs abhängige Frequenzverlauf analoger Geräte. Auch dazu gleich mehr.


Die Benutzung des Plugins hat man sehr schnell gelernt. Die Regler machen genau das, was die Beschriftung sagt und das Meter zeigt ebenfalls gut an, was passiert.
Einzig schade finde ich, dass der "mic/line" Schalter, der den Sound jeweils eine sehr charakteristische Note aufprägen kann so unaufdringlich daherkommt. Den hätte man meiner Meinung nach deutlich präsenter auf der GUI anordnen können/sollen.

Ein Wort zur Performance des Radiators: Das Plugin ist recht resourcenhungrig. Auf meiner Maschine (Intel i5 4460, 16GB Ram, Windows 7) konnte ich zwar ohne Probleme zehn Instanzen aufmachen, die VST-Leistungsanzeige von Cubase ist dabei jedoch jedesmal deutlich nach oben gewandert.



Sound:
Nun zum sound. Hierfür möchte ich gerne einige erste klinische Tests durchführen und dann Beispiele aus der Anwendung zeigen.

klinische Tests
Zunächst einmal wollte ich genau wissen, was der mic/line schalter macht. Dafür zwei mit dem "vst plugin analyzer" erstellte Kurven:

Zunächst der Line Eingang. Der Frequenzverlauf ist halbwegs linear, unterhalb von 100 Hz gibt es eine leichte Anhebung um +2dB, überhalb von 10kHz gibt es einen peak von 3dB, der dann steil abfällt.
Radiator_Clean_Line_0dB.png

Steht der Schalter auf Mic, sieht der Frequenzverlauf deutlich anders aus: Im Bassbereich gibt es einen Boost von um die 3 dB, gefolgt von einem "dip" so um die 150 Hz. Der Peak bei hohen Frequenzen verschwindet, dafür kommt ein deutlicher Roll Off hinzu.
Radiator_Clean_Mic_0dB.png

Zu erwähnen ist, dass vor allem der Input Regler diesen Frequenzverlauf nochmal ordentlich verbiegt. Das hat zum einen zur Folge, dass bei Line die boosts auf bis zu +8dB ansteigen. Bei mic steigt der Bassboost auf bis zu 12dB, wobei der "dip" zu höheren Frequenzen rutscht und bis zu einem Input Wert von +10dB tiefer wird und bei 200Hz unter -20dB fällt. bei höheren Input Werten steigt die Frequenz weiter, der dip wird aber wieder weniger tief.


Bass und Drums
Hier nun echte Soundbeispiele aus einem Mix. Ausgewählt habe ich Bass und Drums. Hier kann man den Radiator ausgezeichnet benutzen, um das Signal anzufetten und im Mix Präsenter zu machen, ohne die Lautstärke groß ändern zu müssen.


Beim Bass kommt mit dem Radiator aufgrund der Sättigung ein Batzen Obertöne dazu, die nicht unangenehm klingen und den Bass im Mix deutlich nach vorne bringen. Bei der Line Einstellung sind deutlich mehr Höhen vorhanden, bei der Mic Einstellung wirkt das Signal etwas dumpfer.
https://soundcloud.com/laguna_999/sets/soundtoys-radiator-bass-samples


Bei den Drums habe ich ebenfalls original, Radiator Mic und Radiator Line als Soundsamples hochgeladen. Eingestellt war ein leichter boost im Bass und im Höhenbereich von jeweils 1.5dB. Sehr spannend finde ich, wie bei Mic der Bassbereich aufgeräumt wird und die Snare deutlich in den Vordergrund rückt. Bei der Line Einstellung klingt das Signal offener und im Bassbereich voller.
https://soundcloud.com/laguna_999/sets/soundtoys-radiator-test


Im Vergleich mit dem Klanghelm SDRR hat man hier weniger Möglichkeiten, dafür klingt der Radiator aber in einem sehr großen Bereich einfach "gut". Da kann man beim SDRR recht schnell in einen Bereich driften, in dem das Signal einfach nur noch "matscht".


Fazit:
Der Soundtoys Radiator ist für mich in erster Regel ein Sättigungs Plugin mit eingebautem EQ. Das und die durch den Impedanzschalter wählbare Frequenzkurve machen ihn zu einem sehr vielseitig einsetzbaren Werkzeug, das vor allem Fans alter analoger Geräte begeistern drüfte.

Preislich kann man (wie bei allen Plugins auch hier) nur raten, zu warten, bis es in einem Sale angeboten wird. Der Neupreis von 149$ wäre mir persönlich zu viel. Für 69$ ist die Anschaffung durchaus eine Überlegung wert, sofern man eben auf der Suche nach einem Sättigungs Plugin ist. Im Bundle kann ich den Kauf auch hier nur empfehlen, besonders, wenn man noch eine Rabatt Aktion mitnehmen kann.
 
Eigenschaft
 

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