Erster Eigenbau meiner "Lory"

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Hallo liebe Boardler,

vor vielen Jahren war ich täglich im Forum unterwegs, wenn auch mehr zum Lesen,
als zum Schreiben. Das Gitarrespielen ist in den letzten Jahren etwas in den Hintergrund gerückt,
nun versuche ich wieder mehr zu machen und wollte mir unbedingt meinen Traum einer
selbstgebauten Gitarre erfüllen und daran möchte ich Euch gerne teilhaben lassen :)

Grade Neulingen soll mein Bau ermutigen, ihren eigenen Traum zu erfüllen. Denn
meine Vorkenntnisse waren so gut wie nicht vorhanden. Das letzte Mal habe ich gefühlt in der 6. Klasse
mit Holz gearbeitet. Viele der Werkzeuge, mit denen ich jetzt gearbeitet hab, hatte ich vorher kaum
in der Hand. Dennoch wollte ich den Versuch wagen und wusste, es wird schon klappen. Dabei haben
mir das "Kochbuch", die super Berichte Eurer Eigenbauten und das Internet geholfen.

Meine Traumgitarre wurde nach ca. 4 monatiger Bauzeit beendet und steht schon fertig in meinem Zimmer :)


Die Form war recht schnell gefunden - es sollte in Richtung "Modern Strat" gehen
Der Sound muss zur härteren Gangart passen, darf aber auch Clean nicht verhungern

Für den Body habe ich mich daher für Linde mit Ahorntop entschieden.
Beim Hals wurde es etwas extravaganter mit Zebrano und Macassar fürs Griffbrett.

Die Pickupwahl fiel auf den Dimarzio CrunchLab für die Bridge und den Dimarzio Illuminator für den Neck.

Die Bridge ist eine Schaller 2000 und die Tuner sind Schaller Lockings M6. Alles in schwarz gehalten.

Bei der Farbe hab ich mich von der PRS Sandstorm Fade inspirieren lassen :)


Nachdem alle Teile angekommen waren und ich mein Werkzeug zusammen hatte, hab ich mit den Schablonen
für den Hals und den Body angefangen. Durch das Griffbrett wurde der Großteil schon durch die Griffbrettmaße
vorgegeben, die Kopfplatte hab ich in Anlehnung von Music Man gezeichnet, bis es mir gefiel. Das Griffbrett
hat am Sattel 43mm Breite und am 24. Bund 57mm mit einem 14" Radius.
Inspiriert von anderen "Modern Strats" haben ich deren Maße für den Body genommen, auf mein Sperrholzbrett
übertragen und so oft radiert und frei Hand gezeichnet, bis ich glücklich war :)


1.JPG 5.JPG


Dann gings auch direkt mit dem Bau des Halses los. Die Kopfplatte hab ich etwas runtergefräst. Anschließend
habe ich den Kanal für den Halsstab gefräst (leider kein Bild) und dann nach einsetzen des Doppel-Trussrods entsprechend
das Griffbrett aufgeleimt. Den Hals hab ich dann von der Dicke her angepasst und mit einem Bündigfräser angeglichen.
Dann ging es der Kopfplatte an den Kragen, die mit Hilfe der Schablone zurechtgefräst wurde.

Nun folgten die Dots. Um die Position dafür zu finden habe ich zwischen den Bünden zwei Diagonalen
gezogen, deren Schnittpunkt mir die Mitte markiert. Bei dem 12. und 24. Bund habe ich den Bund vorher jeweils halbiert und
dann entsprechend 2 mal 2 Diagonalen gezogen, für 2 Dots. Gleiches für die Sidedots.

Als die Dots drin waren, passierte das Unglück. Ich habe mit dem Bündigfräser den Hals versucht noch besser an das Griffbrett
anzupassen, da dies noch nicht perfekt war. Oben angekommen habe ich die Oberfräse weggenommen, obwohl sie noch nicht ausgedreht war
und bin im Griffbrett hängen geblieben. In dem Moment war mir zum heulen zu mute, da bisher alles gut ging und dann so ein grober
Fehler passierte. Was ihr auf dem Bild seht ist mein Versuch, das Loch mit Füllmasse zu korrigieren...sieht natürlich sch***e aus.
Aber Glück im Unglück, so konnte ich doch noch meinen Traum eines Custominlays erfüllen, denn schlechter konnte es nicht aussehen.
Ich hatte mich anfangs nicht getraut, ein eigenes Inlay herzustellen, jetzt hab ich mich mehr oder weniger dazu gezwungen.

21.JPG 22.JPG 23.JPG

Also wurde überlegt was ich machen kann - mein Lieblingstier ist der Gepard, kann das klappen? Also einfach mal nach einem Bild geschaut
und von den Maßen kontrolliert ob es passt, ohne doof auszusehen.
Schau an, das könnte wirklich klappen. Also Zack, Teile bestellt, ne Zeichnung erstellt und ganze viele Kopien davon gemacht - zur Sicherheit
und für die verschiedenen Einzelteile. Laubsäge und V-Brett waren nun auch auf dem Weg. Als alle Sachen für mein Inlay
im Haus waren, konnte ich endlich starten. Dafür hab ich die Zeichung auf ein Stück Perlmutt geklebt und mit der Laubsäge entlang der Kanten
gesägt. Das klappte soweit auch ganz gut. Nun kamen die "Fitzelarbeiten". Augen und Ohraußenseite sind aus Gold-Perlmutt, die
Ohrinnenseiten sind aus Abalone und Nase und die Streifen unter den Augen sind aus schwarzem Furnier. Letzteres hab ich mir
selber wahrscheinlich schwer gemacht, da hätte es ausfräsen und schwarze Farbe sicher auch getan und hätte mir viel Zeit erspart.


24.JPG 26.JPG 28.JPG


Soweit war es das mit dem Inlayerstellen auch schon zum Großteil. Nun musste ich das Bild irgendwie ins Griffbrett bekommen. Mhm...gar
nicht so einfach...erstmal den Kopf des wunderschönen Tieres auf das Griffbrett übertragen und dann hab ich mir den Dremel geschnappt.
Und probiert und probiert, bis es halbwegs ging. Auch hier gibt es sicher elegantere Lösungen. Ich hab mich für den Dremel und viel
Geduld entschieden. Anschließend habe ich alle Teile eingeklebt und auf eine Ebene geschliffen. Die Strukturen des Kopfes habe ich erneut
mit dem Dremel gefräst und mit schwarzer Farbe aufgefüllt. Das Ergebnis fand ich für mich super, so konnte ich das Inlay lassen ;)


29.JPG 30.JPG 31.JPG 32.JPG 33.jpg


Nun fing ich mit den Jumbofrets an. Also erstmal den Bundschlitz in das Inlay gesägt und dann versuchen, die Bünde reinzuhämmern. Im
wahrsten Sinne des Wortes. Versucht habe ich dies mit einem Gummihammer, wie ich es vorher auch mehrfach gelesen habe. Daran
bin ich aber ziemlich verzweifelt, die Bünde wollten nicht einen Millimeter in das Holz. Aber irgendwie müssen sie ja rein, also hab
ich mir meine Schraubzwingen genommen und hab die Bünde reingepresst, was dann erstaunlich gut und schnell klappte :)

34.JPG 35.jpg


Danach ging es an das Halsprofil. Als erstes habe ich grob die Konturen aufgezeichnet und den Hals mit Hilfe der Oberfräse auf die
richtige Dicke gefräst. Die Kanten wurden ordentlich mit diversen Feilen bearbeitet, meine Vorstellung war ein D-Profil.
Nach viel schweisstreibender Arbeit konnte ich anfangen das Profil mit der "Maus" zu schleifen. Und zwar so lange, bis sich
der Hals für mich perfekt anfühlte, was zum Glück nicht mehr allzu lange dauerte ;)

36.JPG 37.JPG 38.JPG


So, der Hals war soweit erstmal fertig, da konnte ich mich dem Korpus widmen. Entsprechend der Schablone wurde das leichte Holz
aus Linde ausgesägt und bündig gefräst. Die Armbeuge habe ich ziemlich frei Hand gefräst. Als Dicke der Spitze hab ich meine
Fender als Vorbild genommen und dann die Oberfräse entsprechend eingestellt den Fräskopf immer wieder ein wenig zurückgestellt,
damit die Stufen entstehen. Diese habe ich dann mit der Schleifmaus glatt geschliffen. Dann kamen die Ausfräsungen für die Pickups,
das Tremolo und die Halstasche. Bei letzterer hatte ich mit am Anfang etwas vertan und musste nochmal einen kleinen Holzblock anleimen...
Mit Hilfe eines langen Bohrers wurden die Kabelkanäle gebohrt.
Anschliessend wurde das Top grob ausgesägt und mehrere Biegestreifen ausgefräst, um es leichter der Armbeuge anpassen zu können
und dann aufgeleimt. Nachdem der ebene Teil getrocknet war, konnte ich nun mit Hilfe von Wasser, Alufolie und eines Bügeleisens die Armauflage
anpassen.

6.JPG 7.JPG 8.JPG 10.JPG 13.JPG


Auf der Rückseite wurden, nachdem ich die genauen Positionen bestimmt hatte, das Tremolo- und Elektronikfach gefräst und schonmal
getestet, ob die Potis und der Schalter passen.


15.JPG 11.JPG 16.JPG 17.JPG


Vom Anbringen des Bindings habe ich leider keine Bilder mehr. Ich habe die Dicke des Bindings genommen und einen mm abgezogen.
Diese Breite habe ich genommen und per Bleistift auf den Rand des Korpusses übertragen. An der Linie bin ich dann ganz langsam und vorsichtig
mit der Oberfräse entlanggegangen. Das Binding habe ich dann mit Bindingkleber eingepasst und mit vielen Klebestreifen fixiert.
Nach einer Nacht trocknen wurde der Überstand abgeschschliffen :)

43.JPG



Zwischendurch wurden Beizproben erstellt, um zu sehen, ob ich das mit dem Farbverlauf überhaupt so hinbekomme, wie ich mir das gedacht hatte.
Die Proben überzeugten und nahmen mir etwas die Angst, ein Burst auszuprobieren.

40.JPG 42.JPG

Somit wurde die Vorderseite erstmal schwarz vorgebeizt und nach dem Trocknen wieder abgeschliffen, bis mir die Maserung gefiel.
Von den verschiedenen Stufen des Beizens habe ich leider auch keine Bilder mehr. Aber ich habe mir Tütenbeize in 3 verschiedenen
Farben besorgt, Gelb, Mahagoni und Nussbaum dunkel. Diese habe ich gemischt, bis es mir gefiel. Zuerst habe ich den Korpus komplett mit der
gelben Beize eingerieben und etwas trocknen lassen. Dies hab ich 2 mal wiederholt und dann soweit geschliffen, bis der Korpus
glatt war, aber noch genug Farbe drauf war. Nun ging es an den Farbverlauf. Dafür habe ich wieder eine komplette Schicht Gelb
aufgetragen und fing dann an, nach dem ersten Drittel Mahagoni aufzutragen. Nun nahm ich wieder den Schwamm mit der gelben Beize
und habe an der Kante der beiden Farben in kreisförmigen Bewegungen beide miteinander Vermischt, bis ein fliessender Übergang
entstand. Nach dem Trocknen habe ich das wieder zweimal wiederholt, bis dann die dritte Farbe hinzukam, die eine Mischung aus
Mahagony, Nussbaum und Schwarz wurde, damit die Farbe etwas dunkler wurde. Also trug ich nach dem Schleifen erst wieder eine
gelbe Schicht auf, ab dem ersten Drittel die Mahagonifarbe und ab dem zweiten Drittel die neue Farbe und verwischte die
Kanten erneut, bis ich mit dem fliessenden Übergang und dem Farbverlauf zufrieden war.


44.JPG 45.JPG



Die zuletzt gemischte Farbe mischte ich noch mit etwas mehr schwarzer Beize und trug diese auf der Rückseite auf.

Als Klarlack benutzte ich 2k Felgenlack und bin mit dem Ergebnis eigentlich zufrieden. Auf der Vorderseite hab ich nicht so
viel Klarlack genommen und noch winzige Unebenheiten, wodurch der Lack etwas matt wirkt. Ich finds ganz geil, deswegen hab ich
es so erstmal so gelassen :D


46.JPG 48.JPG



Nachdem alles trocken war setzte ich alle Teil zum prüfen zusammen und schaute bei meiner Malmsteen-Strat nach, wie
die Elektronik gelötet wurde. Ähnlich wie der fehlenden Vorerfahrung mit Holzbauten, hatte ich bis dahin noch nie
gelötet. Dafür hab ich mir viele Tipps im Internet geholt und bin strikt nach der Lötgrafik von Dimarzio vorgegangen.
Also fing ich nach dem Einkleben der Kupferfolie mit dem Spaß an, kürzte die Kabel entsprechend und lötete wie ein
Weltmeister mit gehörigem Respekt vor dem Ergebnis. Als Kondensatoren gabs einen Orange Drop mit 22nF und einen Volumekondensator.
Nach 3 Stunden voller Konzentration war das Werk vollbracht und die Gitarre wurde zum ersten Mal eingestöpselt.
Geil - ich hab keinen Stromschlag bekommen!! Und Geil!! Es kommen Töne :D

50.JPG

Während des Lötens trocknete mein Graphitsattel und ich konnte die Bünde abrichten. Dieser Vorgang dauerte gefühlt länger
als alle davor. Aber als ich nach langer Zeit fertig wurde, war das Ergebnis einfach nur der Wahnsinn.
Die Optik der Klampfe haut mich jedes Mal wieder aufs neue um und der Ton ist so wie erhofft. Ordentlich Druck sowohl im Zerr-, als auch
im Cleanbereich. Zerre ohne Ende. Der 3-Weg-Pickupschalter schaltet wie er soll, Tone- und Volumepoti funktionieren reibungslos, kein Brummen,
kein Knacken.
Es macht einfach nur Spass, auf Ihr zu spielen :)


51.JPG 52.jpg 53.jpg 55.jpg


Auf der Rückseite sieht man, dass der Korpus unten rechts schon was abbekommen hat, da war der Tisch beim Feilen der Bünde nicht ganz sauber :(
Und unter den Halsschrauben ist sie etwas matter, da könnte ich nochmal lackieren. Aber für mich ist sie perfekt, auch mit ihren Macken :)

Hier nochmal ein kleines Soundvideo, was ich mal aufgenommen hatte, anfangs mit Guthries Song "Waves", was im "gedaddel" endet ;)

 
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Wenn man nur den Bildern folgt ... ich dachte, was will denn der mit Press-Span ... aber dann scheint am Ende doch etwas Schönes dabei rausgekommen zu sein :great:
Respekt!

Boisdelac
 
Ich würde auch mal sagen.... schaut super aus... gute Arbeit:great:
 
Dankeschön :D
 
Tolles Ergebnis gleich beim ersten Versuch. Respekt!
 

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