Definition der Oktavsprungkadenz

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Hey, ich lese gerade einen Text über Kadenzen der Vergangenheit und Gegenwart. Dabei tauchte der Begriff Oktavsprungkadenz auf. Ich hatte zuerst angenommen, es handele sich um den Tonika-Akkord, der zum Schluss hin eine Oktave höher gespielt wird. Anscheinend ist es aber die gewohnte Akkordfolge Dominante-Tonika, wie ich hier sehen konnte: https://files.fkranhold.de/pub/musik/theorie/15-08-kontrapunkt.pdf
Man müsste dort nach "Oktavsprungkadenz" suchen und sieht sie dann in der Notenabbildung ganz rechts. (Die verwendete Tonart ist, schätze ich, F-Dur)
Warum heißt die Kadenz nun so? Liegt es daran, dass der Grundton des Dominantakkords im folgenden Tonikaakkord eine Oktave höher steht?
Oder weil alle Stimmen in der nächst-höheren Oktave spielen?

Über eine Aufklärung über den genauen Grund würde ich mich sehr freuen.

PS. Falls es besser in das Unterforum "Einsteiger, Aufgabenunterstützung" passt, würde ich mich über eine Verschiebung freuen.
 
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hab den Begriff noch nie gehört. Aber im Zusammenhang mit den anderen beiden benannten Beispielen ergibt sich wohl, daß es hier um den Baß geht. Der springt im 3. Beispiel eine Oktave nach oben (c-c'). Das kann man nicht sehen, erschließt sich aber daraus, daß sonst Quintparallelen entstünden und keine Tenorklausel vorhanden wäre. Der Baßton im Schlussakkord wird also vom Tenor gesungen.
 
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Macht wohl Sinn, danke sehr! Interessant wäre dann die Frage, ob es zu der Zeit dieser Kadenz noch nicht die Kontrapunktregel gab, dass Stimmen sich nicht kreuzen dürfen - oder ob diese Regel nicht so wichtig ist...
 
Diese "Regel" hat es nie gegeben. Die Stimmkreuzung wurde in dieser Zeit häufiger verwendet, um z.B. Parallelen zu vermeiden, aber auch einfach, um schöne Linien zu schreiben, die mal richtig ausholen. Die Stimmkreuzung vermeidet man mehr beim akkordlich gebundenen Satz, um die Akkordfortschreitung möglichst nicht durch expressive Stimmführung zu überlagern (kleinster Weg jeder Stimme) und damit die harmonische Fortschreitung an sich hörbarer zu machen. Auch kann eine Stimmkreuzung bei großer Ähnlichkeit zu Irritationen führen. Aber hier geht es nicht mehr um Melodie, sondern darum den Schlussklang vollständiger zu haben. Aus dem selben Grund hat Bach regelmäßig den Leitton in Chorälen abspringen lassen, obwohl der eigentlich die Aufgabe hat, in den Grundton zu leiten. Dann hätte der Schlußakkord aber keine Quint. Bach hat übrigens äußerst selten Stimmen gekreuzt. Entsprechend dürftig klingen oft die Mittelstimmen in den Chorälen. Die haben einfach keinen Platz. Aber ihm war eben die ausgeklügelte Harmonik wichtig und die kommt so besser zur Geltung. Regeln sind immer mit Vorsicht zu genießen und bedürfen einer Begründung. Wenn diese entfällt oder eine andere Anforderung wichtiger ist, entfällt auch die Regel.
 
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Da ist Deine Frage doch sehr gut beantwortet. Nur dumm, daß er da immer auf nicht vorhandene Abbildungen verweist. Da muss man sich ja erst das Heft besorgen...
 
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Ja, in einem späteren Teil der Artikels wird es erklärt, hast Recht. Und genau, leider kann man die vielen Abbildungen nicht sehen. Das Heft aus 1995 wird schwer zu finden sein. Aber Google kann es in der Regel ausgleichen.
 
Ich nehme an, daß die Zeitschriftensammelstelle hier in der Bib das Heft hat. Außerdem gibt es ein Buch zum Thema vom Autor. Das steht auch hier in der Uni-Bib. Grad mal nachgesehen...
 
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Stimmt, so kann man das machen. Gute Idee.
 
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Hervorragend - vielen Dank fürs Teilen!
 

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