Der Banjo-Restaurationsthread

Heute kamen die beiden Naturfelle für Resonanzkörper, Durchmesser 22 cm. Bei den 16 cm Durchmesser des Tonrings habe ich da genügend Überstand für das Umlegen um den Drahtring.
Ein Fell hatte ich zum Üben oder als Reserve mitbestellt. Die Naturfelle für Resonanzkörper der "Altenburger Pergament und Trommelfell Manufaktur" waren von einer herausragenden Qualität und in der gleichen Stärke (0,3 mm) wie mein Originalfell.
Hier ist der Link zur Bestellung:
http://www.pergament-trommelfell.de/shop/index.php?page=product&info=341

Ich konnte es natürlich nicht abwarten und habe ein Fell gleich eingeweicht und aufgezogen, hat rund 20 min gedauert. Es hat wirklich so einen Spaß gemacht und ich finde, jeder sollte mal ein Banjofell aufziehen. :D:rolleyes:
In zwei Tagen wird es soweit trocken sein, dass ich die Restbilder knippsen und hier einstellen kann.
Bis dahin,
ciao.
 
Hier nun die Arbeitsgänge beim Aufziehen eines Naturfells für Resonanzkörper der "Altenburger Pergament und Trommelfell Manufaktur"

Zuerst stellte ich mir den Gegenlager-Drahtring her, der unten in die Spann-Wulst des Felles "eingeschrumpft" wird. Ich verwendete dafür einen 2 mm starken Edelstahlstab aus dem Baumarkt, den ich rund bog und mittels überlappendem Spleiß mit Silberlot verband (Bild 1). Er paßt locker über den Tonring mit rund 0,5 mm Spiel rundum für die Aufnahme des Fells.

Das kreisrunde Segment im Durchmesser von 22 cm wurde eine halbe Stunde in lauwarmem Wasser eingeweicht: Die weiße Farbe des Fells wechselte durchgehend auf "opak" (in Bild 2 noch weiß).

Zwischen Tüchern wurde das Segment etwas getrocknet und dann -nur leicht feucht- mittels Drahtring auf den Tonring aufgezogen (Bild 3).

Dann wurde der Spannring lose aufgelegt und der überstehende Fellrand unter dem Draht seitlich hoch und unter dem Spannring durchgezogen (Bild 4).

Nun wurden die Spannschrauben leicht angezogen, sodass der Spannring rund 5 mm über die Kante des Tonrings gezogen wurde (Bild 5-6).

Der Fellrand wurde mit einer Zange und kräftigem Zug um den Draht glatt gezogen (Bild 7). Keine Sorge: Da reißt nichts. So ein Fell ist stabil.

Danach sah das Ganze von unten wie auf Bild 8 aus.

Nach einem Tag des Trocknens konnte man das aufgespannte Fellsegment schon als Tambourin nutzen: Durch das Trocknen zog sich die Haut zusammen und spannte sich im Rahmen.

Der Spannring wurde abgeschraubt und der überstehende Rand mit einer Nagelschere abgeschnitten (Bild 9).

Bild 10 zeigt das fertig aufgezogenen Fell auf dem Tonring ohne Spannring.



Nun habe ich eigentlich alles fertig und kann das Mando-Banjo wieder zusammenbauen.


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@Peter55 und @Banjo: Vielen Dank für die Kekse, habe mich sehr gefreut, auch über die Zustimmungen von anderen Lesern!:)


Letzte Arbeiten vor dem Zusammenbau:
Die Mechaniken wurden mit einer rotierenden Drahtbürste (Dremel) gereinigt und poliert (Bild 1), ebenso der Saitenhalter.
Das neue Fell wurde nach dem Trocknen wieder aufgespannt.
Nach Durchhärten der Schellack-Oberfläche möchte ich den Lack nach einigen Wochen noch etwas aufpolieren (Autopolitur).
Nach dem Zusammenbau stellte sich erwartungsgemäßt heraus: Die Saitenlage ist nun durch Optimierung des Fells (Höhe auf dem Tonring) und dem nunmehr nicht mehr nachgebenden Hals (hurra!) etwas sehr knapp. Aber: der neue, ca. 2 mm höhere Steg aus Ebenholz mit Knocheneinlage steht schon bereit: Bild 2
Klanglich kann ich keinen Unterschied zum alten Fell feststellen.

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Noch ein Fazit zu den Arbeiten: Der Zeitaufwand ist garnicht so groß, man muss sich einfach nur mal rantrauen. Wenn die Arbeitsgeräte und Ersatzteile bereit stehen, sämtliche Bücher und Internetseiten nach Informationen durchforscht sind, dann benötigt man:
- Abschleifen des alten Lacks bei so einem kleinen Instrument per Handarbeit: ca. 1 h
- Aufziehen des neuen Fells: ca. 20 min, Drahtring dazu ablängen und Hartlöten: 20 min
- Schellack-Arbeiten: jeden Tag nur wenige Minuten, dafür aber 4-6 Sitzungen
- Fummelarbeiten wie neue Gewinde schneiden, alte Holzlöcher für neue Schrauben vorbereiten rtc. dauern manchmal wesentlich länger
- Die meiste Arbeit machte das Laminat aus Ebenholz für die Kopfplatte, das waren schon 2-3 h :rolleyes:

Abschließend natürlich Bilder vom fertigen Instrument. Ich schließe hiermit meinen Arbeitsbericht; es hat sehr viel Spaß gemacht. Jetzt sollte ich also Mandoline spielen lernen.:cool:
Wenn jemand noch Fragen hat: Jetzt wäre der richtige Moment!

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Das ist ja ein richtiges Schmuckstück geworden :great:

Banjo
 
@peter55 Das "Tagging" kannte ich noch nicht, man lernt ja nicht aus beim Schreiben in Foren! :rolleyes:

Ich habe es oben geändert, Du wirst dann also jetzt zweimal markiert, identifiziert und benachrichtigt (tagged).

Danke für die Blumen, einiges sieht am Original besser, anderes schlechter aus als auf den Fotos. Der Lichteinfall spielt eine große Rolle. Immerhin ist alles soweit original geblieben, bis auf die Kopfplatte und die Verschleißteile wie Saiten, Fell und Schrauben, sowie Steg.
 
Vor einigen Wochen habe ich mir ein altes Mandolinen Banjo gekauft. Marke Musikalia
Finde ich mal interessant den Thread, da ich den Banjo Sound durchaus mag. Schönes Teil, jedenfalls sehr Vintage, und man kann mit dem Restaurieren (was sicher auch ne Menge Spaß macht) was schönes draus machen. Gefällt mir gut, wenn Leute alte Instrumente (auch Gitarren) "wiederbeleben" und das im Detail erklären, und Leute dran teilhaben lassen. :great:
 
Grund: Video in geeigneten Thread verschoben
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@peter55
Sorry wegen dem Video, wusste den Unterschied gar net so, da ich mit Banjos net so viel am Hut habe. Nur der Sound mir ab und zu gefällt, und ich so alte Instrumente Restaurieren Geschichten, ob Gitarre, Banjo usw. immer ganz spannend finde. Vielleicht ist das Video jetzt wirklich in nem anderen Thread besser aufgehoben. Nix für ungut.
Gruß
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Immerhin ist alles soweit original geblieben
Ist anhand der Fotos wirklich Nice geworden, und das es Spaß macht glaube ich. Wirklich gute Arbeit soweit ich das beurteilen kann. :great:
 
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@chris_76
Vielen Dank für deine freundlichen Kommentare. Die von dir eingestellten Videos habe ich betrachtet: ja, sehr schön, die geben sich die Kante! :great:

Ansonsten: Ja, das hat Spaß gemacht, sozusagen aus einem "wallhanger" ein bespielbares Instrument zu machen. :rolleyes:
Ich möchte alle diejenigen, die keine zwei linken Hände haben (und Musiker haben ja eigentlich nur rechte oder ganz flinke Finger) animieren, sich mal an die ein oder andere Einstell- oder Reparaturarbeit heranzuwagen. Viele Wege führen nach Rom und es gibt sicher Handwerker mit besseren Werkzeugen, aber auch mit kleinem Equipment ist viel zu machen.
 
Das weiß er schon ;) :D
 
Sooo.... Auch ich durfte bei der Restauration der beiden Framus Damen nun einiges an Erfahrung betreffend Banjos sammeln. Hat bisher riesigen Spass gemacht, auch wenn es sehr anstrengende Stunden waren. Das Dixi ist noch nicht ganz fertig, sollte dann in den nächsten Tagen auch wieder einsatzfähig sein.
Beim kleinen Mandolinbanjo werde ich ein Fell aufziehen, bin schon gespannt wie sich das so bewerkstelligen lässt......

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Gruss, Michi
 
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Soll es denn ein Naturfell werden auf dem kleinen?

Banjo
 
Jo, werde es auf jeden Fall mal probieren....
Ich habe allerdings noch nicht geschaut ob es die auch als 6 inch Variante gibt von irgend einem Hersteller.

Gruss, Michi
 
So, das mit dem Fell hat gut geklappt (einweichen und aufziehen, aber elend fummelig bei dem kleinen Klangkörper), und alle anderen Arbeiten sind mittlerweile auch erledigt. War dann doch noch etwas mehr als erwartet, aber das macht ja dann auch den Reiz aus.

Wenn das Fell trocken ist noch Steg und Saiten, dann hab' ich was kleines, putziges für meine Sammlung.

30124610ur.jpg


Gruss, Michi
 
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Wenn das Fell trocken ist noch Steg und Saiten, dann
... hätten wir gerne eine kleine Klang/Hörprobe ;)

Schön geworden, ich freue mich immer, wenn Instrumente wiede rzum Leben erweckt werden :great:

(Bekeksen darf ich dich noch nicht wieder ... :( )
 
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Das sieht ja prima aus. Ich kann mir gut vorstellen, dass es ziemlich futzelig war, das Fell aufs Mandolinenbanjo aufzuziehen. Woher hattest du eigentlich das Fell? Und hast du einen Drahtring eingelegt, um es spannen zu können? Falls ja: Kleiderbügeldraht oder was sonst? Ich kann mir das gar nicht recht vorstellen, kenne aber auch nur Kunststoff-Felle.

(Bekeksen darf ich dich noch nicht wieder ... :( )
Das erledige ich dann gleich mit ...
 
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Hallo ihr,

Ich wollte mir eigentlich ein Fell von einem Laden besorgen der Trommeln verkauft/ repariert. Allerdings hätte das ein kleines Vermögen gekostet.... Also bei Amazon geschaut, bestellt und dafür 25 Euro bezahlt (14 Zoll Durchmesser)
Den Spannring habe ich vom alten, defekten Fell verwendet. Musste ihn allerdings ein wenig richten, die haben sich damals keine grosse Mühe gemacht sondern etwas lieblos verwurstelt.
Das Griffbrett hatte ein paar kleinere Hacker an den Kanten, die mussten aufgefüllt und versäubert werden. Nebenbei hab' ich einen gefühlten halben Liter Lemon Oil auf dem Ding verteilt. Ich habe, seit ich selber restauriere noch nie ein so trockenes Griffbrett gesehen wie dieses..... Unglaublich.

Aber, ich muss sagen.... Macht Spass so ein echtes Fell zu verbauen. Wenn man lange genug wässert lässt es sich eigentlich problemlos verarbeiten!

Danke für die Kekse, und liebe Grüsse
 
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Bekeksen darf ich dich noch nicht wieder

Wahrscheinlich kommen meine zusammen mit Toms Keksen nicht annähernd an die Schubkarrenladungen von Peter ran, aber wir tun unser Bestes;)

Wirklich ein schönes Restaurationsprojekt:great:

Banjo
 
Wunderschön ist sie geworden!:great:
So eine Banjo-Mandoline in Zither-Banjo-Bauweise und mit Naturfell muss auch wunderschön klingen.

Ein praktisches Problem sehe ich mit diesem Instrument: das Pickguard. Bei Naturfell muss man damit rechnen, dass man bei extremer Luftfeuchtigkeit oder -trockenheit das Fell nachspannen bzw. entspannen muss. Und dazu muss man schnell an die Hexschrauben herankommen. Auch beim erstmaligen Einspielen muss man ein bisschen mit der Fellspanning herumprobieren, bis das Banjo optimal klingt.

Allerdings dürfte sich das Problem mit der Liftfeuchte bei einem so kleinen Fell in Grenzen halten. Nach meiner Erfahrung steht die Wetterfühligkeit eines Felles in direktem Verhältnis zum Durchmesser ...

Viel Spass damit. Wenn wir uns je treffen sollten, sieh zu, das du das Teil dabei hast - mich juckt's richtig in den Fingern!

Cheers,
Jed
 
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