Alte Blockflöten in deutscher Griffweise

Hat' ich mir's doch gedacht... danke :prost:
 
:D :prost:

Ist eigentlich nicht schwer, nur halt extrem empfindlich und leicht was verbogen, oder so, z.B.

Ich habe jetzt gerade beim anlöten des Hebels einen kleinen Fehler gemacht. Als alles vorbereitet war, der Hebel schön fixiert und ich mit dem Lötkolben ansetzte, vergass ich noch mal zu schauen, ob er nicht etwas rausrutschte dabei. Tatsächlich, gaaanz wenig, aber zuviel. Die Oberflächenspannung des heissen Zinns, der ja schnell abkühlt drückte minimal den Hebel heraus. Das ist normal, ich hab nur gepennt dabei :rolleyes:

Aber in dem Fall wäre nochmals heiss machen und hoffen geht auch, kann aber das Zinn schnell was verkleben...

Den Kugelkopf oben abgeschliffen und den Hebel dazu mit einer ultrafeinen Feile. Sitzt ohne große Verluste wieder drin und da ich am Hebel gearbeitet habe ist auf der Klappenseite alles geblieben wie es war...
 
Ich habe mir "ein klassisches Beispiel wie man eine Blockflöte nicht behandeln soll" angelacht :eek:
für wenig Geld bekam ich einen sehr alten Herwiga-Bass, von den Ringen her würde ich ihn zu Werkstatt Kehr einsortieren, da wäre ein Urteil vom Fachmann interessant, König hat scheinbar die Reihe später mit mehr Erfolg gebaut.

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Nun denn, als ich den Bass auspackte war der erste Eindruck... total mit Wachs verklebt innen und aussen, Lack völlig malträtiert, Klappen verbogen und Macken am Labium. Auch die Fadenwicklungen total mit einer schmierigen Masse verklebt die kaum zu entfernen war, das Rohr sieht aus, wie wenn wer mit einem Brandeisen etwas gespielt hätte... Oh weh was ein armes Kerlchen, da ist das Spinnennetz im Rohr schon fast wieder lustig...

Hier auch alles voll mit Wachs... :igitt:

b05.jpg


Der ehemalige Lack... :eek:

b02.jpg

Na, ja, so Kleinreparatueren kommen noch dazu... :rolleyes:

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Nun bin ich erst einmal am putzen was das Zeug hält und dann kommt der Lack ab. Das Labium ist zwar beschädigt, aber ich denke das wird...

Auf in den Kampf :cool: Die arme Flöte muss gerettet werden :tongue: :D
 
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Oh, das arme Ding :(
Ich fürchte nur, ein beschädigtes Labium ist etwas, was auch liebevollste Zuwendung nicht retten kann.
 
etwas, was auch liebevollste Zuwendung nicht retten kann.

Da muss ich dir recht geben, Zuwendung ersetzt keine Reparatur:D aber erstens ist der Schaden zumindest nur so, dass man sie noch spielen kann und zweitens kann man unter Umständen auch an dieser Stelle etwas machen, aber erst mal brauche ich "klar Schiff".

Ich habe inzwischen mal das Kopfstück geschliffen und das Labium vorsichtig gesäubert. Die Klappen mal provisorisch eingestellt und das Polster eingeklebt. Ich kann sie immerhin schon recht mühlos spielen bis zum tiefsten Ton.

Ich habe schon Hoffnung, dass sie schön genug wird zum spielen für mich. Eine Konzertflöte wird sie nicht mehr werden, aber ich erhalte das Schätzchen gerne und versuche das beste heraus zu holen. Gerade diese Flöte ist mal wieder so ein schönes Stück Blockflötengeschichte...

So sieht das zur Zeit aus... :eek::cool::rolleyes:

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So sieht die "Rohfassung" des Kopfes nun aus, da hat man nun auch Lust sie in den Mund zu nehmen, vorher... na ja :tongue:

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So hört sichs gerade an:

https://soundcloud.com/webbwanderer/bass01
 
Zuletzt bearbeitet:
WOW!!!!!!!!!!!!!!!
:great: :great: :great: :great: :great:

Da hast Du ja schon fleißig gewerkelt!

Das Labium sieht echt böse aus. Aber klingen tut die Flöte ja trotzdem!
Danke für die Bilder!
Bin sehr gespannt, wie es weiter geht.
 
Versuch doch mal, auf das defekte Labium eine Rasierklinge (zunächst provisorisch) "aufzukleben" um wieder eine "extrem" saubere Kante zu bekommen... ich experimentiere auch gerade mit dieser "Lösung" ;)

Die Dinger lasen sich aber nicht so leicht auf Mass bringen... die sind extrem elastisch... ich werd's gleich mal mit einer Abbrech-Klinge vom Cutter versuchen!
 
WOW!!!!!!!!!!!!!!!

Danke, dass macht auch mal wieder echt Spass :tongue:

Das Labium sieht echt böse aus. Aber klingen tut die Flöte ja trotzdem!

Ich habe bei einigen Flöten schon am Labium gearbeitet und mit einer feinen Feile sie ganz gut zum klingen gebracht, vorausgesetzt, dass die Macken halt nicht zu groß sind. Da ich ja nichts zu verlieren habe kann ich ja auch experimentieren wie ich mag :D

Versuch doch mal, auf das defekte Labium eine Rasierklinge

Ich habe auch schon mit ähnlichen Gedanken gespielt, die neue "Eagle" hat ja auch ein Messingplättchen und klingt dadurch sehr knackig. Aber da ich eine Methode kennen gelernt habe wie man so einen Schaden beheben könnte wollte ich das erst mal probieren. Man arbeitet ja an einem sehr empfindlichen Bereich und da bin ich mit kleben vorsichtig, wenns schief geht muss alles wieder runter, was den Tod des Labiums bedeuten kann...

Die Dinger lasen sich aber nicht so leicht auf Mass bringen...

Ich denke die sind vorgespannt, dass sie dir beim rasieren nicht gleich knallen, die müsstest du erst über der Flamme entspannen sonst geht nix. Dann lassen sie sich wahrscheinlich sogar schneiden.
 
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Was diese Flöte wohl für eine Geschichte gehabt haben muss?

Nach dem entfernen des Lacks und der darunter liegenden roten Farbe geht es ans genauere Betrachten der "Feinheiten".
Während das Kopf- und Mittelteil über und über mit Wachs überzogen waren, ist das Fussteil fast "blutleer" und trocken.
Man kann es gut an den Klappenlöchern sehen, links alles verklebt und rechts im Fussteil absolut trocken.

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Ein "Test" zeigt, dass im Fussteil fast kein Wachs oder Öl mehr vorhanden ist, dafür es aus den anderen Teilen noch förmlich herausquillt. Diese Methode hat mir ein Restaurator gezeigt. Mit einer Feuerzeugflamme fahre ich zügig das Holz ab und auf diese Weise tritt Wachs heraus und "reinigt" dabei das Holz von innen, wo dies gut geht kann man anschliessend das Holz richtig polieren

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und die Maserung tritt gut hervor.

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Anders beim Fuss, da sind nur wenige Stellen wo überhaupt etwas vorhanden ist, das Stück ruft förmlich nach einer Ölung.

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Hier sieht man es auch an der zusammengebauten Flöte nochmal gut, während geölt der Unterschied nicht mehr ganz so zu sehen ist.

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Gut zwei Tage intensive Arbeit, die sich aber für mich gelohnt haben. Das Labium musste ich vom Wachs befreien und habe es erst einmal gaaanz vorsichtig mechanisch bearbeitet, mit dem Erfolg, dass sie nun recht kräftig im Ton geworden ist und. Trotz der Beschädigung bin ich zufrieden. Sie wirkt sich nicht so gravierend aus, dass es für mein Ohr wahrnehmbar wäre.

Nun sind die Klappen wieder mit alter Belegung eingestellt und dichten prima. Die Überprüfung mit dem Stimmgerät ergab, dass sie sich nicht verändert hat durch meine Arbeit, was mich beruhigt. Denn wenn man an allen empfindlichen Stellen rumgefummelt hat geht auch mal flott was daneben...:rolleyes:


b01.jpg basfertig.jpg
 
Was für ein Unterschied!!!
Da hast Du ja mal wieder fein gezaubert!
Zwei Tage intensive Arbeit! Das ist ja unbezahlbar und der Flöte sieht man es an. Nun hast Du einen schönen Bass. Gratuliere! :great:
 

Dankeschön :D

Das ist ja unbezahlbar...

Da hätte ein Flötenbauer schon eine ordentliche Rechnung aufgemacht bis die soweit wäre. Wenn ich mir die Flöte mir nicht selbst richten könnte, dann hätte ich schon dumm geschaut, was ich da in dem Päckchen geschickt bekam.
So ist das für mich zwar eine Herausforderung, aber kein ernsthaftes Problem. Aber für jemand unbedarftes wäre die Flöte unmöglich gewesen und bei ungewissem Ausgang zahlt man auch nicht gerne auf Verdacht noch viel Reparaturkosten.
 
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Das ist richtig gut geworden, Gratulation!

So kann man aus einem Stück "Brennholz" mit einiger Anstrengung noch ein feines "Instrument" machen!

Wenn ich das Endergebnis so sehe, frage ich mich wieder, wieso haben die Alten bloss überall diesen Lack drauf gekleistert? Hatten die ein vernünftiges Holz und man hat so versucht, Dinge zu vertuschen?
 
Herzlichen Glückwunsch für die wundersame Errettung der armen Bassflöte!
Nicht wiederzuerkennen!
Barbara
 
Dankeschön ihr Lieben,
Nicht wiederzuerkennen!
Ne, wirklich nicht, gegen den Dreckklumpen vorher... :rolleyes: Aber um so schöenr wenns wieder tutet :D

Wenn ich das Endergebnis so sehe, frage ich mich wieder, wieso haben die Alten bloss überall diesen Lack drauf gekleistert?

Ich denke schlicht einfach weil es chic war. Lack und Farben waren ja auch auf einmal viel einfacher zur Verfügung zu dieser Zeit der beginnenden Industrialisierung. In den 1970ern hat man auch auf jedes Stück Holz braune Farbe gepinselt und fand es toll... :rolleyes::D
 
Nun mache ich mal wieder einen kleinen Ausflug in die Blockflötenhoch-zeit. In den 1930ern gab es einen "Musikalienhändler" namens "Karl Bauer" der erst in Mainz und später in Markneukirchen ansässig war. Seine "eigene Marke" war Marma. Ich fand eine recht schlichte Blockflöte dieses Namens im Netz und kaufte sie. Eine zweite Flöte die mir über den Weg lief und mit nach Hause kam hörte auf den Namen "Karl Bauer- Meisterflöte" Ich fing an zu suchen im Netz, denn diese Form ist so einmalig und machte eine kleine Entdeckung die letztendlich keine war. Bei Peter Thalheimers Buch ist noch nicht bekannt wer diese Flöten gebaut hat. Eine Anfrage bei Herrn Thalheimer persönlich bestätigte mir meinen Verdacht. Der Blockflötenbauer war inzwischen bekannt...

ba09.jpg marma2.jpg

@Barbara27 schau dir mal das Profil deiner "Gebr. Schneider-Alt" an, fällt dir was auf :rolleyes:

Herr Thalheimer schrieb mir, dass dieses Profil ein Eigentum der Familie Schneider ist und man findet es in preiswerten, namenlosen Schulflöten, so wie bei Spitzeninstrumenten immer wieder, quer durch die Familie der Blockflötenbauer Schneider. Auch von Ralf Schneider habe ich eine Flöte dieses Typs gesehen. Hier ein schönes Beispiel einer barocken Altflöte die gerade recht günstig in der Bucht steht:

$_57.JPG

http://www.ebay.de/itm/1-Alt-Blockf...006482?hash=item2a69f0aad2:g:KboAAOSwu4BVlTVC


Deutlich erkennbar, die spezielle Form des Kopfes.

Meine beiden Blockflöten wurden irgendwann in den 1930ern gebaut vom alten Herrn Schneider und an den Musikalienhändler Bauer verkauft, welcher die Flöten markte.

Die "Bauer Meister Blockflöte" hat einen brillianten Klang, aber einen scheusslichen Lack, der schon langsam abblättert... Sie zählt für mich mit zu meinen besten Sopran und da ich sie gerne im Mund habe...

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Der Windkanal und der Block sind sehr sauber und glatt, prima.

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Vorher :rolleyes:

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Nachher :tongue:

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So in etwa :D

ba07.jpg ba08.jpg

Vielleicht bilde ich es mir ja nur ein, aber ich finde sie hat klanglich gewonnen, optisch auf alle Fälle :m_flute:
 
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Erste Sahne, deine Generalüberholung, wie gehabt :patpat:

Ja, auch ich habe gestern und heute wieder einer älteren Dame aus dem Mantel geholfen und stelle spontan fest, die klingt jetzt weicher! Was einer Sopranistin in meinen Ohren sehr gut steht!

Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob es an der riesigen Menge Öl liegt, die von der entblätterten Schönen aufgesaugt wurde oder an der fehlenden Aussenhaut?!?!?

Deine Theorie, bezüglich der Ölaufnahme bei 240er Schmirgel Finish jedoch halte ich für fraglich.
Ich bin der Überzeugung, dass dann einfach mehr "lose Oberfläche" vorhanden ist an der proportional mehr Öl haften kann.


Ich bleibe bei meiner Theorie:
Schön blank polieren und dann - in einem Unterdruckbehälter - Ölen... da wunderst du dich, wieviele Luftbläschen aus dem alten Holz rauskommen und durch Öl ersetzt werden.

Wie gut, daß es immer mehrere Lösungen zur (subjektiv) absolut perfekten Lösung gibt :prost:

Aber deine alte Bäuerin ... alle Achtung :great:
 
@funstrumentalist
Da sieht man wieder, wie Erfolge motivieren und zu weiteren überzeugenden Ergebnissen führen. :great:
Ganz toll!

LGE
 
Da sieht man wieder...

Dankeschön, dass ist auch echt immer wieder spannend wenn man eine Flöte vom Lack "befreit". Ich mache es nicht mit jeder, so manche sind im Original einfach Klasse und erhaltenswert. Aber wenn sie allzu sehr zerkratzt sind oder der Schnabel schon ohne Lack ist, dann überlege ich mir das schon... :rolleyes::D


Hey man, denk an meine Frisur... äh, dankeschön :D


Yepp, ich habe schon so einiges an Holz unter diversen Bedingungen verbaut und so meine Erfahrungen gemacht, aber die sind nicht das Universum, halt mein spezielles erleben...

Ich bleibe bei meiner Theorie:

Und das ist gut so, denn eigene Erfahrung ist die beste Grundlage um neues zu lernen :D

Wie gut, daß es immer mehrere Lösungen zur (subjektiv) absolut perfekten Lösung gibt :prost:

Genau, ich zum Beispiel habe schon einiges an Holz bewusst ohne sogenannten Holzschutz verbaut. Holz braucht richtige Bedingungen, Öl und ähnliches aber nur bedingt. Ich öle Holz gerne, da es mir gefällt und es schadet ihm auch nicht :tongue: aber ich habe auch Techniken gelernt, die Holz absolut dicht machen auf mechanischem Weg, Hochglanz inklusive. Mal ein Bild auf die flotte,

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vielleicht kann man es etwas erkennen. Der mittlere Bereich ist schon "mechanisch abgezogen", das Daumenloch und der Fuss noch nicht. Wenn du es in echt sehen würdest, würdest du merken, dass es spiegelglatt und glänzend ist. Da ist eine Dichte erreicht die man mit Öl nie hinbekommt, eine Variante... Eine meiner Varianten Holz zu bearbeiten.
 
Aha...
nun hast du es anscheinend doch versucht mit dem handgelöteten Abschlussring nach Kirchenfenster-Manier,
oder was hast du da gezaubert?


ba07-jpg.490357
 
nun hast du es anscheinend doch versucht mit dem handgelöteten Abschlussring

Nee :D an diesen Stellen ginge ich nicht mit heissem Lötkolben dran, am Kopf hast du ja noch etwas Masse, aber am Fuss ist da nicht viel Platz und der ist schnell kaputt oder verbrannt wenn's dumm läuft. Da muss eine andere Lösung her...

ring.jpg

Die Lösung liegt auf der Hand, ähh nee, die steckt an meinem Finger :tongue:

ring2.jpg

Da werde ich den nächsten Mittelaltermarkt mit meiner Flöte bewaffnet mal nach passenden Ringen absuchen und wenn ich nix finde habe ich einen Goldschmiedler in der Familie :whistle:
 

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