inneres Metrum entwickeln

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Hat jemand einen Hinweis, wie man einen Schüler dazu bringen kann, Metrum als oberstes inneres Gesetz zu installieren, metrischem Empfinden Priorität zu geben?
Für mich persönlich ist ein falscher Ton, sogar Takte lang Pfusch weniger schlimm, als aus dem Tritt zu kommen. Ich weiß nicht, woher ich diese metrische Stabilität nehme und kann es deshalb auch nicht so richtig erklären.

Die meisten lernen bei polyphonen Instrumenten zuerst eine Stimme, dann die andere, dann zusammen oder gleich alles zusammen, dafür langsam. Der Rhythmus / das Metrum, geschweige denn die Gestaltung kommt erst später (wird später begriffen und berücksichtigt), wenn Fingersatz und Töne/Akkorde/Skalen klar sind. Irgendwie auch logisch, schließlich kann nicht alles sofort beherrschbar sein.
Aber der Schritt, schon im Anfangsstadium den Rhythmus und auch den Groove schon im langsamen Tempo einzubeziehen und immer gleich mit zu üben, scheint garnicht so häufig zu sein. Noch weniger häufig wohl, zuerst den Rhythmus zu erfassen und später eine Melodie in den Rhythmus zu bringen.

Ich habe eine erwachsene Schülerin, die mit Vorliebe Forro und Samba spielt. Darin kommen oft schnelle Läufe und manchmal auch komplexere Grooves vor. Sie spielt inzwischen schon 10 Stücke bei mir und mit etwas Glück kommen rechte und linke Hand auch gut zusammen. Aber nicht zu 100 % reproduzierbar. Plötzlich an einer schwereren Stelle gerät das Timing und nicht selten auch das Zusammenspiel beider Hände kurz aus dem Ruder.
Ein Hinweis meinerseits und entsprechend selektierte Übung bringt das in Ordnung. Es ist ihr klar und gelingt auch ein paar mal. Aber sobald beim Durchspiel wieder eine Konzentrationsschwäche auftritt, äußert es sich wieder in schlechtem Metrum, Timing, Zusammenspiel. Ich weiß leider nicht mehr, was man da noch machen kann.
Metronom nützt natürlich nichts, denn die Probleme sind technischer Art. Wenn es im Finger oder Hirn klemmt, dann hilft der Klick auch nichts. Technische Sicherheit wäre natürlich hilfreich. Aber ich denke man kann an der entscheidenden Stelle auch mit einer Trefferquote von sagen wir mal nur 70 % mit einem stabilen INNEREN Metrum irgendwie darüber hinweg kommen, ohne dass es groß stört.

Wie gesagt, Stelle separiert, einzeln, langsam, rhythmisch vereinfacht, verändert usw. haben wir alles gemacht.
Das klappt dann auch irgendwann, aber im Durchspiel ist dann oft alles wieder vergessen.
Was tun??? Was kann man ihr sagen?
 
Eigenschaft
 
Ich bin ziemlich überzeugt davon, daß man da sehr viel über die Sprache und über den Gang/Schritt machen kann. Also herumlaufen und dabei sprechen. Die Türken haben Dümmedümmedümmetek, die Inder haben Dagedigedagedu, die Jazzer haben Schubidubidubidu. Das Ganze in Verbindung mit dem Schreiten, mit dem Schritt - im Grunde mit dem Tanz - kann helfen. Gedichte auswendig im richtigen Metrum sprechen und dabei herumschreiten kann nützlich sein.

Ich selbst kann z.B. Latinstücke besser spielen, wenn ich dabei - am Klavier sitzend - mit dem Oberkörper "tanze". Mit dem Akkordeon müßte das ja noch besser gehen, weil man da das Instrument mitbewegen kann. Diese "Tanz"bewegungen können sehr reduziert und minimalistisch sein, nur einen Millimeter, vielleicht fast nur gedacht. Aber wenn ich das tue, grooved es besser.

Viele Grüße,
McCoy
 
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zuerst zum Timing... - wenn alle das selbe machen, isses doch ok. Bei Solisten sowieso, da geht man schon mal eine Phrase, eine Passage etwas breiter an, als den Rest, kann auch aus der Erkenntnis kommen: schneller geht das gerade nicht, aber der Rest, den nehm ich flotter.

Daß das Zusammenspiel zw. den Gliedmaßen nicht stimmt, das geht halt gar nicht...! Dann halt Tempo wieder reduzieren, bis es sicher sitzt.

Ich habs schon oft geschrieben, ich wiederhole es gerne, mir wurde vor einigen Jahrzehnten der Rhythmus als KÖRPERFUNKTION anerzogen, das wurde geübt, exerziert, eingepleut bis zum geht nicht mehr. Und zwar in der Regel des Teilens, auch bekannt als Pyramide:
Metronom (IMMER alles mit Metronom, das war ein Lebenlang mein Mitspieler beim Üben - aber NUR beim alleine Üben) auf Zählzeit, diese klatschen bis sicher, dann diese Zählzeit halbieren, vierteln, achteln, etc. oder auch doppeln, vervierfachen, etc. und immer wieder zurück auf die Zählzeit. Fortgeschritten dann Triolen, Quadolen, Quintolen, etc. Das ganze ohne Instrument, nur mit Klatschen, später dann auf dem Instrument.
Mit dem Instrument dann auch die Teilung gegeneinander polyrhythmisch.
Immer und immer wieder, bis der Körper ganz automatisch in Time alles notierte "geteilt" hat. Und das war kein Prozeß, der in ein paar Wochen durch war. Mit diesen Übungen und auf einem Gummi-Pad hab ich gute zwei Jahre zugebracht, erst dann kam die erste Konzerttrommel (Snare), und auch die wieder lange Monate nur für sich alleine.

Das war später auch die Grundlage Notenbilder zu erfassen ohne zu zählen.

Mein Lehrer war menschlich ein gigantisches Arschloch, aber didaktisch und pädagogisch ein Superheld!
Credo war (auch für mich als Schlagwerker), was man nicht singen kann, kann man auch nicht spielen.
Natürlich rhythmisch exakt...!:D
 
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Danke ihr beiden.
Ich sehe schon, es gibt so Stichpunkte wie:

Dann halt Tempo wieder reduzieren, bis es sicher sitzt.

oder


Rhythmus als KÖRPERFUNKTION anerzogen, das wurde geübt, exerziert, eingepleut bis zum geht nicht mehr

oder


Und das war kein Prozeß, der in ein paar Wochen durch war. Mit diesen Übungen und auf einem Gummi-Pad hab ich gute zwei Jahre zugebracht, erst dann kam die erste Konzerttrommel (Snare), und auch die wieder lange Monate nur für sich alleine.

Ich vergesse immer, dass es einfach Zeit braucht und dass ich penetrant dran bleiben muss. Auch die einfachen Sachen, die wir durchaus geübt haben immer wieder abzuverlangen.
Es sitzt eben noch nicht und muss weiterhin parallel an grundsätzlichen einfachen Übungen weiter trainiert werden. Obwohl das bei ihr eigentlich klappt - sogar im Stück, wenn alle Probleme als Last dran hängen läuft es teilweise. Nur im Stress eben nicht. Ich gebe mich da zu schnell zufrieden und mir ist nicht bewusst, dass ihr die Stellen nicht so leicht fallen, dass es übertragen werden kann.

Also - ich bleibe dran und füge Euro Übungen mit ein.
 
Guten Morgen :)

Ich weiß nicht, woher ich diese metrische Stabilität nehme und kann es deshalb auch nicht so richtig erklären.

Meines Erachtens ist das das Ergebnis langen Trainings und auch der emotionalen Ausgeglichenheit und Sicherheit.
Anspannung verändert nicht nur den Puls/Herzschlag, sie wirkt sich auch auf das Musizieren aus, kann dafür sorgen, dass es unrund oder immer schneller wird.

Zur metrischen Stabilität gehört, das Tempo halten. Ich erachte das sogar als Grundlage.
Kontrollieren kann man das Tempo nur mit dem Metronom. Mit Metronom üben ist aber vielen ein Graus. Ich behaupte, weil es sie ungeheuer stresst, wenn sie ihr inneres Pulsen diesem erbarmungslosen Ticken unterordnen sollen. Aber nur, wenn man das (viel!) übt, entsteht die metrische Stabilität.
Bei mir entstand sie unter anderem dadurch, dass ich viele mehrstimmige Sätze auf Keyboard- und Clavinova-Sequenzer Spur für Spur eingespielt habe und dabei sehr pinglig auf Tempo und Rhythmus geachtet habe.

Lernen, sich einem vorgegebenen Tempo anzupassen, ist in der rhythmisch-musikalischen Ausbildung der allererste Schritt. Und deshalb ist das auch Teil der Musikalischen Früherziehung. Da wird gemeinsam gesungen und geklatscht, getrommelt, gestept (Schritte am Platz z.B. seit-tip re/li pendelnd) ... Und genau diese Aufgaben tun auch den älteren Schülern gut, bei denen man diesbezüglich Defizite beobachtet. Es versteht sich von selbst, dass man diese Aufgaben, mit musikalischen Stilen kombiniert, die dem Schüler Spaß machen.

Es muss nicht unbedingt das nervenden Metronomticken sein, welches das Tempo vorgibt. Schülern, die damit Probleme haben, biete ich alternativ die Rhythmusautomatik des Clavinova an. Wir suchen gemeinsam aus, mit welchem Rhythmus der Schüler am besten zurecht kommt. Pattern, die einen Auftakt enthalten, funktionieren oft besser, als das sture bum - bum - bum - bum, da der Auftakt meiner Beobachtung nach den Schüler in die Taktbetonung hinein "schubbst". Das Metrum darf aber nicht einfach nur von außen übergestülpt werden, man muss es in sich selbst fühlen und anschließend kontrollieren lernen. Und das geht meines Erachtens am besten über Bewegung.



zuerst eine Stimme, dann die andere, dann zusammen oder gleich alles zusammen, dafür langsam. Der Rhythmus / das Metrum, geschweige denn die Gestaltung kommt erst später

Ja, finde ich ganz normal.
Aaaaaber: Wieviel später????

schon im Anfangsstadium den Rhythmus und auch den Groove schon im langsamen Tempo
einzubeziehen und immer gleich mit zu üben, scheint garnicht so häufig zu sein.

Keine Ahnung. Da fehlt mir eine aussagekräftige Statistik. Ich mache es jedenfalls und scheine damit dann wohl einer exotischen Spezies anzugehören. Ich gehe sogar so weit, dass ich das (lineare) Notenlesetraining (bei Melodien/einzelner Stimmen) rhythmisch gestalte.

zuerst den Rhythmus zu erfassen und später eine Melodie in den Rhythmus zu bringen

Finde ich gut, ist für mich aber "nur" einer von mehreren methodischen Ansätzen.


mit etwas Glück kommen rechte und linke Hand auch gut zusammen

Nur Glücksache? Hmmmmmmm ....... Sind die Stücke noch zu schwer?

Sicherheit und somit Treffsicherheit ist ohne stabile Grundlage nicht möglich. Ich kenne das Bedürfnis erwachsener Schüler, die möglichst schnell ein attraktives Repertoire "draufschaffen" wollen. Das Problem: sie wollen oft zu viel auf einmal. Da es ohne Basis nichts werden kann, sind Vorübungen aber unerlässlich. Die Schüler von dieser Notwendigkeit zu überzeugen, ist allerdings manchmal gar nicht so einfach. Der für mich erfolgreichste Weg ist, bei den Schülern das Verständnis für methodisches Erarbeiten der Aufgaben zu wecken. Um dem Schüler die methodischen Schritte besser vor Augen führen zu können, arbeite ich sie auch schon mal in MuseScore aus. Da das so aufwändig ist, mache ich das aber nur manchmal. Anhand dieser methodischen Ausarbeitung kann man verschiedene Lernansätze klären. Unter anderem kann man zeigen, welche anderen Musikstücke sich eignen, eine bestimmte Übung in einem anderen, möglicherweise deutlich einfacheren Kontext zu erarbeiten.

selektierte Übung bringt das in Ordnung

Das selektierte Üben ist auch bei meinen methodischen Ausarbeitungen das Ziel. Es wäre für mich interessant zu wissen, wie Du dabei vorgehst. Ich zerlege beim selektierten Üben die Endform nicht einfach nur in kleine Abschnitte, sondern überlege mir auch noch methodische Vorformen, die beispielsweise eine schwierig zu greifende Figur (einhändig oder zweihändig zu spielen) zunächst in einer einfacher zu spielenden rhythmischen Grundform darstellt. An diesen (veränderten) Rhythmus und dem zugrunde liegenden Metrum muss sich der Schüler halten. Dann wird der Rhythmus schrittweise verändert, bis die im Stück verlangte Form erreicht ist. Rundregeln: Es wird immer im Takt gespielt. Die dargestellten Notenwerte sind verbindlich umzusetzen.
Verändert der Schüler den Takt / den Rhythmus, wird der nicht einfach mit einem "Falsch! Weg damit! Das da spielen!" auf die Seite geschoben. Vielmehr überlegen wir, was genau da passiert ist und nach Möglichkeit auch warum. Der Aufwand muss natürlich in einem vernünftigen Verhältnis zur "Übungsproblematik" stehen.

Konzentrationsschwäche

Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Als Lehrer hat man wenig bis keine Möglichkeit, dagegen etwas zu tun. Außer die Unterrichtssituation so zu verändern, dass alles, was irgendwie ablenken oder Stress erzeugen könnte, so weit als möglich zu minimieren.


mit einem stabilen INNEREN Metrum irgendwie darüber hinweg kommen

Das ist ein sehr hoher Anspruch!
Das zu können, setzt voraus, dass der Schüler in der Lage ist, das was er liest, weiterzudenken, während seine Ohren damit beschäftigt sind, die gerade gemachten Fehler zu erkennen. Er muss dann als nächstes in der Lage sein, genau das Gegenteil von dem zu tun, was er normalerweise macht, anstatt einen kurzen Moment zu verharren und zu überlegen, was falsch gelaufen ist und wieso und dann aus der gewonnenen Erkenntnis heraus den Fehler zu korrigieren, soll er den Fehler ignorieren und sich bei der nächstbesten Stelle wieder in die Melodie einfügen.

Um das zu schaffen, müssen weitere Fähigkeiten erarbeitet werden. Z.B. exakte selbständige Einsätze. Wenn ich im Gruppenspiel beobachte, dass jemand nach einem Stolperer nicht mehr in das gemeinsame Spiel findet, dann suchen wir gemeinsam nach leicht zu erkennenden Einsatzpunkten und üben, diese zu treffen. Ich spiele dabei auf einem Instrument, das sich klanglich von der Gruppe abhebt, damit die Ohren der Schüler eine klare Orientierung haben, mit der die "in ihrem Innern klingende Melodie" synchronisiert werden kann/soll. Ich bleibe bei dieser Übung gnadenlos im Takt und halte niemals inne, wenn jemand stolpert. Damit die Schüler eine Chance haben, wähle ich das Tempo so, dass das Stück eigentlich klappen könnte.
Wer das im Zusammenspiel mit anderen schafft, kann es nicht auch automatisch allein. Aber es ist ein guter Anfang.



Grundregel für mich ist im Prinzip wie auch WilliamBasie schon sinngemäß schrieb: Das Tempo muss so langsam sein, dass man fehlerfrei durch kommt.

Viele Grüße
Lisa
 
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Hi - bin zwar kein Akkordeonspieler aber habe genau dazu gerade einen post im Gitarrenforum geschrieben ...

Ich denke, die wichtigste Quintessenz ist, den Rhytmus, das metrisch saubere Spielen von Anfang an als eigenständige Übungseinheit einzubauen.
Dabei die Klassiker: langsame Zählzeiten (sauber vor schnell), nur ein Ton (Komplexitätsreduktion: es geht NUR um den Rhytmus), dann das, was WilliamBasie in seinem post beschrieben hat (und was ich als drummer rauf und runter geübt habe wie ein Blöder).

Rhytmisch sauberes Spielen ist nichts, was irgendwann zum Spielen hinzukommt wie ein Sahnehäubchen auf die Torte, sondern muss von Anfang an ein Grundpfeiler des Lernens und Spielens sein, sonst hängt man imho immer hinterher ...

Das ist für mich noch mal etwas anderes als rhytmisch vertrackte patterns oder Melodiebögen an einer bestimmten Stelle in einem song hinzubekommen - da fällt dann natürlich auf, dass die Grundlagen des rhytmisch sauberen Spiels nicht sitzen - im Grunde aber ist das eher eine gewisse Feinheit, die man - die Grundlagen vorausgesetzt - auch als einzelnen Part und dann eingebaut in den song für sich üben kann. Das passiert mir beispielsweise beim Bass als für-mich-Neuinstrument: ich weiß, wo ich einsetzen müßte und bin mir rythmisch sicher - und dennoch verhaue ich mich ab und an - dann ist es meist eine Mischung aus: ich bin mir bei dem Lauf doch nicht so sicher und habe technische Probleme oder es ist zuviel auf einmal oder ich habe den song noch nicht so "intus", dass ich gar mehr nachdenken muss ...

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Ja, es geht genau um diese Übertragung vom Grundgefühl auf komplexen Stoff.

Quasi ein Perspektivenwechsel:

1. Eine Detaildarstellung (stark verlangsamt, zwar alles vertikal korrekt aber durch die Lamsamkeit kaum noch als körperlicher Tanz ausführbar)

2. Übersichtsdarstellung (Körperlichkeit und Metrum mit oberem Gesetz, Ausblenden von technischen Schwierigkeiten - Faken)

Der zweite Punkt sollte im Idealfall sofort auch sauber spielbar sein. Das ist aber Wunschdenken und muss erarbeitet werden.

Lisa hat es sehr schön beschrieben,

Das zu können, setzt voraus, dass der Schüler in der Lage ist, das was er liest, weiterzudenken, während seine Ohren damit beschäftigt sind, die gerade gemachten Fehler zu erkennen. Er muss dann als nächstes in der Lage sein, genau das Gegenteil von dem zu tun, was er normalerweise macht, anstatt einen kurzen Moment zu verharren und zu überlegen, was falsch gelaufen ist und wieso und dann aus der gewonnenen Erkenntnis heraus den Fehler zu korrigieren, soll er den Fehler ignorieren und sich bei der nächstbesten Stelle wieder in die Melodie einfügen.

Sie spielt wohl auch mit einem Percussionisten zusammen, der sich oft über ihr rhythmisches Spiel beschwert ;-)
(So hat sie mir erzählt)

Nun - wahrscheinlich sind die Stücke halt auch etwas zu schwer, oder sie spielt zu schnell. Andererseits schafft sie es hin und wieder (sauber im Tempo), es ist nur nicht reproduzierbar. Und wenn Unsicherheiten auftreten, dann wirken sie sich im Zusammenspiel der Hände und Timing aus, was mich wahnsinnig macht bzw. was ich nicht nachvollziehen kann, weil ich lieber einen Fehler akzeptiere.

p.s.
Die selektierten Übungen erfinde ich genau wie Du Lisa. Läufe werden z.B. in Gruppen zusammengefasst oder als Akkorde gespielt, damit man ein Gefühl für die Abstände im gegebenen Zeitmaß bekommt, oder Problem eingekreist ... z.B. Fingeruntersatz wird vorwärts und Rückwärts geübt, immer im Takt.
Eine Stelle nur rechts in Time, wobei ein entscheidender Ton der linken Hand einen exakten Punkt der rechten Hand treffen muss, dann wird Schritt für Schritt das komplette Material der linken Hand dazu gebaut. usw.

Es ist nur so, dass mir diese Übungen oft wie ein Umweg erscheinen. In Reflexion auf den Schüler wirkt auf mich jede dieser Übungen wie ein komplett neues Stück. Gerade beherrscht sie eine Übung, bringt der neue Ton alles zu Fall und der Mist geht von vorne los... obwohl sie mit etwas Glück wie gesagt sogar die komplette Stelle super kann.
Deshalb zweifle ich manchmal an den Methoden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sie spielt wohl auch mit einem Percussionisten zusammen, der sich oft über ihr rhythmisches Spiel beschwert ;-)

Hmmmmmmmmmmm ....
Also bei "Adam und Eva" anfangen. :engel:

nicht reproduzierbar.
Also nicht begriffen, erfühlt, verinnerlich und unkontrolliert.
Das spricht meines Erachtens für ein durch ein vages Erinnern gesteuertes Spiel. Und diese Erinnerung ist halt eben ungenau.
Also back to the roots!

Alles, was nicht reproduzierbar funktioniert, müsste eigentlich auf in angemessenem (tanzbarem) Tempo spielbaren Grundformen "heruntergebrochen" werden. So etwas nenne ich dann methodische Vorformen.

Bleibt die Frage, ob die Einsicht und Energie der Schülerin ausreicht, um sich von dem alten Verhaltensmuster (sich in vagen musikalischen Erinnerungen treiben zu lassen) zu lösen und zu überwinden.

Und wenn Unsicherheiten auftreten, dann wirken sie sich im Zusammenspiel der Hände und Timing aus, was mich wahnsinnig macht bzw. was ich nicht nachvollziehen kann, weil ich lieber einen Fehler akzeptiere.

Meine Erkenntnislage dazu hast Du bereits zitiert. Ich denke, das ist von ihr schlicht und ergreifend zu viel verlangt.
Suche Stücke aus, die sie reproduzierbar korrekt spielen kann. Trainiere mit ihr, diese Stücke gemeinsam zu spielen und wenn sie stolpert, spiele weiter und verlange, dass sie sich wieder einfindet. Wenn sie sich darauf einlässt, wird sie es lernen. Wenn sie es nicht schafft oder sie gar protestiert :nix:

Meinen Schülern habe ich erklärt, dass beim Vorspielen unbekannter Stücke niemand einen falschen Ton erkennen kann, solange er nicht total gräßlich klingt. Stocken, aufhören und aus dem Takt kommen erkennt dagegen eigentlich fast jeder sofort. Und deshalb ist das Takt halten das Allerwichtigste. Das motiviert sie, mit mir entsprechend zu üben.


Viele Grüße
Lisa
 
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Ja.
nun, sie tritt sogar seit langen Jahren schon auf und möchte mit mir schon die Stücke spielen, die sie auswählt. Noch dazu kommt, dass es Skype Unterricht ist, so dass ich nicht live mitspielen kann. Dafür schicke ich aber mp3 in verschiedenen Tempi.
Aber Back to the roots. Völlig richtig, ich werde wohl nebenher ein paar einfachere Sachen spielen lassen müssen. Da wird sie sich freuen... ;-)

Übrigens, eine Übung ist auch, sich immer weiter spielend von den Tasten zu lösen und nur noch so tun als würde man spielen (Luftgitarre oder Luftakkordeon...)
Vielleicht ein Loop, also eine selektierte Stelle, zuerst in der Luft, dann ran an die Tasten und wieder weg - wie ein Motor abgekuppelt, eingekuppelt, abgekuppelt.

Nur fürs Feeling.

Aber Üben ersetzt das natürlich nicht.
 
Kann einfach nur alles unterstreichen, was Lisa2 detailliert und praxisnah schildert und rät.

Vielleicht ganz kurz aus einer anderen Perspektive:
1) Das Ziel ist, das innere Metrum zu entwickeln.
2) Das bedingt, ein äußeres Metrum zu internalisieren.
3) Das bedingt, das äußere Metrum so lange als bindende Orientierung zu verstehen und zu gebrauchen bis es als äußere Krücke weggeworfen werden kann.

Bezogen auf Deine Schülerin heißt das leider:
Back to the basics, ran ans äußere Metrum und so lange üben bis das verinnerlicht ist.

Großes Glück, dass diese Schülerin mit einem Percussionisten zusammenspielt, der erstens offensichtlich sein inneres Metrum an einem äußeren geübt hat und der zweitens seine Aufgabe nicht darin versteht, um ihre rhytmischen Schwächen herumzuspielen, sie auszugleichen oder unscheinbar zu machen, sondern der ihr deutlich sagt, dass sie es ist, die abweicht ...

Herzliche Grüße, viel Geduld und Beharrlichkeit!

x-Riff
 
Hallo zusammen,

ich hatte mal vor Jahren eine Unterhaltung zum Thema mit einem Saxophonlehrer, Musikschul- und Ensembleleiter, der beklagt hat, daß gerade Klavierschüler oft massive rhythmische Probleme und Probleme beim Zusammenspiel haben.

Klavier und Akkordeon sind insofern in diesem Punkt vergleichbar, weil sie in der Ausbildung fast ausschließlich solo gespielt werden und vor allem, weil sie polyphone Instrumente sind:
Nach seinen Beobachtungen konzentrieren sich die Schüler so sehr auf den "vertikalen" Zusammenhang, der vor allem besagt: "was genau untereinander steht, wird gleichzeitig gespielt". Damit hat es sich dann oft und die eigentliche zeitliche Entwicklung, der Grundpuls, der Flow, wie immer man das nennen will, werden völlig vernachlässigt.

Bei Streich- und Blasinstrumenten hingegen, wo man ohnehin linear nur eine Stimme spielt und vor allem viel öfter mit anderen gemeinsam musiziert, spielt rhythmische Präzision im Schülerempfinden eine viel größere Rolle.

Ich glaube daher, auch öfter mit anderen gemeinsam zu musizieren, ist für Klavier- und Akkordeonschüler von großer Wichtigkeit.
Man lernt, auf andere einzugehen, gemeinsam statt nebeneinander zu spielen, und nebenbei - man ist gezwungen sich rhythmisch zu arrangieren.
Das klappt natürlich nicht auf Anhieb (siehe "Beschwerden" des Percussionisten), weckt aber auf jeden Fall mit der Zeit ein Bewußtsein, das beim Üben allein im stillen Kämmerlein viel schwerer zu erlangen ist.

Und ryhtmisch schwierige Stellen erarbeite ich mir tatsächlich oft beim Laufen, da hat man zwangsläufig einen ziemlich verläßlichen Grundpuls, der aus einem selber kommt und nicht von außen (durch ein Metronom o. ä.) erzwungen wird.

Viele Grüße
Torsten
 
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...Ich glaube daher, auch öfter mit anderen gemeinsam zu musizieren, ist für Klavier- und Akkordeonschüler von großer Wichtigkeit.
Man lernt, auf andere einzugehen, gemeinsam statt nebeneinander zu spielen, und nebenbei - man ist gezwungen sich rhythmisch zu arrangieren...
Zweifelsohne ist Zusammenspiel immer gut !

Nur muß das in diesem Stadium auch wieder streng konform nach Metronom laufen, sonst hat man sich zwar arrangiert, aber irgendwie halt so, daß das Zusammenspiel paßt und der Lerneffekt ist nahe Null.

Viel später auf der Bühne isses dann wieder fast wurscht, solange alle das gleiche machen - im Rahmen natürlich...:rolleyes:
Und solange alle wissen, was sie machen!


ich habe einige Zeit Band-Coaching gemacht in einem Jugendtreff, nahezu 100% der Bands waren nicht fähig ihre Stücke mit Metronom zu spielen. Oft haben sie zwar zusammen gegrooved, konnten das aber nicht benennen, oft sogar nicht mal reproduzieren, sprich: der Song war jedesmal anders, aber irgendwie gemeinschaftlich hingewurschtelt. Keine greifbare rhythmische Struktur.
Ich hatte da einige Auseinandersetzungen (woran ich dann auch völlig den Spaß verloren habe, das kostenlos anzubieten), bis hin zur Weigerung, überhaupt in Erwägung zu ziehen, mit Metronom zu probieren - man wolle schließlich zum Spaß Musik machen...
 
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Klavier und Akkordeon sind insofern in diesem Punkt vergleichbar, weil sie in der Ausbildung fast ausschließlich solo gespielt werden und vor allem, weil sie polyphone Instrumente sind:
Nach seinen Beobachtungen konzentrieren sich die Schüler so sehr auf den "vertikalen" Zusammenhang, der vor allem besagt: "was genau untereinander steht, wird gleichzeitig gespielt". Damit hat es sich dann oft und die eigentliche zeitliche Entwicklung, der Grundpuls, der Flow, wie immer man das nennen will, werden völlig vernachlässigt.
Ich habe nicht diese Anzahl von Erfahrungen, aber bei meiner Schwester, angefangen mit klassischem Klavier mittlerweile eher so singersongwritermäßig mit leichtem Jazzverschlag, war es genau so.
Gerade im jazzaffinen Vortrag und in Kombination mit ihrem Gesang gab es rhytmische Verschleppungen oder Verdichtungen, Pausen mit gefühlten Längen etc. Immer wieder kam bei Gesprächen über die Umsetzung der songs mit ihr in ihrer Phantasie eine kleine Kombo auf: Bass und Percussion/drums.
Sie hatte zur gleichen Zeit ein e-drum bei sich zu stehen und so setzten wir uns ab und an hin und improvisierten über ihre songs oder ich spielte einfach drums dazu ... immer mit einem Ergebnis: es funktionierte nicht: das, was das "gefühlsmäßige" ihrer Einzeldarbietung war, funktionierte einfach nicht zusammen mit einem straighten rhytmischen Instrument (beim Bass war es ähnlich, wenn auch nicht so unüberhörbar deutlich).

Ich wies sie darauf hin, dass im Pop und ähnlichen Bereichen, z.B. der von uns beiden geschätzte Nina Simone oder Melodie Gardot, die songs extrem tight gespielt werden und die Leichtigkeit und die leichten Abweichungen nie bei den Instrumenten vorhanden waren, die für den basischen Rhytmus zuständig sind. Durch dieses Zuhören und darauf Achten ist bei ihr der Groschen gefallen.

Sie hat einfach gedacht, ihre Art des Umgangs mit dem Metrum sei erstens die allgemein übliche und zweitens die, welche für die Leichtigkeit, das Gefühl, die Virtuosität etc. (also auch das, was sie immer anstrebte) zuständig sei.

In dem Bereich sind einige Mythen unterwegs und das schlimme ist, dass sie sich sehr lange halten und verdichten können und damit zur Wahrheit werden - solange, bis nicht im Bandkontext eine ganz andere Wahrheit zutage kommt ... oder über den Unterricht vermittelt wird ...

x-Riff
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Oft haben sie zwar zusammen gegrooved, konnten das aber nicht benennen, oft sogar nicht mal reproduzieren, sprich: der Song war jedesmal anders, aber irgendwie gemeinschaftlich hingewurschtelt. Keine greifbare rhythmische Struktur.
Ich hatte da einige Auseinandersetzungen (woran ich dann auch völlig den Spaß verloren habe, das kostenlos anzubieten), bis hin zur Weigerung, überhaupt in Erwägung zu ziehen, mit Metronom zu probieren - man wolle schließlich zum Spaß Musik machen...
Nur als Randnotiz: Genau DAS taucht dann später noch mal als Thema auf, wenn diese Bands denken, dass sie reif für Studioaufnahmen sind und dann zuverläßig, wenn zur Debatte steht, ob man mit Einzelspuren aufnimmt oder die Band gemeinsam live ...

Aber nun zurück zum Thema ... war wie gesagt, nur eine Randnotiz, die gerade so gut paßte ...
 

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