[Review] PreSonus Audiobox iTwo

Das_TIER
Das_TIER
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
27.06.20
Registriert
17.01.15
Beiträge
170
Kekse
869
Ort
Wo die Wikinger leben
Moin zusammen!
Ich habe mir anlässlich des Todes meines alten Zoom H4 ein neues Interface zugelegt, das PreSonus Audiobox iTwo.
Im Moment ist das Interface für 106€ auf Thomann erhältlich und ist damit Teil des Niedrigpreis-aber-kein-Müll-Segments.
Ich selbst bin ein relativ wenig erfahrener Fortgeschrittener, ich weiß wie man eine DAW bedient und mikrofoniert, aber ich habe noch viel zu lernen:)
Dazu sei auch gesagt, dass ich kein iPad besitze, also die ganze Sache eher von einem traditionellen Standpunkt aus betrachte. Als DAW benutze Ich Reaper 5.32 und als Monitore JBL LSR 305 sowie irgendwelche uralten Tevion-Aktivboxen.


Lieferumfang
  • PreSonus Audiobox iTwo interface
  • 1.5m langes USB A zu B Kabel
  • Quickstart-Guide, Papierkram, Infoblatt für zusätzliche Software inkl. Aktivierungscode (Der Code ist auch auf der Unterseite des Gerätes vorhanden)
  • PreSonus Aufkleber 5x20cm
Leider ist kein Transportkoffer dabei. Gut, das muss nicht sein, wäre aber schön gewesen. Wer das Interface für Mobiles Recording nutzen möchte, muss sich ein passendes Case dazubestellen.
DSCI0054_.JPG


DSCI0058_.JPG



Hardware
Äußerlich macht das Interface einen sehr hochwertigen Eindruck. Die Regler sind angenehm schwergängig und leicht gerastert, die LEDs sind nicht zu hell, aber trotzdem gut erkennbar. Auch die Buchsen fühlen sich gut an, und auch das Brushed-Aluminum Gehäuse sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch sehr Stabil. Hier ist auch anzumerken, dass es sich bei den Schaltern um mechanisch einrastende Schalter handelt. Oft findet man bei billiger hardware ebenso billige Taster, die nur ein Steuersignal an die CPU geben. Bei einem "Neustart" sind die getätigten Einstellungen also weg, weil sich die CPU resetted. Die "Einstellungen" werden hier also quasi analog gespeichert. Nettes feature!
Im Inneren finden wir viel Platz und feinste SMD Bauweise, hier sind auf den ersten Blick keine Mängel zu erkennen. Stattdessen sehen wir auch hier die überragende Materialqualität: Das Baugruppenträger aus schwarzem Plastik ist alles andere als dünn und billig. Von außen fühlt sich das Plasik fast wie Metall an!;)

DSCI0076_.JPG


DSCI0080_.JPG



Positiv zu vermerken: Die viele Luft im Inneren beugt Hitzestaus effektiv vor. In der Praxis wird das Interface praktisch nie wärmer als die Zimmertemperatur.
Einzig negativer Punkt: die Ausgangsbuchsen sind genau 20mm Auseinander (Mittelpunkt zu Mittelpunkt). Dementsprechend beträgt der maximale Steckerdurchmesser ebenfalls 20mm. Ich habe Neutrik NP3X-B Stecker, die einen Außendurchmesser von etwa 14mm haben.
Die meisten TRS Stecker sind dünner als 20mm, aber es ist trotzdem relativ eng.


Software
Der Schwachpunkt bei diesem Interface. Ich hatte ein ziemlich zugemülltes Win7 laufen, und als mir die Software mitteilte, dass ich Windows 7 SP1 und das Platform Update brauchte und diese sich nicht auf meinem Krüppel-Windows installieren ließen, machte ich meine Festplatte platt und startete von neuem. (Wollte ich schon lange machen und war dafür vorbereitet)
Mit dem frischen Windows 7 SP1 + Platform Update ging der 1.8.3 Treiber aber immer noch nicht, angeblich konnte das Gerät nicht gestartet werden. Ein Downgrade auf Version 1.3 der Software funktionierte zum Glück problemlos und ich habe damit keine Probleme mehr mit dem Interface gehabt.
Nur so aus Spaß probierte ich auch den ASIO4ALL Treiber aus. Dafür beendete ich die Control-Software von Presonus und startete Reaper mit ASIO4ALL.
Ergebnis:
Mit der PreSonus Software hatte ich 9.6ms Latenz bei 512 samples und 96kHz/24Bit. Mit ASIO4ALL waren es nur noch 5.6ms! (Und keine Störungen/Artefakte)
Allerdings können die Universal Control Software und ASIO4ALL nicht gleichzeitig laufen. Wenn ich also Studio One benutzen will, muss ich Reaper und Sony Vegas schließen.


Praxis
Das Interface ist zwar NICHT plug&play, doch wenn es einmal installiert ist, ist es sehr einfach und schnell zu bedienen. Gitarre einstöpseln, Mix regler auf Inputs stellen und losnudeln. Natürlich gestaltet sich das ganze auch bei der Verwendung von DAW und Mikrofon(en) ähnlich schnell. Ich verbringe mehr Zeit in der DAW als am Interface. Als einziges Manko ist hier zu erwähnen, dass der Gain-Regler nicht linear arbeitet. In den ersten drei-Vierteln regelt er relativ gleichmäßig hoch, aber im letzten Viertel scheint der Gain exponentiell anzusteigen, da muss man etwas vorsichtig sein beim Einpegeln. Sonst kann ich mich aber nicht beklagen.
Erfreulich ist, dass die High-Z funktion tatsächlich sehr viel bringt. Mehr Lautstärke, mehr Klang, mehr Klang-Volumen, mehr gut. Auch mit aktiven Tonabnahmern kommt das Interface sehr gut zurecht.
Der Kopfhörerausgang ist gleichzeitig mit dem Eingang aktiv, der Main-Out wird also NICHT gemuted, wenn ein Kopfhörer eingesteckt wird. Man kann den Kopfhörerausgang auch mit ein wenig Kreativität zum Referenz-Lautsprecher Ausgang umfunktionieren. Nur muss man sich in diesem Fall markieren, bei welchen Einstellungen Master und Kopfhörer/sek. Monitore die gleiche Lautstärke haben.
DSCI0115_.JPG

Aufgrund der Abwesenheit einer Skala musste ich also Malerkrepp mit Strichen drauf neben die Regler kleben… aber das ist ja auch mehr oder weniger ein Spezialfall, und letztendlich entscheidet der Sound, nicht das Aussehen.
Auch muss man bei der Einrichtung der Monitore darauf achten, dass das Interface +4dBu rausspuckt, und nicht -10dBV.


In der DAW (Reaper)
Dort gibt es nicht sehr viel zu berichten, dass Interface wird von Reaper super erkannt. Einziger Fehler ist, dass bei einem Klick auf den Button „ASIO-Konfiguration“ nichts passiert. Dort sollte eigentlich das besagte Controller-Fenster aufkommen. Wahrscheinlich wurde dies in der 1.8 behoben, doch die funktioniert wie gesagt bei mir nicht. Und da ich sowieso ASIO4ALL benutze, hat sich das auch erledigt.
In der Praxis ist das Direct-Monitoring lustigerweise nicht nötig, da auch so keine Spürbare latenz vorhanden ist. Das Direkt-monitoring ist also nur was für leute ohne DAW oder welche, die keinen schnellen rechner haben.
Ich habe einen i3-3220 und 12GB DDR3, also auch nicht gerade ein High-end system.
Man kann es auch gut zum Youtube-Mitnudeln benutzen, wenn man nicht die DAW anschmeißen möchte.


In der DAW (Studio One 3 Artist)
Da ich noch nie mit Studio One gearbeitet habe, könne wir hier sehr gut sehen, was einen absoluten Anfänger erwartet. Ich habe mir einfach mal alles von der Presonus Website runtergeladen, nachdem ich mein Gerät registriert hatte.
Nach dem ersten Eindruck, dass man während der Projekterstellung nichts mit dem Konfigurierfenster des Presonus Treibers anfangen kann, da angeblich eine andere Anwendung ASIO benutzt, stellte ich zu meiner Freude fest, dass auch Studio One mit ASIO4ALL und 5.6ms Latenz arbeiten kann.
Doch leider ist Studio One nichts für mich. Nach 5min. hatte ich die grundlegende Steuerung herausgefunden, doch Reaper finde ich Besser. Z.B. werden bei Reaper die Peaks im Mixer angezeigt, ein Doppelklick auf Fader bringt den Fader/Regler zurück in Ausgangsstellung, etc.
Ich mag aber das Layout-Konzept sehr. Reaper mit dem Fenstermanagement von Studio One wäre mein absoluter Traum ;)
Für Musikproduktion mit MIDI ist Studio One wahrscheinlich auch besser geeignet als Reaper, das werde ich in Zukunft weiter erforschen...


Klang
Wie soll ich den beschreiben? Kein Rauschen, keine Verzerrungen jeglicher Art (Vorausgesetzt, das Signal ist richtig eingepegelt), absoult Clean und linear. Geht wahrscheinlich noch besser, aber niemals in dem Preissegment.
Positiv hervorzuheben ist auch, dass man als Gitarrist mit vernünftigen Monitoren das Interface auch als Supercleanen Amp benutzen kann. Der Sound ist so Clean, dass er wieder gut klingt ;)
Da Klang auch eine sehr subjektive Sache ist, habe ich einfach mal verschiedene Sachen rund ums Thema Gitarre aufgenommen (Mit Reaper). Dabei kam entweder ein Superlux R102 Bändchen zum Einsatz, oder ich habe meine Gitarre direkt ins Interface gestöpselt.
Ich habe jeden Track so eingepegelt, dass der höchste Peak bei -1dBfs liegt.

Der Einfachheit halber habe ich wieder ein schickes Video gemacht, dafür habe ich jeweils eine rohe und eine bearbeitete Aufnahme bereitgestellt.


Her gibts die 96kHz/24Bit renders der rohen Aufnahmen:
Gitarre in D: https://mega.nz/#!6wpyUKBD!TMWkR5iI0bJXdwOr0G7Vu6Ha5GREbPtgvdOU-n8DWVk
Bass: https://mega.nz/#!W84HXRgT!LZUGYGb0uodsX-BMFQUizE3FO87dZGty0egLbqjU4G0
Akustik: https://mega.nz/#!W0xCgS5C!R3rCRHj5eI-BrG1e-02oMptwgZghd-e_rFUm7y5BJ80


Fazit
Das PreSonus ist ein fantastisches Interface, vor allem für den Preis! Hier die bewährte Punktevergabe:
9/10 in der Anfängerklasse. Es ist nun mal kein Plug&Play, sondern ein "Plug&Deal with Driver Problems"
7/10 in der Profiklasse. Profis kaufen sich wahrscheinlich eher größere Interfaces aber für mobiles Recording ist das Ding genial, einen Transportkoffer vorausgesetzt. Profis hätten sich vermutlich noch einen A/B Schalter für Kopfhörer/Monitore gewünscht, sowie ein Mono-Schalter und getrennt schaltbare Phantomspannung. Und ne Skala bei den Master-Reglern wäre auch nicht schlecht:)

Pro
  • Klein und leicht
  • Sehr gute Verarbeitung/Materialqualität
  • Angehme Bedienung durch die gerasterten Knöpfe und mechanischen Schalter
  • Latenz praktisch nicht spürbar trotz 96kHz, 24Bit
  • Qualität der High-Z Funktion

Contra
  • Keine Skala bei den Master-Reglern
  • Nichtlinearität der Gain-Regler
  • Treiber sehr bockig bei der Installation
  • Ausgangsbuchsen relativ eng aneinander.
  • Kein Transportkoffer dabei

Klare Kaufempfehlung!


Für weitere Fotos empfehle ich mein Album zu dem Thema: https://www.musiker-board.de/media/albums/presonus-audiobox-itwo-review.4625/


Sollte jemand das Interface mit dem iPad konfiguriert haben, ist er/sie natürlich dazu aufgefordert, seine Erfahrungen hier reinzuschreiben!

Ich hoffe das Review war hilfreich! Feedback ist ausdrücklich erwünscht!


Viele Grüße
Das_TIER
 
Eigenschaft
 
Grund: Fotos nicht direkt hochgeladen
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben