das Ohrenbuch

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Shanty
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Hallo,
kennt einer von euch "das Ohrenbuch von Jochen Pöhlert" und hat damit schon Erfahrungen gesammelt. Ist das eine Alternative zu "Earmaster pro" ?

Gruß
Shanty
 
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Etwas besseres als Earmaster Pro kenne ich nicht, wobei das Mittel (z.B. Earmaster) natürlich vom Ziel abhängt.

Besser hören kann man z.B. auch gut durch Mit- und Nachsingen von Stücken lernen, die man gerne mag. Kennt man einen Haufen Stücke, klärt sich vieles zum Hören von allein, weil sich die musikalischen Assoziationen aufdrängen.
Das, was man singen kann, kann/sollte man auch nach Gehör auf dem Instrument spielen.

Auf der Earmaster Homepage gibt es übrigens auch eine Hilfe zum Lernen der Intervalle anhand von selbst zusammengestellten Songs bzw. Youtube Clips.
www.earmaster.com/products/free-tools/interval-song-chart-generator.html

Mein Favorit ist und bleibt da aber der Interval Song von Django Bates.
www.youtube.com/watch?v=nl2d4zS56cY
Cool finde ich aber auch das hier mittels eines bekannten Songs:
www.youtube.com/watch?v=dF074CL5vjI

Gruß Claus
 
Ich kenne das Ohrenbuch auch nicht. Aber zum Thema Interval Song von Django Bates: Von sowas wurde bisher von allen Gehörbildungsdozenten, die ich kenne (gebe zu, so viele sind es nicht) abgeraten, weil man die Intervalle dann nur in diesem Song erkennt, bzw. den ganzen Song durchspielen muss im Kopf, bis man bei der großen Septime ankommt und die singen kann. Deshalb doch eher die Intervall entweder in typischen Zusammenhängen lernen (zB gr 7 -> 8) oder ganz isoliert.
 
Hoffentlich hatte der bedenkentragende Pädagoge auch einen guten Tip zum zügigen Erlernen der Intervalle im Oktavraum auf Lager.

Für mich geht die "Kritik" allerdings am Sachverhalt vorbei.
Es ist fast unmöglich zu verhindern, dass etwas Gelerntes auf weitere Zusammenhänge (hier: musikalische Hörerlebnisse) angewendet wird. Die Ursache dafür ist "Generalisierung", das wurde in der Lernpsychologie schon vor vielen Jahrzehnten untersucht.
http://psychologie-news.stangl.eu/92/generalisierung

Zum praktischen Vorgehen
1. Anhören allein nutzt nicht viel, man muss den Song schon singen lernen.
Das Hören zum Singen lernen (und/oder auf dem Instrument nachspielen) trifft sich mit der Methode von Jochen Pöhlert.

2. Wer den Interval Song singen kann, kann die chromatischen Intervalle innerhalb der Oktav abrufen, der "Kopfrecorder" spult automatisch an die richtige Stelle.
Mögliche Abkürzungen zu nutzen, wenn sie etwas lernen gibt es nicht nur bei Menschen, das mach(t)en auch z.B. meine bisherigen Hunde.

Für die Intervalle kann man auch, wie bei earmaster empfohlen, seine Lieblingsliedstellen zusammenstellen und singen lernen, auch dann wird der Transfer des Gelernten beim Erkennen später automatisch funktionieren.

Kleines Beispiel: zur Quarte singt praktisch jeder, den ich kenne "Der Mond ist aufgegangen" oder etwas prosaischer das Martinshorn und in meiner alten Heimat Köln gerne auch den Karnevalstusch.
www.youtube.com/watch?v=1CtQR9uJiQQ

Mir "abstrakt" oder nur durch Hören ein Intervall einzuprägen würde mir dagegen viel schwerer fallen.

Lernen besteht in der Ausbildung neuer Verbindungen in und zwischen Hirnarealen, die biologisch für verschiedene Aufgaben bei der "Signalverabeitung" zuständig sind.
Dieser Prozess des Lernens funktioniert immer dann am schnellsten und nachhaltigsten, je mehr Sinneskanäle an der Lernerfahrung beteiligt sind (sehen, hören, riechen, schmecken, körperlich fühlen).

Intervalle sind natürlich nur der Einstieg in die Gehörbildung, auch Jochen Pöhlerts Buch stellt eine eigene Methode vor, die viel weiter führt. Man kann sich dazu das Inhaltsverzeichnis z.B. bei stretta in der Buchvorschau ansehen.
www.stretta-music.com/search/q/jochen+p%F6hlert/jochen-das-ohren-buch-neue-wege-der-musikalischen-gehoerbildung-nr-167880.html


Als Popmusiker oder Jazzer könnte man sich u.a. mit dem Klang von Akkord und Arpeggio eines maj7, dom7, m7 und m7b5 Akkordes beschäftigen.
So erweitert man das hörende Verständnis wieder durch Hören des Akkords und Arpeggio singen.
Gleiche gilt für die wichtigsten Tonleitern oder typische Akkordverbindungen.

Falls man mal das kostenlose Jazz Handbook von Jamey Aerbersold liest und/oder sich mit Vol 1. und Vol. 3 aus seiner Play-Along Reihe beschäftigt, dann stößt man ebenfalls auf diese Strategien.
www.jazzbooks.com/mm5/download/FQBK-handbook.pdf
www.jazzbooks.com/jazz/product/V01DS
jazzbooks.com/jazz/product/V03DS

Gruß Claus
 
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Ich arbeite seit Anfang des Jahres mit Earmaster Pro und habe mir vor 2 Wochen das "Ohrenbuch" geholt, kann zu letzterem aber noch nicht viel sagen...

Bei Earmaster erreiche ich mittlerweile eine Trefferquote von rund 90 %, wenn es um Intervalle innerhalb einer Oktave geht... bei der nächsthöheren Oktave tue ich mir schon schwerer, vielleicht auch deshalb, weil die Töne da oft nicht mehr in der mir angenehmen Vocal- Range liegen.

Jetzt kommt das aber:
Am "lebenden Objekt", also unter realen Bedingungen, fällt es mir schon schwerer, ein x-beliebiges Intervall mitten in einem Lied herauszuhören, ohne hier in langwieriges Nachsingen/ Rumprobieren und Überlegenmüssen, welchem bekannten Liedanfang das nun ähnelt, zu verfallen...

Ich denke, dass Earmaser Pro ein guter Anfang ist, man dann aber unbedingt "am lebenden Objekt", also an Songs, weiterüben muss, da das Heraushören von isoliert gespielten Akkorden bei Earmaster ja quasi eher "unter Laborbedingungen" stattfindet.

Das Ohrenbuch scheint recht arbeitsintensiv zu sein... auf den beiliegenden CDs gibt es unzählige Ausschnitte aus Liedern (Klassik, Volksmusik (nein, keine Schlager !) und etwas Jazz, Folk & Blues werden auch angeschnitten)... und hier gilt es nun, deren Melodien herauszuhören und dann auf dem eigenen Instrument nachzuspielen.

Die These, die Pöhlert im Vorwort seines Buches aufstellt, finde ich schonmal interessant:
Er sagt, dass mit dem Aufkommen der Juke- Boxen und der massenhaft produzierten Tonträger die Fähigkeit von Musiker, Songs nur nach dem Gehör nachzuspielen, eklatant nachgelassen hätte... einfach auch deshalb, weil es für Tanzmusik an sich nicht mehr so viel Bedarf gab, da man ja Musik aus der Konserve holen konnte... und so hätten gar manche ihm bekannte Profis schon Schwierigkeiten, auch nur die Melodie von "Happy Birthday" ohne Noten fehlerfrei nachzuspielen.
 
Ich denke, dass Earmaser Pro ein guter Anfang ist, man dann aber unbedingt "am lebenden Objekt", also an Songs, weiterüben muss,...
Sicher, aber 90% Erkennung bei Intervallen innerhalb einer Oktav ist halt auch noch "ausbaufähig".
Bis Fehler da nur noch vereinzelt aus momentaner Konzentrationsschwäche vorkommen, aber nicht mehr aus Unsicherheit beim Erkennen, mag es natürlich ein wenig dauern.
Aber das würde ich unbedingt als Ziel wählen, bevor man zu schwereren Übungen weitergeht.

Das Prinzip Nachsingen, Nachspiielen ist eigentlich der natürlichste Weg der aktiven Musikerfahrung.
Das Erlernen dieses Spielens nach Gehör kam aber bereits im 19.Jahrhundert aus der Mode, als man die Klavierausbildung auf das Abspielen von Noten begrenzte. Die bis dahin üblichen Generalbass- und Improvisationsübungen wurden seinerzeit aus dem Unterricht verbannt, außer in der Orgelausbildung.

Die moderne Muskpädagogik legt normalerweise wieder einigen Wert auf die Integration von Spielen nach Gehör und zumindest einfache Improvisationsübungen, ebenso wie in die verschiedenen Stile
zumindest "geschnuppert" wird.

Gruß Claus
 
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Die These, die Pöhlert im Vorwort seines Buches aufstellt, finde ich schonmal interessant:
Er sagt, dass mit dem Aufkommen der Juke- Boxen und der massenhaft produzierten Tonträger die Fähigkeit von Musiker, Songs nur nach dem Gehör nachzuspielen, eklatant nachgelassen hätte...

Naja, da reitet er zu Beginn seines Buches allerdings auch durchaus lange und mehrfach drauf herum, das fand ich am Anfang durchaus ermüdend und auch sehr oberlehrerhaft. Diese Kritik wirkt auf mich in dieser Form überzogen, das klingt so nach "früher war alles besser".
 

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