Interessanter Artikel über Stimmphysiologie u Gesangswissenschaft

  • Ersteller reedcontrol
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Das Sängerempfinden ist oftmals sogar das genaue Gegenteil von dem, was sich in der Welt abspielt :D
 
Ja sehr interessant. Einige der Paper dazu kenne ich schon. Das Beispiel mit der "hinteren Weite" kenne ich auch als den typischen Fall, wo die Physiologie wirklich genau gegenläufig ist zum eigenen Empfinden. Dass zur Höhe das Gaumensegel angehoben werden soll und der "hintere Raum" vergrößert werden soll ist ja immer noch eine sehr gängige Vorstellung. Dabei passiert in der Höhe das genaue Gegenteil, nämlich, dass sich der Vokaltrakt immer stärker verengt und sich die Zunge hebt und das Gaumensegel senkt.

Auch dieses Paper zum Pfeifregister kenne ich mit dem Resultat, dass auch in diesem Register die Stimmlippen noch schwingen, womit unklar ist, ob es überhaupt ein "richtiges" eigenes Register ist.
 
Ich kannte den Artikel bereits und ja, ist sicher spannend.

Am interessantesten finde ich aber, was Frau Behle im letzten Abschnitt unter dem Titel "Den Tönen eine Seele geben" sagt! Und (an alle "Singphysiologen" ;) hier) wenn eine so tolle Sängerin das so sieht, dürfen wir uns das sicher auch etwas zum Vorbild nehmen :)

z.B. das mit dem Gaumensegel: Es kommen so wunderbare Töne dabei heraus, wenn sie sich genau das Gegenteil von dem vorstellt was dann wirklich im Rachen passiert. Da sei umgekehrt die Frage erlaubt: wie tönt es dann wohl, wenn ich von vorneherein versuche, genau das einzustellen, was dann auch tatsächlich im Vokaltrakt passiert?! ;)
 
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z.B. das mit dem Gaumensegel: Es kommen so wunderbare Töne dabei heraus, wenn sie sich genau das Gegenteil von dem vorstellt was dann wirklich im Rachen passiert. Da sei umgekehrt die Frage erlaubt: wie tönt es dann wohl, wenn ich von vorneherein versuche, genau das einzustellen, was dann auch tatsächlich im Vokaltrakt passiert?! ;)

Ich würde mal sagen, dass kommt letztlich nur darauf an wie man es gelernt hat. Sie wird wahrscheinlich nicht mit dem Spiegel geübt haben ihr Gaumensegel zu heben, sondern hat bestimmte Vokalisen oder Übungen gemacht, zu denen ihr Lehrer ihr gesagt hat, dass sie das Gaumensegel heben, oder sie hat eine bildliche Vorstellung benutzt, die suggeriert, dass das Gaumensegel dabei gehoben wird. Wenn man jemanden mit den gleichen Übungen üben lässt und ihm dann sagt, dass diese Übungen das Gaumensegel senken, kommt im Endeffekt wahrscheinlich das gleiche raus, nur das derjenige dann sagt, dass er das Gaumensegel hebt, wenn er diesen Klang produziert.

Anders sieht es natürlich aus, wenn man wirklich vor dem Spiegel übt.

Da werden halt oft physiologische Realität und bildliche Vorstellung vermischt, wobei letztere eben oft das bessere Mittel zu lernen ist. Und dann ist es im Grunde völlig egal, was "in echt" passiert.
 
Der Artikel ist ein netter Einblick für den Laien und hat einen schönen Abschluss. Allerdings wird für den Laien diese Wissenschaft natürlich sehr geschönt und romantisiert dargestellt. So einfach ist es nun auch wieder nicht. Die Messmethoden haben neben ihren Stärken auch Schwächen, die Fallzahlen sind meist zu klein um statistisch relevant zu sein, die Probanden sind meist Klassiker (zumindest ist da die Gesangstechnik ein wenig standardisiert, aber auch trotzdem gibt es auch in der Klassik unterschiedliche Schulen) und ich finde auch vieles zu sehr auf den Hals fixiert. Ihr wisst es ja auch, dass man nicht nur mit dem Hals singt. Für den Gesangslehrer ist es auch insofern realitätsfern, weil hoffentlich keiner seinen Schüler ins MR stopft, ihm Elektroden am Hals aufklebt oder mit dem Laryngoskop/Stroboskop auf die Pelle (oder besser auf die Kehle) rückt.

Aber natürlich, wen es interessiert, nice to know. Wissenschaft muss nicht immer einen praktischen Nutzen haben.
 
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Den Effekt mit dem Gaumensegel kann man übrigens leicht selbst ausprobieren. Vergleicht mal das Körpergefühl bei einem gehaltenen ch wie im Wort "ich" mit dem Körpergefühl beim gehaltenen ch wie im Wort "ach". Vom Körpergefühl fühlt sich letzteres so an, als würde ein "Raum" hinten entstehen zwischen Zungen und Gaumensegel und sich das Gaumensegel nach oben heben, während das erste ch sich relativ "eng" anfühlt im Vokaltrakt.

Tatsächlich ist es aber genau umgekehrt. Beim "ich"-ch ist der hintere Raum geweitet, weil sich die Zunge nach vorne zum harten Gaumen hin bewegt und beim "ach"-ch ist der hintere Raum verengt, weil das rauschende ch gerade durch das Erzeugen eines schmalen Spalts zwischen Gaumensegel und Zungenrücken entsteht. Gerade beim ach kann man das sogar sehr gut im Spiegel selbst überprüfen.
 
Vom Körpergefühl fühlt sich letzteres so an, als würde ein "Raum" hinten entstehen zwischen Zungen und Gaumensegel und sich das Gaumensegel nach oben heben, während das erste ch sich relativ "eng" anfühlt im Vokaltrakt.
Öhm ... nö. Genau anders herum für mein Empfinden.
 

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