Lackierung und Aging Strat Body

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Nach dem Motto: Jugend forscht, hatte ich mir einen unlackierten Body von Rockinger besorgt und einfach selbst Hand angelegt.

Ziel war: Strat - speckig glänzender Body - vergilbtes weiß - Nitrolack - mittleres Aging.

Sollte jemanden interessieren wie ich at home lackiert habe, was ich an Material verbraucht hab etc., dann einfach kurz fragen. Würde das dann hier detailliert posten ;)

Verlauf Lackierung.jpg
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Huch......ziemlich kein das Foto, damned.

Hier der fertige Body in größer.....

vintage-olympic-white-strat-aged-relic.jpg
 
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Also mich interessiert es brennend. Sieht echt custom shop würdig aus. Wirklich gut gemacht. Wobei mich nicht nur der body interessiert. Mmechaniken usw auch
 
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Wow, Hut ab. Das sieht klasse aus.
Ja, auch ich würde gerne den Trick hinter der Zauberei kennen :).
 
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Sieht ziemlich cool aus. Etwas mehr Text und auch Bilder zu den einzelnen Schritten wären super, gerne auch zu den einzelnen Parts. Hals, Hardware, Body ...
 
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Moin,

werde im Laufe des Tages das Vorgehen mal detailliert und bebildert posten zzgl. Hals und dem Rest.

Vielen Dank für's Lob
 
Ja mehr Infos bitte :mampf:
 
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So, dann fange ich mal an. Werde das auf mehrere Postings aufteilen, da ich nicht weiß wie viel man in ein Posting packen kann, weil's übersichtlicher ist und auch aufgrund der ganzen Fotos. Hoffe, das ist ok so.....

Zutaten zum Lackieren in der Wohnung:

Malerfolie 4 x 5 mtr.
Kreppband
Einweghandschuhe
Spraymaske
Öse für die Decke
2 Schlüsselbänder
Öse für Gitarre
Holzlatte und 2 Schrauben für Gitarre

Da ich keinen geeigneten Ort hatte, hab ich es einfach in der Küche gemacht. Mit der Folie und dem Kreppband zunächst eine Ecke in eine Lackierkabine Light verwandelt.

Folie.jpg

Danach habe ich eine große, stabile Öse in die Decke geschraubt.

Oese.jpg

Dann 2 Schlüsselbänder zusammen gebastelt, an denen die Gitarre aufgehangen wird.

Schluesselband.jpg

Nun hinten in den Body, wo sonst der Gurtpin sitzt, eine kleine Öse geschraubt und in die Halstasche eine passende Holzlatte (vorher die Halstasche noch mit Kreppband abgeklebt.

Holzlatte.jpg

Nun kann die Gitarre aufgehangen werden, gedreht werden und läßt sich wirklich easy lackieren.

Kueche.jpg

Zutaten für den Body (unlackiert von Rockinger aus Erle):

Clou Tütenbeize Eiche mittel (Nr. 164)
Schwamm oder Tuch zum Beizen
Schleifpapier - 400, 1200, 2000er
Schleifvlies/Pad - 320, 4000, 6000er
Schleifklotz
1 Dose Nitro Schnellschleifgrund
1 Dose Nitro Vintage Olympic White
1 Dose Nitro Klarlack Bernstein Light
2x Feinsprühknopf
1x Superfeinsprühknopf
1x Sonax Lackreinger
Tuch
1 kleinen Spachtel
1-2 Bügelklingen
Kreppband
Strumpf mit Nägeln und Schrauben

Die Dinge brauchen wohl keiner näheren Beschreibung. Schleifkram, Lacke und Sprühköpfe gibt es bei www.gitarrenbastler.de. Vom Lackreiniger und den Klingen hier ein Foto.

Lackreiniger.jpg Spachtel Klingen.jpg

Zutaten für den Hals von Mighty Mite:

Schleifpaper 80, 120, 240, 400, 1200er
Clou Tütenbeize Gelb (152) und Mahagoni (156)
Schwamm oder Tuch
1 Dose Klarlack (Baumarkt)
Kreppband
1 Bügelklinge
Feuchte Blumenerde :D
Set Holzretuschierstifte (Aldi)

Ich denke, das war es an Dingen die man braucht. Im nächsten Posting folgt dann das Lackieren und Agen des Body. Dauert aber 'n Moment......
 
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Dann kommen wir mal zum vermutlich interessanten Teil.

Ich habe ein wenig gegoogelt und auch auf Youtube Videos angeschaut, um mich etwas zur Thematik zu informieren. Da dort aber in der Regel beschrieben wird, wie man einen Body lackiert der aussehen soll wie neu aus dem Laden, habe ich das alles nur als Grundgerüst angesehen......ich wollte ja einen der alt aussieht. Man findet grad zu Dingen wie: Wie viele Schichten, wie viele pro Tag, Abstände zwischen dem Sprayen, Trocknungszeiten etc. teils völlig voneinander abweichende Infos. Was ich hier schreibe ist meine persönliche Vorgehensweise und.....es hat ja zum Ziel geführt. Was allerdings wichtig ist: die richtigen Sprühknöpfe!!!! Die erste Lackierung hab ich mir damit versaut, daher die Infos zu den Köpfen beim Gitarrenbastler durchlesen. Die Standardköpfe würde ich persönlich nicht empfehlen und.....lieber etwas weiter weg beim Sprayen zunächst und sich eingrooven.

Angefangen hab ich mit dem Beizen. Warum beizen bei einer deckenden Lackierung wird sich jetzt der eine oder andere fragen. Weil......das Holz später an den Lackplatzern älter aussehen soll. Muss man nicht machen, ich wollte es aber.

Also zunächst den neuen Body leicht anfeuchten, trocknen lassen (30 min. oder so) und mit 400er Papier trocken etwas schleifen. Das Ganze 2-3 Mal wiederholen. Danach mit einem Lappen die Beize auf tragen und einen Tag trocknen lassen. Dann vorsichtig und nur leicht mit einem 300er Schleifvlies etwas anschleifen. Das sieht dann vorher/nachher so aus:

01.jpg 02.jpg

Nun folgt der Schnellschleifgrund. Bei dem kann man ruhig den Standard-Sprühknopf (rot) nehmen, da man hier nicht viel falsch machen kann. Nur darauf achten, dass der Sprühschlitz richtig eingestellt ist, den kann man bei den Roten auf vertikal oder horizontal stellen. Also wenn man horizontal sprüht, sollte der auf vertikal stehen, sonst zieht man ja nur eine Linie ;) Die erste Lage hab ich nur ganz dünn, die anderen beiden etwas dicker aufgetragen. Abstand zwischen den Lagen so 30 min. Nun dem Body bis zum nächsten Tag eine Pause gönnen.

03.jpg

Dann nimmt man 1200er Schleifpapier und schleift NASS das Ganze, bis es nicht mehr glänzt (davon hab ich kein Foto). Body trocken wischen und 'ne Stunde warten, dann geht es ans Lackieren. Beim ersten Mal hatte ich zum einen die falsche Farbe (Olympic White, das war reines weiß und kein Cremeton)......

04.jpg

....und zum anderen dachte ich - egal, kommt ja eh noch Bernstein Light drüber. Da hab ich dann den Fehler mit dem roten Sprühknopf gemacht und hatte das Bernstein total streifig, was unglauchblich blöd aussah. Nicht lang schnacken, alles wieder runtergeschliffen.

05.jpg

Diesmal hab ich dann Vintage Olympic White genommen. Der Farbton war schon besser, wenn auch nicht perfekt. Mit dem Feinsprühknopf (schwarz) zunächst eine dünne Lage gesprüht nach dem Motto: Lieber etwas mehr Abstand und langsam rantasten. 30 min. trocknen lassen und die nächste Schicht, schon etwas mutiger. Danach noch eine und bis zum nächsten Tag gewartet. Dann das Ganze nochmal und auch eher nur relativ dünne Schichten. nach den 6 Lagen war der Body dann Vintage Olympic White.

06.jpg

Bis zum nächsten Tag trocknen lassen und im nächsten Posting geht's dann weiter.......
 
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Sehr cool :)

Greetz,

Blake
 
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Hut ab @kammschott
Ordentlich durchgezogen :great:
 
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Am nächsten Tag war dann der Bernstein Light Klarlack an der Reihe. Ziel war nicht, den kompletten Body in diesem Ton zu sprühen, sondern nur stellenweise, ohne das es blöd aussieht. Also den Effekt, als sei der Body an manchen Stellen mehr und an manchen weniger vergilbt. Für dieses Vorhaben habe ich dann den Superfein-Sprühknopf (weiß) benutzt und auch hier zunächst mit respektvollem Abstand. Insgesamt habe ich 5x gesprüht im Abstand von 30 min. und zwischendurch immer wieder geguckt, ob der gewünschte Effekt erreicht ist. Das war er dann glücklicherweise und man sieht ja auf dem Foto weiter oben in diesem Faden wie es ausschaut, ansonsten hier noch eines in groß:

Fender Stratocaster Aged.jpg


Ich habe nun nicht, wie es überall stand, den Body 2-4 Wochen trocknen lassen, sondern lediglich 2 Tage. Ich habe auch keinen weiteren Klarlack drüber gesprüht, das schien mir kontraproduktiv, obwohl der Lack nach den 2 Tagen sehr rauh war und auch null glänzte.....but anyway, wir reden hier ja über Aging ;)

Nach den 2 Tagen Pause habe ich den Body VORSICHTIG nacheinander mit 2000er Schleifpapier, 4000 und 6000er Schleifpad NASS geschliffen, so dass er nicht mehr rauh war. Mann muss hier aufpassen, dass man sich das Bernstein nicht wieder runter schleift, immer wieder gucken!! Im Schluss dann mit dem Lackreiniger so lange poliert, bis der Body diesen alten, speckigen Glanz hatte.

Fehlen noch die Dings & Dongs und Lackplatzer. Ersteres erreicht man fantastisch mit Nägeln, Schrauben etc. in einem Strumpf. Reinfallen lassen, zudrehen und damit auf den Body schlagen. Wie viel muss hier jeder selbst wissen. Die Lackplatzer kriegt man wunderbar, da der Lack ja nur sehr dünn aufgetragen ist und nicht wie bei neuen, gekauften Gitarren in einer 5cm Schicht :rolleyes:, mit Spachtel und den Bügelklingen hin. Vorsichtig an den Stellen schaben wo man mag, so dass es halbwegs natürlich aussieht (hab mir stundenlang Fotos im Netz angesehen) und mein Motto war: Weniger ist mehr. Es gibt haufenweise Relic-Gitarren die für meinen Geschmack völlig "überaged" sind.

Tja, das war's auch schon mit dem Body. Der Hals kommt separat.....bei Fragen gerne fragen!!
 
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chapeau! Wirklich tolles Ergebnis und tolle Doku!
Ahoi
bemoll
 
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Danke ! Gut bebildert und beschrieben. Das mit der dunlen Beize ist eine kleine aber effektive, gute Idee !

Auch die Sache mit der Stellenweisen Vergilbung durch dünnes Lackieren ist gut. Muss man erst mal drauf kommen :)

Frage:

Hast du die größeren stellen wirklich abgekratzt, oder bist du mit der Klinge an eine Stelle, die mit dem "Nagelstrumpf" angerissen war und hast den Lack "hochgehebelt, bzw. wegplatzen lassen ?
 
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Danke ! Gut bebildert und beschrieben. Das mit der dunlen Beize ist eine kleine aber effeltive, gute Idee !

Auch die Sache mit der Stellenweisen Vergilbung durch dünnes Lackieren ist gut. Muss man erst mal drauf kommen :)

Frage:

Hast du die größeren stellen wirklich abgekratzt, oder bist du mit der Klinge an eine Stelle, die mit dem "Nagelstrumpf" angerissen war und hast den Lack "hochgehebelt, bzw. wegplatzen lassen ?

Einfach abgekratzt, das geht durch den dünnen Lack relativ einfach. Man muss beim Ansetzen der Klinge/ des Spachtels nur darauf achten, dass man kein Holz mit wegschabt, also behutsam und mit Liebe :)
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Der Hals ist wie schon geschrieben von Mighty Mite. Ist das Modell 2900 VT (hab den schon mit Maple Griffbrett und finde den großartig) mit C-Shape und 9,5" Radius. Bestellt über Ebay in den USA.

So sah der ursprünglich aus:

Hals vorher vorne.jpg Hals vorher hinten.jpg

Ich hab den zunächst mit dem Schleifpapier (80 bis 400er) abgeschliffen. Man muss sehr penibel darauf achten, dass wirklich an allen Stellen das blanke Holz offen liegt, sonst haftet die Beize nicht. Beim Abschleifen behutsam und mit viel Liebe rangehen, es soll nur der Lack runter, wir wollen nicht aus einem C ein V-Shape machen :cool: Also mit dem 80er anfangen und bis zum 400er hocharbeiten. Hat man den Lack runter, kann man sich ans Beizen machen. Ich habe hier 2 Tütenbeizen gemischt (siehe Zutaten Hals), das komplette Gelb und je nach Gusto dann Mahagoni dazu - nicht die komplette Tüte, dann wird es zu dunkel. Mit einem Lappen aufgetragen und bis zum nächsten Tag trocknen lassen.

Danach das Griffbrett abkleben bzw. was keinen Klarlack abbekommen soll. Vor dem Klarlack hab ich noch, auch wenn es bescheuert klingt, etwas feuchte Blumeerde auf dem Hals verrieben. Das bringt nicht viel, aber.......ein bisschen eben doch ;)

Nun handelsüblichen Klarlack im Abstand von ca. 30 min. drüber sprühen, nicht zu viel, das Ganze 3 Mal. Einen Tag warten, mit 1200er Schleifpapier NASS ein wenig schleifen und das Ganze nochmal. Wie oft man das macht ist jedem selbst überlassen, halt so lange bis man zufrieden ist. Will man ein Decal verwenden, würde ich das erst drauf machen wenn der Hals eigentlich fertig lackiert ist. Wer hier Infos wünscht, gern per PM.

Zum Schluss dann schon wie beim Body mit der Bügelklinge hier und da etwas abschaben, mit dem Spachtel ein paar Dellen reinarbeiten und was auch ganz gut kommt: An den Stellen wo dann wieder das ursprüngliche, helle Holz zu sehen ist, mit einem Holzretuschierstift in entsprechender Farbe nachdunkeln.

Fotos vom Hals gibt es hier:

20160702_182041.jpg 20160702_182056.jpg 20160731_154715.jpg

Zur Hardware und den Plastikparts..............Alles bei Crazyparts gekauft, da fummel ich nicht auch noch mit rum :)

Tja, das war es auch schon. VIELEN DANK für eine Komplimente!!! und vielleicht traut sich der eine oder andere ja jetzt auch an sein Wunschprojekt. A propos Wunsch, mein Ziel war etwas in der Art wie auf dem Foto und ist ja eigentlich gut gelungen.

Ziel.jpg
 
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ja, sehr gut gelungen. Ich für meinen Teil hätte am Hals nur die Beize verwendet, durch ein wenig unregeläßiges Auftragen wird es auch ein wenig fleckig denke ich. Lackierung käme für mich nicht mehr drauf. Ich finde Naturhälse ziemlich nett - und bei einer Relic Axt geht der ja mit der Zeit flöten. Dellen und Macken im Hals würde ich auch nicht rein machen - da ging es eher um die Optik und Haptik - und bei letzterem stören Macken eher
 
ja, sehr gut gelungen. Ich für meinen Teil hätte am Hals nur die Beize verwendet, durch ein wenig unregeläßiges Auftragen wird es auch ein wenig fleckig denke ich. Lackierung käme für mich nicht mehr drauf. Ich finde Naturhälse ziemlich nett - und bei einer Relic Axt geht der ja mit der Zeit flöten. Dellen und Macken im Hals würde ich auch nicht rein machen - da ging es eher um die Optik und Haptik - und bei letzterem stören Macken eher

Ich würde den Hals, würde ich es nochmal machen, eher mit getöntem Lack sprayen und nicht beizen.

Die Halsrückseite hab ich mit 400er Papier am Schluss noch matt geschliffen, vergessen zu erwähnen. Wer braucht schon lackierte, klebrige Halsrückseiten ;)
 
ist echt klasse geworden !!!:great: ...und gute Doku.....besten Dank dafür !
 
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Ich würde den Hals, würde ich es nochmal machen, eher mit getöntem Lack sprayen und nicht beizen.

Die Halsrückseite hab ich mit 400er Papier am Schluss noch matt geschliffen, vergessen zu erwähnen. Wer braucht schon lackierte, klebrige Halsrückseiten ;)

aha. ja angeschliffen ist gut. ich habe bei mir 600er genommen, ist sehr glatt geworden, mal sehen wie lange es dauert bis man wieder nachschleifen muss
 

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