Stufenakkorde bei Blues-Dur, -Moll und -Rock'n'Roll ?

Also meines Erachtens solle man bei Blues nicht so sehr über verschiedene Skalen oder sonst etwas nachdenken, sondern rein nach Gefühl spielen. Ich spreche jetzt mal für Tasteninstrumente.
Dazu muss man sich in der Tonart total zuhause fühlen. Daher rate ich dazu erst einmal alles in einer Tonart spielen und Akkordfolgen dorthin zu transponieren. Falls erforderlich, kann man ja bei Tasteninstrumenten diese zurück transponieren.

Wenn man dabei in Übung kommt, sollte man mal versuchen die gewollten Einzeltöne beim Improvisieren einigermaßen mitzusummen. Völlig wurscht aus welchen Skalen die Töne kommen. Wenn ich alle möglichen Blues-Skalen zusammen schmeisse, bleibt ja eigentlich auch nicht mehr groß was übrig, das man nicht spielen sollte. Und selbst die Töne kann man in schneller Folge mit anderen gespielt noch verwenden.

Das Ergebnis ist nach einiger Zeit dann, dass Skalen beim Blues eigentlich kein wirkliches Thema mehr sind. Die Ohren und das Gefühl orientieren sich an den gerade gespielten Akkorden.
Und die sind es dann ja auch, die wirklich wichtig sind. Dabei sind die Akkord-Extensions besonders wichtig, da erst die so richtig gut klingen. Gut waren die Beispiele der beiden Folgen in C-Dur in dem Thread, mit E7alt... etc.
Auf ein solches Niveau muss da kommen. Nicht bei C7, F7, G7 einfrieren und sich in die rockige Verzerrung retten :D

Für Tasten empfehle ich die Blues-Bände der Hal Leonard Keyboard Style Series. Die sind gut zielgerichtet und günstig.

Aber ja nicht zuviel Theorie hineindenken. Lieber mal die eigenen Ohren einsetzen.

Oder hört Euch mal den Unterschied zwischen Gary Moore und Eric Clapton beim Blues an. Heute Nacht spät kam da ein Konzert von Clapton aus 2015 in der Royal Albert Hall. Das hat sich in meinen Ohren angehört als würde Clapton Wiener Walzer spielen, irgendwie emotionsarm. Na gut, er ist auch schon 70 gewesen. Wobei das im Blues ja noch kein Alter ist. Es zeigt mir aber, dass Perfektion beim Blues fehl am Platz ist. Im Vergleich dazu, ist Gary Moore bei jedem Blues, den er gespielt hat, fast gestorben.

Da bin ich ja schon wieder ins Labern gekommen.

Viele Grüße

Frank
 
sondern rein nach Gefühl spielen.
Ach gottchen ... ;)

Ok. Dann werde ich ab jetzt auch keine zusammenhängende Sätze mehr bilden. Scheiß doch auf den Duden. Ich schreib nach Gefühl.

Was für ein Humbug. Es gibt im Blues so wie in jeder anderen Stilistik ein ein Repertoire and Phrasen und Wendungen. Viele davon lassen sich mit verschiedenen Skalen beschreiben. Klar kann man immer "alles" spielen. Aber letztlich sind Skalen ein (!) Mittel sich bewusst zu beschränken.

Natürlich heißt das nicht dass man auf der Bluesscale einfach nur wild hoch und runter dudelt. Wer so denkt, hat nicht verstanden wozu Skalen gut sind.

Skalen sind eben ein Werkzeug. Genauso wie akkordisches Spiel ein Werkzeug ist. Man benutzt jedes Werkzeug natürlich nur wenn es gerade angebracht ist.
 
Ach gottchen ... ;)

Ok. Dann werde ich ab jetzt auch keine zusammenhängende Sätze mehr bilden. Scheiß doch auf den Duden. Ich schreib nach Gefühl.

Was für ein Humbug.

Ich brauche übrigens in der Regel auch keinen Duden. Du ja auch nicht. Die Problematik ist durchaus vergleichbar.
Du hast die eigene Muttersprache so verinnerlicht, dass die richtigen Worte ganz automatisch aus Dir raussprudeln.

Es hat wohl jeder seine eigene Methode, die ganze Sache zu bewältigen.
Strukturlos ja nicht, aber eher an den Akkorden orientiert und nicht an Skalen. Das finde ich einfacher.
Aber jeder wie er mag.

z.B. bei einem Jazz-Blues gibt es ja viele Akkordwechsel. Wenn ich da für Bruchteile von Sekunden mit der linken Hand einen bestimmten
Akkord spiele, bin ich doch froh, wenn ich da beim Improvisieren mit rechts akkordspezifisch wichtige Töne gerade noch hin bekomme in der Zeit .
Dass die nun aus Skalen entnommen sind, ist doch klar. Ist aber nur zweitrangig wichtig.

Das, was Du sagtest, gilt sicher für die meisten Stilarten, aber meines Erachtens nicht für den Blues.

Das mit dem bewussten beschränken auf bestimmte Töne durch Skalen lasse ich als Methode ja gelten, auch beim Blues. Aber es geht auch über
die gespielten Akkorde. Ist ja z.B. ein beträchtlicher Unterschied, ob ich als Tonika einen C9, C6, Cmaj7 oder einen C#9 spiele.

Aber wie gesagt, jeder wie er das machen will.

Nur nicht immer gleich so aggressiv werden. Muss doch nicht sein.
 
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Ihr widersprecht Euch nicht... :)

Gruuuß,
Heiner
 
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Nö. Wir widersprechen uns auch eigentlich nicht. Ich finde nur man kann das so nicht einfach irgendwo hin schreiben.

Man muss doch zumindest die Werkzeuge und Fertigkeiten von der eigentlichen Tätigkeit unterscheiden. Wenn ich zwei Holzteile verbinde, dann Nehme ich Nägel und einen Hammer zur Hand. Mittlerweile weiß ich wie ich intuitiv damit umgehe. Ich denke nicht darüber nach warum der Hammer das richtige Werkzeug ist oder wie ich ihn genau halt und schwinge.

Jemandem der noch nie einen Hammer gesehen hat zu sagen dass man die beiden Holzteile einfach nach Gefühl zusammenfügen soll ist aber doch nun wirklich Unfug. Vielleicht nimmt er dann einen Akkuschrauber, blos weil er den schon kennt und weiß wie man ihn bedient.

Skalen sind Werkzeuge und keine Musik. Wer Musik machen will braucht aber Werkzeuge. Ohne spezielles Werkzeug geht's natürlich auch, aber eben nur bis zu einem gewissen Komplexitätsgrad.
 
Die eigenen Ohren sind aber immer das wichtigste Entscheidungskriterium. Das steht auch in den meisten Lehrbüchern, die ich so durch habe.

Die im Blues verwendeten Skalen verinnerlicht man sehr schnell, sind ja nicht so viele. Insbesondere wenn man sich auf eine oder wenige Tonarten beschränkt.
Das habe ich mit nach Gefühl spielen gemeint.

Schwieriger ist dann schon zu entscheiden, welche Töne zusammen gut klingen. Sicherlich noch mehr für Leute, die polyphone Instrumente spielen.
Und wenn dann Akkord-Extensions nicht in dem eigentlich geplanten Skalenspiel vorkommen, dann kann man getrost diese Töne beim Improvisieren
dazu spielen, ohne dass man gleich wieder Lehrbücher wälzt, um danach zu entscheiden, dass dieser Ton dann zu einer bestimmten Skala gehören
könnte, die man in der Zeit in der der Akkord gespielt wird, sowieso nicht ganz verwenden kann.

Für mich steht jedenfalls die Komplexität des Akkordspiels oder der Mehrstimmigkeit beim Blues ganz klar im Vordergrund als Schwierigkeit gegenüber
der Skalentheorie, die beim Blues noch ziemlich überschaubar ist.
 
Wenn ich zwei Holzteile verbinde, dann Nehme ich Nägel und einen Hammer zur Hand.

Das würde der Gitarrenbauer so mit Sicherheit nicht unterschreiben (Schwalbenschwanz, Kleber und Co. sind gute Alternativen) ... Daher ist es OK, wenn Du für dich nach Ordnung suchst, es muss aber nicht allen übergestülpt werden. Wenn jemand seine Ohren nimmt - mit denen er 30 Jahre Musik gehört hat - dann wird er auch ohne Skalen eine Vielzahl an richtigen Tönen finden.

Ob er dies "motorisch" auf dem Griffbrett hinbekommt, steht beim Anfänger auf einem andere Blatt. Aber im Kopf "summt" er sein Solo zur laufenden Musik - ohne Duden ... und gut klingen tut es obendrein.

my2ct
Martin

P.S. Der sich am liebsten mal "umdreht" und versucht theoretisch zu ergründen warum etwas was ich gespielt habe gut geklungen hat. Vielleicht kann man es an anderer Stelle ja mal erneut verwenden, oder ein System draus machen (Skala). Ein Solo theoretisch planen um es dann mit "Seele" zu versehen, mag klappen - ist aber nicht mein Ding :)
 
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Für mich steht jedenfalls die Komplexität des Akkordspiels oder der Mehrstimmigkeit beim Blues ganz klar im Vordergrund als Schwierigkeit gegenüber der Skalentheorie, die beim Blues noch ziemlich überschaubar ist.

:gruebel: .. und das, wo Akkorde und Skalen doch das selbe, nur von verschiedenen Seiten aus betrachtet, sind ...

Thomas
 
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:gruebel: .. und das, wo Akkorde und Skalen doch das selbe, nur von verschiedenen Seiten aus betrachtet, sind ...

Thomas
Also wenn ich alle Töne der Blues-Skala auf einmal spiele, klingt das irgendwie schlecht :D
Du weißt schon, wie ich das gemeint habe. Welche Akkorde oder sagen wir besser welche Töne ich zeitgleich beim Blues spielen kann,
kann ich aus der verwendeten Blues-Skala allein nicht unmittelbar ableiten.
 
Also wenn ich alle Töne der Blues-Skala auf einmal spiele, klingt das irgendwie schlecht :D

Ich hab gerade kein Klavier zur Hand, aber ich Wette es gibt ein voicing das akzeptabel klingt. Die b5 muss halt gaaaanz nach oben. ;)

EDIT: oder die 11 muss nach oben, damit es keine offene b9 im voicing gibt.
 
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Ich glaube ich hab's irgendwann schon mal erwähnt wie man Bluenotes in Voicings integrieren kann.
Dafür habe ich folgende Richtlinie empfohlen:

Tensions, die einen Halbton über bzw. unter den Bluenotes b3 und b7 liegen, können durch diese ersetzt werden.
Dies gilt für I7, V7/I, V7/II, V7/IV, V7/V und V7/VI.
 
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Danach gilt folgende Regel für die Anreicherung dieser Akkorde mit Bluenotes:
Tensions die einen Halbton über bzw. unter den Bluenotes b3 und b7 liegen, können durch diese ersetzt werden.
und was ist mit dem Ton b5? Ist der auch eine Bluenote? Klingt jedenfalls so. Und nach meiner Erfahrung passt der gut zu IV. Oder?
 
Herzlich willkommen im Forum KeinerleiAhnung.
b5 ist eigentlich auch eine Bluenote wird aber fast immer als chromatischer Approach behandelt. Zur IV Stufe passt er als Tension, da er hier die None ersetzen kann (Halbton darunter).
 
und was ist mit dem Ton b5? Ist der auch eine Bluenote? Klingt jedenfalls so. Und nach meiner Erfahrung passt der gut zu IV. Oder?

Da hätte ich doch gern mal ein Beispiel (Blues), bei dem einer IV ein b9 mitgegeben wird, wobei die IV selbstständig erklingt (die V(7) nicht vorausgeht oder folgt)
 
Da hätte ich doch gern mal ein Beispiel (Blues), bei dem einer IV ein b9 mitgegeben wird, wobei die IV selbstständig erklingt (die V(7) nicht vorausgeht oder folgt)

am Besten mal ans Instrument setzen und ausprobieren. Es geht sehr wohl, dass man zum IV-Akkord eine b5 der Tonart spielt, in der gespielt wird. Und das nicht nur als chromatischer Approach, obwohl das
wohl meistens der Fall ist.
Ich kann ja z.B. im C-Dur-Blues zu allen Akkorden, die vorkommen, alle Töne der C-Minor-Blues Skala spielen, auch den b5, also das Gb oder Fis, wie wohl die meisten sagen würden.
 
Da hätte ich doch gern mal ein Beispiel (Blues), bei dem einer IV ein b9 mitgegeben wird, wobei die IV selbstständig erklingt (die V(7) nicht vorausgeht oder folgt)

Bitte: Wenn Dir das "selbständig" genug ist ... bei 0:56 ... :



LG
Thomas
 
Da hätte ich doch gern mal ein Beispiel (Blues), bei dem einer IV ein b9 mitgegeben wird, wobei die IV selbstständig erklingt (die V(7) nicht vorausgeht oder folgt)
grad mal "komponiert":

ausschnitt1hz7mx894sc.png

hören!
 
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Also als Teil eines quasi-dominantischen Durchgangsakkords? Aufwärts oder abwärts - oder ist das egal?
Nunja, ich habe mich bei meinem Gesagten eigentlich immer auf mögliche Tensions innerhalb eines Akkordes bezogen. Die b5 der Bluestonleiter bietet z.B. bei der Dominante keine Option als Tension, da sie selbst die MA7 bildet. Bei der IV7 Stufe geht das aber sehr wohl. IV7(b9) und auch #IVo7 sind wohlbekannte Klänge innerhalb eines Blues.
b5 als melodischer chromatic Approach löst sich fast ausschließlich halbtonmäßig nach unten in die 4, bzw. nach oben in die 5 auf und nimmt deswegen eine besondere Stellung ein. Sie ist eine Bluenote mit besonderen Merkmalen.
 
ah..., ich habe nachgefragt, weil ich "chromatic approach" nur als Akkord kenne. Also da sind alle Stimmen einen Halbton unter oder über den Stimmen des Zielakkords...

Könntest Du mal ein Beispiel geben für die Anwendung der b5?
 

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