Vorgehen bei handschriftlicher Notation

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Hey,
mal etwas zu handschriftlichen Notationen. Wie geht man da am besten vor?
Habe gestern zum ersten Mal versucht meine kreativen Ergüsse auch mal mit Stift und Papier festzuhalten. Dabei habe ich mich dümmer angestellt als ich gedacht hätte.
Es handelt sich dabei um Kleinigkeiten die mich interessieren, die z.B. wären:
  • Macht es Sinn nach jedem vollen Takt einen Taktstrich zu ziehen. Wenn ja, muss ich drauf achten mit den Notenwerten nicht über den jeweiligen Takt hinaus kommen. Oder macht es mehr Sinn erstmal die Notenwerte nacheinander, ohne Taktform und vereinfacht zu notieren, wie ich sie höre/spiele und das im Nachhinein auf die Taktart zu "formatieren" ?
  • Wenn mir die Tonart noch nicht bewusst ist, weil ich viele tonleiterfremde Töne und chromatische Zwischentöne einbaue, macht es Sinn diese bis zum Schluss aufzuheben und bis dahin jegliche Halbtöne mit entsprechenden Vorzeichen zu kennzeichnen? Macht das allgemein Sinn so vorzugehen? Und welche Vorzeichen (b/#) ich beim vorersten Notieren verwende ist egal?
  • Aus Interesse in welcher Form notiert ihr? Verwendet ihr punktierte Notenwerte, mit Bogen verbundene Notenwerte oder ist das generell Geschmackssache?
Mir ist auch aufgefallen, dass ich gar häufiger den Notenhals auf der falschen Seite vom Notenkopf einzeichne und die Ausrichtung (oben/unten) verwechsle, als ich mir eingestanden hätte Da ist überhaupt kein Sinn und Routine für entstanden, nach dem dass immer automatisch vom Programm gemacht wurde. :ugly:
Bitte, bitte steinigt mich nicht. Es interessiert mich tatsächlich wie ihr beim handschriftlichen Notieren vorgeht. Beschreibt einfach mal. Auch wenns dumm klingt. Ich habe leider keinen Vergleich.

Lg
 
Eigenschaft
 
Wenn ich etwas Eigenes notiere, habe ich immer vor dem Notieren die Tonart und die Taktart klar im Kopf (wenn es tonal ist). Dann sage ich mir z.B.: Tonart ist As-Dur, also 4 Be's, Takt ist 5/4, schreibe ich vorne hin, das (Teil-)Stück hat 16 Takte, also bereite ich auf dem Notenblatt 4 Zeilen à 4 Takte vor, dann erst beginne ich zu schreiben.

Wenn ich nur schnell etwas skizziere, also eine Melodie auf einem Freßzettel festhalten will, die ich im Kopf habe, dann halte ich mich nicht unbedingt daran, sondern mache es frei Schnauze.

Wenn ich etwas transskribere, zähle ich zuerst die Takte, die ich transskribieren will, bereite das Notenblatt entsprechend vor und schreibe dann zunächst die Tonhöhen ohne Rhythmus bzw. nur mit ungefährem Rhythmus auf, die rhythmischen Details dann im 2. Schritt.

Punktierte Notenwerte sind keine Geschmackssache, sondern gehören zum Regelwerk. Punktierte Pausen sind eher Geschmackssache, ich verwende sie nicht. Einen Anregung, wie man Rhythmen regelgerecht im 4/4-Takt notiert, findest Du hier: https://www.musiker-board.de/threads/unterschiedliche-notation-bei-notenwerten.581407/#post-7069433

Beispiele für den 4/4-Takt:
Auf Zählzeit 1 eine Viertelnote mit einer Achtelnote per Haltebogen zu verbinden vertößt gegen das Regelwerk, da gehört eine punktierte Viertel hin. Auf Zählzeit 2 dagegen schreibt man eine Viertelnote mit angebundener Achtel. Ausnahme: Clave (Latin).

Eine Halbe Note fängt nicht auf einer UND-Zählzeit an, sondern immer auf der 1, 2 ,3 oder 4. Das Gleiche gilt für die punktierte Halbe.

etc.

Viele Grüße,
McCoy

Hilfreich ist es, mit Abkürzungen - z.B. bei Tonwiederholungen - zu arbeiten. Schau Dir z.B. mal Beethovens Handschrift der Waldsteinsonate an: Die Tonwiederholungen werden komplett mit Faulenzern dargestellt:

22838.jpg


(Grafik einbetten funktioniert nicht, hier der Link:)
https://www.lubranomusic.com/pictures/22838.jpg?v=1401484350




Im Notensatz dagegen wird jeder Ton ausgeschrieben:

8faada043ede9061e293a2576ef834669e85d7bf.png
 
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Beispiele für den 4/4-Takt:
Auf Zählzeit 1 eine Viertelnote mit einer Achtelnote per Haltebogen zu verbinden vertößt gegen das Regelwerk, da gehört eine punktierte Viertel hin. Auf Zählzeit 2 dagegen schreibt man eine Viertelnote mit angebundener Achtel. Ausnahme: Clave (Latin).

Eine Halbe Note fängt nicht auf einer UND-Zählzeit an, sondern immer auf der 1, 2 ,3 oder 4. Das Gleiche gilt für die punktierte Halbe.

Das wusste ich so noch nicht. Wieder was gelernt.
Aber tatsächlich ist das so. Bei meinen letzten Gehörbildungsaufgaben war das immer so in der Lösung notiert. Also auf Zählzeit 1 eine punktierte Viertel. Ich dachte mir naja, wenn ich die Viertelnote mit verbundener Achtel verwende ist das Gleich.
Ich versuch mir das definitiv einzuprägen.

Ansonsten Danke für deine Antwort @McCoy

P.S. Die ausnotierte Version der Waldsteinsonate gefällt mir rein optisch besser als das handschriftliche Geschmiere von Beethoven. Und damit meine ich nicht seine Sauklaue sondern, dass er nicht jeden Ton ausnotiert hat. Das ist zumindest so mein erster Eindruck von Unsicherheit.
 
Klar, aber es spart halt viel Zeit beim Schreiben. Für jemanden, der den Kopf voller Musik hat, ist es immens wichtig, daß der Notationsprozeß möglichst schnell geht.
 
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... sondern, dass er nicht jeden Ton ausnotiert hat. Das ist zumindest so mein erster Eindruck von Unsicherheit.

Ich denke, das ist weniger ein Ausdruck von Unsicherheit, sondern viel mehr das Weglassen dessen, was (für ihn) ohnehin klar und logisch ist, und daher nicht extra notiert zu werden braucht.

Thomas
 
Ich gehe sehr unterschiedlich vor. Wenn mir erst mal die Melodie wichtig ist, schreibe ich auch nur die auf, mit entsprechenden Akkordsymbolen drüber. Das geht schneller, als sofort ne Begleitung voll auszuarbeiten und ich kann das am Klavier recht schnell umsetzen. mit Faulenzern arbeite ich auch sehr gerne, ist halt das gleiche Prinzip wie mit den Akkordsymbolen. Manchmal habe ich aber auch spontan eine Idee zu Pedal oder Dynamik, die unbedingt erhalten bleiben soll, dann kann es auch vorkommen, dass ich kaum notierte Noten habe aber ausführlichste und ordentliche Dynamikbezeichnungen. Teilweise erarbeite ich auch erst kleine Abschnitte und irgendwann fällt mir dann was zu Übergängen ein, dann gibts wie bei handschriftlichen Texten Sternchen und untendrunter die Takte, die da eingefügt werden müssen. Jetzt gerade hatte ich den Fall, dass ich die rechte Hand geschrieben hatte, darunter schon was anderes und plötzlich kam die linke Hand doch noch dazu, da habe ich links einfach mit ner anderen Farbe reingemalt und zugeschrieben, dass es tiefer sein soll. Manchmal schreibe ich auch einfach Sachen hin oder notiere nur den Rhythmus und dazu Buchstaben der Noten...

Ich scan dir gerade mal das ein, was ich gerade schreibe. Ob es gut klingt oder nicht, will ich hier ungerne zur Diskussion stellen, zumal es noch nicht fertig ist und ihr die Reihenfolge der Teile schwerlich rausfinden werdet, da auch nicht alles dasteht, was erklingt. Aber einfach, damit du ein nicht-prominentes Beispiel hast.

Vielleicht etwas zur Erläuterung:
Ganz oben sieht man einen Übergang, der erst später entstanden ist und deshalb schriftlich dazwischen gequetscht wurde. Dann Faulenzer in der ersten und dritten Zeile linke Hand. zwischen der zweiten und dritten Zeile habe ich irgendwann festgestellt, dass ich die Triolen gar nicht als richtige Triolen spiele und dann beschlossen, ich ändere den Rhythmus zu dem, was ich wirklich spiele.
Tonart dachte ich zuerst, dass es c-Moll wird, dann wars aber doch f-Moll, also überall noch mal ein b vorgequetscht. Vierte Zeile zweite Hälfte steht schon das Pedal da, weil mir das wichtig war. Bei den beiden einzelnen Zeilen darunter erwähntes Schema mit der linken Hand in blau notiert. Außerdem hab ich da zu spät gemerkt, dass ich einen 3/4-Takt drin hatte, also hab ich die Taktbezeichnung einfach über den Taktstrich geschrieben (in der ordentlichen Übertragung wirds eh ein 2/2-Takt, weil ich das an die anderen Teile Tempomäßig angepasst habe.
Ja und das mit den Hälsen in die falsche Richtung passiert mir beim schnell schreiben auch ständig. Aber wenn ich ordentlich schreibe, kann ich das eigentlich.

Es gibt dazu noch ne zweite Seite, aber da ist dann auch nicht mehr viel spannendes. Sieht halt ähnlich chaotisch aus.

Bekommt man denn mal was von deiner Handschrift zu sehen? Oder von jemand anderem? Interessant ist das ja schon.

Bei uns in der Musikschule hängen an den Wänden Autographen von verschiedenen berühmten Stücken. Da sieht man, dass die Notationstechniken von Komponisten durchaus sehr unterschiedlich sind. Musst du sonst mal googlen. Das ist ganz hübsch anzusehen, wie ich finde und interessant noch dazu.
 

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Ein (mäßig guter) Scan aus meinem Skizzenbuch ... das links sind ein paar 08/15-Marschmelodien, rechts steht eine Idee für eine "Walzerfolge" aus 4 Teilen, die die Taktmaße 6/4, 5/4, 4/4 (aber als (3+1)/4 gedacht) und 3/4 hat ...

hmm20170212.png


Häufig schreibe ich einzelne Noten auch als kleine schräge Striche (haben wir vor Jahrzehnten in der Schule so gelernt, geht viel schneller als "Kugerln"), und mit einem weichen Bleistift oft sogar nur mehr einen einzelnen Punkt als Notenkopf.

H.M.
 
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Einfach mit einem Guitar Pro anfangen.
Du siehst die Noten und Tabs, unvollständige Takte werden geprüft, korrigiert etc.,
Akkorde erkannt, man kann seine musikalischen Ideen abspielen usw.
Man lernt automatisch die Noten.
Ich möchte heutzutage nicht mehr wie vor 45 Jahren mit Papier und Bleistift notieren
und zum Schluß spielt es doch keiner korrekt, weil einige keine Noten kennen.
Alle in der Band Guitar Pro, Dateien mit Titel überspielen und fertig sind wir.
Ein Allheilmittel ist das Programm nicht, aber sehr gut und praktisch.
 
Also ich bin mit Papier und Stift kreativer. Sonst neigt man dazu, dass einfach alles in Schema F zu pressen, weil das Programm es gerne so hätte. Außerdem geht es hier (oder zumindest hmmueller und mir) mehr um das erste notieren. Dass das, was wir hier gezeigt haben für andere nicht lesbar ist, ist ja wohl klar. Das muss schon noch ordentlich abgeschrieben/getippt werden.
Ich würde auf Papier und Stift nicht verzichten wollen, wenn es wirklich um kreatives schreiben/komponieren geht. Bei Sachen, die ich arrangiere oder ähnliches tippe ich auch sofort.
Ich weiß, dass das mit dem erst von Hand schreiben nicht jeder nachvollziehen kann, aber ich finde es sowohl bei Noten als auch bei Text viel (!!!) einfacher und angenehmer: Durchstreichen, anmalen, groß/klein schreiben, eng schreiben... alles direkt möglich (ja, ich weiß, kann man am PC auch, aber es ist so unpersönlich). Das ist ein Empfinden von mir. Kann man rational leider nicht erklären.
Übrigens bei einer lesbaren Handschrift kann es wohl jeder lesen. Ist halt ein bisschen Mühe, aber das ist das tippen am PC auch, wenns am Ende wirklich perfekt und hübsch sein soll.

Und zuletzt... Sorry, aber nicht jeder kennt Guitar Pro bzw. kann damit was anfangen - sind nämlich nicht alles Gitarristen ; )
 
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Also ich bin mit Papier und Stift kreativer.

Und zuletzt... Sorry, aber nicht jeder kennt Guitar Pro bzw. kann damit was anfangen - sind nämlich nicht alles Gitarristen ; )

Deswegen ist es kein Allheilmittel.
In den 60er, als ich mit Gitarre anfing, gab es nur per Fuß.
Tagelang mit Federhalter, später Screpent (schreibt man das so?) Arrangements pinseln war auch nicht so toll.
Wenn es dann zur Probe doch nicht so klang, wie man das wollte, ändern, neu pinseln.
Wer für Bläser arrangiert, kann davon ein Lied singen.

Es muß ja nicht Guitar Pro sein, fast alle Sequenzer und DAW haben ein Notenprogramm.
Aber ein Segen ist der Computer schon.
 
Aber ein Segen ist der Computer schon.

Ich habe bisher ausschließlich am PC notiert. Daher bin ich gewohnt, dass ich mir um so banale Dinge wie die Ausrichtung der Notenhälse keine Gedanken machen muss. Wird automatisch vom Programm erledigt. Kleine bis große Änderungen - kein Problem. Einfügen und Ausschneiden ganzer Takte - kein Problem. Komplette Transpositionen der Tonart - kein Problem. :D
Ich bin froh, dass es solche Programme gibt.
Aber handschriftliche Routine wünsche ich mir auch und da tut jegliches Programm nichts für mich.
 
Seid froh, dass ihr die Noten nicht selber stechen müsst.



Ist ein altes Video, aber ich denke es wird ein bisschen klar wie viele Aspekte in ein gutes Notenbild einfließen.

Handschriftlich notieren hat Vorteile. Wer findet, dass Software besser ist weil sie alle Regeln automatisch befolgt: Lernt es halt. Die Basics sind nicht so schwer. In der Praxis hat man nicht immer einen Computer und Drucker dabei um eine kleine Notiz zu machen. Manchmal hat man auch nicht die Zeit, den Notensatz am PC ist nicht immer schneller. Man kann Noten auch sehr effektiv und leserlich mit der Hand schreiben.

Ich habe schon etliche handschriftliche Bigband-Noten gespielt. Ich selbst habe das nicht erlebt, aber es ist noch nicht soo lang her da gab es in einem Teil Deutschlands kaum Zugang zu kopierern ... da wurden Partituren gekauft und dann die Stimmen handschriftlich abnotiert. Kein Witz. ;)

Bei Handschrift hat man nur beschränkes undo/redo. Man muss sich also klarere Entscheidungen treffen als am PC.

P.S.: Man braucht keine Tage um ein Bläser-Arrangement zu schreiben. ;)
 
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Nicht zu vergessen ist natürlich auch die "Notenschreibmaschine" aus den 50ern ;)

keaton0-496x330.jpg
 
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Wow, das Video zum Notenstich ist ja echt beeindruckend. Mir war gar nicht so klar, wie das eigentlich gemacht wurde/wird, auch wenn ich natürlich wusste, dass es sehr aufwändig ist.
Acht Stunden für eine Seite... Da bin ich ja froh, dass für meine Ansprüche meine Handschrift oder ein schneller Computersatz ausreichen. Viel schneller wird es auch mit dem Computer bei Verlagen immer noch nicht voran gehen, weil da ja wirklich jeder Punkt und jeder Bogen perfekt sitzen muss und so Sachen wie kleine Trillerzeilen oben drüber eingesetzt werden müssen. Und vorher ja auch alles wissenschaftlich vorarbeiten, die Handschrift auswerten, wo welcher Bogen hin soll... Das ist schon echt viel Arbeit. Werde ich das nächste Mal bestimmt dran denken, wenn ich mal wieder Noten für viel Geld kaufen soll/will :redface:

Aber ich finde es tatsächlich ein spannendes Thema, wie verschiedene Notenschriften aussehen, entstehen, welche Möglichkeiten es alles gibt...
 

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