Selbst Samples erstellen - Habe ich das richtig verstanden...?

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jAIk
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Hallo zusammen,

ich besitze ein Yamaha MOXF mit 61 Tasten und eingebauter 1GB Speicherkarte. Darüber hinaus besitze ich ein MP9000 Stage Piano von Kawai. Das MOXF wiegt ca. 8 kg. Das MP9000 ca. 40 kg.

Ich selbst bin Hobby-Musiker mit 5-10 Gigs im Jahr. Aus naheliegenden Gründen nehme ich nicht zu jedem Wohnzimmer-Konzert das MP9000 mit. Allerdings vermisse ich dann, neben der Holztastatur meinen gewohnten Piano Sound mit dynamischen Anschlägen. Man könnte jetzt natürlich einen passenden Sound suchen (Yamaha bietet hier zahlreiche hochwertige Sounds an), was vermutlich zeitsparend wäre und ggf. auch zu einem besseren Ergebnis führt. Allerdings möchte ich die Chance nutzen, mich mit dem Thema Sampling etwas näher auseinander zu setzen.

Daher die Nachfrage: Könnte ihr mir grundlegende Literatur zu diesem Thema empfehlen?

Von dem, was ich über Sampling in den vergangenen Jahren gelesen habe würde ich wie folgt vorgehen:

1) Keyboard an die externe Soundkarte meines PCs anschließen und Ton für Ton auf unterschiedlichen Lautstärken (und mit und ohne Sustain) aufzeichnen. Das ganze am besten via MIDI antriggern, da ich hier Präzise den Anschlag einstellen kann.
2) Die einzelnen Töne in einem Audio-Programm meiner Wahl "zurechtschneiden" (ich besitze sowohl Logic 9 als auch eine ältere Adobe Audition Version)
3) Die Töne in John Melas WaveForm Editor für das MOXF bzw. Motif zu einem einspielbaren Sample zusammenfügen

Ist das ganze wirklich "so einfach" oder übersehe ich hier irgend etwas grundlegendes?

VG
Jan
 
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Ich fürchte, gerade bei Piano-Samples wird das Ergebnis dich kaum zufrieden stellen. Das ist ein Haufen Arbeit, und man sollte sehr genau wissen, was man tut, um nachher ein Ergebnis "wie aus einem Guss" zu haben. Die Klaviere aller großen Synth-Hersteller sind inzwischen alle auf einem so hohen Niveau, dass man da beim Absamplen (gerade, wenn man das noch nie gemacht hat) kaum dran kommt.

Mal abgesehen davon, dass ein so erzeugtes Sample auch schnell sehr groß wird und dann ggf. nicht mehr in den Speicher des Mox passt.

Ich würde die Zeit lieber investieren, um ein passendes Piano aus dem Yamaha-Bestand rauszusuchen oder ggf. auf verfügbare Samples (Yamaha oder Freeware) zurückgreifen, und diesen Basissound mit EQ, Effekten, Velocity-Kurven etc. so anpassen, dass er dir "liegt".
 
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Im Prinzip funktioniert das theoretisch so, wie von Dir beschrieben. Nur ob das praktisch "so einfach" ist, was Du ja anscheinend selbst in Frage stellst, bezweifle ich auch. Jens hat da schon ein paar wichtige Dinge genannt. Alleine die Geschichte mit dem möglicherweise zu geringem Speicher mag schon ein Showstopper sein. Du müsstest evtl. die Samples so verkleinern (Aufnahmequalität, Länge, evtl. nur jeder 2. oder 3. Ton, oder weniger Layer), dass die Qualität nicht einmal an die Piano Sounds des MOXF herankommt. Da der MOXF ja nur 61 Tasten hat, und man vermutlich mit 3 Velocity Stufen auskommt, reden wir immerhin von gut 180 Samplen.
Wo ich mir viel mehr Gedanken machen würde, wäre die Spielbarkeit des MOXF gegenüber dem MP9000. Auf einer ungewichteten Tastatur hast Du bei weitem nicht das Feeling wie auf einer Hammertastatur. Hast Du den MOXF schon mal via MIDI am MP9000 dran gehabt, um auf dem MOXF die Sounds des MP zu spielen?
Ich hatte diese Erkenntnis mal, als ich meinen Nord Stage bekam, allerdings die 73er Waterfall Version. Die hochgelobten Piano Sounds im Nord gefielen mir überhaupt nicht. Erst, als ich diese mal über eine per MIDI angeschlossene Hammertastatur angespielt hab, entpuppte sich der wahre Sound des Nord. Ich will damit sagen, dass auf einer 61er Synthtastatur kein wahres Pianofeeling entsteht, auch wenn die besten Sounds dort verfügbar sind.
 
Und falls du es doch probieren möchtest, gibts dafür auch fertige Tools. In Apples MainStage ist z.B. der "Autosampler" integriert. Eine Alternative wäre SampleRobot.
 
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Danke für die zahlreichen Antworten!

Zunächst zu den Kollegen, die berechtigter Weise Bedenken geäußert haben: Vielen Dank dafür. Alles nachvollziehbar und vermutlich habt ihr auf lange Sicht sogar Recht... ich habs trotzdem mal probiert und auch wenn hier noch eine Menge Arbeit vor mir liegt, bin ich zuversichtlich, dass die Idee keinesfalls schlecht war. Im schlechtesten Fall nehme ich eine Menge Erfahrung(en) mit.

Ich hatte das Thema schon ad Acta gelegt, bis ich den Post von @FantomXR gesehen habe. Ich habe gerade Urlaub und habe daher mal Mainstage ausgepackt und den Autosampler angeworfen. Kleiner Disclaimer: Ich habe vorher noch nie ein Sample erstellt und habe daher sicherlich zahlreiche Anfänger-Fehler gemacht, von denen mir einige bereits aufgefallen sind und sicherlich viele noch auffallen werden... Vielleicht interessiert es den ein oder anderen, wie ich vorgegangen bin. In diesem Fall freue ich mich auch über Kommentare, Kritik, etc. :).

1) Verkabelung
- MacBook mit Mainstage betankt, Focusrite 2i4 Interface angeschlossen
- MP9000 über den Klinkenstecker (da meines Wissens einziger Mono-Output) an das Interface angeschlossen; Kurz überlegt ob XLR nicht besser wäre; Dran erinnert, dass Chris Martin anfang der 2000er mit Coldplay auch über diesen Ausgang bei Konzerten rausgegangen ist... wenns für Coldplay reicht, dann wohl auch für mich...
- MIDI-Verkabelung für IN- und OUT
- Mainstage konfiguriert, dass alles erkannt wird

2) Autosampler
- Das Plug-In ist recht leicht zu bedienen, bietet aber nur wenige Einstellungsmöglichkeiten an. Eingestellt habe ich zunächst mal folgendes:
-> Jeden Ton 10 Sekunden mit Sustain anspielen (Kürzen geht immer)
-> 5 Velocity Stufen (Nicht näher einstellbar, daher 25 / 51 / 76 / 102 / 127)

3) Konzeption / Annahmen / Wildes drauf los raten / Zieldefinition
- 4 Töne pro Tonleiter sollten reichen (C# / E / G / Bb)
- Semi-Große Begeisterung darüber, dass der Autosampler von Mainstage keine Mono kann -> ich muss also egal was ich tue an jedes File einzeln ran
- Audiacity geladen

4) Test mit einem einzelnen Ton
- AIF Files sind definitiv zu groß, Kürzung oder "komprimierung" ist notwendig
- Kürzung und Umwandlung der Files in 16bit Mono WAV-Files
- Erster Test mit einer Note und 5 Velocity Layern ==> Größe der Datei: 4MB ==> läuft!

5) Schneiden und Hochladen
- Bearbeitung jeder einzelnen AIF (Aufwand ca. 4 Stunden)
- Nutzung von John Melas Waveform Editor zur Erstellung eines MOXF-Files (Aufwand 2-3 Stunden)
--> Einstellung der Loop-Eigenschaften, usw.

Ergebnis ist ein erstes MOXF-Test-File mit einer Größe von knapp 120 MB. Mein MOXF hat 1GB, meine 3rd Party Samples knapp 300MB, da geht als noch was.
In meinem aktuellen Sample befinden sich von A-1 bis B6 pro Tonleiter 4 Tönde in 5 Velocity Stufen. Das Ergebnis an sich klingt auf den ersten Blick auch gar nicht verkehrt. Allerdings habe ich noch mit ein paar typischen Kinderkrankheiten zu kämpfen, die sich durch die richtigen Einstellung am MOXF vermutlich schnell richten lassen:

- Fade-Out geht noch nicht ganz korrekt (infinity-loop der ausgewählten Passage am ende von jedem Sample)
- Das mittelkurze Anspielen von Einzelnoten klingt nicht 100%ig überzeugend - hier muss ich vermutlich noch die passende Einstellung für Reverb und Delay finden.
- Wenn ich eine Note häufig hintereinander anspiele wird der Ton teilweise spontan leiser statt zu überlappen

So viel zu den noch fehlenden Einstellungen. Einen Härtetest mache ich diese Woche bei uns im Proberaum, wo ein Keyboard mit gewichteter Tastatur via MIDI an das MOXF und eine entsprechend große Soundanalge angeschlossen wird. Bin sehr gespannt.

So far...

jaik

P.S. Wer sich selbst ein Bild vom Sample machen möchte (eingespielt auf der ungewichteten Tastatur eines MOXF6):
https://soundcloud.com/jaikill/mp9000-sample-1
Wie man raushört: Bei einer Velocity schätzungsweise ab 90 aufwärts geht geht noch was...
 
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