5.1 Anlage als "PA"

Punker2706
Punker2706
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
03.11.21
Registriert
23.03.15
Beiträge
132
Kekse
416
Ort
Jena
Moin liebe Musikfreunde,

wir sind eine kleine Ska-Punk Gruppe und spielen jetzt etwa ein Jahr lang regelmäßig zusammen in nem kleinen Kellerraum unterhalb eines Privatshauses. Es hat erstmal jeder das zur probe mitgebracht, was er noch übrig hatte und so kam es dazu dass wir, damit man überhaupt was hört, das E-Piano und den Leadgesang über je einen alten Übungsgitarrenverstärker laufen lassen (müssen).
Dass das nicht gut ist weiß ich selber.
Für eine zwei vernünftige Monitorboxen plus Endstufe reicht die Kohle aber (wie es immer so ist) nicht.

Ein Mischpult konnte ich vor kurzem günstig gebraucht kaufen und so fiel unserem Drummer wieder ein, dass er noch eine 5.1 Anlage auf dem Dachboden hat. Auf die Frage ob wir die nicht erstmal an das Mischpult packen können, solange wir auf vernünftige PA sparen kam ich echt ins grübeln... Prinzipiell ist so eine Anlage ja für hochwertigen Musik genuss gedacht (Stichwort: Fullrange) der hohe Ausgangspegel des Mischpults sollte auch kein Problem darstellen, wenn man die 5.1-Anlage an das Recording-Out des Mischpultes anschließt...

Also THEORETISCH sollte das ganze funktionieren, manch einer hatte damals ja auch alte Stereoanlagenboxen im Proberaum verwendet.
PRAKTISCH habe ich aber noch nie davon gehört dass jemand Gesang und Keyboard über ne 5.1-Anlage laufen lässt.
 
Eigenschaft
 
Theoretisch ja, praktisch nein.
Zuallererst scheiterts an den Lautsprechern, die:
1. nicht den ausreichenden Wirkungsgrad haben,
2. nicht für hohe Dauerlast ausgelegt sind,
3. in den Bässen zu weich aufgehangen sind, was sehr schnell zum Totalschaden führt und
4. im Hochton nicht gerichtet abstrahlen und viel zu leise sind (was zum lauter Aufdrehen und damit schnell zum Totalschaden führt)
(was in Summe dazu führt, dass bei Probenpegel in spätestens einer viertel Stunde absoluter Totalschaden vorliegt).

Dann scheiterts am Amp, der:
1. viel zu wenig Dauerleistung (richtige, ehrliche, keine PMP- oder Musik- uder sonst eine Fantasieleistung) pro Kanal bringt
2. keine ausreichenden Schutzfunktionen mit bringt und
3. die Endstufentransistoren nicht ausreichend kühlt.

Bei ausreichend ausgelegten Komponenten geht das sogar richtig gut.
Beim Jubiläum von Backes und Müller wurde eine richtig laut aufspielende Rockband
von deren edelsten HiFi Anlage verstärkt (da kosten 2 Boxen aber mal eben 100.000,00€)

Ein gute alter HiFi Amp mit (echten) ca. 200 Watt pro Kanal kann so etwas sogar überleben,
man muß nur für ausreichende Kühlung und auf kleinste Verzerrungen achten.
Aber "normale" HiFi Lautsprecher: No way, absolut no way!

P.S. wobei 5.1 oder Quadrophonie auch im Liveberich möglich ist,
gute Komponenten (aus der PA-Abteilung) vorausgesetzt.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
:-O
Das schockiert mich jetz grad' etwas.
Wenn ich das richtig verstehe, darf man seine Anlage (auch zu Hause beim Film schauen) also nie (für längere Zeit) voll aufdrehen, weil sonst genau das von dir Beschriebene passiert?
Warum wird das vom Hersteller denn dann nicht begrenzt, so dass man nur so laut aufdrehen kann, wie es die Boxen vertragen?

...jetzt hab ich mehr Fragen als vorher... :-/
 
Warum wird das vom Hersteller denn dann nicht begrenzt, so dass man nur so laut aufdrehen kann, wie es die Boxen vertragen?
Weil es bereits vorher so kacke klingt, dass man automatisch leiser macht.
Signal von der Konserve ist aber mit Livematerial nicht zu vergleichen.
In der Regel sind DVD´s und CD´s bis zum abwinken komprimiert,
so dass extreme Dynamiksprünge gar nicht mehr vorkommen.
Live eine Bassdrum über eine HiFibox und Tschüss Schwingspule.
Im Film oder zu Hause sind Maximalpegel nur kurzzeitig vorhanden,
dazwischen können Transistoren und Schwingspulen immer wieder etwas abkühlen,
im Proberaum und Live geht das aber über längere Zeiträume und keiner will Live
auf einmal im Regen (in der Stille) stehen, weil die Endstufe oder die Boxen schlapp machen.

Dreh mal voll auf und hör dir das Signal an, am besten mit unkomprimiertem Material.
Sobald die ersten Verzerrungen zu hören sind, wird es gefährlich für Endstufe und Lautsprecher.

Viele moderne Anlagen, insbesonders diese schönen mobilen Bluetoothteile, nutzen
Komprimierungsalgorhythmen und Singnalbegrenzungen um Schäden zu verhindern und
den Anschein möglichst großer Lautstärke zu erzeugen. Im Bass machen die alle bei
maximal ca. 95db Schicht, wobei bei den dort üblichen 70-80Hz von Bass nicht wirklich
die Rede sein kann. Bei modernen Anlagen sind durchaus Sicherheitseinrichtungen eingebaut.
Zu hören besonders dann, wenn die Party richtig abgeht und auf einmal für 15 Minuten
Totenstille herrscht. Dann hat die Temperaturabsicherung der Endstufe zugeschlagen.
Ich habe hier eine 5.1 Anlage, die bereits bei lauten Filmpassagen gerne mal dicht macht.
Geht zwar nicht kaputt, macht aber auch keinen Spass.

Nicht ohne guten Grund haben Bässe in PA Boxen ein Format von 15 oder 18 Zoll und
sind dann noch teilweise doppelt vorhanden. Im Proberaum werden ab ca. 105 db
gefahren und da machen dann HiFi Lautsprecher nur noch sehr bedingt lange mit.
Ebenso bei den geforderten Frequenzen um die 30Hz, die ein tiefer gestimmter Bass (H=30Hz),
eine Bassdrum und ein Keyboard mal so eben locker mit ungebremster Dynamik raushaut.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Wie usdz schon schrieb: Die Dynamik von live gespielter Musik wird den HiFi Boxen ganz schnell den Garaus machen, dann bleibt lieber bei eurem Übungsgitarrenverstärker.
Auf der anderen Seite: Bei einer jungen ambitionierten Band sollte es doch möglich sein ein paar Euronen zusammen zu legen und zumindest nach zwei gebrauchten Monitoren plus Endstufe zu schauen.
Z.B. zwei alte Electro Voice oder Zeck sind gebraucht für 200 bis 300 Euro zu bekommen. Das Gewicht von den Kisten ist ja für den Proberaum erstmal nebensächlich.
 
Letztendlich ist es doch egal ob die 5.1 Anlage vom Dachboden aus in die Tonne fliegt oder den Umweg über den Proberaum nimmt.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Der Krempel für Einsteiger ist beim T mittlerweile soo günstig,
da sind solche Experimente absolut nicht mehr nötig.
Gebraucht bekommt das Zeugs fast geschenkt.
Früher waren das mal echte Investition, aber heutzutage nur noch Kleckerbeträge.
Wenn 3 Punker je 4 Wochen auf Kippen, Bier oder Dope verzichten (oder mal 3 Wochen rasenmähen),
können die sich eine 1a Anlage mit Mischpult und 2 fetten Aktiven locker leisten.
 
Letztendlich ist es doch egal ob die 5.1 Anlage vom Dachboden aus in die Tonne fliegt oder den Umweg über den Proberaum nimmt.

So kann man das auch sehen.

Hochwertige HiFi-Anlagen können schon "relativ" laut und das auch über einen längeren Zeitraum. Das "relativ" ist allerdings entscheidend. Wegen des i.d.R. schlechteren Wirkungsgrades der Boxen brauchst du halt mindestens grob geschätzt die 4-8 - fache Verstärkerleistung für die gleiche Lautstärke. Was den Hitzetod der Boxen erklärt, wenn man zu lange zu laut macht. Aber wenn man nicht übertreibt, dann geht das grundsätzlich schon.

Aber:
  • Mit "5.1-System" verbinde ich als Vorurteil meist ganz kleine und billige Lautsprecher mit ganz miesem Wirkungsgrad. Denen würde ich mit obiger Begründung nur begrenzt über den Weg trauen. Da ich das konkrete 5.1-System nicht kenne, bleibt dies aber ein Vorurteil.
  • In meinem Schlagzeugkeller habe ich beides schon gehabt: ein hochwertiges 2.1 HiFi-System (für mein E-Drum) und mittlerweile auch richtige PA-Boxen. Mein HiFi-System lebt trotz explizitem Einsatz fürs E-Drum immer noch und ich würde dem auch noch eine lange Haltbarkeit zutrauen. Aber die PA-Boxen klingen echt besser. Woran es genau liegt, weiß ich nicht. Vielleicht an den Hochtonhörnern, die weniger Raumeinfluss und mehr Direktschall bringen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht sieht man auf der angehängten Grafik besser, warum eine 5.1 (oder andere) HiFi-Anlage zuhause laut klingt, aber im Proberaum zerstört wird:
In blau der Lautstärkeverlauf von produzierter Musik (von Film, CD, DVD, Radio) - klingt laut, hat aber keine echten Pegelspitzen, da hier hart komprimiert wurde.
In rot der Lautstärkeverlauf von Livemusik - viel mehr Dynamik, also wesentlich höhere Pegelspitzen bei vergleichbarer Durchschnittlautstärke.
Der Durchschnitt ist für den Eindruck von Lautstarke maßgebend - also die Lautheit (die empfundene Lautstärke).

Gruß
Jo
 

Anhänge

  • dynamic.png
    dynamic.png
    3,4 KB · Aufrufe: 289

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben