Funk Improvisationstechnik

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Master Knorrtz
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Hallo,
Ich spiele Keyboard und habe schon viele Banderfahrungen gesammelt. Ich habe allerdings beim Funk immer das Problem den "typischen" Funk Klang hinzubekommen. Stattdessen hören sich solche Improvisationen bei Stücken wie beispielsweise cantaloupe island oder Chameleon viel zu bluesig an. Hat da jemand Tipps für mich oder vielleicht ein paar licks, die ich üben könnte?
 
Eigenschaft
 
Was ist deiner Meinung nach ein "typischer Funk-Klang" (wenn du ne Vorstellung davon hast, muss es ja auch Beispiele dafür geben) und inwiefern spielt Improvisation dabei eine Rolle?
Im "klassischen" Funk wird eigentlich nicht improvisiert.
Das, was Jazzer unter "Funk" verstehen klingt wahrscheinlich zwangsläufig immer irgendwie nach Blues oder eben nach Jazz...
 
Also typisch für Funk-Keyboard sind die sog. Complementär-Techniken. Das sind sehr perkussiv gespielte Pattern, häufig mit nem Clavinet-Sound oder Orschel. Wichtig hier: Auch Pausen sind Musik. Wenn alle drauflosfunken, dann wird schnell voll...

Hier ein bereits existierender Fred:
https://www.musiker-board.de/threads/funk-clavinet-comping.465958/

Das sollte erstmal genug Material sein...
 
Ganz einfache Grundregeln:
  1. Funk hat selten liegende Sounds, dafür viel Stakkato.
  2. Funk hat in vielen Fällen mehr Synkopen als Einsen.
  3. Funk geht auch mal über mehrere Minuten auf demselben Akkord.
  4. Funk ist nicht sauber, sonst wär's kein Funk. Aber Funk ist immer voll auf den Punkt, da gibt's kein Laid Back und kein Schmieren.
  5. Keyboards haben im Funk praktisch nie Melodie-Soli. Pianos noch viel weniger. Keyboards sind immer Begleitung. Soli gibt's zu 1% vom Horn, zu 1% von Drums oder Percussion, zu 2% vom Baß und zu 96% gar nicht.
  6. Statt dessen: Wo beim Jazz die Soli kommen, spielt beim Funk die Rhythmusgruppe vor sich hin.

Pro-Tip: Hör mehr richtigen Funk. Viel davon. Und frag keine Jazzer, was Funk ist. Funk, das sind Sachen wie:
  • die frühen, aber nicht ganz so frühen Kool & The Gang
  • die frühen Commodores
  • paar Sachen von Earth, Wind & Fire fallen auch unter Funk (z. B. "Jupiter")
  • Stevie Wonder in den 70ern (die üblichen Verdächtigen: "Superstition", "Sir Duke", "I Wish")
  • viel aus den 70ern, was mit Michael Jackson zu tun hat, von den Jackson 5 bis zur Off The Wall
  • James Brown
  • Parliament/Funkadelic und die ganze Entourage
  • Tower Of Power sind Funk aus der Hölle, und aus der Hölle kommt verdammt guter Funk
  • kannst auch mal bei Prince reinhören, wobei der keinen klassischen Funk macht


Martman
 
Pro-Tip: Hör mehr richtigen Funk. Viel davon. Und frag keine Jazzer, was Funk ist.

Ich würde das genau andersherum sehen. Für mich stehen am Beginn der Entwicklung vom Funk Namen wie Herbie Hancock, Jaco Pastorius, Joe Zawinul (eher Fusion), man könnte bestimmt noch mehr nennen. Allesamt weltbekannte Jazzer. Gerade die Head Hunters (Herbie Hancock) Platte mit Chameleon drauf ist Funk von höchsten Ansprüchen. Auf alle Fälle sind hier aber ganz starke Einflüsse zu sehen.
Natürlich hebt sich das vom "gewöhnlichen" Jazz deutlich ab. Sicher hat es seine Ursprünge aber dort.
Ansonsten möchte ich noch die zwei berühmten Funk-Posaunisten Fred Wesley und Nils Landgren erwähnen, nur um die Instrumentenfrage etwas aufzuweichen.
Für guten Funk gehören für mich eben auch Solos dazu. Wenn es diese nicht gibt, dann hab ich immer gleich den bösen Verdacht, es seien minderbegabte Raubkopierer am Werk, die außer einem sehr guten Rhythmusgefühl nicht viel zu bieten haben. Ist sicherlich auch eine Frage des persönlichen Geschmacks und zuzugeben: als Jazzer hört man sowas dann auch mit anderen Ohren und geht sowas dann auch mit anderen Vorstellungen an. Vielleicht muss man für sich auch einfach entscheiden, welche Art von Funk man für sich selbst als solchen versteht.
Die Tipps 1-4 würde ich aber so unterstreichen.

Eins noch: Cantaloupe Island ist kein Funkstück! Herbie hat zwar später mal eine etwas skurrile Version davon rausgebracht, wo ich aber eher Reggae denn Funk drin höre. Im Original sind natürlich Elemente enthalten, die man im Nachhinein als funky interpretieren kann. Ich würde aber eher sagen, dass das Herbies spezielle Art war, den Modaljazz seiner Zeit zu spielen. Die anderen Stücke auf dem Album würde ich auch definitiv nicht im Funk einordnen. Klar, wenn er selber es schon getan hat und tut, dann darf man als Laie das natürlich genauso funky spielen. Ich wollte nur klarstellen, dass das ursprünglich anderes war.
 
Ich würde das genau andersherum sehen. Für mich stehen am Beginn der Entwicklung vom Funk Namen wie Herbie Hancock, Jaco Pastorius, Joe Zawinul (eher Fusion), man könnte bestimmt noch mehr nennen. Allesamt weltbekannte Jazzer. Gerade die Head Hunters (Herbie Hancock) Platte mit Chameleon drauf ist Funk von höchste

Naja Jazz + alles was unter Rhythm & Blues etc etc fällt, kommt schon aus der selben Ecke.
Und die von Jazzplayer genannten weltbekannten Jazzer haben sich auch creativ mit Funk
auseinandergesetzt, und ihn beeinflußt.
Aber das die Behauptung am Anfang der Entwicklung von Funk stehen Jazzer von einem
User kommt der Jazzplayer heißt, ist für mich nicht verwunderlich :D :D
Für mich ist das eher die New Orleans Ecke wo der Funk wirklich her kommt
(ist aber auch egal)

Ansonsten den Tip mit viel Funk hören geht schon in die richtige Richtung.
Soli dürfen auch mal vorkommen und nie vergessen.

Funk ist Emotion pur. Funk ohne sexyness ist wie eingeschlafene Füsse.
(Darum sollte man in Deutschland wirklich keine Jazzer , die in den letzten
Jahren eine Hochschule verlassen haben nach Funk fragen. Die denken viel zu viel.)

Ansonsten 16tel Grooves und Synkopieren bis der Artzt kommt :evil:









viel Spaß
 
(Darum sollte man in Deutschland wirklich keine Jazzer , die in den letzten
Jahren eine Hochschule verlassen haben nach Funk fragen. Die denken viel zu viel.)

Für Funk muss man sowieso schwarz sein und dreadlocks tragen ;)
 
Einfach auf der 1. sein und du kannst dann machen was du willst
 
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Ich glaube, damit hat er das Wichtigste, nämlich knackige off-beats, selber nicht verstanden oder nimmt es als selbstverständlich. Ich wehre mich nur immer dagegen, Funk auf solche rhythmisch interessanten Figuren zu reduzieren. Ich sehe diese zwar als das wesentliche Merkmal von Funk an, aber wenn es immer dabei bleibt, wenn auch mit Variationen, dann fehlt mir der Schuss Kreativität, den jeder Musikstil braucht. Jemand hat mal zu mir gesagt, er möge keine Musik, die immer in derselben Sprache bleibt. Deshalb auch meine große Faszination für die Head Hunters Platte, wo auch krasse breaks, Tempowechsel und alles mögliche drin ist. Das kontinuierliche Spielen solcher Figuren, wie im Video angedeutet, empfinde ich da eher als handwerkliche Übung denn als fertiges Produkt.
 
Ich weiss, der letzte Post hier ist schon eine Weile her, aber ich stolpere jetzt zum xten mal drueber und kann einfach das letzte Statement nicht unkommentiert stehen lassen.

Ich muss nochmals die Thesen von @Martman oben unterstuetzen und mein Unverstaendnis ueber das Funk-Verstandnis von @JazzPlayer ausdruecken.

Es mag sein, dass man auch im Jazz von "Funk" oder "funky" redet, aber fuer jeden, der sagen wir mal "traditionellen" (ich will jetzt nicht "echten" sagen, aber in die Richtung geht es schon) Funk spielt, sind Aussagen wie "everything is on the one", dirty, aber tight, ... absolute "Gesetze".

Ich empfehle auch mal hier reinzulesen:
http://www.funkydown.com/downloads/shitty1.pdf - fuer mich absolute "Pflichtlektuere". Klar, das ist "Formel" oder "Schema F" pur und schreit geradezu danach, sich dran zu reiben... aber vieles von dem ist halt so auf den Punkt, dass es ein toller Startpunkt ist
http://www.funkydown.com/downloads/shitty2.pdf - der Vollstaendigkeit halber, Aufnahmetechnik etc.

Da geht es nun beileibe nicht um "Funk Improvisationstechniken" - viel mehr wird erklaert, was an "Spirit" in so vielen guten Funk-Aufnahmen steckt. Und ich finde da eben nichts von dem, was man landlaeufig mit Jazz verbindet. Nicht falsch verstehen - in meiner letzten (Funk&Soul)-Band hatten wir einen Gitarristen und einen Pianisten mit viel viel viel Jazz-Einfluss und -Wissen, und das hat unseren Sound gepraegt (im positiven Sinne) und unsere Musik interessanter gemacht. Trotztem war es Ziel der Rhythmusgruppe, eher "Uhrwerk mit harmonisierten Synkopen"" als "sloppy Groove mit viel Variation" zu sein.

Und zum Schluss - Leute wie Herbie Hancock haben nach meiner bescheidenen Meinung so viel mit Funk und dessen Entstehung und Entwicklung zu tun wie ... puuh, naja ... Donny Hathaway mit der Entwicklung des Bebop? Vergleiche hinken extrem... und JA, es gab eine gewisse quer-beeinflussung von Gospel/Kirche, Blues/R&B/R&Roll/Soul/Funk, Folk/Country/Western, und Jazz - aber erstens nicht so viel wie gerne behauptet wird und zweitens ist beileibe nicht Jazz die Keimzelle von allem (wie gerne behauptet wird). Die Realitaet ist viel differenzierter und komplexer.

Also, (halbes) sorry fuer spaeten Post, aber der musste einfach raus.
 
Ganz einfache Grundregeln:
  1. Funk hat selten liegende Sounds, dafür viel Stakkato.
  2. Funk hat in vielen Fällen mehr Synkopen als Einsen.
  3. Funk geht auch mal über mehrere Minuten auf demselben Akkord.
  4. Funk ist nicht sauber, sonst wär's kein Funk. Aber Funk ist immer voll auf den Punkt, da gibt's kein Laid Back und kein Schmieren.
  5. Keyboards haben im Funk praktisch nie Melodie-Soli. Pianos noch viel weniger. Keyboards sind immer Begleitung. Soli gibt's zu 1% vom Horn, zu 1% von Drums oder Percussion, zu 2% vom Baß und zu 96% gar nicht.
  6. Statt dessen: Wo beim Jazz die Soli kommen, spielt beim Funk die Rhythmusgruppe vor sich hin.

Pro-Tip: Hör mehr richtigen Funk. Viel davon. Und frag keine Jazzer, was Funk ist. Funk, das sind Sachen wie:
  • die frühen, aber nicht ganz so frühen Kool & The Gang
  • die frühen Commodores
  • paar Sachen von Earth, Wind & Fire fallen auch unter Funk (z. B. "Jupiter")
  • Stevie Wonder in den 70ern (die üblichen Verdächtigen: "Superstition", "Sir Duke", "I Wish")
  • viel aus den 70ern, was mit Michael Jackson zu tun hat, von den Jackson 5 bis zur Off The Wall
  • James Brown
  • Parliament/Funkadelic und die ganze Entourage
  • Tower Of Power sind Funk aus der Hölle, und aus der Hölle kommt verdammt guter Funk
  • kannst auch mal bei Prince reinhören, wobei der keinen klassischen Funk macht


Martman
Die Auflistung gefällt mir - mir fehlen aber noch so ein paar Sachen aus der Disco Ära. Chic / Nile Rodgers+ Bernard Edwards. Das ist für mich auch Funk pur. Zwar sehr poppig, aber oft sehr sparsam und wenn Bernard Edwards nicht DIE Groove-Sau ist dann weiß ich nicht mehr :)
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Für Funk muss man sowieso schwarz sein und dreadlocks tragen ;)
Lach - dazu fällt mir ein Youtube Video zu "Disco Bass" ein. Da sitzt ein Kollege und spielt die Basslines von ein paar Disco Songs - allesamt mit dem Zusatz "Black Bassplayer" und es grooved eben geil. Als letzten SOng spielt er "Staylin Alive" von den BeeGees mit 4 stehenden langen Tönen und endet mit den Worten: White Bass Player :) Das fasst es irgendwie zusammen ;-)
 

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