Whistle-Spieltechnik auf Barock-Blockflöten

Danke Dir. Alles klar. Jetzt weiß ich, wer meine Noten da ins Buch gesetzt hat!!!! :)
 
@Lisa2 Wenn Du irische Stücke magst, dann kann ich von Richard Voss die beiden Hefte "Willkommen in Irland" (Alt) und "Streifzug durch Irland" (Sopran) empfehlen. Die sind passend arrangiert für die jeweiligen Flöten. Ich arbeite mich mit meiner Lehrerin gerade durch beide durch und wenn sie die Stücke spielt, dann klingt das definitiv sehr irisch. Ich muss da noch viel üben :engel: Es liegt ganz entscheidend an den Verzierungen und an der Artikulation, aber nicht nur. Viel macht auch die Tonart. Da sind viele Exoten dabei - mixolydisch, dorisch, viel moll - die erst mal sperrig und ungewohnt klingen. Aber wenn man sich erst mal eingehört hat tragen sie auch viel zu dem bei, was wir als "irisch" im Charakter empfinden. IMHO.
 
"Willkommen in Irland (Alt)" von Voss habe ich auch mit Irish Folk angefangen.
 
"Streifzug durch Irland" (Sopran) empfehlen

Ja, das ist eine schöne Sammlung. :great:
Dein Hinweis hat mich animiert, das Heft mal wieder aus dem Regal zu holen und einen ganzen Schwung Stücke zu spielen.
 
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Ich hab das O Carolans-Tunes-Buch für Altflöte, aber mir fehlt da die CD. ...und dann habe ich "The irish flute book", das eine CD hat, aber wo sich die CD so anders anhört, als wenn ich nur nach den Notationen spiele, denn auf der CD sind die ganzen Verzierungen mit drauf.
 
@Dora Ich hatte mir jetzt mal von Patrick Steinbach die beiden Hefte "The Irish Flute Book" (20 Stücke) und "Irish Folk Tunes for Flute" (71 Stücke), beide mit CD, zur Ansicht besorgt und habe mich mal durchgehört. Viele der Stücke habe ich selbst schon in diversen Fassungen geübt und kenne daher so halbwegs die Melodien und Eigenheiten.

Generell ist zu sagen, dass die Stücke auf beiden CDs nicht übermäßig verziert daher kommen und eigentlich nur gespielt wird, was in den Noten steht. Üblicherweise werden Verzierungen in der irischen Volksmusik nicht ausnotiert, aber Steinbach hat sich uns armen Anfängern angenommen und hat Verzierungen an einigen Stellen mit Trillerzeichen und Vorschlägen gekennzeichnet oder als 16tel Noten in seinem Arrangement untergebracht. Das macht glaube ich viel von dem aus, was Du als "Whistle Spieltechnik" wahrnimmst.

Im Irish Flute Book sind die Stücke allerdings nicht nur mit Flöte eingespielt sondern es ist auch diverses als Begleitung dabei. Das lenkt teilweise sehr ab und lässt die Flötenstimme untergehen und die Stücke deutlich anders wirken als wenn man sie solo spielt. Insgesamt empfinde ich die 20 Stücke auch komplexer und teilweise schwieriger arrangiert und notiert. Ich kann mir gut vorstellen, dass es schwierig ist, diese Stücke ohne Hilfe zu erarbeiten und spielen zu lernen. Ich mag die Stückauswahl insgesamt nicht so sonderlich und werde das Heft zurückschicken.

In "Irish Folk Tunes" sind die Stücke mit Flöte eingespielt (meinem Empfinden nach meist mit Quer-/Traversflöte oder Tin Whistle), was sie akustisch einfacher erscheinen lässt. Daher gibt es auch keine Begleitstimme, aber man kann mitspielen. Es sind auch viele einfache Stücke dabei, die man definitiv nach ein paar Durchgängen halbwegs spielen kann. Polkas sind da ganz cool ode rauch ein paar schöne Airs und Songs. Auch in dem Heft sind in den Noten ein paar Verzierungen untergebracht, aber die kann man ja erst mal weglassen. Dieses Heft werde ich behalten, denn es ist eine schöne Ergänzung zu dem was ich an Irish Folk schon hier habe.

Was mit aufgefallen ist, und was es Dir eventuell so schwer macht, dass die verschiedenen Irischen Genre (Jig, Reel, Polka, Hornpipe, March usw.) bestimmten Regeln folgen, die oftmals nicht in den Noten abgebildet sind. Jigs sind z.B. im 6/8 Takt (steht ja da ;-) ) und es werden z.B. meist die ersten beiden 8tel der 3er Gruppen gebunden gespielt. Ausnahmen sorgen für den nötigen Pfiff. Diese Bindungen stehen in den Noten nicht drin. Das ist nur ein Beispiel. Diese Kleinigkeiten hat Richard Voss in seinen beiden Flötenheften für Irische Musik sehr schön erklärt und plötzlich machen die Notenbilder und das Gehörte ein gutes Stück mehr Sinn.

Falls Du mal Gelegenheit hast, die Voss Bücher anzuschauen oder auszuleihen, das lohnt sich. Und auch das Irish Folk Tunes for Flute ist definitiv einen Blick wert. :)

Danke Dir für den Anstoß. Es war auf alle Fälle sehr spannend und für mich sehr aufschlussreich, da ich mich mit meiner Lehrerin schon eine Weile durch das irische Repertoire arbeite. :hat:
 
Grund: Die Rechtschreibung und so
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Die "Irish Folk Tunes" von P. Steinbach habe ich mir auch aus der Bibliothek einmal ausgeliehen und es machte mir Spaß, die durchspielen zu können, wobei ich mir die CD erst gar nicht angehört habe, bzw. erst kurz vor Rückgabe.

Was mit aufgefallen ist, und was es Dir eventuell so schwer macht, dass die verschiedenen Irischen Genre (Jig, Reel, Polka, Hornpipe, March usw.) bestimmten Regeln folgen, die oftmals nicht in den Noten abgebildet sind.
Darum geht es ja - aus einer Ansammlung von Noten und Tönen Musik zu gestalten.

Allein durch die Verwendung unterschiedlicher Artikulation, Betonungen, Bindungen, Tempo-Agogik (also minimale Änderungen im Tempo) kommt man schon ohne komplizierte Triller und Verzierungen zu einem ganz anderen Ergebnis.

Erst wenn man nicht mehr mit Noten und richtiger Intonation der Töne kämpfen muss, kann man sich um die Feinheiten kümmern, die aus Tönen Musik machen.
 
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So ungefähr hätte sich z.B. die ursprünglichen keltische Musik , hier z.B. O'Carolan auf einer Celtic Harp anhören können (es ist vom Künstler Mark Harmer arrangiert, denn ausser der Melodie ist nichts weiter überliefert). Das Stück heißt Carolans Dream und ist auch in dem Schott Notenheft gleichen Namens die letzte (15.) Nummer:



..und hier noch etwas zum Eintauchen in den Irischen Stil; im Vergleich spielt Liam O'Flynn den irischen Dudelsack (Uillean Pipe) und verschiedenen Whistles und da merkt man die Gemeinsamkeiten im Spielstil; Dudelsack/Uillean Pipe am Ende von Teil 2 und Anfang Teil 3 mit "Sheebeg and Sheemore" ("Si bheag Si mhor" - das ist auch von O'Carolan und im Heft die Nr. 1).



..und

 
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So ungefähr hätte sich z.B. die ursprünglichen keltische Musik , hier z.B. O'Carolan auf einer Celtic Harp anhören können (es ist vom Künstler Mark Harmer arrangiert, denn ausser der Melodie ist nichts weiter überliefert). Das Stück heißt Carolans Dream und ist auch in dem Schott Notenheft gleichen Namens die letzte (15.) Nummer:
@Ralinem

Die Kompositionen von Turlough O'Carolan sind wunderschön. Allerdings würde ich diese nicht als "ursprüngliche keltische Musik" bezeichnen. Da Carolan als Jugendlicher als Folge einer Pockenerkrankung erblindete, blieb ihm damals nichts anderes übrig, das Harfenspiel zu lernen um dann (in Begleitung eines Helfers) durchs Land von Gutshaus zu Gutshaus zu ziehen, um so mit seinem Harfenspiel seinen Lebensunterhalt zu verdienen (für Kost und Logis während des längeren Aufenthalts und einem mehr oder weniger gutem Honorar). Soweit ich mich erinnere, lernte er das traditionelle irische Harfenspiel am Hofe von Mrs. MacDermott und zog dann weiter. Ein Gönner sagte ihm, dass er lieber nicht versuchen sollte, die traditionellen irischen Harfenstücke nachzuspielen (das er offensichtlich nicht so gut konnte), sondern versuchen sollte, eigene Stücke zur erfinden/komponieren. Also begann er, sich eigene Stücke auszudenken (Sheebeg and Sheemore soll das erste Stück gewesen sein, falls ich mich richtig erinnere) und hatte damit immer mehr Erfolg. Kurz nach seinem Tod begann man seine Kompositionen als Noten aufzuschreiben (soweit sie noch aus dem Gedächtnis bzw. den nachgespielten Versionen rekonstruiert werden konnten). Man kann daher davon ausgehen, dass nicht alles ganz korrekt notiert wurde bzw. sich die Melodien durch die Tradierung leicht verändert wurden. Dass er sich dabei an keine Kompositions- und Satzregeln gehalten hat merkt man z.B. an oft ungewöhnlich langen und ungleich langen Phrasen erkennen (auch kommt man bei den Begleitakkorden zu seinen Stücken oft nicht mit den "normalen" Regeln, Kadenzen usw. klar - da muss man etwas kreativ werden).

Jetzt zurück zur "ursprüngliche keltischen Musik".

Carolan's Kompositionen wurden von verschiedenen Stilen beeinflusst:
1. Traditionelle irische Lieder und Melodien (Airs, Tänze usw.)
2. Dem traditionellen irischen Harfenstil und der Stücke für Harfe
3. Der britischen Barockmusik der damaligen Epoche
4. Der italienischen Barockmusik der damaligen Epoche

Wenn ich seinen Stil einordnen sollte, würde ich sagen, dass er einen "Irischen Barockstil" geschaffen hatte, der seinerseits auch Einfluss hatte auf traditionelle Musiker/Komponisten. "Ursprünglich keltische Musik" ist in seiner Musik nur noch zum Teil (als Stilelement) enthalten.

Die ursprüngliche keltische Musik (sehr häufig pentatonisch!), wie sie vor dem 16./17. Jahrhundert gespielt wurde kann wahrscheinlich gar nicht mehr genau rekonstruiert werden (es wurde zu dieser Zeit die traditionelle irische Volksmusik i.d.R. nur mündlich übertragen - aufgeschrieben wurden die Melodien/Lieder erst ab dem 17. Jahrhundert. Manche der heute bekannten Stücke/Lieder entstanden im 18. und 19. Jahrhundert in Nordamerika (zum Teil auch in Australien), geschaffen von irischen Einwanderern.

Alte irische Folkmusic war nicht nur pentatonisch, sondern auch die Intervalle waren nicht genau identisch mit den heutigen Intervallen. Zum Nachlesen lege ich mal 2 Vorworte aus dem Buch "The Roche Collection of Traditional Irish Music" bei (die Kollektion besteht aus 3 Ausgaben mit weiteren Vorworten).
Darin wird u.A. kritisiert, dass die heutigen Musiker (um 1900) die Tänze immer schneller spielen und dadurch viel des ursprünglichen Stils verloren geht (wenn die erst die aktuellen Versionen im "Irish Speedfolk", z.B. Fiddlers Green und Co., kennen würden ...).

Wenn jemand gut in Englisch ist, kann er ja die beiden interessanten Vorworte ins Deutsche übersetzen :)

Blockarina
 

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Wer sich intensiv mit der authentischen Spielweise der irischen Flöten (Tin Whistle, Irish Flute) beschäftigen möchte und alle typisch irischen Verzierungen lernen möchte, sollte sich die 480-seitige "Bibel" The Essential Guide to Irish Flute and Tin Whistle von Grey Larsen darüber zulegen und durcharbeiten (es enthält zahlreiche Übungen und Notenbeispiele).

Hier der Inhalt des Buches (in Englisch):

SECTION 1: First Matters
CHAPTER 1: Orientation to Traditional Irish Music on the Flute and Tin Whistle
CHAPTER 2: The Language Analogy
SECTION 2: The Instruments
CHAPTER 3: The Irish or Simple System-Flute and the Modern Flute
CHAPTER 4: The Tin Whistle
CHAPTER 5: Holding and Blowing the Tin Whistle
CHAPTER 6: Holding and Blowing the Flute
SECTION 3: Ornamentation
Introduction to Ornamentation
Preface to Single-Note Ornaments
CHAPTER 7: Cuts
CHAPTER 8: Strikes
CHAPTER 9: Slides
Preface to Multi-Note Ornaments
CHAPTER 10: Long Rolls
CHAPTER 11: Short Rolls
CHAPTER 12: Condensed Long Rolls
CHAPTER 13: Condensed Short Rolls
CHAPTER 14: Rolls in Tunes with Overly Uneven Subdivisions of the Beat
CHAPTER 15: Double-Cut Rolls
CHAPTER 16: Cranns
CHAPTER 17: Charts of the Rolls and Cranns and their Symbols
CHAPTER 18: Other Multi-Note Ornaments
CHAPTER 19: Ornamentation through Melodic Variation
SECTION 4: Phrasing, Articulation, and Use of the Breath
CHAPTER 20: Tonguing, Multiple Tonguing, and Throating
CHAPTER 21: Musical Breathing
SECTION 5: Final Matters
CHAPTER 22: On Playing Slow Airs
CHAPTER 23: The Language Analogy Revisited
CHAPTER 24: On Practice and "Muscle Memory"
SECTION 6: Forty-Nine Studies for Ornamentation Practice
SECTION 7: Complete Versions of Excerpted Tunes
SECTION 8: Great Performances Transcribed (Transcriptions of Commercial Recordings from Twenty-Two Important Flute and Tin Whistle Players, 1925-2001)
Appendix A: Contents of the Companion CDs
Appendix B: Adaptations for the Boehm-System Flute
Appendix C: Fingering Charts
Appendix D: Key to the Front Cover Photograph
Bibliography
Discography
Index of Tune Titles
General Index
About the Author

In zahlreichen Notenbeispielen (mit Aufnahmen auf 2 beiliegenden CDs) sind die Cuts, Rolls, Cranns, usw. mit den üblichen Symbolen eingetragen. Wie diese Symbole gelesen bzw. ausgeführt werden, ist sehr anschaulich (z.B. mit entsprechenden Whistlegrafiken) und für ANFÄNGER nachvollziehbar erklärt. Aber auch über Atmung, Anblasen, über das Weglassen von Noten (der ursprünglich oft für Geige notierten Tänze) beim Flötenspiel - um Luft holen zu können - und viel Hintergrundinformationen machen das Buch auf jeden Fall lesenswert (und man kann sein Englisch wieder auffrischen ;-) ).

Hier kann man mal einiges aus dem Buch Probelesen.

Wer das Buch gerne als E-Book (mit Zugang zu den Online-Audio-Beispielen) haben möchte, kann es direkt beim amerikanischen Verlag MelBay bestellen.
Ich persönlich bevorzuge die gedruckte Version mit CDs! (z.B. bei Amazon oder anderen Online-Händlern zu finden)

Wenn regional mal ein Workshop (z.B. mit Jens Barabasch) über die irischen Spieltechniken auf Whistles oder Blockflöten angeboten wird, ist das natürlich auchzu empfehlen (die sind aber sehr rar!).

Ansonsten kann man natürlich bei Konzerten oder die zahlreichen Videos bei YouTube ansehen/-hören und den Spielern auf die Finger schauen, um das dann selbst zu probieren (das Verlangsamen der Videos bzw.MPs kann am Anfang sehr hilfreich sein).

Viel Spaß beim Irish Folk auf Whistles und Blockflöten,

Blockarina
 
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@blockarina Interssante Fakten, die Du da postest.
Die Kompositionen von Turlough O'Carolan sind wunderschön. Allerdings würde ich diese nicht als "ursprüngliche keltische Musik" bezeichnen.
Das meinte ich auch so nicht.

Die keltische Harfe dürfte wohl das ursprüngliche Instrument mit einer langen Vorgeschichte sein. Über das Video der Keltischen Harfe bin ich gestolpert - ..und ist ja schon fast ausgestorben.

Für mich stellt sich die Instrumenten-Entwicklung im zeitlichen Rahmen so dar:

Keltische Harfe >> ab ca. 1750: Fiddle >> ab ca. 1780: Uillean Pipe >> ab ca. 1820/30 Penny/Tin Whistle >>
moderne Instrumente wie Gitarre, Banjo (bei Dublinern), Böhm Querflöte etc.

Am Beispiel von 2 Carolan Tunes, einmal gespielt auf einer keltischen Harfe und dann in moderner Interpretation von Planxty, wollte ich die Entwicklung der Musik über die Jahrhunderte aufzeigen. ..Und dann auch die Ählichkeiten in Spieltechnik von Uillean Pipe und High/Low Whistles.
Musik verändert sich, adaptiert verschiedene andere Einflüsse und orientiert sich auch an besonderen Künstlern. Bestimmte Spieltechniken sind dabei durch die Möglichkeiten der einzelnen Instrumente begrenzt.


Ich stellte mir die Frage, weshalb die TinWhistle so gespielt wird, wie sie gespielt wird, und da finde ich als Erklärung nur die Beeinflussung durch den irischen Dudelsack, der Uillean Pipe.
 
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@Ralinem
Das habe ich dann wohl nicht ganz richtig interpretiert :-(

Ich denke, du liegts richtig, dass die Whistle-Spieltechnik und Verzierungen vermutlich von der Spieltechnik der Uilleann-Pipes übernommen wurde. Da irische Folklore und Dudelsäcke öfters von den Engländer verboten wurden, könnte es sein, dass die kleinen unauffälligen (und leicht versteckbaren) Tin Whistles /Penny Whistles als Ersatz verwendet wurden und oft wahrscheinlich von Ex-Dudelsackspielern, die dann einfach auf den Whistles fast genauso spielten wie auf dem Dudelsack.

"Beginnend 795 kam es infolge von Überfällen und Ansiedlungen zu einer merklichen Einwanderung von Vikingern, im Wesentlichen von Norwegern, den Fingaill ['fingaìl] oder blonden Fremden, aber auch von Dänen, den Dubhgaill ['duvgaìl] oder dunklen Fremden. Diese nordischen Gall Gaidhil ['galge:ìl] oder Fremd-Iren vermischten sich in diesen und den folgenden Jahrhunderten mit den keltischen Iren, was nicht ohne Einfluss auf die Kultur blieb. Die wesentliche Form des Tanzes und seine Elemente blieben dadurch aber relativ unbeeinflusst.
Im 11. Jahrhundert wurde es wieder verstärkt üblich, dass sich das Volk auf Feiseanna traf - auch damals noch keine einfachen Tanzveranstaltungen, sondern genauso politische Treffen, Volksfeste und Handelsmärkte in einem. Die irische Tanzkultur war als Teil der Volkskultur fest verankert und eigenständig. Erst die 1169-1172 beginnende anglo-normannische Invasion und Besetzung Irlands von England aus führte zu einschneidenden auch kulturellen Veränderungen, die von da ab über die folgenden 800 Jahre in mehreren Wellen über die Iren hereinbrachen, manche zum Nutzen, viele zum Schaden.
Nach der englischen Eroberung kamen verschiedene anglo-normannische Tänze nach Irland und verschmolzen teilweise mit der irischen Tradition, die aber weiterhin eigenständig blieb, denn während der 800 Jahre andauernden englischen Besetzung Irlands war es nicht zuletzt der Tanz, der den Iren als Mittel der Demonstration ihrer kulturellen Eigenständigkeit diente. Tanzen wurde zu einer Form des Widerstandes gegen die Politik der Besatzer, jede kulturelle Eigenständigkeit der irischen Bevölkerung zu unterdrücken und die irische Identität auszulöschen.
Im Jahre 1366 wurde von ihnen aus diesen Gründen die irische Kultur und mit ihr der irische Tanz im Statut von Kilkenny verboten. Für Verstöße gegen diese Earlier Penal Laws oder Früheren Strafgesetze wurden schwerste Strafen angedroht und auch tatsächlich verhängt und ausgeführt. Dudelsackspieler wurden zu Verbrechern erklärt, und niemand durfte ihnen Unterkunft oder Unterstützung gewähren. Tanz wurde zum staatsfeindlichen Akt. Interessant ist, dass gerade aus dieser Zeit der erste direkt überlieferte schriftliche Bezug auf Tanz in Irland stammt. Anlässlich des Besuches des Bürgermeisters von Waterford bei einem Herrn O'Driscoll in Baltimore soll es 1413 Carolling, also dramatischen Gesang und Tanz, gegeben haben. 1443 gab es in Killeigh das erste große Festival der Künste nach Beginn der anglo-normannischen Besetzung Irlands. Dort versammelte sich die für diese Zeit gigantische Menge von 2700 Menschen zu Musik, Tanz und Dichtkunst
."
(Quelle: http://tanz.albain.de/grundlagen/geschichte/tanz1.htm)

Während der Verbote und nach der Vernichtung der meisten Musikinstrumente in Irland entstand das "Lilting" (= Singen der Tänze mit Silben; z.B. Didldidl dadldo;). Die Iren waren da immer erfinderisch!

Blockarina
 
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