Was soll dieses "Do re mi" der Musikschulen?

dongle
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Hallo!
Ich wollte mal Fragen, warum Musikschulen dieses Do re mi system lehren, statt einfach direkt C D E...
Wo ist der Vorteil?
Müssen die Kinder dann nicht später wieder umlernen?
 
Eigenschaft
 
Mit der "Do-Re-Mi"-Solmisationsmethode wird bei uns zur Vereinfachung gearbeitet. Dur ist dann immer Do Re Mi usw., egal auf welcher Tonhöhe man beginnt.
C D E usw. meint dagegen stets die absoluten Tonhöhen.
 
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Aha!
Danke!
Aber ist das dann nicht sogar noch verwirrender, wenn jede "Taste" mal do sein kann?
 
Stichwort: Relative Solmisation. Die relative Solmisation ist eine Methode der Gehörbildung. In ihr geht es darum, in welchem Verhältnis die Töne zueinander stehen, nicht um die absolute Tönhöhe. Ganz gut erklärt wir es in diesem Video:



Viele Grüße,
McCoy
 
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... Wo ihr gerade beim Thema seid: Welche Silben verwendet ihr für Moll?

Ich habe gelernt Do Re Mu Fa So Lu (La) Tu (Ti) Do.

Jetzt habe ich aber auch kennengelernt, dass die Dur-Silben exakt so für Moll verwendet werden, also für die Terz (und evtl sechste und siebte Stufe) Mi, (La und Ti) genutzt werden, um es zu vereinfachen.
Soweit so gut. Kann ich verstehen, wenn man nur schnell in die Solmisation einführen möchte.

Aber... Irgendwie lerne ich immer mehr Menschen kennen, die Moll auf La aufbauen. Also La Ti Do Re Mi Fa So La.

Und das verstehe ich nicht. Das ist dann ja eigentlich angelehnt an die Verwendung der italienischen Tonnamen...
Nur ist das Ti jetzt kein Leitton mehr (Si klingt ähnlich, das passt wohl noch gerade so) und das Do, dass je eigentlich Grundtoncharakter hat liegt jetzt in der Mitte, So ist plötzlich nicht mehr Quinte sondern Septim... Damit haben die Solmisationssilben doch ihre "Funktion" verloren?

Hat da jemand Ahnung zu dem Thema? Was ist besser, oder beides gleich gut? Wird das etwa an Hochschulen auch unterschiedlich gelehrt oder gibt es da eine Norm?
 
Ich kenne die relative Solmisation nur im Zusammenhang der elementaren Musikerziehung für kleine Kinder und aus dem Gehörbildungsbereich, wie es auch McCoy erwähnte. Für das Singen mit den Kids ist das recht praktikabel, denn so braucht man sich nicht um die Benennung von Vorzeichen kümmern, wenn man in einer anderen Tonart singt als C-Dur und die Tonstufen benennen will. Am Instrument ist es schon nicht mehr so praktikabel und für Absoluthörer eventuell sogar mehr verwirrend als sinnvoll.
Schließlich wird man aber immer dazu übergehen, die Töne absolut zu benennen. Ich selber benutze das System so gut wie gar nicht - bin aber auch nicht im Elementarbereich tätig.
 
Ich liebe das System (mein System) tatsächlich sehr und nutze es viel, z.B. im Chor und beim vom Blatt singen. Aber in Kombination mit anderen Sachen. Wenn ich im Chor z.B. Fa Ti Do singen soll (Frag nicht, wie oft das tatsächlich vorkommt), dann finde ich das Ti in Abhängigkeit vom Do. So-Do suche ich mir auch immer über Solmisation. Wenn ich allerdings einen Dur-Dreiklang singe, ist mir das egal, welche Solmisationssilben es wären, dann denke ich das als Dreiklang. Im Chor lese ich auch oft Partitur (bin da relativ geübt drin durch Klavier und viel Theorie) und sehe, dass ich die Terz des Dreiklangs habe, also fühle ich mich da ein, was die Terz ist. Das ist nicht so kompliziert, wie es klingt. Hat sich halt irgendwie als meine ganz eigene Technik rausgebildet und funktioniert bis jetzt ganz gut und geht schnell bei mir.

Am Instrument, da hast du wahr, ist es weniger sinnvoll. Obwohl es vielleicht auch das Gehör (und evtl Theoriewissen) schult, wenn man am Instrument in Solmisation denkt. Aber dafür werden dann andere Sachen nicht geschult. Alles zweischneidig.
Obwohl... Ich fang gerade erst damit an, so einzelne Intonationssachen zu lernen (so dass Fis nicht mehr gleich Ges ist, sondern minimal unterschiedlich). Und dann ist es ja schon wichtig zu wissen, dass man gerade einen Leitton spielt, der anders intoniert wird als ein Re (glaube ich...).
 
Ich habe das System in der 5. Klasse zwar gelernt, aber später nie groß benutzt. Bestensfalls mal, wenn im Chor mit Tonleiter-Variantionen eingesungen wird, da wären Notennamen ungünstig, wenn man halbtonweise mit der Übung nach oben geht.
In der Früherziehung (fürs Glockenspiel) und in der Grundschule haben wir Notennamen benutzt, die Silben kamen also danach, quasi als Analysehilfe zum Quintenzirkel. Soviel zum "Einsatz im Elementarbereich" ;-) In Ungarn haben die Kinderchöre zumindest früher viel damit gearbeitet, es ist ein zentraler Bestandteil der Kodaly-Methode. Den Ergebnissen nach verdammt effektiv.
Gemein ist, dass in den romanischen Sprachen die Töne fest mit den Solmisationssilben benannt werden, also Do statt C. Wusste ich bis vor 2 Jahren nicht, und gab dann massive Kommunikationsschwierigkeiten mit meinen Nebensitzerinnen auf einem internationalen Workshop!
 
Solmisieren finde ich ein hervorragendes Werkzeug. Notennamen muss man doch sowieso lernen.

Wichtig ist dass es zwei Arten der Solmisation gibt. Es gibt eine absolute Variante bei ist der Do immer C und Re immer D usw. Diese Variante finde ich nicht so nützlich. Die Relative Variante ist hingegen seeehr nützlich.

Wenn wir einfach drauf los eine Melodie singen, dann ist uns die eigentliche Tonart egal. Wir kennen die Intervalle und die Stufen aus denen die Melodie besteht. Genau das ist was auch die Solmisation wiederspiegelt.

Sing mal einen Halbton höher ... kein Problem. Spiel mal einen Halbton höher? Grooooßes Problem.

Irgendwann ist man aber damit konfrontiert in allen Tonarten zu spielen und on the fly zu transponieren. Und dann lohnt es sich die Songs mit Solmisation gelernt zu haben.

Interessanter Fakt: Lustigerweise intoniere ich beim Singen mit Silben besser als ohne.
 
Sing mal einen Halbton höher ... kein Problem. Spiel mal einen Halbton höher? Grooooßes Problem.

Witzig, bei mir ist es andersrum: Als Streicher hat man das Transponierproblem nicht wirklich, jeder Halbton ist ein Lagenwechsel. 2 Ganztöne geht locker, danach wird es langsam unbequemer. Geiger arbeiten mit Fingersätzen auf Quintbasis, ein oktavbasiertes System ist da nicht wirklich naheliegend und hilfreich.
Dafür killt ein Ganzton nach unten beim Singen unter Umständen schon alles, wenn die Noten nicht transponiert sind. Da hilft auch Solmisation wenig, das fühlt sich einfach falsch an und wird sofort unsicher. Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich wesentlich mehr und besser singe als spiele...
 
Aber du kannst doch "Alle meine Entchen" in verschiedenen Tonarten singen, oder? ;)
 
In der DDR hießen die Silben witzigerweise anders:
Ja , Le , Mi, Ni, Ro, Su, Wa, Ja. Und es gab für jenen Ton ein Handzeichen, ich finde das verstärkte noch das Umsetzen, da Auge bzw. der eigene Körper und Ohr gleichzeitig eingesetzt wurden, also irgendwie mehr ganzheitlich. Da bekam man irgendwie intuitiv ein Gespür für die Töne und Tonabstände . Ich fand es schade, dass das nicht eingehender geübt wurde, würde mir heute helfen. Aber gut genug, dass ich die Silben heute noch weiß. Heute weiß ich erst, wie sinnvoll das System war.

Eine natürliche Molltonleiter fing dann mit "Su" an.
 
Eine wie ich finde sinnvolle Verteilung der Silben auf die Intervalle bezogen auf einen Grundton:

1#1/b2 2#2/b3 34#4/b5 5#5/b6 6b77
Do Di/RaRe Ri/Me Mi Fa Fi/Se So Se/Le La Te Ti
[TBODY] [/TBODY]
Die ionische Durtonleiter wäre dann wie man sie allgemein kennt:

Do Re Mi Fa So La Ti Do

Natürlich moll:

Do Re Me Fa So Le Te Do

Ich finde angenehm dass so klar wird wie die einzelnen Stufen alteriert, also erhöht oder erniedrigt werden.
 
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Aber du kannst doch "Alle meine Entchen" in verschiedenen Tonarten singen, oder? ;)

Ohne Noten schon, aber mit "falschen" führt das zu deutlichen Irritationen :redface: Bei allem, was etwas anspruchsvoller oder weniger gut bekannt ist, ist "mal kurz Tonart wechseln" mit dem A-Cappella-Chor verdammt riskant! Aber klar, mit entsprechendem Üben geht das auch.

Und es gab für jenen Ton ein Handzeichen

Die Handzeichen gehören eigentlich immer dazu, nur als vergessliche/unkoordinierte Erwachsene lässt man sie oft weg... Ich habe aber mal erlebt, wie ein Kinderchor nach Handzeichen der Dirigentin ein neues Stück lernte, schon eindrucksvoll.
 
Ja, mir helfen die Handzeichen ebenfalls, auch wenn meine Handkoordination sich immer wehrt. Wenn mans übt, bringt es was.

@cala : Dann bist du Absoluthörer, bzw. hast evtl durch das Streicher sein ein A oder ein paar andere Töne genau im Kopf, die dich dann stören, wenn was anderes auf dem Blatt stehen? Einen Relativhörer stört das nämlich überhaupt nicht. (Außer, ein c'' liegt für mich als Frau plötzlich außerhalb meines Stimmumfangs, dann denke ich mir schon, irgendwas stimmt hier nicht und bin verwirrt;))
 
Nix absolutes Gehör, nur Jahrzehnte in kleinen A-Cappella-Chören. Man weiß ja irgendwann, wie sich z.B. ein c'' anfühlt, das in den Noten steht bzw. das man an dieser Stelle im Stück immer gesungen hat. Sobald das Gesungene mehr als 1 Ton abweicht, fühlt es sich falsch an (außer, der Chor säuft gemeinsam nach und nach ab) und man wird unsicher. Kein Problem, wenn ein Instrument mitläuft oder der Großteil des Chores aus sicheren Profis oder singunerfahrenen Notenanalphabeten besteht, aber verhängnisvoll, wenn faktisch alle unsicher werden und man sich an nichts mehr orientieren kann ;-) Vielleicht ist auch nur mein Chor zu schlecht, aber um ein Stück in einer anderen Tonart gut und sicher singen zu können, müssen wir es wirklich nochmal intensiv üben!
 
Als bei Chören in denen Leute zum Teil an der Grenze ihrer Stimmlage singen müssen, da sehe ich das ein. Wenn man einen Basston gerade noch schön singen kann und er dann einen Ganzton tiefer dann nicht mehr klingt ist das natürlich schon ein Problem.

Die von dir beschriebene Unsicherheit kann aber auch einfach daran liegen dass die beteiligten einfach nicht gewohnt sind mal in verschiedenen Tonarten zu singen. Das wäre dann einfach fehlende Technik. Ich meine das gar nicht Böse, aber gerade Choristen funktionieren oft gut wenn sie tuen was sie eingeübt haben. Sobald etwas auch nur ein wenig anders ist, beginnt eine riesige Psychokiste. ;)

Als Instrumentalist muss ich da schmunzeln, denn wir müssen generell immer mit unterschiedlichen Gegebenheiten umgehen. Andere Tempi, andere Tonarten oder sogar Taktarten. Wie oft spielt man für eine(n) Sänger(in) mal in einer andern Tonart weil dann die Stimme besser klingt. Ich werde zB selten gefragt ob mein Horn in einer anderen Tonart besser klingt. ;)

Alles in allem hat mir die Solmisation sehr geholfen von den konkreten Tonarten weg zu kommen und allgemeiner zu denken. Für's transponieren und auch für's transkribieren sehr nützlich. Ich selbst habe erst im Musikstudium damit angefangen und frage mich warum mir das vorher noch keiner gezeigt hat.
 
@McCoy - danke für das Video! :)
 
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Auch wenn man überhaupt nicht singt, sondern sich nur in der Musiktheorie bewegt ist das System doch nützlich. Auch wenn jemandem (z.B. in der Band) eine Melodie kommunizieren will ist es doch sogar sinnvoll unabhängig von der Tonart beschreiben zu können. Die ändert sich dann doch ohnehin noch mal, wenn die Sängerin feststellt, dass der höchste Ton der Melodie 2 Ganztöne zu hoch ist und man das ganze nochmal transponieren muss.
 
Oder wenn zB Bläser dabei sind die transponieren müssen.
 

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