Warum floppt so viel?

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Heinz 111
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Mir fällt im Musik- und allgemeinen Kulturbusiness (Film, Theater, Bilder, Literatur, Digitale Kunst ....) immer wieder folgendes auf: Von unzähligen Platten, die veröffentlicht werden, wird nur ein ganz kleiner Teil extrem erfolgreich, hat Charterfolge, Millionenumsätze usw. ... Die veröffentlichten Platten machen aber wiederum nur einen ganz kleinen Teil der insgesamt produzierten Musik aus, nur die wenigsten Künstler schaffen es überhaupt bis zu einer mehr oder weniger offiziellen Veröffentlichung. Der ganz große Rest verschenkt seine Musik im Internet und anderswo - und bleibt trotzdem weitestgehend ungehört. Die großen Radiosender beschränken sich auf einen sehr kleinen Titelpool von wenigen hundert Songs, die dann in Dauerschleife laufen, einfach weil alles andere nachweislich einen zu hohen Abschaltfaktor hat. Internetradios mit einem vielfältigen Programm krebsen meist bei unter 10 Hörern rum.
Ich frage mich da: Warum gefällt den Leuten das ganze Andere alles nicht?

Hier in Musikerkreisen ist man zumindest teilweise etwas offener, aber unterm Strich wird dennoch nur ein ganz kleiner Teil der Produktionen akzeptiert, die meisten werden entweder abgelehnt oder tauchen hier gar nicht erst auf, weil es die Meute einfach nicht interessiert.
Woran liegt das? Warum will der allergrößte Teil des Publikums - und eben auch Fachpublikum - nur so wenige Sachen hören, und das allermeiste nicht? Woran liegt es bei Euch selbst? Warum floppt so viel?
 
Eigenschaft
 
Ich denke es liegt mittlerweile am Überangebot. Es gibt eben immer mehr Musik, immer mehr Produktionen und durch die ständige Vergleichbarkeit, das große Angebot, gehen wenige Sender ein Risiko ein. Man will die Hits spielen, oder definiert sich als Radio einer gewissen Zeit, also definierter Jahrzehnte.
Insgesamt ist es aber wahrscheinlich so, dass durch die hohe Qualität insgesamt ein Lied nicht mehr durch gute Stimmen, gutes Arrangement, oder sauberes Abmischen ein Hit wird, sondern nur dann, wenn es eben auf irgend eine Weise außergewöhnlich ist.
Also ein spezieller Text, Rythmus, eine Melodie, oder Art und Weise des Singens, die eben heraussticht und dem Hörer auf- und gefällt.

Und manchmal ist einfach Geld und Promotion im Spiel. Oder ein Künstler wird durch etwas, oder einen anderen Künstler entsprechend gefördert.

Z.B. Xavier Neidoo mochte Gregor Meyle und seine Musik und nahm ihn mit nach Südafrika zu "sing meinen Song".

Dort fiel er durch tolle Musik, viel Gefühl, Natürlichkeit und Bescheidenheit auf und bekam damit die Chance von einem größeren Kreis gehört und ins Herz geschlossen zu werden.
 
Das Überangebot ist sicher heute ein Aspekt - aber auch früher schon, also in den Zeiten vor dem Internet, kamen viele Bands nicht über den Hobby-/Amateurstatus heraus und zerfielen nach kürzester Zeit wieder. Schon damals haben Bands bei Plattenfirmen Demo-Tapes eingereicht, nur das Wenigste davon bekam einen Plattenvertrag. Auch damals haben Buchverlage eingereichte Manuskripte auf Massentauglichkeit überprüft, und nur was dort anerkannt wurde, ging dann auch tatsächlich in den Druck.

Die Verlage haben diese Selektionspolitik ja unter dem klaren Hintergrund gemacht, dass sie eben damit wirtschaftlich besser fahren. Wäre das Konsumverhalten anders (liberaler) gewesen, hätten die Verlage sich doch auch schon damals gesagt: "Wir veröffentlichen einfach alles, was eingereicht wird - wir gehen damit ja kein Risiko ein. Auch wenn nicht alles zum Charthit/Bestseller wird: So viel, dass die Gewinnschwelle erreicht wird, verkauft sich immer!"

So war es aber eben auch schon früher nicht.
 
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Hallo Heinz 111
Herzlich Willkommen im Forum :hat:
Warum gefällt den Leuten das ganze Andere alles nicht?
Nun, ich denke, das es auch daran liegt, das alles nur noch überwiegend Kommerz ist. Gute Musik, die wirklich auf einem höherem Niveau
liegt, hat meines Erachten unter den heutigen vorrangigen Konsumenten (15 -20 Jährigen) kaum noch eine Chance.
Das einzige, was ich heut zu Tage nur noch aus dem Radio höre ist, BumBumBum.
Von zum Beispiel "Johannes Oerding" oder "Paramore" hört man nichts im Radio. Das zeigt sich ja auch bei mir auf der Arbeit.
Wenn ich bei mir im Büro solche Songs hab laufen, ist der erste Kommentar den ich höre,.."Was ist das denn fürn Scheiß".
Das zeigt mir ja dann sofort, auf welches Niveau die heutige Konsumgesellschaft in Bezug auf Musik gesunken ist.

Aber zum Glück gibt es ja immer noch einen Teil, der gute Musik zu schätzen weiß und damit auch unbekannteren Bands, die wirklich
teilweise um einiges besser sind, als das was man im Radio hört, wenigstens zu einem kleineren Hörerkreis verhelfen.

Woran liegt es bei Euch selbst?
Hört sich jetzt vielleicht Hochnäsig an aber.....Ich zähle mich nicht dazu. ;)
 
Wird heutzutage denn überhaupt noch so viel Musik gekauft? Wenn ich das richtig mitbekomme werden da auf Amazon oder so zu einem großen Teil nur noch einzelne Songs gekauft und heruntergeladen. Komplette Alben eher weniger.
 
Meiner Meinung nach hat sich das gar nicht sooo sehr geändert im Vergleich zu früher. Man schaut nur als Musiker anders darauf und erwartet, dass das die Konsumentenmasse auch tut. Dem ist aber nicht so, die weitaus meisten Leute konsumieren die Musik, die sie vorgesetzt bekommen, und finden diese Musik auch gut. Wer geht denn schon aus Nichtmusiker-Kreisen wirklich auf die Suche nach Musik.
Und das obwohl es einem eigentlich sehr leicht gemacht wird mit den heutigen Anbietern (spotify, apple music...).
 
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@falcone
Ich habe jetzt fast die Vermutung, das du damit jetzt den Nagel auf den Kopf getroffen hast.
Wenn man selber Musik macht, ist der Blickwinkel wohl doch ein ganz ganz anderer.
Ich glaube, dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Obwohl ich ja ein absoluter Metalfan und Onkelz-Anhänger bin, höre ich auch sehr gerne klassische Musik.
Auch bin ich immer wieder auf der Suche nach unbekannteren Bands und Musikern und entdecke manchmal Dinge,
wo ich mich dann echt frage, warum in aller Welt, hat man von denen noch nichts gehört ?.
 
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Nun, ich denke, das es auch daran liegt, das alles nur noch überwiegend Kommerz ist. Gute Musik, die wirklich auf einem höherem Niveau
liegt, hat meines Erachten unter den heutigen vorrangigen Konsumenten (15 -20 Jährigen) kaum noch eine Chance.
Das einzige, was ich heut zu Tage nur noch aus dem Radio höre ist, BumBumBum.

Aber auch bei den Produktionen auf niedrigem Niveau floppt fast alles. Auch Vertreter primitiverer Spielarten veröffentlichen auf Myspace, Youtube, Jamendo, privaten Homepages, aber die Leute interessiert es einfach nicht.
 
... aber die Leute interessiert es einfach nicht.
Wie denn auch wenn sie sich nicht damit auseinandersetzen?
Wir sehen das anders weil Musik für uns ein Hobby ist und wir sie bewusst wahrnehmen. Mir gefällt z.B. auch Hello von Adelé, obwohl ich von meinen Hörgewohnheiten her, eigentlich aus der Hard Rock-/Heavy Metal-Ecke komme.
Für andere ist Musik das schon erwähnte "Hintergrundrauschen".
 
Konsum lenkt nur ab! :D
 
Komplette Alben eher weniger
Das hörte ich die Tage schon in einem Interview vom SXSW. Für mich persönlich nicht nachvollziehbar. Aber trotzdem muss man das als Realität annehmen. Hat ja auch wieder was Gutes. Man kann als Musiker gut einzelne Tracks produzieren ohne die riesige Herausforderung an Ressourcen für ein ganzes Album stemmen zu müssen.

Aber rein vom Bauchgefühl ist für mich ein separater Einzeltrack weniger wert als jeder einzelne Track eines Albums. Komisch aber wahr :confused:
 
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Aber auch bei den Produktionen auf niedrigem Niveau floppt fast alles. Auch Vertreter primitiverer Spielarten veröffentlichen auf Myspace, Youtube, Jamendo, privaten Homepages, aber die Leute interessiert es einfach nicht.
Ja, natürlich.
Aber wären diese von dir angesprochenen "primitiverer Spielarten" in den Charts und diese im Radio zu hören, würde es die Leute auch interessieren.
Das liegt einfach daran, das die meisten Musikkonsumenten wirklich nur das hören und auch gut finden, was sie tagtäglich vorgesetzt bekommen.
Das Problem ist da einfach, das diese Konsumenten keine eigene Meinung mehr haben und natürlich auch der Masse hinterherlaufen.
Denn, was der andere gut findet muss ich dann auch gut finden, ansonsten gehört man nicht dazu. So siehts aus.
 
Aber ist das Radio noch so präsent wie früher?
Im Auto vielleicht. Aber da höre ich z.B. mp3s vom USB-Stick.
 
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Meiner Meinung nach hat sich das gar nicht sooo sehr geändert im Vergleich zu früher. Man schaut nur als Musiker anders darauf und erwartet, dass das die Konsumentenmasse auch tut. Dem ist aber nicht so, die weitaus meisten Leute konsumieren die Musik, die sie vorgesetzt bekommen, und finden diese Musik auch gut.

Schön wär's. Die meisten Leute sind sehr selektiv und sind nur bei einem sehr kleinen Teil des Outputs bereit zu konsumieren - und diese in Relation zum Gesamtausstoß sehr wenigen Produktionen werden dann durch den Schneeballeffekt durchaus populärer. Die Plattenfirmen wissen das natürlich auch, und und versuchen eben, das Risiko einzudämmen, indem sie eben nur veröffentlichen, wovon sie sich einen Gewinn versprechen - weil es eben NICHT so ist, dass das Publikum konsumiert, was es vorgesetzt kriegt. Alleine hier im Forum tauchen immer wieder Fragen zur Bandpromotion, Musikvertrieb etc. auf. Würde das Publikum tatsächlich "einfach stumpf" konsumieren, müste man sich ja um Marketing usw. ja gar nicht kümmern, weil sich die Ware dann ja quasi von selbst verkaufen würde. Das ist aber nicht der Fall.
 
Konsumieren im Sinne von "kaufen" - ja.
Konsumieren im Sinne von "sich alles geben", was sie vorgesetzt bekommen - da geb ich dir nicht recht.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Aber ist das Radio noch so präsent wie früher?
Im Auto vielleicht. Aber da höre ich z.B. mp3s vom USB-Stick.
Du. Ich auch. Die absolute Mehrheit meiner nichtmusizierenden Mitmenschen hört hier im Sektor ausschließlich Chart-/Mainstreamradio Einslive - wenn sie unter 40 sind. Danach vielleicht eher "kluge" Sender wie WDR5 oder die üblichen Lokalradiosachen mit gößerem Anteil an Hits aus den 80ern und 90ern. Aber mit bewußter Musikselektion hat das noch nichts zu tun.
Ich mag ganz gern DKultur mit so Sachen wie "Tonart" und so.
 
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Ja, natürlich.
Aber wären diese von dir angesprochenen "primitiverer Spielarten" in den Charts und diese im Radio zu hören, würde es die Leute auch interessieren.
Das liegt einfach daran, das die meisten Musikkonsumenten wirklich nur das hören und auch gut finden, was sie tagtäglich vorgesetzt bekommen.

Genau das Gegenteil ist der Fall! Anders ist es nicht zu erklären, dass z. B. Radiosender oder Discotheken ihre kleinen Playlists und Beschränkung auf Bewährtes damit begründen, dass das Publikum bestimmte Erwartungen hat und man sich nach dem Publikumsgeschmack richten muss. Wäre Deine Aussage richtig, würden ja genau die Radioprogramme und Partys am erfolgreichsten sein, wo die DJ's wirklich spielen dürfen, wozu sie selber Bock haben. Genau die setzen sich aber eben nicht durch. Der Kölner Radiosender www.674.fm etwa wirbt damit, dass die Moderatoren und DJ's nur Songs spielen, die ihnen selber gefallen - und erreichen dabei selten mehr als 10 Hörer. Der Sender www.musik-train.de deckt eine noch wesentlich größere musikalische Bandbreiten-Palette ab, mit einer noch wesentlich schlechteren Einschaltquote. Aber wieso schalten dann große Sender wie der WDR dann nicht zumindest zeitweise mal so einen Kanal auf, oder holen sich deren Redakteure ins Studio, oder machen selber so ein Programm? Immer die gleiche Antwort: Weil es das Publikum nicht interessiert.

Berühmt geworden ist 2008 auch die Diskussion von Thomas Gottschalk und Marcel-Reich-Ranicki über die Qualität des deutschen Fernsehens

und ich halte Thomas Gottschalk nicht gerade für den Dümmten - und er sagt auch: "Wir vom Fernsehen können natürlich ein interessanteres Programm machen, aber es wird ein Flop." Womit er im Grunde aussagt, dass die Leute eben NICHT einfach konsumieren, was ihnen vorgesetzt wird.
 
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Womit er im Grunde aussagt, dass die Leute eben NICHT einfach konsumieren, was ihnen vorgesetzt wird.
Die Schlussfolgerung wäre richtig, wenn du den Leuten aktives Interesse und aktive Entscheidung unterstellst. Das ist aber nicht gegeben, von daher ist deine Schlussfolgerung nicht folgerichtig.
Vielmehr bestimmen Passivität und Desinteresse das Konsumentengeschehen.
 
Vielleicht herrscht einfach auch ein Überangebot, so dass man sich geschlagen gibt mit dem, was einem bereitgestellt wird, oder man nichts mehr annimmt, weil man übersättigt ist.
Ich würde mich zu Zweiterem zählen.
 
... meine Neuentdeckungen machte ich die letzten Jahre hauptsächlich Live.
Auch und gerade, wenn das Publikum nur aus sieben Zuhörern in einem Cafe bestand.
Wenn mir etwas gefällt kaufe ich gerne nach einem Konzert eine CD.

Ansonsten lass ich mich gerne mitschleppen zu Sachen, welche mir erst mal gar nichts sagen.
Oft gemacht, fallen Fehlgriffe nicht so ins Gewicht. Vom mit Wem und Wie lässt sich schon ganz gut auf das Programm schließen, muß aber nicht immer treffen.

Überraschung: Trash- Punk- Growl- Metal akustisch vorgetragen (wegen Technik- Panne) zeigte auf einmal sehr witzige Texte, welche für mich sonst völlig unverständlich wären ;-) und ich allein wegen dem Genre weggehört hätte.

In den klassischen Medien der Formate wird es schwierig. Auch evtl. weil das eigene Verhalten sich ändert:
Nichts mehr mit einer Flasche und Kumpels Dienstags um 23:00 Uhr auf eine schräge Musiksendung im Radio warten. Man trifft sich nicht mehr "mal so" unter der Woche als Werktätiger mit Familie.

Ein Link oder Ähnliches lässt mich nicht so schön Erlebnis und Musik zusammenbringen.

Im Alltag hab ich meinen Musikgeschmack gefunden und suche nicht direkt...

Micha
 
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