Flattertöne

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Hallo Be-3
Daher zweifle ich, ob die Bauart Bajan die Lösung Deiner Probleme darstellt...

ja, das bezweifle ich auch, da bin ich ganz bei Dir! Ich sagte ja, dass sich vieles als Bajan bezeichnet, was im Grunde mit den bauartbedingten, bajantypischen Instrumenten gar nichts zu tun hat.
Aber das Klangbeispiel mit dem Jupiter-Bajan hat mich doch nachdenklich gemacht. Bajan ist tatsächlich nicht DIE Lösung! Da muss noch mehr dazu kommen.

Grundsätzlich bleibt ja die Frage, ob es immer so abgrundtiefe Bässe sein müssen. Mein Geschmack sind sie jedenfalls nicht, weil diese Bässe oft zu dominierend sind und den Diskant mit ihrer Wucht erschlagen. Anders als beim Klavier können wir Akkordeonisten ja nicht den Bass bewusst leiser spielen als den Diskant.

Ob fetter oder magerer Bass ist aber eine Philosophie, die jeder für sich entscheiden muss und die letztlich auf eine Geschmacksfrage hinausläuft.

Bei einer Neuanschaffung im obersten Preissegment darf man aber erwarten, dass das Instrument auch in dieser Hinsicht modifiziert werden kann. Manche Hersteller
bieten ja schon weitgehende "custom-made" Instrumente an, wobei nicht nur die Gehäusefarbe individuell gewählt werden kann.

Ich bleibe jedenfalls am Ball und werde hier weiter über meine Suche / Tests / Eindrücke berichten.
 
Grundsätzlich bleibt ja die Frage, ob es immer so abgrundtiefe Bässe sein müssen. Mein Geschmack sind sie jedenfalls nicht, weil diese Bässe oft zu dominierend sind und den Diskant mit ihrer Wucht erschlagen.

Genau diese Punkte (individuelle Vorlieben, aber auch Musikstil und Spielweise) sind ja auch wesentliche Gründe dafür, daß auch ein Spitzenistrument nicht für jedermann "gleich gut" ist und warum sich die Disposition/Abstimmung von Akkordeons über die Jahre auch zeitgeistgemäß gewandelt hat.

Mich stören beispielsweise eher die extrem hohen Chöre in den Bässen, weil ich im Diskant wunderschön dezente, spärlich registrierte Cassotto-Stimmen liebe, die allzu leicht vom Baß erschlagen werden.
Im Gegensatz zu Dir empfinde ich extrem tiefe Bässe allerdings eher angenehm im Sinne von "sich abhebend", allein durch ihre Tiefe.
Im Orchester hört man bei voller Besetzung trotzdem die Triangel und die Piccoloflöte immer heraus, weil sie in einem gänzlich anderen Frequenzbereich spielen als alle anderen.


Anders als beim Klavier können wir Akkordeonisten ja nicht den Bass bewusst leiser spielen als den Diskant.

In dieser Hinsicht würde ich ein Akkordeon aber eher mit einer Orgel vergleichen, und dort geschieht "Lautstärkeregelung" über die Registrierung. Gegen ein organo pleno im Baß hat eine einsame 8'-Gedackt-Flöte als Solo-Register keine Chance. :nix:

Und gerade die langanhaltenden Baßtöne (im Extremfall Pedalton über viele Takte) würde man auf der Orgel eher mit einem tiefen Subbaß ohne allzuviel scharfe/hohe Register oder gar Mixturen registrieren.

Die "gängige Akkordeon-Spielpraxis" sind jedoch kurze, knackige "Hum-ta-ta-Bässe" ;) - also das genaue Gegenteil von dem, was Du im Auge hast...

Insgesamt ein schwieriges Thema, das es auch praktisch unmöglich macht, ein für alle Zwecke perfektes Akkordeon zu bauen.


Viel Glück bei der Suche jedenfalls :)
Torsten
 
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Hallo Be-3
und alle, die das Thema interessiert.

Zur Verdeutlichung, um was es mir geht, habe ich hier noch mal ein krasses Beispiel ausgegraben:
Bach gespielt auf einem Jupiter Bayan (sorry für den Bayan, ist aber kein böser Wille).





Gleich zu Anfang schon Töne, die in meinen Ohren gräßlich klingen, und auch ab 2:00 extrem auffälliges Flattern.
Der Junge spielt gut, aber er sollte sich ein anderes Instrument kaufen (meine ganz persönliche Meinung).

Schöne Grüße

play_bach
 
tja, da sind wir halt wieder beim uralten Thema:
Wenn Bach nicht auf dem Akkordeon geht, dann muß man das halt mit den Instrumenten spielen, für die es geschrieben wurde!

Im Zweifel KEINE Kompromisse!
 
Lieber WilliamBasie,

wir wollen nun nicht noch denjenigen die Argumente liefern, die ja schon immer wussten, dass das Akkordeonzu nichts Besserem gut ist als Hum-Ta-Ta. Gerade deswegen bemühe ich mich ja, vielleicht auch bei den Herstellern das Bewusstsein dafür zu wecken, dass man an den Flatter-Effekten arbeiten muss. Ich will hier keineswegs missionieren, wen es nicht stört, den stört's eben nicht, punktum. Aber trotz alledem ist das Akkordeon ja durchaus zu edlen Tönen fähig, nur eben nicht in gewissen Bereichen, die aber nicht zu vernachlässigen sind. Und dass Bach auch - oder gerade - auf dem Akkordeon hervorragend klingt, ist ja inzwischen Gemeingut geworden, selbst unter strengen Kritikern des Instruments.

Da wollen wir doch besser nicht dagegen argumentieren, finde ich.

Die Schwächen mancher Instrumente in besagter Weise sprechen ja nicht generell gegen klassische Stücke auf dem Akkordeon.
Es ist nur schade, dass diese Schwächen nicht Gegenstand einschlägiger Forschung sind, denn das müsste nicht sein, wenn sich der menschliche Geist etwas dagegen einfallen ließe (s. Beltuna).

Beste Grüße
play_bach
 
Lieber play_bach,
wir teilen eine Leidenschaft : Orgelstücke auf dem Akkordeon zu spielen.

Ich darf Dir mitteilen, daß ich vor etwas mehr als einem Jahr auf der Suche nach meinem Trauminstrument war, und fündig geworden bin (siehe separater Thread) . Und ich kann Deine Flattereindrücke in keinster Weise reproduzieren.
 
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Aber trotz alledem ist das Akkordeon ja durchaus zu edlen Tönen fähig, nur eben nicht in gewissen Bereichen, die aber nicht zu vernachlässigen sind.

Wenn wir uns mal auf Bach konzentrieren, könnte man auch versuchen, mit dem Akkordeon keine mächtige Pfeifenorgel zu imitieren, sondern etwas filigranere Brötchen zu backen. ;)
Will meinen: viele von Bachs Stücken für "clavier" (manualiter zu spielen) sind ja für Tasteninstrumente mit relativ geringem Tonumfang geschrieben. So ein Spinettchen oder Klein-Örgelchen hatte ja oft nur eine 4-Oktaven-Tastatur - muß man da unbedingt immer bis zum Sub-Kontra-E runter?


Es ist nur schade, dass diese Schwächen nicht Gegenstand einschlägiger Forschung sind, denn das müsste nicht sein, wenn sich der menschliche Geist etwas dagegen einfallen ließe (s. Beltuna).

Das ist ein interessanter Punkt. Ich frage mich, ob das Nicht-Flattern Deiner Beltuna ein (zufälliges) Nebenprodukt der Konstruktion ist oder ob es tatsächlich bewußt konstruktiv vermieden wurde. Wenn ja, müßten sie das ja groß ausschlachten, was mir bis jetzt nicht aufgefallen wäre...

Viele Grüße
Torsten
 
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Aber das Flattern im Video sind eindeutig Aufnahmeartefakte. Das kommt keinesfalls vom Instrument.

Das Flattern in meinem Beispiel habe ich übrigens provoziert, nur um es darzustellen. Es tritt wirklich nur in dem Zusammenhang auf. Mezzoforte gespielt mit den gleichen tönen und Registern ist es schon verschwunden.

Bei Beltuna und vielen anderen Marken wird das Flattern wohl von Natur aus nicht auftreten.

Ein paar Gründe (ohne fundiertes Wissen)
Keine durchgehenden Stimmplatten, die den Sound größer machen
Die Größe und das Gewicht der Zungen wird wohl kleiner sein
Viel Metall oder zumindest ein massiverer Korpus, der Vibrationen weniger überträgt etc.

Aber wenn Du den fetten_bass.jpg beim Bayan spürst ... es rüttelt am ganzen Instrument ... dann wundert Dich nicht mehr, dass es sich unter bestimmten speziellen Umständen auf andere Töne überträgt.
 
Wie ich schon sagte: Jeder so, wie er's mag. Ob Flatterton oder nicht, ich mache daraus ja keine Weltanschauung!
Ich wollte hier nur mal auf diesen Effekt aufmerksam machen, weil er mich - ganz persönlich - stört.
Die zahlreichen Äußerungen zu diesem Thema zeigen aber, dass sich die Akkordeon-Gemeinde zwar nicht einig ist in der
Bewertung, aber doch hellhörig geworden ist.

Ob das für ihn ein Problem ist, muss jeder für sich entscheiden.

Noch mal zu Atemblau: Wenn der Flattereffekt bei der Bortess nicht auftritt, um so besser. Muss ja auch nicht bei jedem Akkordeon
auftreten. Wenn man aber nur wüsste, warum es bei dem einen nicht und bei dem anderen extrem stattfindet, wäre man der Lösung des Problems schon ein gewaltiges Stück näher gekommen.

Für mich ist die Suche nach dem idealen (d.h. für mich "idealen") Instrument hoffentlich bald beendet. Die Erfahrungen von Atemblau
bei seiner Suche und die Kommentare und Tips der anderen Forenten dazu, waren für mich sehr wichtig und erhellend.

Werde jetzt bei den kommenden Tests auch mehr auf meine "Seele" achten, ob sie bei dem einen oder anderen Instrument
berührt wird oder nicht.

Vielen Dank für die vielen Kommentare!

play_bach
 
Habe noch mal eine Frage an die Akkordeon-Gemeinde hier in Forum:

Bevor mein PC zusammenbrach und ich alles neu installieren musste, hatte ich ein
Video von Elke Ahrenholz / Victoria auf meinem PC gespeichert, in dem sie - offenbar
auf der Musikesse - interviewt wurde und in englisch über die Firmenphilosophie von Victoria
ausführlich Auskunft gab. Ich fand dieses Video sehr informativ.
Nun ist es dank des PC-Crashs weg und ich weiß nicht mehr, woher ich das Video hatte bzw. wo es zu finden war.
Alle Suche nach Victoria oder Elke Ahrenholz hat bisher kein Ergebnios gebracht.

Weiß hier jemand die Internet-Adresse dieses Videos?

Schöne Grüße
play_bach
 
Gleich zu Anfang schon Töne, die in meinen Ohren gräßlich klingen, und auch ab 2:00 extrem auffälliges Flattern.

Die Aufnahme ist durch und durch verzerrt. Das Mikrofon war mit Lautstärke und Frequenzen völlig überfordert.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Bezüglich Flattertöne etc:
Der Balgraum ist ein in sich geschlossener, räumlich variierender Resonanzraum. Raumresonanzen entstehen immer dann, wenn Tonfrequenz und Raum korrelieren, der Raum also einzelne Frequenzen verstärkt, weil die Reflektion der Wellenlänge genau so passt, dass sich die Schallwellen durch Wellenüberlagerungen verstärken oder abmindern (Phasenverstärkung / Phasenauslöschung). Noch dazu "fönen" halt eine ganze Menge Stimmzungen in diesen Resonanzraum rein, so dass dies raumakustisch quasi ein "Hexenkessel" wird. Dass da durch Schalleffekte (und somit ja Lufteffekte!) auch bauartbedingt mal mehr oder weniger Flattern zustande kommen kann, ist recht nachvollziehbar. Jedes Instrument hat irgendwelche Bereiche, wo es akustische Einbrüche und Schwächen gibt. Übrigens kann auch das menschliche Ohr Verzerrungen erzeugen, weil das individuelle Trommelfell mit manchen Schallkonstellationen nicht zurecht kommt. Und auch der Gehörgang, Kopf, Rachen und Brustkorb sind Resonanzräume, die z.B. die Empfindung unserer eigenen Stimme total verändern (deswegen empfindet man die eigene Stimme bei Film- oder Tonaufnahmen meist als "quäkig" - die Eigenresonanzen, die nur wir selber wahrnehmen können fehlen).

Vielleicht hast Du einfach eine spezifische Schwäche des Akkordeons entdeckt, der mal mehr oder weniger zum Tragen kommt. Gegebenenfalls muss man diese Schwächen akzeptieren. Beim Cembalo sind dies spezielle Kammfilter-Effekte auf einzelnen Tönen, bei der Flöte heiserere oder spitzere Einzeltöne, beim Klavier manch problematische Gegenresonanz zwischen den Saiten, die Pfeifenorgel kämpft immer mit der akustischen Eigenart des Kirchenraumes, bei den Streichinstrumenten gibt es ebenfalls Grenzbereich im Korpus, die nur abzumindern, aber nie ganz eleminierbar sind....

Dennoch wünsche ich Dir viel Erfolg bei Deiner Suche nach einer Lösung.

Viele Grüße,
Tobias
 
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Keine durchgehenden Stimmplatten, die den Sound größer machen
Die Größe und das Gewicht der Zungen wird wohl kleiner sein
Viel Metall oder zumindest ein massiverer Korpus, der Vibrationen weniger überträgt etc.

Auch wenn man als Spieler alle Effekte gleichzeitig wahrnimmt, muss man doch aufpassen, die nicht alle in den gleichen Topf zu werfen, sonst wirds wieder eher verwirrrender als klarer.

  • Mal ganz klar ist, was wir auch schon öfters an anderen Stellen festgestellt haben: Eine Stimmplatte muss ein stabiles Fundament haben, sonst verpufft die Schwingungsenergie und läuft an den falschen Stellen weg.
-> Also eine durchgehende Platte bringt schon mal ordentlich Masse mit und ist darum schon mal ganz gut als Fundament. Da kann man nicht so viel falsch machen und das Ding bringt dann auch schon erwartungsgemäß mehr "Wums " im Bass.

Man kann auf die anderen Methoden zwar ähnlich bis gleich gute Ergebnisse erzielen, aber die durchgehende Bassplatte bringt das Ergebnis auf einfache Art und man kann nicht viel falsch machen (so im Großen und Ganzen zumindest)

=> also gute Sache, wenn man einen kräftigeren Bass will.


Oft wird nur über die Tonhöhe gesprochen, gemeint wird allerdings was anderes:

Wenn man in diesem Zusammenhang von den tiefen Tönen bis zum E oder bis zum G spricht, wird eigentlich damit gemeint, dass die Stimmzungen größer und schwerer werden. Man muss hier aber auch schauen, welche Stimmplatten schaut man an! Da gibts nämlich buchstäblich riesige Unterschiede!

Z.B. Hier ein Vergleich zwischen einer einfachen T-Mensur und einer A Mano Stimmplatte aus einer Gola:

Bassstimmplatte Vergleich1.jpg Bassstimmlatten Vergleich2.jpg

Es fällt sofort auf, dass die A Mano Stimmplatte deutlich größer ist, eine deutlich breitere Zunge aufweist und die Platte obendrein deutlich dicker ist. (für den Dickenvergleich der Platten hab ich eine T-Mensur Platte genommen, die nicht eingewachst war, aber die gleiche Baugröße hat... drum das fehlende Ballastgewicht)



... Und damit ist auch sofort klar, dass die A mano Stimmzunge wesentlich mehr Durchzug erzeugt. - die macht einen deutlich kräftigeren Ton und schaufelt auch entsprechend mehr Luft durch!

Und die Stimmplatten, die in Bayans verbaut sind sind typischerweise nochmal etwas größer als die obige A Mano Platte und von den riesigen Helikonbassstimmplatte wollen wir gar nicht erst reden.

Und je größer die Stimmzunge, desto größer die Luftmenge, die die Stimmzunge mit jeder Schwingung "zerhackt" . Und je stärker die Luft im Balg zerhackt wird, desto unruhiger wird der Luftdruck im Balg, desto mehr wirkt sich das auch auf andere Klangerzeuger aus, denen dann der konstante Luftdruck zum ungestörten Schwingen fehlt. Am deutlichsten kann man das bei Steirischen hören, wenn mal der Bass länger gehalten wird - dann kriegt man auf dem Diskant fast nur einen Ton mit Vibrato. Bei kurz gespielten Basstönen hört man auf dem Diskant hingegen nix.


Schallresonanz kann man natürlich auch in Betracht ziehen. Dann müsste man aber mit unterschiedlichen Balgöffnungsweiten auch Mimimas und Maximas hören, wenn man grade eine günstige oder ungünstige Resonanzlänge durchläuft. Fakt ist allerdings, dass der Effekt typischerweise stärker wird, wenn der Balg sehr geschlossen ist und eher konstant schwächer wird, je weiter der Balg geöffnet wird. Aufgrund der errechenbaren Resonanzlängen müsste aber irgendwo unterwegs ein Maximum durchlaufen werden und auch ein Minimum... Kann ich aber aus meinen bisherigen Beabachtungen nicht bestätigen. Von daher würde ich mal sagen: Passt nicht so ganz und kommt m.E. von daher als Erklärung nicht in Frage.

-> Es ist einfach viel eher so, dass die Luft durch die großen Basszungen so stark zerhackt wird, dass sich kein konstanter Luftdruck im Balg einstellt und daher die Stimmzungen auf dem Diskant entsprechend beeinflussen.
QUOTE="Klangbutter, post: 7928684, member: 162789"]Aber wenn Du den beim Bayan spürst ... es rüttelt am ganzen Instrument ... dann wundert Dich nicht mehr, dass es sich unter bestimmten speziellen Umständen auf andere Töne überträgt.[/QUOTE]

Wenn man auf dem obigen Bild mal die Ballastgewichte auf der großen Stimmzunge anschaut, dann ist das doch eine ordentliche Masse, die da hin und herschwingt (Bei der großen Stimmzunge sind das ca. 3,5 Gramm - bei der T-Mensur in etwa die Hälfte ). Und die großen Zungen schwingen teilweise bis +/- 10 mm und mehr aus! Und wenn man nun einen ordentlich den Stimmstockaufbau hat, der ein stabiles Lager für die Stimmplatten bietet, dann nimmt der auch die Schwingungen auf... und leitet die an das Gehäuse weiter.. und das Gehäuse an den Spieler. Das spürt man entsprechend. Je solider der Stimmstockaufbau, desto besser wird das außen spürbar, je schlechter der Stimmstockaufbau ist, desto mehr verliert sich das in internem Gezappel (nebst schwacher klanglichen Ausbeute)

Aber bitte hier nicht verwechseln:

Was man hier außen spürt sind rein mechanische Schwingungen, die von der Stimmplatte erzeugt werden, die sich aufs Gehäuse übertragen - das hat mit Gehäuse als Resonanzkörper rein gar nichts zu tun!

Im Endeffekt bleibt nur ein Kompromiss, den jeder für sich entscheiden muss:

Tiefe Basstöne mit entsprechend kräftigem Klang ODER störungsfreier Diskantklang, ohne dass die Basszungen da dreinfunken und dafür die Basszungen kleiner und/oder nicht ganz so tiefe Töne!
 
Grund: eben noch ein paar Tippfehler entdeckt
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Und je größer die Stimmzunge, desto größer die Luftmenge, die die Stimmzunge mit jeder Schwingung "zerhackt" . Und je stärker die Luft im Balg zerhackt wird, desto mehr wirkt sich das auch auf andere Klangerzeuger aus, denen dann der konstante Luftdruck zum ungestörten Schwingen fehlt.

So hatte ich das gemeint, als ich den Balg als akustischen "Hexenkessel" bezeichnete.

Fakt ist allerdings, dass der Effekt typischerweise stärker wird, wenn der Balg sehr geschlossen ist und eher konstant schwächer wird, je weiter der Balg geöffnet wird.

Kleine Räume sind grundsätzlich resonanter, da der Schall von der Klangquelle bis zur Reflexionsfläche nur einen kurzen Weg zurück legen muss. Wenn der Balg weit offen ist, verliert sich diese Energie teilweise doch schon deutlich. Meist sind es die Bassfrequenzen die die längste Tragweite haben, so dass das Instrument bei offenem Balg eher weniger Obertöne, dafür aber eher die Bassanteile resoniert.

Viele Grüße,
Tobias
 
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Ich habe jetzt mal mehrer Instrumente (Gola, Morinos, Imperator Atlantic) auf dieses Verhalten untersucht und bin nicht fündig geworden.

Das ganze erscheint mir eher als theoretisches Konstrukt, als dass sich das in der Praxis störend auswirkt. Und falls es auftritt lässt es sich wohl recht einfach umgehen.
 
Ein paar Anmerkungen dazu:

Die Flattertöne werden durch tiefe kräftige Zungen hervorgerufen, da sie den Balginnendruck stärker beeinflussen als andere Stimmplatten.
Der Extremfall ist die "Tremolo"-Zunge, eine Erfindung in den 20er/30er Jahren. Der Diskant war zum Baß durch eine Platte getrennt. Nur ein Luftdurchlaß, der geschlossen werden konnte, sowie eine einzelne große tiefe Zunge, die dann durch ihr ständiges "Auf" und "Zu" den Luftstrom so stark beeinflusste, daß ein Tremolo erzeugt wurde.

In der Vergangenheit wurden bei Instrumenten mit Converter die Stimmplatten im Baß kräftig ausgeführt, um dem Diskant einen entsprechenden Gegenspieler zu bieten. Da der Diskant aber eigentlich die 1. Stimme und der Baß die 2. Stimme ist, müsste diese der 1. leicht nachstehen. Ganz im Gegenteil wird der Diskant aber durch Cassottoklänge in seiner Durchdringungskraft nachteilig beeinflusst.
Daher sollten mMn die Baßplatten nicht ganz so kräftig ausgeführt werden sowie die Baßhaube geschlossen sein, um die 2. Stimme etwas zu dämpfen und dünkler zu machen.

Für Leute, die einen singenden Diskant und einen fundamentalen Baß (im Sinne des Wortes Fundament) wollen, empfehle ich, die Supita II anzuschauen, die das aufgrund ihrer Konstruktion bietet. Durch den Umlenkstock und das Baßcassotto sowie die geschlossene Baßhaube werden die Bässe dunkel und kräftig, die Mitten rund, die Höhen abgedämpft. Darauf kann der Diskant sehr gut aufbauen.

Ein anderes Konzept ist die Gola und deren Nachahmer (Scandalli Super VI oder Victoria Poeta), bei denen der Baß zwar hoch und hell, aber zart ist. Das hat auch was für sich.

Viele Grüße

Ippenstein
 
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Ich habe jetzt mal mehrer Instrumente (Gola, Morinos, Imperator Atlantic) auf dieses Verhalten untersucht und bin nicht fündig geworden.

Das ganze erscheint mir eher als theoretisches Konstrukt, als dass sich das in der Praxis störend auswirkt. Und falls es auftritt lässt es sich wohl recht einfach umgehen.

Hallo Morigol,

dass der Effekt bei der Morino nicht aufgetreten sein soll, wundert mich, denn gerade die Moriono ist für die Flattertöne nicht nur sehr anfällig sondern auch bei anderen Spielern bekannt, die dieses Effekt auch nicht schätzen.
Man muss die Flattertöne aber bewusst provozieren, z.B. indem man einen tiefen Basston spielt z.B. G und dazu den gleichen Diskantton in mittlerer Tonlage. G und F sind besonders anfällig. Wenn man dann beide Töne im Diskant und Bass hält, wird man das Flattern im Diskant besonders dann hören, wenn man dazu den Basston mal drückt und dann wieder nicht. Der Unterschied ist dann deutlich. Ich habe das bei allen Morinos festgestellt, auch bei dem neuesten Modell, also bei allen, ob alt oder neu.
Zum Trost für alle Morino-Fans sei gesagt, dass selbst ein 30.000 Euro teures Akkordeon, wie die Pigini Nova, von diesem Effekt nicht verschont ist. Im Gegenteil tritt er gerade bei der Nova so eklatant auf, dass ich ziemlich erschüttert war, als ich sie vor 1 Jahr auf der Musikmesse gespielt habe. Die Nova flatterte praktisch in allen Tönen! Aber auch die anderen "Nobelmarken" machen da keine gute Figur, alle sind davon betroffen - und ich hab sie alle getestet. Die Verkäufer waren immer erstaunt, weil sie das nie auf dem Zettel hatten und hielten das dann eben für akkordeontypisch. Damit wollte und will ich mich aber nicht abfinden.

Ich hab aber schon in meinen Beiträgen gesagt, dass ich hier nicht missionieren oder andere Instrumente schlecht machen will. Wen es nicht stört - und der Effekt tritt ja nicht bei normalem, schnellen Spiel auf, den stört's eben nicht. Aber langsame, orgelähniche Stücke mit langen Basstönen sind dann doch sehr beeinträchtigt.

Ich werde hier in Kürze mal etwas posten, das - soviel sei schon mal verraten - alle sicher erstaunen wird, zumindest dürfte diese Mitteilung alle interessieren,
die sich um diese Sache Gedanken machen.

Bis dahin bitte noch etwas Geduld.

Mit besten Grüßen

play_bach
 
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Man muss die Flattertöne aber bewusst provozieren

*grins* in aller Regel mache ich mit meinen Instrumenten Musik und suche nicht nach technischen Schwächen.

Bei Cassottoinstrumenten fällt mir da eher der Unterschied ins Ohr, ob der Ton auf dem oberen oder unteren Stimmstock sitzt. DAS ist direk tund ohne Zweifel bei allen Cassoto Instrumenten gegeben. Interessanterweise fällt dieser Effekt aber beim Spielen gar nicht auf.

Es gibt wohl kein akustisches Instrument, das nicht irgendwelche artspezifischen Schwächen hat.
Vielleicht trägt das dann aber gerade zu einem angenehmen Hörgefühl bei.
 
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Für Leute, die einen singenden Diskant und einen fundamentalen Baß (im Sinne des Wortes Fundament) wollen, empfehle ich, die Supita II anzuschauen,

Das klingt äußerst interessant! Mal sehen, ob ich so ein Instrument mal irgendwo in die Arme bekomme. Der Preis ist natürlich schon sehr weit oben. ;-)
 
Hallo,
es ist schon eine Weile her, als der letzte Bericht erstellt wurde. Aber ich probiere es trotzdem.
Ich habe diese Flattertöne im Diskant auch. Bei meinen Akkordeon(Cassotto, a mano) geht der tiefe Bass bis zum E(41 Hz) runter. Die meisten Akkordeons gehen, so glaube ich, bis zum A(55Hz). Komisch ist, daß die Flattertöne entstehen, wenn ich in dem tiefen Bereich E-G spiele. Ab dem A(55Hz) ist dann wieder nichts im Diskant zu hören.

@ morigol, wie tief geht denn Dein Bass runter? Wenn Du sagst, daß Du diese Flattertöne nicht hast und auch nicht erspielen kannst?

Bis dahin
 
Ich wollte nochmal meinen Erfahrung dazu geben. Bei meinen Akkordeons ist es auffällig, daß bei den Akkordeons, die im tiefen Bass bis zum E(41Hz) runtergehen das Flattern auftritt. Sobald man über das tiefe Gis(52Hz) hinaus geht hört es auf.
Evtl. liegt gerade da der Grund, daß bei bei vielen Akkordeons die Bässe bei A(55Hz) anfangen. Ab diesen Ton tritt bei keinen meiner Akkordeons das Flattern auf, wenn nur sehr gering, daß man es kaum hört. Ab dem Ais gibt es überhaupt kein Flattern mehr.
 

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