Analog gesteuerte Digital-Oszillatoren

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Tolayon
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Das Gegenteil zu dem Thread-Thema hier - digital gesteuerte Analog-Oszillatoren, kurz DCOs - sind schon seit Jahrzehnten bekannt und längst ein alter Hut.

Hin und wieder frage ich mich aber, ob nicht auch das Gegenteil möglich wäre, nämlich ein digitaler Oszillator/ Wave-Generator, dessen Auslese irgendwie durch analoge Spannungen gesteuert wird.
Tatsächlich habe ich unter diversen Eurorack-Modulen ein Exemplar gefunden, das als "Wavetable VCO" beworben wird, dessen Wavetables spannungsgesteuert durchfahren werden können:

-> Black Wavetable VCO

Nun ist die ganze Eurorack-Schiene nicht wirklich mein Metier, und daher würde ich eine derartige Technologie gerne in einem polyphonen Hybrid-Synthesizer mit weitestgehend fixer Struktur sehen.
Man stelle sich vor, man weist zwei Oszillatoren jeweils exakt dasselbe Sample zu, ohne sie gegeneinander zu verstimmen - und trotzdem ist da immer eine kontinuierliche Drift wahrzunehmen, mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt und in der Intensität auch über einen Extra-Parameter zu beeinflussen (wer es weiterhin ganz statisch mag, kann die VC-Kontrolle der Oszillatoren auch ganz abschalten).
Aber egal, für welchen Abspiel-Modus man sich entscheidet, beide Oszillatoren lassen sich anschließend auf analoger Ebene syncen, ring- und frequenzmodulieren sowie idealerweise auch in der "Pulsbreite" modulieren.
Die weitere Nachbearbeitung wäre dann selbstredend ebenfalls komplett analog (VCF, VCA).

Glaubt ihr, es würde sich lohnen, einen derartigen Hybrid-Synthesizer zu bauen?
Viel teurer als ein herkömmlicher Hybrid-/ Analogsynth dürfte er nicht sein, und er würde die altbekannte Sampling-Technologie um eine lebendigere Dimension bereichern.
 
Eigenschaft
 
beide Oszillatoren lassen sich anschließend auf analoger Ebene syncen, ring- und frequenzmodulieren sowie idealerweise auch in der "Pulsbreite" modulieren.
Das habe ich nicht verstanden. Digitale Oszillatoren sollen (durch was?) analog gesteuert werden, dann aber auf mysteriöse Weise (zu was?) auf der analogen Ebene gesynct oder ringmoduliert werden? :weird: Wie soll das gehen?

Ich weiß nicht so ganz, was Du damit willst. Eurorack kannst Du nicht mit Kompaktsynthesizerrn vergleichen.

Analog muss auch nicht automatisch Drift bedeuten, grade beim heutigen Stand der Technik.

Meinst Du analoge Hüllkurven und LFOs? Ich glaube Du unterliegst einem Trugschluss, wenn Du meinst, dass man damit Lebendigkeit rein bekommt.
 
Im Prinzip macht der Dave Smith Pro-12 etwas ähnliches wie im letzen Teil des von dir vorgeschlagenen Signalflusses. Er hat digitale Oszillatoren, aber der Rest des Signalflusses ist analog. Das heißt, nach den Oszillatoren oder am Eingang des Mixers ist eine (mehrere?) Digital-Analogkonverterstufe. Eine Cross-Modulation der digitalen Oszillatoren auf analoger Ebene ist dadurch aber natürlich nicht möglich.
 
Gewisse Geräte von RMI aus den 70ern dürften so funktionieren. Das ist einmal der RMI Harmonic Synthesizer, der ist additiv, was nur mit Digitaloszillatoren richtig machbar war. Der hat aber eine Oberfläche mit lauter analogen Bedienelementen und keinen Speicher, ist also nicht computerisiert. Außerdem gibt's den RMI Keyboard Computer, der mit diversen Digitalwellenformen arbeitet und auch eine vollanaloge Oberfläche hat.


Martman
 
Der Harmonic Synthesizer ist allerdings auch nur monophon.
Daher kann auch die Tastatur vollanalog arbeiten.

Wäre er polyphon, bräuchtest du entweder eine analoge Tastatur mit aufwendiger Verharfung (wie z. B. in Heimorgeln) oder eine digitale Tastatur (wie z. B. beim Eµ Modular oder bei den Oberheim x-Voices).

Trotzdem weiß ich immer noch nicht, was daran so toll sein soll und was jetzt überhaupt genau gemeint ist.
Vorteil beim RMI Harmonic Synthesizer: VCOs kannst du niemals so präzise stimmen, daß sie immer in exakten harmonischen Intervallen zueinander stehen. 32 davon schon mal erst recht nicht. Auch DCOs kannst du so exakt nicht stimmen. Und analoge Frequenzteilertechnik hat den Nachteil, daß du da nur entweder Rechteckwellen oder Pulswellen oder zu Quasi-Sägezähnen gewaveshapete Rechteckwellen rauskriegst – aber ums Verrecken keinen reinen Sinus. Und für additiv brauchst du reinen Sinus. Den kriegst du nur mit digitalen Oszillatoren.

Vorteil beim RMI Keyboard Computer: Der lebt davon, auf Wellenformen zurückgreifen zu können, die eher in die Richtung Wavetable (PPG Wave), nur ohne Rumfahren im Wavetable, oder DWGS (Korg DW8000) gehen. Auch das kannst du mit analogen Oszillatoren vergessen, da kannst du soviel modulieren und waveshapen, wie du willst. Also ging auch der Keyboard Computer nur mit Digitaloszillatoren zu machen.

Warum wurden die dann aber analog angesteuert? Weil man zum Ansteuern nur Analogtechnik hatte. Wir reden hier von Musikinstrumenten, die ein Jean Michel Jarre 1976 in seiner Küche stehen hatte – im Jahre 3 vor Fairlight. Mitte der 70er Jahre war selbst ein Gigant wie Yamaha noch nicht in der Lage, zigtausend Dollar teure Showorgeln mit Digitalsteuerung zu entwickeln, die in der Größenordnung der Steuerung eines ganzen Synthesizers eine Computersteuerung hätte sein müssen – wie hätte das eine kleine US-Klitsche wie Rocky Mount Industries schaffen sollen?

Man baute, was man bauen konnte. Die Oszillatoren mußte man digital bauen. Ging vom Prinzip her nicht anders. Alles andere baute man analog. Konnte man nicht anders.


Martman
 
Ja, aber warum sollte man die digitalen Oszillatoren heutzutage analog steuern? Und das würde ich gerne von Tolayon wissen, schließlich hat er das Thema eröffnet.
 
Heutzutage gäbe es nur einen Grund: Wavetable-Oszillatoren und Sampleplayer im Eurorack. Denen spezielle digitale Steuereingänge zu verpassen (oder wahlweise MIDI oder USB), widerspräche doch ein bißchen der Modular-Philosophie, oder?


Martman
 

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