Saxophonistin Preisträgerin beim Klassik-Echo?!

Ralinem
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Gestern schaltete ich etwas später ins ZDF zu der Verleihung der Klassik Echo Preisträger ein, und rieb mir etwas verwundert die Augen.

Klassik und Saxophon? Wie passt das zusammen. ...und dann war ich überrascht, was die Preisträgerin Asya Fateyeva (*1990, Ukraine/Krim, http://www.asyafateyeva.com/) aus ihrem Sopran-Sax herausholte. Auf jeden Fall war mir der Einsatz von Saxophonen im klassischen Orchster bisher nicht bekannt.

Asya Fateyeva lehrt seit 2014 (!) an der Musikhochschule Münster klassisches Saxophon (https://www.uni-muenster.de/Musikhochschule/)



Als ich dann heute Noten in meinem Musikgeschäft abholte, polierte der Mitarbeiter aus der Holzblasabteilung zufällig gerade ein schickes Yamaha Sopran Sax YSS-82Z (knapp 4000 €) :love: und da betrieb ich doch erst einmal etwas Instrumentenkunde. Ein Freund des Händlers spielt auch regelmässig in einem Orchester die Oboenstimme als klassischer Saxer.

So ähnlich begann es auch bei mir mit Klarinetten......
 
Eigenschaft
 
Klassik und Saxophon? Wie passt das zusammen
Mir fällt da auf Anhieb Ravels Orchesterfassung von "Bilder einer Ausstellung" (Modest Mussorgsky) ein, bei der in "Das alte Schloss" ein (Alt-)Saxophon das Leitmotiv spielt.
 
Ravel mochte das anscheinend - im "Bolero" werden Partien von Sopran- und Tenorsaxophon gespielt.
 
Bei Gershwin sitzen auch oft Saxophone und Sinfonieorchester auf der Bühne, auch wenn seine Musik vielleicht nicht unbedingt klassisch "klassisch" ist. "An american in Paris" zum Besipiel, da passt es natürlich super.
 
Auf jeden Fall war mir der Einsatz von Saxophonen im klassischen Orchster bisher nicht bekannt.
Ja, es ist schon erstaunlich, dass ein im Klang so extrem reiches und modulationsfähiges Instrument nicht bereits im 19.Jahrhundert von klassischen Komponisten entdeckt und weitreichend eingesetzt wurde, so dass es erst durch den Jazz seinen Rang erlangen konnte.
Die Ablehnung des Instruments durch das Musikestablishment hatte auch mit dem Erfolg mißgünstiger Konkurrenten um Militärmusikaufträge zu tun, die Sax in Klagen verwickelten. Vom ebenfalls Außenseiter und Sax-Freund Berlioz wurde das Saxophon aber bereits 1844 verwendet.
http://www.hjs-jazz.de/?p=00051
http://saxwelt.de/index.php/geschichte/adolphesax

Gruß Claus
 
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Einen Teil der Sendung habe ich auch gesehen, ich fand das ganz lustig, wie Dirk Steffens (der aus "Terra X") bei seiner Laudatio für die Solistin in ein mitgebrachtes Sopransaxophon bläst, dabei keinen Ton herausbekommt und (sinngemäß) sagt, das sei so bei Wissenschaftsjournalisten: Sie könnten alles erklären, aber nichts selber machen.
Die Sendung müsste auch noch in der Mediathek abrufbar sein.

Ravel mochte das anscheinend - im "Bolero" werden Partien von Sopran- und Tenorsaxophon gespielt.

Ich hab mal eben in die Partitur geschaut - und erstaunt festgestellt, dass da auch noch ein Sopraninosaxophon in F (!) verlangt wird. Dann in der Wikipedia gelesen, dass Sopranino- und Sopran-Part üblicherweise auf einem (demselben) Sopransaxophon gespielt werden ... das wusste ich auch noch nicht.
 
Einen Teil der Sendung habe ich auch gesehen, ich fand das ganz lustig, wie Dirk Steffens (der aus "Terra X") bei seiner Laudatio für die Solistin in ein mitgebrachtes Sopransaxophon bläst, dabei keinen Ton herausbekommt und (sinngemäß) sagt, das sei so bei Wissenschaftsjournalisten: Sie könnten alles erklären, aber nichts selber machen.
Die Sendung müsste auch noch in der Mediathek abrufbar sein.

http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/2853142/ECHO-Klassik-2016 ab 104:30...

bzw. "nur" der Auftritt auf youtube:
Johann Sebastian Bach, 1. Satz aus dem Konzert in f-Moll, BWV 1056


 
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Für den Link möchte ich mich auch bedanken. Ich sehe kaum noch Fernsehen und hatte von der "Echo"-Sendung nur ein paar Ausschnitte gesehen. die Saxophonistin aber verpasst.
Im Sinfonieorchester ist das Saxophon aber bis heute nur ein gelegentlicher Gast geblieben. Richard Strauss hat es verwendet, Schostakovitch auch, in Avantgarde-Kompositionen findet sich das Sax schon etwas öfter.
Es gibt auch sehr schöne Konzerte für Saxophon solo und Orchester und ebenso Kammermusik. Bearbeitungen älterer Musik kommen auch sehr gut mit Saxophon. Als eines meiner absoluten Highlights möchte ich hier Bachs "Kunst der Fuge" mit dem Berliner saxophon-Quartett erwähnen (auf CD erhältlich).

Ich selber spiele seit rund zwanzig Jahren regelmäßig klassische Konzerte auf dem Saxophon, vorwiegend in Kirchen in der Besetzung mit Orgel (und fast nur Bearbeitungen). Tatsächlich werde ich auch meistens von Leuten aus dem Publikum nach dem Konzert angesprochen, dass sie soeben zum ersten mal klassisches Saxophon gehört haben und das Instrument vorher so nicht kannten.

Derzeit schneide ich gerade an einer CD die ich zusammen mit einem Kirchenmusik-Kollegen aufgenommen habe und auf der wir nur Stücke von J.S. Bach spielen, alle in eigener Bearbeitung. Allerdings erklingt neben dem Sopran-, dem Alt-, und Tenorsaxophon auch die Klarinette da wir die Instrumente für jedes Stück jeweils nach der (für uns) passendsten Klangfarbe (aber auch dem benötigten Tonumfang) ausgesucht haben.
 
Bei dem Stück, das bei der Echo-Verleihung gespielt wurde, handelte es sich um ein Arrangement - also eben nicht originär für Saxophon gesetzt, im dem obigen Video eben die Melodieführung aus dem Bach'schen Cembalo-Konzert. Ich habe mir sagen lassen, dass es inzwischen recht viele Bearbeitungen "klassischer" Literatur gibt, die speziell auf Klänge des Saxophon angpeasst sind.

Ich denke mal, das Asya Fateyeva auch in ähnlicher Weise an der Uni Münster lehrt - mir war das so nicht bewusst.

Ich selber spiele seit rund zwanzig Jahren regelmäßig klassische Konzerte auf dem Saxophon, vorwiegend in Kirchen in der Besetzung mit Orgel (und fast nur Bearbeitungen). Tatsächlich werde ich auch meistens von Leuten aus dem Publikum nach dem Konzert angesprochen, dass sie soeben zum ersten mal klassisches Saxophon gehört haben und das Instrument vorher so nicht kannten.

Derzeit schneide ich gerade an einer CD die ich zusammen mit einem Kirchenmusik-Kollegen aufgenommen habe und auf der wir nur Stücke von J.S. Bach spielen, alle in eigener Bearbeitung. Allerdings erklingt neben dem Sopran-, dem Alt-, und Tenorsaxophon auch die Klarinette da wir die Instrumente für jedes Stück jeweils nach der (für uns) passendsten Klangfarbe (aber auch dem benötigten Tonumfang) ausgesucht haben.

Das kann ich mir auch richtig gut vorstellen und würde mich musikalisch auch sehr interessieren und werde ich sicher auch irgendwann noch ausprobieren.

Momentan versuche ich mich mit der Klarinette auch an Barockmusik, die ich von den Blockflöten her kenne - ich habe keine Angst vor Crossover-Besetzungen.
 

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