Gibt es objektive Kriterien für gute Musik?

  • Ersteller sonicwarrior
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Gibt es objektive Kriterien für gute Musik?

  • Ja (bitte posten)

    Stimmen: 7 24,1%
  • Nein

    Stimmen: 22 75,9%

  • Umfrageteilnehmer
    29
Vielleicht macht es in diesem Zusammenhang auch mal Sinn, sich bewußt zu machen wie überhaupt die Wahrnehmung von Musik zustande kommt.
Ein sehr interessanter Beitrag dazu-mag sich der eine oder andere vielleicht mal komlett antun:


Wenn nämlich tatsächlich diese Wahrnehmung in der Art, wie unser Gehirn sie verarbeitet begründet ist, ebenso auf welche Klänge wir von klein auf "konditioniert" sind, dann ist sie noch viel subjektiver als wir ja offensichtlich fast alle bereits intuitiv erkennen (...Geschmackssache....).
Wie soll man dann Qualitätskriterien erstellen? Was ist überhaupt Qualität? Wer soll das festlegen?
Steht die wahrgenommene Qualität nicht vielmehr im direkten Zusammenhang mit den Gefühlen, die die Musik in jedem einzelnen auslöst? Und stehen nicht diese Gefühle in direktem Zusammenhang mit unseren Hörgewohnheiten?
Natürlich gibt es "Muster" die sich wiederholen und auf die wir konditioniert sind, bei denen wir eine Abweichung davon als "falsch" einstufen (Rhythmik, Tonalität,etc.), aber oft begrenzt sich doch diese Wahrnehmung auf eine (zumeist unterbewußte) Analyse in Relation zu den "erlernten" Mustern innerhalb eines Kulturkreises.
Insofern kann man meiner Meinung nach in gewissen Grenzen durchaus beurteilen, ob etwas relativ gut/schlecht ist im Vergleich mit etwas ähnlichem, aber danach wird dann die Luft schon dünner......und wenn man erklären will, warum das Gehörte dann dieses oder jenes Gefühl auslöst ist Objektivität kaum noch möglich.
Wenn ich z.B. die Harmonielehre in unserem Kulturkreis betrachte, so ist diese letztendlich auch aus der Analyse von Hörgewohnheiten entstanden. Das sind Muster die für uns funktionieren, mal in einfacher Form und wer mag macht dann halt etwas komplexeres daraus.
Und genau betrachtet wurde oft genau dann "Musikgeschichte" geschrieben, wenn Musiker bestehende Regeln gebrochen und etwas neues erschaffen haben und wenn sie es gleichzeitig geschafft haben bei einer großen Anzahl von Hörern Emotionen zu wecken mit denen sich diese Hörer gut gefühlt haben.

Ich für meinen Teil finde es wesentlich spannender, die Wirkung von Musik zu ergründen, als sie nach irgendwelchen Kriterien zu bewerten.
Bewerten tu ich sie jedoch sowieso automatisch subjektiv-selbst wenn ich versuche mich dem zu entziehen und objektive Maßstäbe anzulegen (die letztendlich nur relativ zu meinen Hörgewohnheiten sind).

Ganz besonders interessant finde ich auch diesen Beitrag


In dem Thema steckt so viel mehr drin als die Reduzierung auf objektiv gut vs schlecht.......

Just my 2 Cents
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn nämlich tatsächlich diese Wahrnehmung in der Art, wie unser Gehirn sie verarbeitet begründet ist, ebenso auf welche Klänge wir von klein auf "konditioniert" sind, dann ist sie noch viel subjektiver als wir ja offensichtlich fast alle bereits intuitiv erkennen (...Geschmackssache....).
Wie soll man dann Qualitätskriterien erstellen?
eben. die experten, die anfangs beatles und/oder stones als radau beschrieben haben, konnten ja auch erst später die klasse erkennen.
gewöhnung, konditionierung etc. kann viel bewirken.
 
Mein Musiklehrer anno dazumal in der Sekundarschule hat gesagt:
"Qualität in der Musik ist, wenn viele verschiene Intervalle gespielt werden".

Irgendwie ist das auch heute noch bei mir verankert, darum stimme ich (JA). Die Aussage an sich lasse ich mal so stehen.
 
eben. die experten, die anfangs beatles und/oder stones als radau beschrieben haben, konnten ja auch erst später die klasse erkennen.
gewöhnung, konditionierung etc. kann viel bewirken.
Sind diese Leute dann einfach nur neu konditioniert worden - oder haben sie begriffen, warum die Beatles-Musik gut ist?
 
Und da sage ich: wenn es um Musik im Radio geht - da sah es in den 1980ern ganz anders aus. Da war jeder Song der Versuch, Individualität hörbar zu machen. Man wollte sich unterscheiden. Individualität war der Anspruch (den jede Band an sich hat, wenn sie gut sein will: den eigenen Sound finden). Heute will man offenbar gleich klingen. Diese Einnivellierung ist der Tod der Vielfalt. Sie ist nicht gut - ergo kann die ganze Musik auch nicht gut sein - völlig unabhängig davon, wie professionell oder gut das einzelne Stück sein mag.

Das ist so nicht richtig. Es gibt für alles einen Zenit. Den haben wir schon längst erreicht. In den 80ern war die Musik noch gut, weil die Musik einen anderen geldlichen Zufluss hatte. Ähnlich wie bei Film, muss man ein gewisses Maß an Geld zur Verfügung haben, um damit das Publikum zu bekommen, sei es durch Werbung oder durch die Produktion an sich.
Wenn wir auf unsere Hitparade schauen, schauen wir auch auf unser Durchschnittsalter und das ist in Deutschland bekanntlich hoch. Ein weiterer Aspekt des Stillstands.
Ebenso ist nicht zu vergessen das wir an sich schon an unsere Grenzen der Musik angekommen sind. Da wir mit dem Synthesizer schon jedwede Klänge gestallten können. Neue Musik heißt auch instrumentelle Revolution. Die vorletzte kennt hier jeder. Rock und E-Gitarre. Ein perfektes Instrument, dass als Phallus-Symbol Musikgeschichte geschrieben hat.

Es wird in Zukunft nur mehr ein Mix aus Genres geben, was Neues, dass man als hörbar UND gut empfindet, kommt da nicht mehr.
Für mein Empfinden braucht es keine erfundene/berechnende Individualität, die kommt nämlich von ganz alleine, wenn die richtigen Musiker zusammenfinden und dieser Mix eine Evolution erfährt, damit bekommt man dann genügend Individualität hin, um aus der Masse herauszustechen. Denn das Problem der Individualität liegt nämlich genau darin, dass es en masse versucht wird. Dann wird es wieder ganz schnell konventionell. Und auch die Musik der 80er war das, wenn wir mal ein paar Jahrzehnte Abstand davon halten. Es ist das goldene Zeitalter der Musik, aber aus ganz anderen Gründen($$$). Das Musik jetzt gleich klingt, liegt einfach nur am Internet und daraus resultierenden Konsum. Jetzt bekommt man schon Musik auf den Leib geschneidert und braucht nicht mal Stöbern. Dann klingt auch alles wieder gleich und generisch. Was heißen soll: unser Fenster zur Musik wird eingeschränkt und verkleinert. Klingt irgendwie lustig zu Zeiten der Globalisierung...

Zum Thema:
Darauf gibt es so nicht wirklich eine Antwort. Für mich muss Musik Atmosphäre besitzen und unterschiedlich klingen. Also eigentlich muss es eher heißen, dass Musik als Ganzes betrachtet werden muss. Nicht nur ein Stück, sondern mehrere Werke. Man muss in verschiedene Gefühlswelten eintauchen und das reflektiert das Leben. Gute Künstler reflektieren auch die Epoche. Es muss ein Maß gefunden werden zwischen Eingängigkeit und komplexen Strukturen. Zu viel "Gewixe" auf dem Instrument lahmt das Gehör. Dynamisch in vielerlei Hinsicht, ist vielleicht ein guter Anfang.
 
... Das Musik jetzt gleich klingt, liegt einfach nur am Internet und daraus resultierenden Konsum. Jetzt bekommt man schon Musik auf den Leib geschneidert und braucht nicht mal Stöbern. Dann klingt auch alles wieder gleich und generisch. Was heißen soll: unser Fenster zur Musik wird eingeschränkt und verkleinert. Klingt irgendwie lustig zu Zeiten der Globalisierung...
nicht wirklich, weil dazu blendet die Annahme den grössten Teil des Angebots schlicht aus...
Ich finde heute deutlich mehr und variableren Inhalt als zu jeder sogenannten 'goldenen Phase' ;)
Eben weil heute jede(r) veröffentlichen kann, ohne von einem Budget beschränkt zu sein.

Musik, die in grösserem Umfang konsumiert wird (im Wortsinn) greift immer Zeitgeist und Stimmung auf.
Letztlich ist sie funktional und damit sind 'Qualtitäts-Merkmale' am Thema vorbeit.
Solche Musik ist automatisch 'gut' wenn sie ihren Zweck erfüllt.
Wenn man Spass dran hat, kann man es auch rückwärts denken - im Sinn von sentimentaler Nostalgie.

Hunde hinterlassen an exponierten Stellen gern ihre 'Marke'...
funktioniert bei uns aufgrund mangelnd ausgeprägtem Geruchsinn nicht - deswegen bevorzugt 'Mensch' das akustische Signal, um auf sich aufmerksam zu machen oder das Revier abzustecken
ist eh alles Ritual, hauptsächlich Paarung und was damit zusammenhängt... :D

cheers, Tom
 
Ich denke, früher war die Musik in der Breite, also im Mainstream, schon besser.
Wenn man überlegt, welche Künstler vor einigen Jahrzehnten den Ton angegeben haben und welche es heute sind, das sind schon Welten.
Nicht mal unbedingt im Können. Auch eine Lady Gaga und ein Justin Bieber sind ja gute Musiker aus handwerklicher Sicht.
Aber aus künstlerischer und kultureller Sicht ist das schon nicht mit Queen, Jackson und Co. zu vergleichen, wie ich finde.
In der Masse hat meiner Meinung nach also ein klarer Qualitätsverlust stattgefunden, maßgeblich, weil einfach die Kohle nich mehr so fließt wie früher.
Wo man Künstler früher - auch im Mainstream - über Jahre aufbauen konnte, muss das heute sofort Cash generieren oder das wars.
Und gerade zu Beginn muss der Künstler schon Fame, Budget und Songs selbst mitbringen, sonst wird das sowieso nix mehr.
Das war eben früher alles anders, in Zeiten wo Plattenfirmen noch im Geld schwommen.

Wo hingegen es genau umgekehrt ist, ist meiner Meinung nach im Abseits, im Alternativen, im Underground.
Hier ist durch Internet, Homerecording und YouTube eine Hülle und Fülle aufgetan worden, welche es damals vielleicht gegeben haben mag, aber niemals für die breite Masse verfügbar war.
Da hat sowohl Quantität, Qualität als auch Diversität meiner Meinung nach deutlich zugenommen.
Das was heute teilweise von 1-Mann-Bands bei YouTube z.B. veröffentlicht wird, wäre früher nie möglich gewesen.

Von daher haben sich die Dinge verschoben, wie ich finde.
Im Mainstream ist es meiner Meinung nach tatsächlich billiger, flacher und schlechter geworden. Musik zur Hintergrundbeschallung, für Leute die eh nich mehr haben wollen.
Für den geneigten Fan hingegen, der aktiv auf die Suche geht und Zeit investiert, ist es nie so gut gewesen, wie Heute, etwas passendes für einen zu finden.
 
Auch eine Lady Gaga und ein Justin Bieber sind ja gute Musiker aus handwerklicher Sicht.
Aber aus künstlerischer und kultureller Sicht ist das schon nicht mit Queen, Jackson und Co. zu vergleichen, wie ich finde.
Du vergleichst hier Aepfel mit Birnen.

Genau so gut kann ich das Ganze umkehren. Die 'damaligen' Trio und Modern Talking sind nicht mit den 'heutigen' Coldplay und Adele zu vergleichen.

Es gab (und gibt) in jeder Epoche Peinlichkeiten des Musikschaffens, nur erinnert man sich später mit nostalgisch verklärtem Blick nur an die Highlights. In den 70ern war die Musik auf qualitativ hohem Niveau? Nicht nur. Die Bay City Rollers hatten riesigen Erfolg damals, aber wenn ich mir das heute so anhöre, dann ist der kulturelle Wert dieser Musik nicht derjenigen von heute nicht überlegen.
 
nicht wirklich, weil dazu blendet die Annahme den grössten Teil des Angebots schlicht aus...
Ich finde heute deutlich mehr und variableren Inhalt als zu jeder sogenannten 'goldenen Phase' ;)
Eben weil heute jede(r) veröffentlichen kann, ohne von einem Budget beschränkt zu sein.

Was du sagst mag richtig sein. Nur wie findet man gute Musik, die unbekannt ist im Internet? Wieviel Künstler gibt es global gesehen? Da muss man auf Werbung zurückgreifen. Schau dir doch mal fb an, die bieten dir automatisch auf der Künstlerseite Werbung an. Denn wie soll ich etwas erfahren, was ich nicht kenne? Man sucht nicht automatisch nach bestimmten Künstlern. Es gibt immer gewisse "Pools". Deswegen ist alles so vernetzt, weil es nur so im Underground zugeht und funktioniert, weil kein Geld da ist. Sucht man nach ner bekannten Band, findet man ebenso zig unbekannte Bands, die in dieselbe Presche schlagen. Das Angebot ist würde ich sagen gleich geblieben, jedoch auf das was man zurückgreifen kann viel größer, aber dadurch ist alles viel unübersichtlicher. Man ist heutzutage mehr auf den Faktor Geld angewiesen als zur goldenen Zeit. Produktionstechnisch kann man sicherlich mit wenig Geld Demos in einer (besseren) Qualität abliefern, die in der damaligen Zeit auf dem Endprodukt zu hören war. Aber das Wissen muss man sich auch erst erarbeiten.
 
ich vermute, wir schreiben über 2 verschiedene Paar Schuhe... ;)
Deine Darstellung interpretiere ich so, dass sie auf das 'Bekanntmachen' sogenannter guter Musik abzielt.
Da stimme ich im Prinzip weitgehend zu.
Es gibt aber auch erstaunlich viel, was einfach so veröffentlicht wird - in durchaus hörbarer und sogar erstklassiger Tonqualität.
Ich hatte noch nie Schwierigkeiten, bei Soundcloud 'etwas' zu finden, teilweise Sachen, die in ihrem Heimatbereich bzw lokal durchaus populär sind, aber natürlich keine internationale Promotion haben.

Mir ist es dabei egal, wen ich finde... was zählt ist die Musik.
Soundcloud entwickelt sich zwar in jüngster Zeit teilweise in bedenklicher Form, aber andererseits ist da auch ein Bestand über Jahre gewachsen und so schlecht sind Stichworte und Querverweise nicht...
Insiderwissen oder eine Szene-Zugehörigkeit braucht es da imho nicht - unter'm Strich schlägt das im Ergebnis alles, was ich aus der Vergangenheit kenne.
Im Plattenladen kann ich ja auch nur im begrenzten Umfang 'blättern', bei gut sortierten...

cheers, Tom
 

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